Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts

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In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация

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Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr '89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

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Alexander wird duschen gehen. Er wird, mit beiden Händen gegen die Wand gestemmt, das warme Wasser über seinen Rücken und seine Beine laufen lassen: lange — solange das Wasser im Boiler reicht.

Dann wird er das zusammenklappbare Schachbrett seines Vaters unter den Arm klemmen und, trotz der Hitze jetzt ein wenig fröstelnd, zum Strand hinabsteigen. Er wird sich in seinen Liegestuhl unter dem blauen Sonnenschirm setzen und wird sich, bevor er sich seiner Vormittagsbeschäftigung widmet, bei einer der Mexikanerinnen, die hier am Strand umgehen, ein kleines Frühstück zusammenkaufen.

Er kauft immer bei derselben Frau und immer dasselbe: einen Plastikbecher mit geschältem Obst und drei Tortillas; dennoch wird die Frau, wenn sie — nach Wahrung einer gewissen Anstandsfrist — neben ihm auftaucht und ihm ihre wenigen Waren vorlegt, ihn wieder mit demselben fragenden (aber keineswegs bittenden) Blick anschauen; sie wird, nachdem er seinen Obstbecher und seine Tortillas bekommen hat, im Kopf alles aufs Neue zusammenrechnen und zu einem Ergebnis kommen, das täglich ein wenig differiert, was Alexander mit der jeweiligen Zusammenstellung des Obstes in Zusammenhang bringt (heute sind es Mango, Ananas und Melone), was aber praktisch keine Bedeutung hat, weil die Summe, die er ihr, unter Einrechnung eines kleinen Trinkgelds, am Ende zu überlassen pflegt, ohnehin immer dieselbe ist. Es geht der Frau, so vermutet Alexander, lediglich darum, ihm — oder sich? — das Gefühl zu vermitteln, es handle sich hier um eine Transaktion zwischen gleichberechtigten Partnern, was natürlich nicht im Mindesten zutrifft. Nichts ist offensichtlicher als ihre Ungleichheit — eine Ungleichheit, die, so viel ist ihm klar, letztlich auf nichts anderem beruht als auf ein paar — obendrein gestohlenen — Banknoten.

Deshalb, oder vielleicht auch, weil der Hunger ihn allmählich kribbelig macht, wird Alexander beschließen, das Ritual abzukürzen und der Frau das Geld in die Hand zu drücken — und wird es dann doch nicht tun, sondern abwarten, bis sie mit umständlicher Sorgfalt einen — von insgesamt drei — Obstbechern auswählt, drei — von insgesamt sechs — Tortillas auf einen Pappteller schiebt und mit leerem Blick ihre unsichtbaren Zahlen zusammenrechnet; er wird ihre dunklen, an den Innenseiten jedoch kindlich rosigen Hände betrachten, ihr schmales, strenges, von einem rauchblauen Tuch umhülltes Gesicht, und wird sich fragen, wie alt die Frau ist: fünfzig? Dreißig? Wie hoch ist eigentlich die Lebenserwartung in Mexiko? Besser gefragt: Wie hoch ist eigentlich die Lebenserwartung einer Frau aus der mexikanischen Unterschicht?

Obwohl er vor Unterzuckerung schon ein wenig zu zittern beginnt, wird er abwarten, bis die Frau sich mit langsamen, vom Sand gebremsten Schritten entfernt hat. Dann wird er das Obst noch einmal gründlich mit Trinkwasser abspülen.

Er wird alles Obst auf einmal essen. Er wird essen, zitternd vor Gier, und wird es, wenn er seine vom süßen Obst klebrigen, wie zum Schwur erhobenen Finger betrachtet, nicht vermeiden können, an Kurt zu denken, der irgendwo auf der anderes Seite der Erde durch ein verfallendes Haus irrt. Er wird sich fragen, ob Kurt ihn, Alexander, auf irgendeine dunkle, unklare Weise vermisst. Dann wird er, nachdem er auch die Tortillas gegessen hat, seine Finger mit etwas Sand und Wasser reinigen und das alte Schachbrett aufklappen, in dem er die aus Kurts Ordner mit der Aufschrift PERSÖNLICH entnommenen Blätter verwahrt.

Er hat die Blätter wiederentdeckt, als er das erste Mal mit dem Motorradrocker Schach spielte. Anfangs hat er geglaubt, es handle sich ausschließlich um Briefe Kurts an Irina. In Wirklichkeit sind es verschiedene Schriftstücke. Zum einen sind es tatsächlich Briefe: einzelne, ausgewählte Briefe an Irina, aber auch welche von ihr, sowie Kurts Briefe an ihn, Alexander, von denen Kurt — typisch — einen Durchschlag aufbewahrt hat. Zum anderen handelt es sich um Notizen, die Kurt in immer derselben, mageren Schrift auf die Rückseiten alter Abrechnungen oder verworfener Manuskriptseiten geschrieben hat. Notizen — wofür? Worüber?

Zuerst hat Alexander ungeduldig und unsystematisch gelesen. Kurts Handschrift, obwohl auf den ersten Blick akkurat, ist nicht leicht zu entziffern. Die über und über bekritzelten Seiten haben Alexander abgestoßen. Es roch nach Pflicht. Es roch nach Kurt. Es war, als käme ihm in dieser Schrift noch einmal all das Fordernde, Raumgreifende, Beherrschende entgegen, das Kurt für ihn einmal bedeutet hat.

Manches ist unverständlich geblieben, selbst wenn es ihm gelungen ist, die Buchstaben zu entziffern — als hätte Kurt es darauf angelegt, den Inhalt dessen, was er notierte, zu verbergen.

Ein Eintrag über eine Parteiversammlung: Von «Rohdes Hinrichtung» ist die Rede. Von einem ZK-Mann, der Kurt an (unleserlich) erinnert. Von einem blauen Trabbi im Wald mit beschlagenen Scheiben.

Hier und da sogar Aufzeichnungen in Russisch, obendrein so kryptisch, mit Abkürzungen gespickt, dass Alexander lange gebraucht hat, um zu begreifen, worum es sich überhaupt handelt — nämlich um Protokolle erotischer Erlebnisse. Warum hat Kurt das notiert? Warum in Russisch?

Gut leserlich: eine Beschwerde über Charlotte, die gerade einen Artikel über die wirtschaftliche Entwicklung Mexikos schreibt:

Keine Ahnung von nichts. Ruft sieben Mal täglich an. Will wissen, wie viel Nullen eine Million hat.

Kurioses gibt es mitunter auf Rückseiten zu lesen: eine Beschwerde Kurts über eine ums Hundertfache zu hohe Gasrechnung oder einen Brief, in dem es um das kollektive Autorenhonorar für eine in Japan erschienene «Teilveröffentlichung» geht, von der Kurt vierundvierzig Mark zustehen, die Hälfte in Valuta auszuzahlen, falls er ein Valuta-Konto besitze; ansonsten in Forum-Schecks: Bitte umgehend melden! Der Brief ist vom Institutsdirektor und einem Stellvertreter gezeichnet.

Es gibt auch Notizen, in denen Alexander vorkommt, wobei Kurts Erinnerungen von dem, was er selbst erinnert, erstaunlich stark abweichen: Er erinnert sich nicht, die Uniform für einen Krankenbesuch bei Wilhelm freiwillig angezogen zu haben; es wundert ihn, dass Kurt die blonde Christine als intelligent, aber ein bisschen zu hundertprozentig ansah; er fragt sich, wo er gewesen ist, als seine Mutter beim Anblick ihres uniformierten Sohns in Tränen ausbrach , weil sie sich, wie Kurt behauptet, daran erinnerte, wie ihr ein Vorgesetzter einmal befahl, einem verletzten deutschen Soldaten den Gnadenschuss zu geben — was sie verweigerte, obwohl auf Befehlsverweigerung die Todesstrafe stand. In Klammern: In Personenbeschreibung aufnehmen.

Was ist das? Aufzeichnungen für einen Roman? Für einen zweiten, in der DDR spielenden Teil seiner Memoiren?

An diesem Tag — am Tag von Mazunte — wird Alexander auf eine Notiz vom Februar 1979 stoßen. Selbstverständlich erinnert er sich an diesen Winter. Dass jedoch von ihm, von Alexander, die Rede ist, wird er erst ahnen, als es ihm gelungen ist, dies zu entziffern:

Ist offenbar durchgedreht.

Und ein Stück weiter unten:

Belehrt mich, dass mein Leben eine einzige Lüge sei.

Und noch ein Stück weiter unten (und noch erstaunlicher):

Melitta zufolge geht er neuerdings in die Kirche.

Das Bild, das auftauchen wird: die Schönhauser Allee. Schmutzige Schneeränder. Sein Vater geht neben ihm — aber wohin? Wohin gehen sie?

Ziemlich deutlich: wie Kurt plötzlich stehen bleibt und schreit, und es wird Alexander so vorkommen, als höre er — vollkommen absurd — was Kurt schreit:

In Afrika hungern die Leute!

Es folgt eine Aufstellung aller geldwerten Zuwendungen, die er, Alexander, im Dezember 1978 erhalten hat — einschließlich der Weihnachtsgeschenke (zusammen zweitausendzweihundert Mark); es folgen Klagen darüber, wie sehr Irina seinetwegen — Alexanders wegen — leide; es folgt ein schwer zu entziffernder Satz über das Leben, das Kurt sich, wenn Alexander richtig liest, nicht versauen lassen will.

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