Jan Faktor - Georgs Sorggen um die Vergangenheit

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Georgs Sorggen um die Vergangenheit: краткое содержание, описание и аннотация

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Georg wächst in einer der schönsten Wohngegenden Prags in einem summenden Frauenhaushalt auf. Leider zur Zeit des politischen Terrors, der überirdischen Atomtest und später des brutal unterdrückten Reformversuchs von '68. Umstellt von seinen vielen Tanten mit Kriegstraumata, dem tyrannischen Onkel ONKEL und der überstrahlend-schönen Mutter hält er an seiner Überzeugung fest, unter der Schirmherrschaft eines gewissen Heiligen eine helle Zukunft zu finden — trotz der totalitären Verhältnisse, der zerfallenden Prager Bausubstanz und der familiären Zwänge.

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In meinem Land stolperte man mit den Augen an jeder Ecke über die Losung» MIT DER SOWJETUNION AUF IMMER UND EWIG«- für ewige Zeiten, hieß es im Tschechischen. Darüber hatte man sich nicht zu wundern, und man wunderte sich darüber auch nicht. Und daß man bei allen Revolutionen erst einmal massenhaft Menschen umbringen mußte, gehörte zu jedermanns Grundwissen seit der Grundschule. Im Sozialismus gehörte alles allen, und mir wurde erst viel später klar, wie geprägt ich vom Gefühl des gemeinsamen Schicksals aller fortschrittlichen Völker, auch vom Gefühl des gemeinsamen Eigentums, gewesen war. Straßen, Straßenbahnen, Gullys, Laternen, die farbigen kleinen Pflastersteine der Gehwege, Bäume, Sträucher und Singvögel — das alles gehörte auch mir. Wenn eine Straße zu viele Schlaglöcher bekommen hatte, wurde sie irgendwann neu asphaltiert. Wenn man Löcher in den Strümpfen hatte, stopfte man sie wieder mit Stopfgarn — Stopfgarn und Nadeln gab es in den sozialistischen Geschäften fast immer zu kaufen. Wenn die Stopferei anschließend familienintern erledigt wurde, bezahlte man dafür selbstverständlich keinen einzigen Heller. Und da ich das Stopfen beim Handarbeitsunterricht in der Schule gelernt hatte und diese Fertigkeit nicht verlieren wollte, stopfte ich meine Strümpfe oft selbst — ebenfalls umsonst, versteht sich. Wenn aber der Staat seine eigene Straße gestopft haben wollte, mußte er dafür, wie ich zufällig einmal erfuhr, eine Firma — seine eigene Firma wohlgemerkt — BEZAHLEN. Ich weiß noch, wie schockiert ich war, als diese derartig unanständige Transaktion in meine Welt einbrach.

Dafür, was ich in diesem Text meiner Mutter und den anderen Toten antue, werde ich auch noch bezahlen müssen. Die Schwere meiner Schreibvergehen wird nicht nur in meiner etwas unanständigen Heftigkeit zu suchen sein. Ich war im Laufe dieser meiner Aufgabe gezwungen, auch einen Teil meiner politischen Loyalität — meiner Mutter und ihren ehemaligen Gefährten gegenüber — aufzugeben. Alle diese Leute mehr oder weniger konsequent zu verraten, könnte man sagen.

Unsere Wohnung wurde optisch — auch wenn bei uns niemand übernachtete — von penetrant gemusterten, meist sehr bunten Vorhängen beherrscht. Diese sollten irgend etwas abschirmen, verdecken, vereinheitlichen, im Grunde aber auch verschönern — meist mit Hilfe von großflächigen Blumenmustern. Mein heutiger politischer und sonstiger Geschmack formte sich wahrscheinlich als Teil einer allumfassenden, vor allem aber auch ästhetikgestützten Rebellion. Ich rebellierte gegen fast alles, was mich zu Hause umgab, also auch gegen die in der Wohnung nicht ganz gleichmäßig, trotzdem reichlich verteilten Geschmacksverbrechen. Diese waren erdrückend, weil unser einziger Familienhandwerker Onkel ONKEL war — und Onkel ONKEL fand alles, was praktisch und billig war, zwangsläufig auch schön. Gleichzeitig benutzte er beim Bauen und Basteln mit Vorliebe gefundene, übriggebliebene oder einfach in Form und Beschaffenheit — also aus rein technischer Sicht — geeignete Materialien, die er dann kunterbunt in- und aneinanderfügte. Sein Ausbaueifer wurde leider viel zu spät eingedämmt und strengeren Kontrollen unterworfen. Und wenn es später den Kollaps seiner visionären Etagenheizung nicht gegeben hätte, hätte er vielleicht bis zum bitteren Ende gewütet, möglicherweise seinen eigenen Sarg mit bunten Zierleisten verunstaltet.

Unsere nicht zueinanderpassenden Schränke waren in puncto Stil, Alter oder Abnutzungsgrad zu unterschiedlich, um ein harmonisches Bild abzugeben; sie hatten es aber trotzdem nicht verdient, hinter derart dumm-heiteren Sichtblenden gehalten zu werden. Manche dieser Schränke waren — samt ihren Kratzspuren und Verletzungen — ausgesprochen reizend und hatten Charakter. Die meisten ihrer Wunden waren mit der Zeit sowieso dank Staub, dank eingesaugter Dämpfe und dank vieler Politurschichten längst geheilt. Dagegen konnte man hinter den gemusterten Stoffen nur ganz üblen bis abartigen Monsterkram vermuten, wenn nicht gar mumifizierte Leichen. Onkels Schrankmauer wurde natürlich auch verhangen — dort, wo sich viel Kleinkram befand, sogar doppelt. Im Zimmer eines meiner Schulfreunde standen ausnahmslos nur einfache alte Möbelstücke, die meisten aus weichem Holz — und sie waren mit der gleichen roten Ölfarbe bepinselt. Der nicht ganz fachmännische, nicht immer deckende Anstrich und die vielen Farbtränen gehörten dazu. Ich war begeistert und ging immer wieder hin, um diese mutige, zugleich auch einfach herzustellende signalrote Harmonie zu genießen.

Unsere Vorhänge waren nicht nur konzeptionell eine Katastrophe und ein großer Irrtum, sie hingen zu allem Unglück noch auf nicht ganz stabil angebrachten Stangen, Leinen oder Leisten, auf denen die sozialistischen, nicht immer leicht gleitenden Haken, Ringe beziehungsweise Rollen klemmten und sich stauten. Bei ruckartigen Versuchen, diese trotzdem zu bewegen und den gestauten Stoff gerecht zu verteilen, stürzten oft ganze Vorhangsysteme zu Boden. Daraufhin blickten einen die entblößten Schränke bitterböse an — wie alternde Frauen, die sich ihrer Körper bereits seit zwanzig Jahren schämen. Manchmal brachen bei den Abstürzen eingegipste Verankerungen aus der Wand, ein andermal wurden sogar irgendwelche Stützwinkel aus dem Edelholz der Schränke herausgerissen. An den metallischen Klang einer im Bad überdurchschnittlich oft kollabierenden Stange kann ich mich bis heute erinnern.

Vorhänge dienten bei uns manchmal auch als Ersatztüren einzelner Schränke, wenn ihr Schließmechanismus kaputt war oder ihre Scharniere bei Karussellspielen der kleinen Cousine endgültig nachgegeben hatten. Einmal sollten sogar auf meinen eigenen Wunsch die Türen zweier (wieder mal geerbter) Schränke, die ich nach der Rückkehr aus der Schule plötzlich in meinem Zimmer vorfand, durch Vorhänge ersetzt werden. Die durchfallgelb lackierten Arme-Leute-Ungetüme waren so häßlich, daß ich einen Verzweiflungsanfall bekam. Ihre Türen waren voller Zierleisten und vorgetäuschter Schnitzereien, außerdem hatten sie in der oberen Hälfte große verglaste Öffnungen; in das Glas waren Blüten und Blätterkreationen geätzt. Als ich am Wochenende nicht zu Hause war — ich absolvierte den üblichen Zwangsbesuch bei meinem Vater — , wurden die Türen entfernt. Die an ihrer Stelle vom Onkel angebrachten Vorhänge waren natürlich wieder geblümt. Zu verhindern war dies nicht — geeignete Stoffe waren bei uns immer vorrätig.

Mein und Großmutters Zimmer wurde danach noch häßlicher, und es konnte mich nicht trösten, daß in diesem Zimmer im Jahre 1948 eine ganze Weile die Baronin Nädhernä gewohnt und sogar in meinem zukünftigen Bett geschlafen hatte. Sidi war nach dem kommunistischen Umsturz und dem Verlust ihres Schlosses damit beschäftigt, ihre Flucht nach England vorzubereiten und wichtige Bücher, Dokumente und Schriftstücke — unter anderem auch Karl Kraus' Briefe, dieses» Meer an Liebe«- in Sicherheit zu bringen. Der Überlieferung nach rauchte die Baronin in meinem Zimmer so wild, daß sie sich dort wie zur Tarnung regelrecht einnebelte. Sie rauchte aber, mit dem Kopf halb hinter ihrem aufgeschlagenen Mantelkragen versteckt, auch auf der Straße, was damals eine Ungeheuerlichkeit war. Sie hustete viel. Baronin Nädhernä wurde bei uns übrigens nie deutsch» Nädherny «oder sogar (um die zwei Vokalstriche gebracht und auf der zweiten Silbe betont)

«Nadherny «genannt. Die» y«-Endung ist im Tschechischen männlich. Übrigens hatte Sidi ihren Namen während der Okkupation selbst verändert — also zu» Nädhernä«zurücktschechisiert.

In mein Zimmer ließ ich während meiner gesamten Kindheit nur ein einziges Mal einen Fremden eintreten. Der von mir ausgezeichnete Glückspilz hieß Petr Skopka; ich, der Unglücksrabe, hatte Geburtstag. Es war Anfang November, draußen war es äußerst ungemütlich, und die uralte mannshohe Gasheizung, die viel zu nah an meinem Bett stand, wurde wie üblich — vor allem aus Sicherheitsgründen — nicht angeworfen. Die Innereien des gußeisernen Monstrums waren verwackelt, und das Abzugsrohr war vom Onkel etwas experimentell angeschlossen worden — es führte von oben nach unten und verschwand in der Wand erst kurz oberhalb des Parkettbodens. Das Besondere an diesem Museumsstück war noch, daß man sein emailliertes Regulierungsrädchen mit den Ziffern 1, 2 und 3 einfach aufdrehen und den luftigen Kraftstoff auch vollkommen flammenlos strömen lassen konnte. Eine Heizung dieser Generation kam noch ohne ein Kontrollflämmchen und ohne jegliche bimetallische Sicherung aus.

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