Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts

Здесь есть возможность читать онлайн «Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Год выпуска: 2012, Издательство: Rowohlt, Жанр: Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «In Zeiten des abnehmenden Lichts»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr '89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

In Zeiten des abnehmenden Lichts — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «In Zeiten des abnehmenden Lichts», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Eingeschleust hieß das entsprechende Wort. Eingeschleust durch den zionistischen Agenten Dretzky.

Es quietschte und krächzte, als könnte der Zug auseinanderbrechen. Sie hielt ihren Kopf mit beiden Händen fest … Oder drehte sie durch? Nein, sie war ganz bei Verstand. War so klar im Kopf wie schon lange nicht mehr … Hätte wenigstens da gestanden: der neue Staatssekretär … Sie kicherte fast vor Vergnügen darüber, wie fein sie die Nuancen zu unterscheiden gelernt hatte. Der neue Staatssekretär: Das hieße, es gab einen alten … Aber es gab keinen alten. Er existierte nicht. Sie waren die Protegés eines Nichtexistenten. Sie waren selber so gut wie nichtexistent. Auf dem Ostbahnhof würden Männer in schwarzen Ledermänteln stehen, und Charlotte würde ihnen folgen, ohne Widerstand, ohne Lärm. Würde Geständnisse unterschreiben. Würde verschwinden. Wohin? Sie wusste es nicht. Wo waren die, deren Namen nicht mehr genannt wurden? Die nicht nur nicht existierten, sondern nie existiert hatten?

Sie stand auf, nahm den Hut ab. Spülte den Mund aus. Betrachtete sich im Spiegel. Idiotin.

Holte die Nagelschere aus ihrer Handtasche und trennte den Halbschleier von ihrem Hut ab. Wenigstens das wollte sie sich ersparen.

Der Mann stand im Gang und rauchte, sie quetschte sich an ihm vorbei, ohne ihn zu berühren.

— Wo warst du denn so lange, wollte Wilhelm wissen.

Charlotte antwortete nicht. Setzte sich, schaute aus dem Fenster. Sah die Felder, die Hügel, sah sie und sah sie nicht. Staunte, dass sie jetzt vor allem Ärger empfand. Staunte darüber, was sie jetzt dachte. Sie dachte, dass sie an etwas Wichtiges denken müsste. Aber sie dachte an ihre Schweizer Schreibmaschine ohne «ß». Sie dachte daran, wer wohl in den Genuss der fünfzig Dosen Nescafé kommen würde. Sie dachte an die Königin der Nacht, die sie (zu einem miserablen Preis!) an den Blumenhändler zurückgegeben hatte. Und sie dachte, während draußen ein Film ohne Inhalt ablief, während ein Traktor über ein Feld kroch …

— Ein Traktor, sagte Wilhelm.

… während der Zug an einem kleinen, dreckigen Bahnhof hielt …

— Neustrelitz, sagte Wilhelm.

… während die Landschaft flacher und trostloser wurde, während monotone Spaliere aus Kiefern vorbeiflogen, unterbrochen von Brücken und Straßen und Bahnübergängen, an denen nie jemand stand, während Telegrafendrähte in sinnloser Eile von Mast zu Mast hüpften und Regentropfen schräg über die Scheibe zu kriechen begannen — sie dachte daran, wie Wilhelm vor fast einem Jahr in Puerto Angel im Liegestuhl gesessen hatte, dachte an die dürren, blassen Waden, die aus den Hosenbeinen herausstaken …

— Nanu, der Schleier ist ab, sagte Wilhelm.

— Ja, sagte Charlotte, der Schleier ist ab.

Wilhelm lachte. Das Weiß der Augen blitzte auf in seinem braungebrannten Gesicht, und sein kantiger Schädel glänzte wie poliertes Schuhleder.

Oranienburg: ein Wegweiser an der Straße. Erinnerungen an Ausflugskneipen, wo man für ein paar Pfennige Kaffee bekam und im Schatten einer Kastanie mitgebrachte Brote verzehrte; an Badestrände, an sonntäglich gekleidete Menschen, an die Stimmen von Händlern mit Bauchläden und an den Geruch heißer Bockwurst. Jetzt, bei der Durchfahrt, glaubte sie für eine Sekunde, es handle sich um ein anderes, ihr unbekanntes Oranienburg: eine Ansammlung sinnlos verstreuter Gebäude, die, wenn sie überhaupt je bewohnbar gewesen waren, allesamt verlassen aussahen.

Ein zerborstener Mast. Militärfahrzeuge. Die Russen.

Eine Frau mit Fahrrad stand am Bahnübergang, im Fahrradkorb ein Hund. Plötzlich wusste Charlotte, dass sie Hunde nicht leiden konnte.

Dann Berlin. Eine abgebrochene Brücke. Zerschossene Fassaden. Dort ein zerbombtes Haus, das Innenleben entblößt: Schlafzimmer, Küche, Bad. Ein zerbrochener Spiegel. Fast glaubte sie, noch die Zahnputzbecher zu erkennen. Der Zug rollte an dem Gebäude vorbei — langsam, wie auf einer Stadtrundfahrt. Fast bedauerte Charlotte die Bewohner dieses Landes: Was für ein Aufwand!

Nichts kam ihr bekannt vor. Nichts hatte mit der Metropole zu tun, die sie Ende der dreißiger Jahre verlassen hatte. Geschäfte mit armseligen, handgemalten Schildern. Leere Straßen. Kaum ein Auto, wenige Passanten.

Dann wieder eine Menschenschlange vor einem Gebäude. Standen dort, stumpfsinnig, grau.

Ein paar Arbeiter, die inmitten dieser Hoffnungslosigkeit ein winziges Stück Straße flickten.

Dann begannen die Gleise sich zu verzweigen.

— Ostbahnhof, sagte Wilhelm.

Mit weichen Knien stolperte Charlotte durch den Gang. Die Zugbremsen quietschten. Wilhelm stieg aus, nahm die Koffer entgegen. Charlotte stieg aus. Der Bahnhofshimmel — das Erste, was sie wiedererkannte. Die Tauben auf den Stahlträgern. Drüben vom S-Bahnsteig her die schwungvolle Ansage:

— Zuuurückbleimbitte!

Vorsichtig sah Charlotte sich auf dem Bahnsteig um.

— Du bist ja ganz gelb im Gesicht, sagte Wilhelm.

1. OKTOBER 1989

Der Irrsinn begann kurz vor acht Uhr morgens.

Es war Sonntag.

Es war still.

Einzig das gedämpfte Tschilpen der Spatzen drang, wenn man hinhörte, durch das halbgeöffnete Schlafzimmerfenster und brachte einem zu Bewusstsein, wie still es war. Es war die Stille eines abgeschnittenen Ortes, der seit über einem Vierteljahrhundert im Windschatten der Grenzanlagen vor sich hin dämmerte, ohne Durchgangsverkehr, ohne Baulärm, ohne moderne Gartengeräte.

In diese Stille hinein schrillte das Telefon in heimtückischen Abständen.

Manchmal glaubte Irina, schon an der Art des Klingelns zu erkennen, dass es Charlotte war. Sie lag rücklings im Bett, mit angezogenen Beinen, hörte durch die Schlafzimmertür, wie Kurt aus der Küche kam, wie das Parkett unter seinen Füßen knarrte, während er die sechs Meter Raumlänge durchmaß. Wie er endlich den Hörer abnahm und sagte:

— Ja, Mutti.

Irina schloss die Augen, schürzte die Lippen. Versuchte, ihren Ärger zu unterdrücken.

— Nein, Mutti, sagte Kurt. Alexander ist nicht bei uns.

Wenn er mit Charlotte sprach, sagte er «Alexander» statt Sascha, was in Irinas Ohren merkwürdig klang: dass ein Vater den eigenen Sohn «Alexander» nannte — so sagte man im Russischen nur, wenn man sich siezte.

— Wenn ihr um elf verabredet seid, sagte Kurt, dann wird Alexander wohl um elf kommen … Hallo? … Hallo!

Offenbar hatte Charlotte aufgelegt — ihre neueste Masche: einfach aufzulegen, wenn sie das Interesse an dem Gespräch verlor oder wenn sie die Informationen, die sie brauchte, bekommen hatte.

Kurt ging zurück in die Küche.

Irina hörte ihn scharren und klappern: Frühstück machen. Seit neuestem hatte Kurt sich in den Kopf gesetzt, dass er am Wochenende das Frühstück machte — wohl um zu beweisen, dass auch er für die Gleichberechtigung war.

Irina verzog das Gesicht und trauerte für ein paar Sekunden der verlorenen Morgenstunde nach: der einzigen Stunde, die ihr gehörte, wenn niemand anrief, niemand ihr auf die Nerven ging, sie in aller Stille ihren Kaffee trank und ihre erste Zigarette rauchte, bevor sie sich an die Arbeit machte, was für ein Genuss. Wie auch das winzige Schnäpschen, das sie sich manchmal, in letzter Zeit, genehmigte. Nur eins, da war sie eisern. Um sich zu wappnen für den Tag. Um den Irrsinn auszuhalten.

Ihrsinn , wie Irina sagte.

Seit Wochen ging das jetzt so: Täglich rief Charlotte an, bestellte irgendwas, erteilte Aufträge, nahm sie wieder zurück, änderte sie, erteilte sie erneut: Ob Irina selbstklebende Etiketten besorgen könne für die Beschriftung der Blumenvasen. Wie jedes Jahr hatte Charlotte Blumenvasen in ganz Neuendorf zusammengeborgt, und obwohl es immer problemlos geklappt hatte, hatte Charlotte sich plötzlich in den Kopf gesetzt, dass die Blumenvasen beschriftet werden müssten, damit jeder die richtige Vase zurückbekam.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «In Zeiten des abnehmenden Lichts»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «In Zeiten des abnehmenden Lichts» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «In Zeiten des abnehmenden Lichts»

Обсуждение, отзывы о книге «In Zeiten des abnehmenden Lichts» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x