Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts

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In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация

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Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr '89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

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In der Kommunistischen Partei hatte sie zum ersten Mal Respekt und Anerkennung erfahren. Erst die Kommunisten, die sie ursprünglich für eine Art von Banditen gehalten hatte (als Kind hatte sie sich immer vorgestellt, dass sie in die Häuser eindrangen und die gemachten Betten einrissen, weil ihre Mutter erzählt hatte, die Kommunisten seien «gegen die Ordnung») — erst die Kommunisten hatten ihre Talente erkannt, hatten ihre Fremdsprachenausbildung gefördert, hatten sie mit politischen Aufgaben betraut, und während ihr Bruder Carl-Gustav, für dessen Kunststudium ihre Mutter in barbarischer Weise gespart hatte — Charlotte erinnerte sich noch jetzt mit Bitterkeit daran, wie sie, um Gas zu sparen, zum Bewachen des Pfeifkessels abgestellt wurde und wie die Mutter ihr mit dem Stullenbrett auf den Hinterkopf schlug, wenn sie es versäumte den Pfeifkessel rechtzeitig, nämlich bevor er pfiff, abzudrehen —, während also Carl-Gustav als Künstler gescheitert und im Schwulenmilieu Berlins versackt war, kehrte sie, die nur vier Klassen der Haushaltsschule besucht hatte, heute nach Deutschland zurück, um ein Institut für Sprachen und Literatur zu übernehmen, und das Einzige, was ihr wehtat, war, dass ihre Mutter diesen Triumph nicht mehr erlebte; dass sie ihrer Mutter nicht noch ein lapidares Schreiben schicken konnte mit dem Briefkopf Charlotte Powileit. Institutsdirektorin .

Aber dann kam wieder die Nacht. Der Schiffsleib schlingerte durch die Dunkelheit, und kaum war Charlotte eingeschlafen, war Adrian da und führte sie durch verschlungene unterirdische Gänge, an deren Ende etwas Schlimmes auf sie wartete … Sie erwachte von ihrem eigenen Schrei.

Indessen schien es Wilhelm von Tag zu Tag besserzugehen. Eben noch, auf der anderen Seite des Ozeans, hatte er unter chronischer Schlaflosigkeit gelitten und sich über mangelnden Appetit beklagt. Aber je weniger Charlotte aß, desto größer schien Wilhelms Hunger zu werden. Er schlief gut, machte täglich, auch bei dem größten Dreckswetter, ausgedehnte Spaziergänge an Deck und beschwerte sich, wenn er mit seinem durchweichten, aber offenbar unverwüstlichen Tardan-Hut zurückkam, dass Charlotte die ganze Zeit in der Kabine hockte.

— Ich bin seekrank, sagte Charlotte.

— Auf der Hinfahrt warst du nicht seekrank, entgegnete Wilhelm.

Er, der zwölf Jahre lang auf jeder Abendgesellschaft herumgestanden hatte wie ein vergessener Spazierstock, der bis zum Schluss kein spanisches Schild lesen konnte und Charlotte zu Hilfe rufen musste, wenn ihn ein Polizist ansprach, erwies sich auf einmal als Kenner und Liebhaber Mexikos und unterhielt die Gesellschaft am Kapitänstisch mit wirklich erstaunlichen Erlebnisberichten, und obwohl er seit seiner Hamburger Zeit — Lüddecke Import Export — immer in Rätseln und Andeutungen sprach, waren bald alle überzeugt, er habe den Weg zwischen den beiden Ozeanen zu Pferde zurückgelegt, habe in Puerto Angel vom Kanu aus Haifische geangelt und persönlich den vom Urwald überwucherten Maya-Tempel Palenque entdeckt — während Charlotte ihren Zwieback in Kamillentee tunkte.

Der eisige Wind, mit dem sie das neue Deutschland empfing, schien Wilhelm nicht das Geringste auszumachen. Aufrecht stolzierte er durch das Hafengelände, die Hand am Hut, so zielgerichtet, als kenne er sich hier aus. Charlotte trippelte hinterher, mit hochgezogenen Schultern.

Dann waren sie in einer Baracke, ein bleicher Mann stöberte in ihren Papieren, und während Charlotte noch überlegte, ob man einen Zöllner im neuen Deutschland mit «Bürger» oder «Genosse» anredete, hatte Wilhelm die Angelegenheit geregelt und sogar schon ein Taxi bestellt.

Was sie von der Stadt zu sehen bekamen, unterschied sich im Grunde kaum vom Hafen, und obwohl Charlotte auf den ersten Blick keine unmittelbare Zerstörung erkennen konnte, sah eigentlich alles zerstört aus: die Häuser, der Himmel, die Menschen, die ihre Gesichter hinter hochgeschlagenen Kragen verbargen.

An einer Ecke wurde aus einer Tonne Suppe verkauft.

Zwei Gestalten versuchten, einen über und über mit Gerümpel beladenen Leiterwagen den Bordstein hinaufzuziehen.

Allmählich dämmerte Charlotte, dass der Hut mit dem schwarzen Halbschleier, den sie extra für die Rückkehr gekauft hatte, eine Fehlentscheidung gewesen war.

Wilhelm kommandierte den Gepäckträger herum. Charlotte gab dem verdutzten Mann zwei Dollar Trinkgeld.

— Du übertreibst, sagte Wilhelm.

— Du auch, sagte Charlotte.

Der Zug fuhr ein, gefährlich zischelnd. Es roch nach Eisenbahn: die typische Mischung aus Ruß und Exkrementen. Charlotte war lange nicht mehr Eisenbahn gefahren.

Sie sah aus dem Fenster. Die Landschaft zog vorbei, zum gleichmäßigen Tam-Tam des Fahrwerks. Der Wald triefte vor Nässe. Auf den Brachen lagen die schmutzigen Reste des ersten Schnees. Aus einem Schrankenwärterhäuschen stieg Rauch auf, und gerade noch im Vorbeifahren erhaschte Charlotte, wie der Schrankenwärter begann, die Schranken hochzukurbeln.

— Schrankenwärter, sagte Wilhelm. Triumphierend, als sei damit irgendetwas bewiesen.

Charlotte reagierte nicht, schaute weiter aus dem Fenster. Versuchte, irgendetwas Tröstliches zu entdecken; versuchte, sich an dem backsteinroten Kirchturm zu erfreuen; versuchte, beim Anblick der Landschaft so etwas wie Heimatgefühle zu empfinden. Die von Bäumen gesäumten Chausseen, immerhin, erinnerten sie daran, dass es auch in Deutschland so etwas wie Sommer gab. Lauer Fahrtwind, Wilhelms BMW R 32 mit Beiwagen, in dem die Jungs saßen. Ahnungslos. Lachend.

Der Zug hielt, die Abteiltür ging auf. Ein Hauch von Braunkohleruß und kaltem Regen wehte herein. Der Mann grüßte nicht, zog seinen Mantel nicht aus, als er sich setzte; es war ein abgewetzter dunkler Ledermantel. Seine Schuhe waren lehmverschmiert.

Der Mann musterte sie kurz aus dem Augenwinkel, holte dann eine Brotbüchse aus seiner Aktentasche und entnahm ihr eine schon angebissene Klappstulle. Er kaute lange und gründlich, legte das zu drei Vierteln aufgezehrte Brot wieder in die Büchse hinein. Dann holte er das Neue Deutschland aus seiner Aktentasche und schlug es auf, und Charlotte fiel sofort eine Überschrift auf der ihr zugewandten Rückseite des Blattes ins Auge:

DIE PARTEI RUFT DICH!

Charlotte schämte sich. Für ihren Hutschleier. Für ihre Angst. Für die fünfzig Dosen Nescafé in ihrem Koffer … Ja, die Partei brauchte sie. Dieses Land brauchte sie. Sie würde arbeiten. Sie würde mithelfen, dieses Land aufzubauen — gab es eine schönere Aufgabe?

Der Mann hielt das ND jetzt so, dass sie den unteren Teil der Seite einsehen konnte: Nebensächlichkeiten, die sie aber plötzlich interessierten. Wie schön zu denken, dass sie, wenn sie wollte, tatsächlich heute abend ins Stern-Kino Berlin-Mitte gehen könnte — Weg zur Hoffnung wurde gespielt, Charlotte war bereit, auch das als gutes Omen zu nehmen, und es rührte sie — warum? — fast zu Tränen, als sie unter der Rubrik STREIFLICHTER las:

Bestellungen auf große Weihnachtsbäume sind bis spätestens 18. Dezember schriftlich oder telefonisch an die Konsumgenossenschaft Groß-Berlin aufzugeben.

Der Mann klappte die Zeitung ganz auf, sodass für Charlotte die Titelseite sichtbar wurde, und wie von selbst fiel ihr Blick auf eine Bildunterschrift mit den Worten:

Der Staatssekretär im Bildungsministerium, Genosse …

Und jetzt hätte eigentlich kommen müssen: Karl-Heinz Dretzky.

Kam aber nicht.

Der Zug ruckelte über ein Weichenfeld. Charlotte taumelte im Gang hin und her, spürte kaum, wie sie anstieß. Mit Mühe erreichte sie die Toilette, riss — mit bloßen Händen — den Klodeckel auf und erbrach das wenige, was sie zum Frühstück gegessen hatte.

Sie klappte den Deckel hinunter, setzte sich drauf. Das Tam-Tam der Zugräder ging ihr jetzt direkt in die Zähne, direkt in den Kopf. Sie spürte noch immer den kalten, prüfenden Blick, der sie über den Rand der Zeitung hinweg getroffen hatte. Schwarzer Ledermantel — ausgerechnet. Es war alles klar, alles passte zusammen.

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