Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts

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In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация

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Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr '89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

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Sie goss sich noch einen winzigen Schluck ein. Bis sie Charlotte wieder ins Pflegeheim bringen musste, war der Alkohol längst wieder raus. Den einen! Dann, versprochen, stellte sie die Flasche in die Speisekammer. Aber diesen einen brauchte sie jetzt: Die Vorstellung, dass irgendwann, bald, fremde Leute hier einziehen würden, fraß mächtig an ihren Eingeweiden. Und fast noch schlimmer als der Gedanke, dass sie schamlos alles so, wie es war, übernehmen würden, war die Vorstellung, dass die neuen Besitzer alles abreißen würden, weil das DDR-Zeug ihnen nicht gut genug war … Sie sah ihre Küchenfliesen schon auf dem Schutthaufen liegen … O ja, sie erinnerte sich genau, wie sie diese Fliesen bei strömendem Regen in irgendeinem Hinterhof auf ihren Anhänger geladen hatte. Sie erinnerte sich an das halunkische Gesicht des Hausmeisters, der die Mischbatterie von irgendeinem Kontingent der Bezirksleitung «abgezweigt» hatte … Sie erinnerte sich an alles, und sie erinnerte sich, als sie einen wirklich allerletzten Schluck aus der Flasche nahm, auch an das, was Kurt vor zwei Wochen zu ihr gesagt hatte:

— Dann suchen wir uns eben eine praktische kleine Wohnung. Das Haus ist doch sowieso zu groß für uns zwei!

Noch immer tickte das Schmelzwasser auf den Zinkblechen. Das Radio berichtete wieder von der sich auflösenden Sowjetunion, und obwohl Irina die Nachricht jetzt schon zum soundsovielten Mal hörte, blieb sie, den Grünkohl in der Hand, vor dem Fenster stehen … Einen Augenblick schaute sie in den aufgeweichten, noch halb mit Schneeresten bedeckten Garten, und es kam ihr auf einmal recht unwahrscheinlich vor: dass tatsächlich sie es gewesen war. Irgendwann einmal, in einer fernen Vorvorzeit … dass sie es gewesen war, die auf dem Bauch über die kalte, schlammige Erde gekrochen war, heulend, fluchend, mit aufgescheuerten Fingern … Und wie schwer ein Verwundeter war! Und wie der Weg bis zu den eigenen Linien immer länger und länger wurde … Und gerade als sie überlegte, ob es legitim sei, noch einen winzig kleinen, symbolischen Schluck auf den Untergang der Sowjetunion zu trinken, hupte es draußen.

Sie ging rasch zum Flurfenster, schaute hinaus: Catrin zog gerade das Tor zu, und Sascha stieg aus einem großen silbergrauen Auto, neben dem ihr Lada wie ein Museumsstück aussah.

Irina hatte Catrin zum letzten Mal im Sommer gesehen, und sie erinnerte sich jetzt, dass ihr schon damals eine Wandlung aufgefallen war: Aus der immer irgendwie sperrig aussehenden, billig zurechtgemachten Frau war auf einmal so etwas wie eine Erscheinung geworden. Ob es an den Westklamotten lag (sie trug ein klassisches dunkles Kostüm) oder an der (vermutlich künstlichen) Sonnenbräune — Catrin sah plötzlich aus wie die Frauen in den Katalogen, die der Briefträger neuerdings ungefragt in den Briefkasten warf; zu allem Überfluss trug sie sehr hohe Schuhe, sodass sie Irina um beinahe zwei Köpfe überragte.

Ganz im Gegensatz zu ihrer äußeren Erscheinung benahm sie sich auffällig scheu. Demonstrativ hielt sie sich an Sascha, versteckte sich halb hinter ihm. Sie begrüßte Irina lächelnd, mit leiser Stimme, schaute sie fragend von unten an (tatsächlich brachte sie es trotz ihrer Körpergröße fertig, Irina von unten anzuschauen), kurz und gut, ihr Verhalten kam Irina vom ersten Augenblick an falsch und gespielt, ja fast beleidigend vor.

Aber auch Sascha erschien ihr im ersten Augenblick ein wenig fremd. Vielleicht lag es bloß an der Frisur — er hatte sich die Koteletten kurz abrasiert, wie es jetzt Mode war. Seine ungewohnt weiten Jeans (früher hatte er auf knallenge Hosen Wert gelegt) und das schicke Jackett, für dessen grobgewebten Stoff Irina die rechte Bezeichnung fehlte, ließen ihn irgendwie reifer, gesetzter erscheinen. Aber als er sie umarmte, nahm sie seinen Körpergeruch wahr, und dann fehlte nur noch, dass sie das schimmernde Grau in seinen Haaren entdeckte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

— Ach, Mama, sagte Sascha. Alles ist gut!

Sascha war, so schien es, in prächtiger Stimmung. Irina zupfte den Grünkohl aus und hörte sich an, was er zu erzählen hatte: über die neue Wohnung — Ihr kommt doch bald mal! — und über das neue Auto und über die verdammte Ostautobahn , auf der sie fast eine Stunde im Stau gestanden hatten; dann über Paris, wo sie neulich gewesen waren, das ihnen aber weniger gefallen hatte als London, obwohl das Essen in London grauenhaft gewesen war, fast so schlimm wie in der DDR , beteuerte Sascha und erzählte, wie sie vergeblich versucht hatten, in London Fish and Chips zu bekommen, während Catrin ihm kichernd zustimmte, von einem Fuß auf den anderen trat und ständig, in einer Weise, die Irina rasend machte, ihre Körperhaltung veränderte.

— Womit stoßen wir an, fragte Sascha.

— Whisky?

— Egal, sagte Sascha. Es gibt nämlich einen Grund! Ich werde am Theater in Moers inszenieren. Vor zwei Tagen habe ich den Vertrag unterschrieben.

Irina bemühte sich, ein erfreutes Gesicht zu machen.

— He, Mama, das ist toll, sagte Sascha. Das ist das erste Mal, dass ich an einem richtigen Theater was inszeniere!

— Na dann, prost, sagte Irina — und stutzte.

— Hier scheint irgendwas anzubrennen, sagte Catrin.

Tatsächlich: Sie hatte vergessen, das Gas herunterzudrehen … Rasch holte sie die Kasserolle aus dem Backofen. Das Wasser war völlig verdampft, und es qualmte gefährlich.

— Soll ich helfen? fragte Catrin.

Aber Irina wehrte energisch ab.

— Bringt ihr mal eure Sachen in Saschas Zimmer, ich mache das.

Irina schloss die Küchentür und inspizierte den Schaden — er hielt sich in Grenzen. Sie entfernte ein Stück Haut vom Rücken der Gans, kratzte die Kasserolle aus, ließ sie kurz abkühlen. Inzwischen verrührte sie ein halbes Glas Honig mit einem Dreiviertelliter Portwein, dann begoss sie die Gans damit und schob sie wieder in die Röhre.

— Alles klar? — Sascha steckte seinen Kopf durch die Tür.

— Alles klar, sagte Irina.

— Na dann, sagte Sascha und hob noch einmal das Glas.

— Geht es dir gut, fragte Irina.

Aber Sascha, anstatt zu antworten, fragte zurück:

— Wie geht es dir, Mama?

— Gut, sagte Irina und zuckte mit den Schultern.

— Was ist denn?

— Du weißt ja nicht, was hier los ist, sagte Irina. Du bist ja nicht hier.

— Ach, Mama, jetzt lass das doch mal.

— Und die Rente werden sie uns auch kürzen, sagte Irina rasch, um von dem wunden Punkt — Moers — abzulenken.

— Quatsch, sagte Sascha. Das sind wieder so Gerüchte. Es geht euch gut! Ihr solltet das Leben genießen! Fahrt nach Paris! Kommt uns besuchen!

Sascha nahm sie fest an den Schultern, schaute ihr ins Gesicht:

— Mama, Catrin hat nichts gegen dich.

— Das sage ich gar nicht.

— Dann ist ja alles gut, sagte Sascha. Okay? Alles gut?

Irina nickte. Sie klopfte zwei, drei Zigaretten aus der Schachtel, hielt sie ihm hin.

— Und noch eine gute Nachricht, sagte Sascha. Ich rauche nicht mehr.

Kurze Zeit später war auch Kurt wieder da. Ohne Charlotte.

— Tja, sagte er.

Dann berichtete er kurz und widerwillig: Es ging Charlotte nicht gut. Sie habe ihn nicht wiedererkannt, sei kaum bei Bewusstsein. Und der Arzt habe ihm zu verstehen gegeben, na ja, dass man sich auf das Schlimmste gefasst machen müsse.

Einen Moment schwiegen alle. Sascha stand an der Tür zum Wintergarten und schaute hinaus (oder schaute er auf den kleinen, missratenen Weihnachtsbaum — Kurts Weihnachtsbaum: Lametta in Klumpen, blaue Kosmetikwatte als Schnee). Catrin machte ein Trauergesicht, als sei Charlotte bereits gestorben. Irina ärgerte sich.

Es war nicht recht, dass sie sich ärgerte, sie wusste es. Natürlich konnte Charlotte nichts dafür, wenn sie jetzt starb. Trotzdem ärgerte sich Irina. Stumm zog sie sich in die Küche zurück und begann die Kartoffeln für die Klöße zu schälen. Sie versuchte, ihre Gefühllosigkeit mit der langen Liste von Kränkungen zu rechtfertigen, die Charlotte ihr angetan hatte. Nein, sie hatte es nicht vergessen, wie sie die Ritzen in der Garderobennische ausgekratzt hatte. Wie Charlotte Kurt mit dieser Gertrud hatte verkuppeln wollen … Die schlimmste Zeit ihres Lebens, dachte Irina, während sie die Kartoffeln aufsetzte und sich einen Whisky eingoss — wenigstens musste sie heute nicht mehr Auto fahren! Schlimmer als Krieg, dachte sie. Schlimmer als der erste deutsche Artilleriebeschuss, weiß der Teufel.

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