Herta Muller - Atemschaukel

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Atemschaukel: краткое содержание, описание и аннотация

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Herta Müllers Atemschaukel ist ein Ereignis. In einem überwältigenden, poetischen Roman erzählt sie vom Schicksal eines jungen Mannes aus Siebenbürgen im russischen Arbeitslager.
"Ich setzte mich an den Tisch und wartete auf Mitternacht. Und Mitternacht kam, aber die Patrouille hatte Verspätung. Drei Stunden mussten vergehen, das hielt man fast nicht aus. Dann waren sie da. Die Mutter hielt mir den Mantel mit dem schwarzen Samtbündchen. Ich schlüpfte hinein. Sie weinte. Ich zog die grünen Handschuhe an. Auf dem Holzgang, genau dort, wo die Gasuhr ist, sagte die Großmutter: ICH WEISS DU KOMMST WIEDER.
Ich habe mir diesen Satz nicht absichtlich gemerkt. Ich habe ihn unachtsam mit ins Lager genommen. Ich hatte keine Ahnung, dass er mich begleitet. Aber so ein Satz ist selbständig. Er hat in mir gearbeitet, mehr als alle mitgenommenen Bücher. ICH WEISS DU KOMMST WIEDER wurde zum Komplizen der Herzschaufel und zum Kontrahenten des Hungerengels. Weil ich wiedergekommen bin, darf ich das sagen: So ein Satz hält einen am Leben."

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Wie dreckig gestern dein Gesicht war, sagte er, und wie aus allen Löchern deiner Kappe die Därme hingen.

Macht ja nichts, sagte ich, Kohlestaub ist pelzig und fingerdick. Aber nach jeder Schicht ist der Keller rein, denn jede Schicht ist ein Kunstwerk.

Wenn ein Schwan singt

Nach meinem ersten Tag im Keller, sagte die Trudi in der Kantine: Jetzt hast du kein Pech mehr, ist es nicht schöner unter der Erde.

Dann erzählte sie, wie oft sie im ersten Lagerjahr auf der Baustelle beim Ziehen des Kalkwagens die Augen zugemacht und geträumt hat. Und wie sie jetzt die nackigen Toten aus dem Sterbezimmer in den Hinterhof auf die Erde legt, wie frischgeschältes Holz. Sie sagte, dass sie auch jetzt, wenn sie die Toten zur Tür hinausträgt, oft die Augen zumacht und dasselbe träumt wie damals am Kalkwagen im Pferdegeschirr.

Was, fragte ich.

Dass ein reicher, schöner, junger — schön und jung muss er nicht sein — sagte sie, amerikanischer Schweinefleischkonservenfabrikant sich in mich verliebt — verliebt muss er nicht sein — sagte sie, aber so reich, dass er mich freikaufen und von hier herausheiraten kann. Das wäre wirklich Glück, sagte sie. Und wenn er dann noch für dich eine Schwester hätte.

Schön und jung muss sie nicht sein, verliebt muss sie nicht sein, wiederholte ich. Und dann lachte die Trudi Pelikan überspannt. Und ihr rechter Mundwinkel kam ins Flattern und verließ ihr Gesicht, als sei dort, wo das Lachen an die Haut gebunden ist, der Faden abgerissen.

Darum erzählte ich der Trudi Pelikan meinen wiederkehrenden Traum vom Nachhausereiten auf dem weißen Schwein nur kurz. Nur in einem Satz und ohne das weiße Schwein:

Stell dir vor, sagte ich, ich träume oft, dass ich auf einem grauen Hund durch den Himmel nach Hause reite.

Sie fragte: Ist es einer von den Wachhunden.

Nein, ein Dorfhund, sagte ich.

Die Trudi sagte: Warum musst du reiten, fliegen geht schneller. Ich träume nur, wenn ich wach bin. Wenn ich die Leichen in den Hinterhof lege, möchte ich von hier wegfliegen können, wie ein Schwan bis nach Amerika.

Kannte auch sie vielleicht den Schwan auf dem ovalen Schild vom Neptunbad. Ich fragte sie nicht, aber ich sagte:

Wenn ein Schwan singt, ist er immer heiser, man hört sein geschwollenes Gaumenzäpfchen.

Von den Schlacken

Im Sommer habe ich mitten in der Steppe einen Damm aus weißer Schlacke gesehen und an die Schneespitzen der Karpaten gedacht. Kobelian sagte, der Damm sollte einmal eine Straße werden. Die weiße Schlacke war festgebacken, hatte eine körnige Struktur, wie Kalkblasen und Muschelsand. In verstreuten Flecken färbte sich das Weiße rosa, oft so stark, dass es grau wurde am Rand. Ich weiß nicht, warum Rosa ins Graue gealtert so schmeichelnd und besitzergreifend schön ist, nicht mehr mineralisch, sondern traurigmüde wie Menschen. Ob das Heimweh eine Farbe hat.

Die andere weiße Schlacke lag in mannshohen Haufen als Hügelkette neben der Jama. Sie war nicht festgebacken, an den Rändern wuchs Gras. Wenn es beim Kohleschaufeln stark regnete, suchten wir darin Unterschlupf. Wir höhlten uns Löcher in die weiße Schlacke. Sie rieselte nach und packte uns ein. Und im Winter dampfte auf ihr der Schnee, und wir wärmten uns in den Löchern und waren dreimal versteckt, in der Schneedecke, in der Schlacke und in der Pufoaika-Montur. Es roch anheimelnd nach Schwefel, der Dampf quoll durch alles. Wir saßen bis über den Hals in den Löchern, mit der Nase wie voreilig gekeimte Blumenzwiebeln über der Erde und der schmelzenden Schneeschicht am Mund. Wenn wir aus der Schlacke herauskrochen, waren unsere Kleider löchrig von den Glutstückchen, überall hing die Watte heraus.

Vom Auf- und Abladen kenne ich die dunkelrote gemahlene Hochofenschlacke. Sie hat nichts mit der weißen Schlacke zu tun, ist aus rotbraunem Staub, der bei jedem Schaufelschwung durch die Luft geistert und sich langsam herabsenkt wie ein Faltenwurf. Da sie trocken wie der heiße Sommer und durch und durch aseptisch ist, spricht die dunkelrote Hochofenschlacke das Heimweh nicht an.

Es gibt auch die grünbraune Schlacke, festgebacken auf der wilden Wiese, im Brachland hinter der Fabrik. Sie lag wie abgeleckte Salzbrocken unterm Unkraut. Wir hatten miteinander nichts zu tun, sie ließ mich vorbeigehen und brachte mich auf keinerlei Gedanken.

Aber mein Ein und Alles, meine Jeden-Tag-Schlacke und Tag-und Nachtschichtschlacke war die Dampfkesselschlacke aus den Kohleöfen, die heiße und die kalte Kellerschlacke. Die Öfen standen in der Oberwelt, fünf hintereinander, hoch wie Etagenhäuser. Die Öfen heizten fünf Kessel, produzierten Dampf für das ganze Werk und für uns im Keller die heiße und kalte Schlacke. Und die ganze Arbeit, die heiße und die kalte Phase jeder Schicht.

Die kalte Schlacke entsteht nur durch die heiße, sie ist nur der kalte Staub der heißen Schlacke. Die kalte Schlacke muss nur einmal pro Schicht entleert werden, die heiße Schlacke jedoch ständig. Sie muss im Takt der Öfen in unzählige Wägelchen geschaufelt, den Berg hinaufgestoßen und am Schienenende des Bergs ausgekippt werden.

Die heiße Schlacke kann jeden Tag anders sein. Sie gerät je nachdem, wie die Kohlemischung ausgefallen ist. Man kann von der Gunst und von der Tücke der Mischung reden. Wenn die Kohlemischung gut ist, kommen auf dem Transportrost 4 bis 5 cm dicke glühende Platten an. Sie haben ihre Wärme abgegeben, sind spröd und brechen trocken in Stücke, die locker wie geröstetes Brot aus der Klappe fallen. Der Hungerengel wundert sich, auch wenn man beim Schaufeln schwächelt, füllt sich das Wägelchen ziemlich schnell. Ist die Mischung aber schlecht, kommt die Schlacke zäh wie Lava an, weißglühend und klebrig. Sie fällt nicht von allein durch den Rost, sie staut sich zwischen den Ofenklappen. Mit der Schürstange reißt man Batzen los, die ziehen sich wie Teig. Man kriegt den Ofen nicht leer, das Wägelchen nicht voll. Es ist eine plagende, zeitraubende Arbeit.

Wenn die Mischung aber katastrophal ist, kriegt der Ofen regelrecht Durchfall. Die Durchfallschlacke wartet nicht, bis die Klappe offen ist, sie fließt schon aus der halbgeöffneten Klappe wie geschissene Maiskörner. Sie ist rot und weißglühend, aber man würde am liebsten nicht hinsehen. Sie ist gefährlich, kann einem in jedes Loch der Kleider fließen. Weil man sie nicht stoppen kann, läuft das Wägelchen über und wird unter der Schlacke begraben. Man muss die Klappe, weiß der Teufel wie, schließen, die Beine, die Galoschen und Fußlappen vor der Glutüberschwemmung hüten, die Glut mit dem Wasserschlauch löschen, das Wägelchen freischaufeln, es den Berg hochziehen und die Havariestelle säubern — und das alles auf einmal. Es ist das pure Desaster, wenn es auch noch gegen Schichtende passiert. Man verliert endlos Zeit, und die anderen vier Öfen warten nicht, sie müssten längst entleert werden. Der Takt wird rasend, die Augen schwimmen, die Hände fliegen, die Füße wackeln. Ich hasse die Durchfallschlacke heute noch.

Aber die Einmal-pro-Schicht-Schlacke, die kalte Schlacke, liebe ich. Sie ist anständig zu einem, geduldig und berechenbar. Der Albert Gion und ich brauchten einander nur für die heiße Schlacke. Die kalte Schlacke wollte jeder für sich allein haben. Die kalte Schlacke ist zahm und zutraulich, fast anlehnungsbedürftig — ein violetter Sandstaub, mit dem man ungestört allein sein kann. Sie war in der hintersten Ofenreihe des Kellers, sie hatte ihre eigenen Klappen und ein eigenes Wägelchen mit Blechbauch, ohne Gitter.

Der Hungerengel wusste, wie gern ich mit der kalten Schlacke allein war. Dass sie gar nicht kalt war, sondern lauwarm und ein bisschen nach Flieder roch oder nach behaarten Gebirgspfirsichen und späten Sommeraprikosen. Doch am meisten roch die kalte Schlacke nach Feierabend, weil in der nächsten Viertelstunde Schichtschluss und kein Desaster mehr möglich war. Sie roch nach Heimweg aus dem Keller, nach Kantinensuppe und Ausruhen. Sogar nach ziviler Welt roch sie und machte mich übermütig. Ich stellte mir vor, ich gehe nicht im Watteanzug aus dem Keller in die Baracke, sondern feingemacht mit Borsalino, Kamelhaarmantel und weinrotem Seidenschal in Bukarest oder in Wien ins Kaffeehaus und setze mich dort an ein Marmortischchen. So freilebig war die kalte Schlacke, sie schenkte einem den Selbstbetrug, durch den man sich ins Leben zurückstehlen konnte. Besoffen vom Gift, konnte man sich mit der kalten Schlacke glücklich machen, todsicher glücklich.

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