Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts

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In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация

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Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr '89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

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Warum eigentlich? Warum, fragte sich Irina, war sie tatsächlich losgefahren und hatte diese verdammten Etiketten besorgt? Einen halben Tag lang hatte sie sämtliche Schreibwarengeschäfte der Stadt abgeklappert — das sagte sich leicht: Parkplätze suchen, Baustellen umfahren (immer die gleichen, sich seit Jahren nicht von der Stelle bewegenden Baustellen), an der Tankstelle anstehen (eine halbe Stunde lang sich mit Dränglern herumstreiten), sich über vergebliche Wege ärgern, weil man, wenn man endlich einen Parkplatz gefunden hatte, am Geschäft ein Schild «Wegen Inventur geschlossen» vorfand — und war am Ende, weil es natürlich in keinem einzigen Schreibwarenladen Etiketten gab, mit einer Flasche Kognak zur DEFA gefahren, um den Chef des Großbildlabors zu bitten, ihr ein paar von diesen verdammten Etiketten zu besorgen … Dabei waren Wilhelm die Blumen sowieso vollkommen gleichgültig. Irina erinnerte sich gut daran, wie er letztes Jahr in seinem Ohrensessel gesessen und — einem Kind gleich, das immer denselben Witz wiederholt — jeden Gratulanten mit demselben Satz abgewatscht hatte:

— Stell das Gemüse in den Blumentopf!

Und seine Schranzen hatten jedes Mal schallend gelacht, als wäre das sonst was für eine Geistesleistung.

Wilhelm hörte schon lange nicht mehr gut. Halb blind war er auch. Er saß nur noch in seinem Ohrensessel, ein Skelett mit Schnurrbart, aber wenn er die Hand hob und sich anschickte, etwas zu sagen, verstummte alles und wartete geduldig, bis er ein paar krächzende Laute hervorbrachte, die anschließend eifrig von allen Anwesenden interpretiert wurden. Jedes Jahr bekam er irgendeinen Orden verliehen. Jedes Jahr wurden irgendwelche Reden gehalten. Jedes Jahr wurde derselbe miserable Kognak in denselben bunten Aluminiumbechern serviert. Und jedes Jahr, so schien es Irina, war Wilhelm von noch mehr Schranzen umgeben, sie vermehrten sich, eine Art Zwergengeschlecht, lauter kleine Leute in speckig grauen Anzügen, die Irina nicht unterscheiden konnte, die immerzu lachten und eine Sprache sprachen, die Irina tatsächlich, auch beim besten Willen, nicht verstand. Wenn sie die Augen schloss, wusste sie schon jetzt, wie sie sich am Ende dieses Tages fühlen würde, spürte ihre vom falschen Lächeln erstarrenden Wangen, roch die Majonäse, die ihr aufstieß, nachdem sie aus lauter Langeweile das kalte Buffet durchprobiert hatte, schmeckte das Aluminium-Aroma des in bunten Bechern servierten Kognaks.

Ohnehin betrat sie das Haus ihrer Schwiegereltern nicht gern, schon der Gedanke daran war ihr unangenehm. Sie hasste die dunklen, schweren Möbel, die Türen, die Teppiche. Alles in diesem Haus war dunkel und schwer. Alles erinnerte sie an ihre Leidenszeit, sogar die toten Tiere, die Wilhelm an die Wände genagelt hatte. Nein, auch nach dreiunddreißig Jahren hatte sie nicht vergessen, wie es war, die Ritzen in der holzvertäfelten Flurgarderobe zu putzen. Wie sie Haferflocken hatte kochen müssen für Wilhelm: Unten an der Treppe stehen und lauschen, wann Wilhelm oben aus dem Badezimmer kam, und dann — husch! — in die Küche, die Flocken einrühren, damit sie, wenn sie serviert wurden, nicht klebten … Nie im Leben war sie so hilflos gewesen: der Sprache nicht mächtig, wie eine Taubstumme, die verzweifelt in den Gesten und Blicken der anderen Orientierung sucht.

Und Kurt?

Kurt hatte, während sie, das Kind am Rockzipfel, in der Wäschekammer stand und Wilhelms Hemden bügelte, bei Charlotte auf dem Sofa gesessen und Weintrauben gefuttert. So war das gewesen. Zusammen mit dieser Frau Stiller.

Frau Doktor Stiller, pardon.

Sie hörte, wie Kurt ins Zimmer kam, irgendwas auf den Tisch stellte, wieder in die Küche ging. Jetzt war es gleich halb neun. Bis zehn Uhr musste sie die Blumen abgeholt haben. Dann noch ins Russenmagazin, die Belomorkanal holen. Außerdem wollte sie noch Pelmeni kochen — wenn Sascha schon mal zum Mittagessen kam.

Aber Kurt bestand darauf, dass sie liegen blieb, bis er den Kopf durch den Türspalt steckte und sie mit kindlicher Stimme zum Frühstück rief. Und Irina tat ihm den Gefallen. Warum eigentlich?

Sie betrachtete sich in dem großen, ovalen Spiegel, der schräg über ihr an der Stirnseite des Bettes hing … Lag es am Licht? Oder daran, dass man sich in diesem verdammten Spiegel immer auf dem Kopf stehend sah? Der Spiegel kommt auch mal weg, dachte Irina und erinnerte sich im selben Moment daran, dass sie diesen Gedanken schon des Öfteren gedacht hatte: immer sonntags, wenn Kurt Frühstück machte und sie hier lag und sich im Spiegel betrachtete.

Das Schlimmste war, dass sie anfing, in ihrem Gesicht Züge ihrer Mutter zu entdecken. Diese Tatsache entmutigte Irina. Gewiss, sie konnte noch immer ziemlich gut aussehen. Horst Mählich, mit seinen Hundeaugen, würde ihr heute wieder inbrünstige Komplimente machen, und selbst dieser ewig grinsende neue Bezirkssekretär, ein geschlechtsloses Wesen, das eher aus Kunststoff als aus Fleisch zu bestehen schien — im Gegensatz zu dem alten, der zwar klein und dick, aber dennoch ein Mann gewesen war, sogar imstande, einer Dame die Hand zu küssen — , selbst dieser neue Bezirkssekretär würde sich, wenn er sie begrüßte, einmal mehr verbeugen als nötig, und dabei würde, wenn nicht Bewunderung, so doch etwas wie Verlegenheit in dem Blick aufscheinen, der knapp an ihr vorbeiginge.

Aber das alles änderte nichts daran, dass das Alter spürbar und unwiderruflich vorrückte, und seit ihre Mutter mit im Hause wohnte (Irina hatte sie vor dreizehn Jahren unter unvorstellbarem bürokratischem Aufwand aus Russland herübergeholt), hatte sie täglich vor Augen, wohin dieses Vorrücken führte. Natürlich hatte sie schon immer gewusst, dass man alt wurde. Aber die Anwesenheit ihrer Mutter brachte ihr täglich die Vergeblichkeit ihres Kampfes zu Bewusstsein, nagte an ihr, setzte in ihrem Kopf ketzerische Ideen in Umlauf, flüsterte ihr die Versuchung ein, aufzugeben — als Frau. Wozu Stützstrumpfhosen und Zahnfleischbehandlungen, wozu Haarteile und Schönheitsmilch, wozu alles Zupfen und Übermalen? Um irgendwelchen uninteressanten alten Männern mit Funktionärshaarschnitten zu imponieren? Um des kleinlichen Vergnügens willen, jedes Jahr wieder über Frau Stiller, Pardon, Dr. Stiller zu triumphieren, deren Figur mehr und mehr einem Kartoffelsack glich und deren Gesicht sich infolge einer Bluthochdruckkrankheit mehr und mehr rötete?

Das Telefon klingelte.

Wieder knarrten Kurts Schritte über sechs Meter Parkett. Vorbei an dem Lümmelsofa. Dicht an der Schlafzimmertür entlang, und dann, endlich, seine Stimme:

— Ja, Mutti.

Unglaublich, dachte Irina, wie freundlich, wie geduldig Kurt mit Charlotte war.

— Nein, Mutti, sagte Kurt, jetzt ist es halb neun. Wenn ihr um elf verabredet seid, dann kommt Alexander in zweieinhalb Stunden.

Im Grunde, im tiefsten Herzen, kränkte es Irina. Ja, sie empfand es als eine andauernde, schwere Ungerechtigkeit: als weigere Kurt sich bis heute einzusehen, was Charlotte ihr damals angetan hatte.

— Mutti, ich weiß doch nicht, wann ihr verabredet seid, sagte Kurt.

Wie den letzten Dreck hatte Charlotte sie behandelt. Wie ein Dienstmädchen. Und am liebsten, dachte Irina, hätte Charlotte sie wieder zurückgeschickt, in ihr russisches Dorf — und Kurt mit Frau Dr. Stiller verkuppelt.

Sie hörte Kurt in die Küche zurücktapsen. Herrgott, wie lange brauchte denn dieser Mensch, um ein Stück Käse auszuwickeln und zwei Teller hinzustellen? Und am Ende bildete er sich noch ein, er würde etwas zur Hausarbeit beitragen. Dabei schadete er mehr, als er nutzte. Einmal hatte er vergessen, die Kanne unter die Kaffeemaschine zu stellen. Ein anderes Mal gab es ungekochte Eier zum Frühstück — aber das Wasser hatte er exakt dreieinhalb Minuten gekocht!

Der einzige Lichtblick heute: dass Sascha zum Mittag kam. Das, dachte Irina, während sie die Decke abwarf, um ein paar Yoga-Übungen zu machen (oder was sie dafür hielt) — das war die einzige angenehme Begleiterscheinung dieses Geburtstags.

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