Uwe Tellkamp - Der Turm

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Hausmusik, Lektüre, intellektueller Austausch: Das Dresdner Villenviertel, vom real existierenden Sozialismus längst mit Verfallsgrau überzogen, schottet sich ab. Resigniert, aber humorvoll kommentiert man den Niedergang eines Gesellschaftssystems, in dem Bildungsbürger eigentlich nicht vorgesehen sind. Anne und Richard Hoffmann, sie Krankenschwester, er Chirurg, stehen im Konflikt zwischen Anpassung und Aufbegehren: Kann man den Zumutungen des Systems in der Nische, der "süßen Krankheit Gestern" der Dresdner Nostalgie entfliehen wie Richards Cousin Niklas Tietze — oder ist der Zeitpunkt gekommen, die Ausreise zu wählen? Christian, ihr ältester Sohn, der Medizin studieren will, bekommt die Härte des Systems in der NVA zu spüren. Sein Weg scheint als Strafgefangener am Ofen eines Chemiewerks zu enden. Sein Onkel Meno Rohde steht zwischen den Welten: Als Kind der "roten Aristokratie" im Moskauer Exil hat er Zugang zum seltsamen Bezirk "Ostrom", wo die Nomenklatura residiert, die Lebensläufe der Menschen verwaltet werden und deutsches demokratisches Recht gesprochen wird.

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28. Schwarzgelb

— Kreisende Schallplatte , schrieb Meno, die Hände Niklas Tietzes bleiben noch Augenblicke über dem wippenden Wiegen der Platte stehen (und hörte die Spieluhr: Dresden … in den Musennestern / wohnt die süße Krankheit Gestern), es ist dunkel im Raum, nur das Punktlicht über dem Plattenteller brennt und wird von der drehenden Dünung zerstreut, versponnen und wieder zerstreut, wie wenn ein Männchen an einem Spinnrad säße und Stroh zu Gold spänne; Niklas führt die Nadel über den Plattenrand, noch verharrt sie, ein winziges, zum Zustoßen bereites Stilett, ein gleißendes Häkchen, das die Musik, wie ich als kleiner Junge mir vorstellte, am Kragen packen, sie, wie ich jetzt manchmal denke, aus der Rille schälen wird wie die Radiernadel eines Kupferstechers Haar-Linien aus der Metallplatte graviert; wandernde Schatten über den Fotografien an der Wand des Musikzimmers im Haus» Abendstern«, wo ich zu Besuch bin; Fotos: in Schatten und Licht gebannte Zeit, das Vorkriegs-Dresden, zweite Semperoper von innen, der Leuchter scheint mit Schnee bedeckt zu sein, in den Logen sitzt die Belle Epoque; dann, gerahmt und schalkhaft, die Charmeurgrübchen eingefroren im Silberbromid, Jan Dahmen, der holländische Konzertmeister der Staatskapelle Dresden; Sängerporträts, Martha Rohs und Maria Cebotari, jung und mit verklärtem Blick, Torsten Ralf im Kostüm des Schwanenritters Lohengrin, Mathieu Ahlersmeyer als Don Giovanni, Margarete Teschemacher, und alle Fotos mit Widmungen in verblaßter Sütterlinschrift, wir werden ihre Stimmen hören über der Brandung des Orchesters, den knisternden Portieren aus Staub und Vergessen, die sich über die Stunde der Aufführung gelegt haben, Musik aus den Schall-Archiven; Stimmen, Magelone im Brunnen der Zeiten; Türen öffnen sich in den verschossenen, von Rohrbrüchen wasserfleckigen Tapeten des Musikzimmers in der Heinrichstraße 10, ich erinnerte mich: Die Dampfloks im Verkehrsmuseum standen still, die Automobile und Hechtwagen und die Sänfte der Rats-Chaisenträger, Anne und ich an Vaters Hand, er sagte: Kommt, wir wollen ein wenig sehen üben; die Lokomotiven der Reichsbahn mit den leeren Kohletendern und rotlackierten Achsenrädern, Räder müssen rollen für den Sieg, die Pleuel spannen keine Geschichten mehr von Geschwindigkeit und singenden Gleisen, das Blériot-Flugzeug verstaubte in seinen Draht-Fesseln, an denen es vom Hallendach hing, schmilzt im Rauschen der Schallplatte —

Niklas Tietze war ein sonderbarer Mann. Er war Arzt, einer der seltenen Praktischen Ärzte mit eigener Praxis; sie hatte früher Dr. Citroën gehört, lag am Lindwurmring neben Bruno Korras Antiquariat» Papierboot «und der Tanzschule Roeckler. Nach Deportation, die er als einziger seiner weitverzweigten Familie überlebt hatte, und Kriegsende war Doktor Citroën zurückgekehrt, hatte Niklas als Schüler angenommen, der seinen Lehrer hochachtete und nach Citroëns Tod in der Praxis nichts veränderte, wodurch sie bald altmodisch wurde. Meno hörte ihn kaum je über medizinische Angelegenheiten sprechen. Sein Interesse galt der Musik, speziell der Dresdner Oper. Hunderte Fotos von Sängern und Musikern, viele für die stadtbekannten Musikenthusiasten Citroën und Tietze persönlich signiert, hingen in den Praxisräumen, und wie Citroën auch spielte Niklas seinen Patienten lieber Opernarien vor als sich ihre Beschwerden anzuhören. Für ihn schien die Gegenwart eine Möglichkeit unter anderen zu sein, in der man leben konnte, und nicht die angenehmste: weshalb er sie mied. Er besaß viele Bücher, sie waren meist schmal und trugen fast alle ein Schiff, das mit vollen Segeln in einem feingezeichneten Kreis fuhr und Meno zum Nachdenken anregte, wieso der Verlag, wenn er sich ein Schiff zu seinem Zeichen wählte, Insel Verlag hieß: War das Schiff die Insel? die Insel ein Schiff? bestand die Insel aus Büchern, die das Schiff als Fracht trug? Niklas stellte diese Fragen nicht, denn für ihn waren die Bücher etwas anderes als für Meno; sie waren Zeitkapseln, ihr Vorhandensein allein schien beruhigend. Niklas konnte sich abends, wenn die Uhren schlugen und es dunkel geworden war, beim Ofen im Musikzimmer auf die gelbe Récamière setzen und eins der Insel-Bändchen aus dem Schrank nehmen, der für sie reserviert war:»Mozart auf der Reise nach Prag«, mit einem Umschlag aus blaßblauen Scherenschnitten, Frakturdruck, die Seiten vergilbt und mit dem sanften Brotgeruch alten Papiers, und dann blätterte er darin und las sich hier und dort fest, nickte, rückte an der großen Brille mit den viereckigen Gläsern, murmelte geliebte und nahezu auswendig gewußte Stellen nach; niemand durfte stören, Gudrun nicht, die nebenan im Wohnzimmer saß und Leben-Jesu-Broschüren las oder fernsah, die Kinder nicht, die am anderen Ende des Flurs ihren Beschäftigungen nachgingen.

Sann und lauschte, schrieb Meno, saß vorgebeugt, die Adlernase aus dem Dunkel geschnitten, eine Musikerhaltung, aufmerksam und zugleich abwartend, als kämen statt der innerlich vorweggenommenen und oft schon gespielten Noten andere, plötzlich aus einer Laune, die man den Dämonen der Oper zurechnen mußte, in die Partitur geschmuggelte Takte, in die vertrauten Melodien gestreut wie ein Kobold Niespulver über einer andächtig schweigenden Kirchgemeinde fallenläßt, er mochte den Dirigenten vor sich sehen, Furtwängler, der mit dem Taktstock Wolkenzitterschrift in die geweihte, elektrisch aufgeladene, mit Violin- und Baßschlüsseln, Paukentremolos und Harfenblumen getaufte Luft über den Häuptern der gebannt auf den Einsatz wartenden Philharmoniker schrieb; der Einsatz taute aus den Schleifen, irgendwo in seinen Beschwörungen bildete sich ein Tropfen, der den Musikern in die Finger rann und den Kontakt für die bis zum Beben aufgeladenen Stromkreise schloß, das heißt: Der Einsatz wurde genommen, einer der Konzertmeister entschloß sich, ihn aus Furtwänglers Arabesken herauszulesen, ihn: zu pflücken, und er, der Konzertmeister, der wie ein Leithengst die Erstarrung durchbrochen hatte, riß die ganze Meute hinter sich mit zu gewaltig-volltönendem Akkord, das Publikum nickte ergriffen, ließ Taschentücher zu den Augen steigen, Hände die linke Seite der Brust schützen und Atem anhalten: Furtwängler! Wie hat er das wieder gemacht! Wie er das Orchester erblühen läßt, unnachahmlich, diese weich abgefederte Präzision, der Klang von strenger Zärtlichkeit, die heil’ge deutsche Tiefe! Beherrscher der Geigenbögen, Bändiger der Posaunen, Förderer der Bratsche und ihrer oft verkannten Elegien, um die Tücken des Oboen-Rohrs Wissender, um die Nöte der Hornisten, denen das Wasser im Waldhorn steigt, Furtwängler, der den Moment der Freiwilligkeit erreicht und damit den Atemzug des Orchesters, Klang entsteht: austariert mit der Feinheit einer Apothekerwaage —

Kam Meno, mochte es sein, daß eine Unterhaltung sich entspann über das Buch, das Meno überschätzt, und Fürnbergs» Mozart-Novelle«, die er unterschätzt und besser geschrieben als das Werk des berühmteren Dichters fand.»Fürnberg«, sagte Niklas mit seiner etwas brüchigen, sonoren Stimme,»die Partei, die Partei, die hat immer recht«, und nickte sinnend. Meno schenkte ihm eins von acht Exemplaren des Büchleins, die er auf Vorrat gekauft hatte. Niklas blätterte darin, lobte die Zeichnungen von Prof. Karel Müller, Prag, konventionelle Federstrich-Vignetten, äußerte sich anerkennend zum Druck und der schönen Schwärze der edlen Garamond-Drucktype, hatte auch etwas übrig für das verschossene Grün, das als Oval den in den Leineneinband geprägten Silhouettenkopf umrahmte: Schön, sehr geschmackvoll gemacht, wirklich: edel — sie hatten Liebe für das Buch! — und hob es sich» für später «auf.

— Jedoch, schrieb Meno, ist es Furtwängler? Türen in den Wänden des Musikzimmers (und hörte die Spieluhr: Dresden … in den Musennestern / wohnt die süße Krankheit Gestern); dort: die» Hungerbahn «nach dem Krieg, die Linie 11, wie sie den Mordgrund hinaufkeucht, beladen mit Brennholz und Pferdefutter, mit Kontrabässen für die Staatskapellen-Konzerte in der» Kulturscheune «in Bühlau, die» Hungerbahn«: wie jede ihrer Vorfahrinnen, in den Strudeln der Zeit vergangene Schattenbilder, die vom Bahnhof Neustadt mit Wäschewagen behängt den Berg hinaufsteuerten, ein müd geplagtes, unter der Last ächzendes Tier, dem der Schaffner kurz vor dem Zenit der Steigung Anfeuerungen, Flüche, Drohungen zumurmelt, mit der rechten Hand am Steuerhebel, mit der linken am Bremsrad, die Sicht eingeschränkt durch die auf dem Bugkorb verzurrten Instrumente, durch die Passagiere, die auf den Trittbrettern mitfahren, die Musiker, die sich, zur Traube geballt, ans Geländer des Bugkorbs klammern, die» Hungerbahn«, in der es nach Schweiß und dem sauren Atem aus knurrenden Mägen riecht, die auch in der» Kulturscheune «nicht schweigen werden, ein Brikett zum Eintritt, die Zuhörer, hungernd nach Kultur, ausgemergelte, von Entbehrungen gezeichnete Gesichter, drängen sich dicht aneinander, frieren in ihren Uniformmänteln, ihren vielfach geflickten, aus Lumpen oder Kartoffelsäcken genähten Hosen, den Posaunisten kippt in Bruckner-Sinfonien vor Schwäche der Atem weg; die Schallplatte brandet, Stimmen aus der Vergangenheit werden erwachen, gefleckt schon vom Rost, der über die Vinylscheibe gekrochen ist in den Jahrzehnten, die sie» bei den Schätzen «ruhte — in Nikla s’ Plattenschrank unter der gotischen Uhr, die wir so nannten, weil das Perpendikelchen in einer winzigen geschnitzten Abtsstube zu schwingen schien;»bei den Schätzen«: gehortet in Trüpels Archiv, an der Bautzner Straße, unter dem Schallplattenladen» Philharmonia«, oder bei Däne, dem Musikkritiker am» Sächsischen Tageblatt«, der in seiner von Noten und Papier zugewucherten Wohnung in der Schlehenleite dem» Freundeskreis Musik «allwöchentlich von seinen Entdeckungen Kostproben spielte; der Rost in den Stimmen, der Rosenrost der Großen Dresdner Oper, und vielleicht ist es Schuch in meergrüner Phantasieuniform, der den Stab hebt, vielleicht sitzt Hofmannsthal im Halbdunkel einer Loge, vor der die Wirklichkeit sich bunte Kleider übergestreift hat und ein Schiff mit gelben Riesensegeln am Fenster der Kindheit vorübergleitet, wo die Schatten spielen —

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