Clemens Setz - Indigo

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Indigo: краткое содержание, описание и аннотация

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Im Norden der Steiermark liegt die Helianau, eine Internatsschule für Kinder, die an einer rätselhaften Störung leiden, dem Indigo-Syndrom. Jeden, der ihnen zu nahe kommt, befallen Übelkeit, Schwindel und heftige Kopfschmerzen. Der junge Mathematiklehrer Clemens Setz unterrichtet an dieser Schule und wird auf seltsame Vorgänge aufmerksam: Immer wieder werden Kinder in eigenartigen Maskierungen in einem Auto mit unbekanntem Ziel davongefahren. Setz beginnt, Nachforschungen anzustellen, doch er kommt nicht weit; er wird aus dem Schuldienst entlassen. Fünfzehn Jahre später berichten die Zeitungen von einem aufsehenerregenden Strafprozess: Ein ehemaliger Mathematiklehrer wird vom Vorwurf freigesprochen, einen Tierquäler brutal ermordet zu haben.
Und jetzt noch einmal von vorne. Vergessen Sie die Zusammenfassung einer Romanhandlung, die sich jeder Zusammenfassung entzieht, und lesen Sie das Buch Indigo von Clemens J. Setz. Sein viertes insgesamt. Sie werden feststellen: Das radikale Gegenprogramm zur hübsch verkasteten Literaturwerkstättenliteratur (Die Welt) geht weiter. Rasend spannend und so erholsam wie eine gute Massage. Hinterher spüren Sie jeden Muskel.

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— Sieht aus wie Tolstoi, sagte ich.

— Ehrlich?

— Ja, irgendwie.

— Ich weiß gar nicht genau, wie Tolstoi aussieht, sagte Christian.

— So wie sich die Leute Gott vorstellen, sagte ich.

Christian lachte. Er druckte das Bild aus und heftete es über seinem Schreibtisch an die Wand.

— Das könnte wirklich jeder sein, sagte er schließlich, nachdem er das Gesicht länger studiert hatte. Alte Leute sehen irgendwie alle gleich aus.

— Wenn dieser Faktor mal unter Kontrolle ist, sagte Paul, dann geht man weiter zum nächsten Punkt und schaut sich die bekannte Geschichte an. In dem Fall wissen wir, äh, also… er ist einfach auf eine Menschenmenge zugelaufen und darin verschwunden. Glaubst du die Geschichte?

— Na ja, das Erste ist immer die Geschichte, sagte Christian achselzuckend. Von ihr muss man ausgehen, ja… Bei Magda T. war es am Anfang auch nur eine Geschichte.

— Hm, sagte Paul. Wenn er nicht von den Leuten zertrampelt worden ist, lebt er vielleicht noch immer irgendwo, wohnt in einem Altersheim, ohne Angehörige, bald neunzig Jahre alt, blind, senil.

— Pfff, machte Christian. Auch von solchen gibt es unendlich viele…

— Ja, sagte Paul, da hast du recht.

Er warf mir einen Blick zu, so wie ihn fremde Leute tauschen, die vor verschlossenen Fahrstuhltüren warten.

— Die Software ist wirklich beeindruckend, stellte ich fest. Erstaunlich.

— Hm?

Christian drehte sich zu mir um. Er sah mich an, als hätte ich eine höchst ungewöhnliche Bemerkung gemacht.

— Die Software funktioniert, wiederholte ich. Und das bei einem so alten Bild. Das ist doch erstaunlich, oder?

— Finde ich auch, sagte Paul. Die war ihr Geld wert.

Christian sagte nichts, er nickte nur kurz und wandte sich dann wieder dem ausgedruckten Bild an der Wand zu.

— Nach so langer Zeit, sagte er leise. Schau ihn dir an.

— Wir könnten ihm vielleicht eine Brille verpassen, meinte Paul. Oder eine Frisur wie Einstein. Oder Beckett.

— Wer? fragte Christian.

— Samuel Beckett.

— Ich weiß nicht, wie der aussieht. Auch wie Gott?

— Nein, eher weniger, sagte ich. Er hatte sehr kraftvolles Haar. Die ganze Energie seiner Erscheinung war bei ihm im Haarschopf konzentriert.

— Ts, machte Christian.

Paul tippte auf dem Laptop herum und zauberte auf das alte Gesicht eine dichte Wolke ungebändigten Greisenhaars, schneeweiß und flackernd. Als er sah, wie Christian herüberblickte, trat er einen Schritt zurück und deutete auf den Bildschirm. Christian lächelte nur und blickte wieder zum Bild.

— Weißt du, was wirklich merkwürdig ist? sagte Christian nach einer Weile. Ich hab das Gefühl, dass ich ihn schon mal gesehen habe. Irgendwo.

— Wo? fragte Paul.

— Weiß nicht. Aber ich könnte schwören…

Er trat ganz nah an das alte Gesicht heran und tippte mit seinem Zeigefinger auf dessen Stirn.

— Könnten wir noch einen Probelauf machen? fragte ich. Nur so, damit ich sehe, wie’s funktioniert. Vielleicht hat einer von euch einen Lichtbild-Ausweis dabei, den wir einscannen könnten. Oder wir machen ein Webcam-Foto, oder –

— Nein, sagte Christian. Das ist eine Regel bei uns, keine unechten Fälle, wir… Warte, ich hab grad an was gedacht… Das…

Paul hob die Arme, als wollte er sagen: Ich hätte ja nichts dagegen, aber er hat nun mal Nein gesagt. Er ist der Boss.

— Okay, dann werde ich mal gehen, sagte ich. Mein Zug…

— Ja, wir sollten wahrscheinlich auch wieder zurück an die Arbeit, sagte Paul. Einen Eindruck hast du ja jetzt bekommen, oder?

— Wenn überhaupt, sagte Christian, dann…

Er schien sich zu besinnen, dass das, was er sagen wollte, überhaupt nicht zur Situation passte. Er hatte gar nicht mehr auf uns geachtet. Eine leichte Röte zog über sein Gesicht, und er tat so, als räusperte er sich.

— Ja, wir sollten wirklich wieder, sagte er. Also dann, Clemens, hat mich gefreut.

Oliver Baumherr brachte mich zur Tür.

— Beeindruckend, oder?

— Ja, sagte ich.

— Sie sehen aber nicht so aus, als wären Sie beeindruckt. Sie wirken etwas enttäuscht, Herr Setz.

— Ich bin einfach verwirrt. Ich habe diese Seiten gelesen, die Sie mir gegeben haben. Relokation… der Begriff ist mir jetzt klar. Er bedeutet einfach umziehen. Und…

— Nicht einfach umziehen, oder?

— Ich meine, ja, okay…

— Sie wirken tatsächlich verwirrt, Herr Setz. Aber Sie werden merken, dass ich Ihnen etwas mitgegeben habe, das Sie später gebrauchen können. Viel Glück. Und viel Erfolg weiterhin.

— Vielen Dank.

— Hier ist Ihr Mantel. Warten Sie, ich helfe Ihnen rein.

Während ich durch die mittäglich brummende Stadt Richtung Südbahnhof ging, dachte ich an Tolstoi — weniger an seine Werke als an sein Gesicht — und versuchte mir vorzustellen, wie die Welt aussehen würde, wäre er anstatt des Jungen aus Kremsmünster kurz vor seinem siebten Geburtstag auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Irgendwo in Russland, auf einer Tanzveranstaltung, von denen es ja zu allen Zeiten und in jedem Land der Welt genug gab. Die Eltern des Jungen aus Kremsmünster hätten ihrem Kind beim Aufwachsen zusehen können, hätten in einsamen Stunden andere Schriftsteller als Tolstoi gelesen, und der Junge wäre zu einem erwachsenen Mann, später zu einem Greis geworden. Söhne, Töchter, Enkelkinder. Schließlich wäre er gestorben und in einem gewöhnlichen Grab beigesetzt worden. Und die Welt hätte die nie geschriebenen Werke von Tolstoi genauso wenig vermisst, wie sie jetzt den Jungen vermisste.

Verunsichert und eingeschüchtert von dieser Erkenntnis stand ich auf dem Bahnsteig herum und fing mich erst wieder, als sich ein paar Männer mit großen Musikinstrumenten zu mir gesellten. Beim Einsteigen bat mich einer von ihnen, ihm mit dem Kontrabass zu helfen, was ich sofort tat, glücklich und erleichtert über das fette, satte Gewicht des großen, mit verschiedenen Reiseaufklebern verzierten Koffers in meinen Händen.

Erst als der Zug schon fuhr, merkte ich, dass ich meinen Lieblingsroman, Halldór Laxness’ Am Gletscher, den ich extra mitgenommen hatte, um ihn während der zweieinhalbstündigen Zugfahrt zurück nach Graz zu lesen, im Hotelzimmer vergessen hatte. Verwirrt legte ich eine Hand auf die Fensterscheibe, als könnte ich den Zug dadurch ein wenig bremsen. Schon als ich ein Kind war, war mein Mitleid mit Dingen und Tieren stärker gewesen als mit Menschen. Verlorene Schals weinten die ganze Nacht in der Dunkelheit, ein kaputter Regenschirm fühlte sich wie ein Rabe mit gebrochenen Flügeln und war untröstlich darüber, dass er nie wieder den frischen Regen auf seiner gespannten Haut spüren würde, eine Biene, die an der Innenseite eines Fensters entlangschwirrte, sehnte sich nach der Luft und der Sonne und der Nähe ihres Volkes, und ein Baum, aus dessen Krone ein altes Frisbee geschüttelt wurde, war traurig über den Verlust seines Spielzeugs oder Schmucks. Zur selben Zeit liebte ich explodierende Häuser, Soldaten, die brennend aus Helikoptern fielen oder von Maschinengewehrsalven durchlöchert wurden, und ich hüpfte vor Freude vor dem Fernseher auf und ab, wenn einem Menschen in einem Kung-Fu-Film — egal, ob er es verdient hatte oder nicht — durch die akrobatischen Attacken seines Gegners das Genick gebrochen wurde und er röchelnd und nach Luft ringend auf der Erde lag, und der Sieger ging vor ihm ein letztes Mal majestätisch in Position und verbeugte sich vor ihm, als begrüßte er den Tod selbst, der unsichtbar die Szene betrat, um seine Opfergabe abzuholen. Selbst heute noch scheint es mir, als hätte ich das Mitfühlen und Mitleiden mit Menschen gerade erst gestern gelernt und müsste mich immer noch an die unerträgliche Helligkeit gewöhnen, in die es die Welt taucht.

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