Uwe Tellkamp - Der Turm

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Hausmusik, Lektüre, intellektueller Austausch: Das Dresdner Villenviertel, vom real existierenden Sozialismus längst mit Verfallsgrau überzogen, schottet sich ab. Resigniert, aber humorvoll kommentiert man den Niedergang eines Gesellschaftssystems, in dem Bildungsbürger eigentlich nicht vorgesehen sind. Anne und Richard Hoffmann, sie Krankenschwester, er Chirurg, stehen im Konflikt zwischen Anpassung und Aufbegehren: Kann man den Zumutungen des Systems in der Nische, der "süßen Krankheit Gestern" der Dresdner Nostalgie entfliehen wie Richards Cousin Niklas Tietze — oder ist der Zeitpunkt gekommen, die Ausreise zu wählen? Christian, ihr ältester Sohn, der Medizin studieren will, bekommt die Härte des Systems in der NVA zu spüren. Sein Weg scheint als Strafgefangener am Ofen eines Chemiewerks zu enden. Sein Onkel Meno Rohde steht zwischen den Welten: Als Kind der "roten Aristokratie" im Moskauer Exil hat er Zugang zum seltsamen Bezirk "Ostrom", wo die Nomenklatura residiert, die Lebensläufe der Menschen verwaltet werden und deutsches demokratisches Recht gesprochen wird.

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16. Das leere Blatt

Die Weihnachtsferien waren vorüber. Alice und Sandor waren nach Ecuador zurückgekehrt, staunend über Asche und Schnee, wie sie gesagt hatten; staunend über einen Ausflug nach Seiffen, wo die Spielzeugmacher Holzreifen drehten und davon Schafe, Kühe und Saumtiere der Heiligen Drei Könige abstückten, bemalten und noch farbenfrisch auf dem Weihnachtsmarkt verkauften. Sie hatten einen Bergmannsumzug gesehen, den Duft von» Knox«-Räucherkerzen und Punsch geatmet, und sie hatten mit dem Überbau ihres Zwangsumtauschgeldes und einer Basis Westmark eine der schlichten hohen Pyramiden gekauft, die nicht beim Nippes auf dem Dresdner Striezelmarkt feilgeboten wurden, sondern für die man an der niedrigen Tür eines Erzgebirger Kätnerhauses klopfen und das Mißtrauen der ohne Gruß öffnenden Schnitzersfrau überwinden mußte. Und Doktor Griesel, der in der Karavelle im Hochparterre wohnte und das Hausbuch führte, hatte mit säuerlichem Gesicht zu Christian gesagt:»Kannst deinem Vater bestellen, daß es so nicht geht … Er hat mir von diesem Ausflug nichts erzählt, und sein Besuch bleibt auch länger als vorgesehen! Ich muß davon Mitteilung machen!«

«Ach, zum Teufel mit diesem Knilch, der meckert doch nur herum, weil er nicht unsere Wohnung gekriegt hat! Jaja, Herr Hoffmann, wir heizen ja immer für Sie mit«, ahmte Richard die Laubsägestimme Doktor Griesels nach.»Dafür stellt er seinen Trabbi dauernd auf meinen Parkplatz!«

Poch, poch, klopfte des Nachbarn Hagerknöchel auf die Kladde mit Griesels Technikerschrift-Eintragungen.»Ich bin nun einmal der Hausverwalter und verpflichtet, dieses Buch zu führen! Die angegebene Besuchszeit ist überschritten worden. Und du hast letztens Keller- und Haustür offengelassen, sämtliche Katzenviecher der Umgebung haben in den Streusand geschissen, beim nächsten Mal polkst du das selber raus! Und wir heizen nicht für die Katz, klar?«

Von der vorweihnachtlichen Schläfrigkeit war in der EOS nichts mehr zu spüren. Gesumm, Anspannung, hektische Aktivität waren zurückgekehrt. Treppauf, treppab schwirrten Vokabeln und Merksätze durch den Neubau, der neben der Stammschule, einem Betonklotz für fast eintausend Schüler, hell und licht wirkte. Auf den Fluren dämpfte PVC das Geräusch von hundert Paar Hausschuhen — Waldbrunn war die kleinste EOS der DDR — zu weichem Schlurren. Maxim Gorkis Augen glitzerten auf einem Foto in der Schauvitrine im ersten Stock, darunter lag eine Trompete, ein Pionierhalstuch, die Kopie eines Briefs von Maxim Gorki an die Jugend, ein Gruß der Wismut-Kumpel an die neugegründete EOS und, davor blieben viele Schüler stehen, ein Achat, dessen Flammung von Milchringen und Feuerblumen durchsetzt war. Er stammte aus den Fundstätten von Schlottwitz, das von Waldbrunn nicht weit entfernt lag.

Der Unterricht bei Herrn Baumann hatte sich für Christian als das Fiasko erwiesen, das er von Anfang an befürchtet hatte.»Na, Christian, denken wir mal wieder?«sagte Herr Baumann verständnisvoll, das Apfelbäckchengesicht unter der Gelehrtenstirn von Heiterwetterfältchen durchzogen, wenn Christian über einer der Aufgaben nach folgendem Muster brütete: Berechnen Sie, wo A und B sich treffen, wenn A mit der Geschwindigkeit x und Betonplatten der Größe α; B mit der Geschwindigkeit y und Betonplatten der Größe β eine Straße aufeinander zu bauen! Christian fluchte jedesmal. Der Teufel sollte diese Aufgaben holen! Der Teufel sollte die ganze Mathematik und ihre fünf Wochenstunden holen! Was, wenn B soff und die Straße von der vorgegebenen Linie abwich … Natürlich, in der Mathematik wurde nicht gesoffen.

«Denken wir mal wieder?«Baumann lächelte still und hielt von keinem einzigen Schüler der eifrig kritzelnden Klasse mehr, als nötig war.»Ich gebe Ihnen eine Zwo, Swetlana«, hatte er letztens gesagt, als Swetlana Lehmann an die Tafel mußte, wo sie, verdeckt hinter einem Klappflügel, eine Vektorrechnung bekämpfte.»Ich gebe sie Ihnen, weil ich muß. Eine Zwo bedeutet: gut. Also heißt das, daß Sie gut in Mathe sind. Na, setz’ dich mal wieder. Wißt ihr, wer gut in Mathe war? Der René Gruber, der war gut in Mathe. «Und damit hatte Baumann die Achseln gezuckt und sanft:»Na, da wollen wir mal die Hefter unter den Tisch legen und ein Blatt Papier rausnehmen«, in die schreckstarre Klasse hinein verkündet; nur Verena hatte glänzende Augen bekommen. Ja, auch sie war gut in Mathe. Wenn sie Aufgaben löste, lächelte Herr Baumann nicht, und wenn sie vorn an der Tafel einen neuen Lösungsweg fand und mitten in einem Gestrüpp aus Formeln und unfaßbar kompliziert aussehenden Haken und Integralschleifen hilfesuchend zu Herrn Baumann blickte, der sich auf die Kante eines der vorderen Tische gesetzt hatte und mit verschränkten Armen folgte, die blauen Irisringe jetzt ohne Sanftmut, sondern wie zwei Metallscheiben, antwortete er:»Das war recht elegant, was du da versuchen wolltest, Verena, aber, schau mal hier«, nahm ein Stück rote Kreide und zifferte mit seiner Kupferstecherschrift in die Lücken von Verenas stacheligen Zeilen. Es gab nur zwei Schüler, die er immer duzte — Verena, und Heike Fieber, die neben Jens Ansorge am vordersten Tisch der Fensterreihe saß und in den Mathematikstunden das sommersprossige Gesicht in die Sonne hielt, die über den Berg mit der Fernverkehrsstraße in den Klassenraum tröpfelte.»Na, Heike, bißchen träumen? Oder zählst du LKW?«fragte Baumann dann, wie ein liebenswürdiger Großvater seine kleine Enkelin fragt.»Der René Gruber, der hätte aus dem Fenster gucken können. Aber, weißt du, das hat er nicht gemacht«, sagte Baumann. Über René Gruber sprach man eigentlich nicht auf der EOS» Maxim Gorki«, das war ungeschriebenes Gesetz. René Gruber war einerseits unbezweifelbar ein Mathematikgenie, hatte die DDR- und die RGW-Mathematikolympiade in Moskau gewonnen — und das, obwohl seine Mutter, wie manche Waldbrunner boshaft sagten, im Konsum neben dem Ortsangelverein an der Kasse saß und der Vater ein einfacher Forstarbeiter war. Andererseits war René, als man ihn wegen seiner Leistungen, seiner politischen Zuverlässigkeit und seines familiären Hintergrunds als Arbeiterkind zur Internationalen Mathematikolympiade nach New York geschickt hatte, wo er einen Spezialpreis für die eleganteste Lösung bekam, nicht zurückgekehrt, sondern hatte ein Angebot von einer amerikanischen Universität angenommen. Von nun an galt er als republikflüchtig und Verräter. Baumann gebrauchte niemals dieses Wort, wenn er von René Gruber sprach, das fiel Christian auf. Je näher die Rente kam, desto ausschließlicher interessierte sich Herr Baumann für die Mathematik, den reinen Bezirk der zwingenden Beweise und unwiderleglichen, kristallklaren Schlußfolgerungen.

Beim Unterricht in den Laborkabinetten saß Verena in der Bank neben Christian, nur durch die Armaturenreihe von ihm getrennt. Siegbert Füger kitzelte:»Na, Christian, das Fräulein Winkler scheint dich zu beeindrucken.«

«Ach, woher!«

«Guckst bloß dauernd zu ihr rüber.«

Wenn es sogar Siegbert Füger auffiel, der in der Fensterreihe saß, mußte er vorsichtiger sein. Wahrscheinlich hatte es dann auch Verena bemerkt. Deswegen die brüsken und schnippischen Kommentare, wenn er sie morgens zum zweiten Mal grüßte — was er, wie er sich eingestand, zugleich aus Höflichkeit und einer gewissen Boshaftigkeit tat … Natürlich war die Höflichkeit übertrieben, und da Verena auf seinen ersten Gruß zu nicken pflegte, konnte sie weder taub sein noch ihn im Schülergedränge überhört haben. Er wollte ihre Stimme hören, denn ihre Stimme, ein Alt mit schon fraulichen Unterschwingungen, faszinierte ihn; er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Seine Faszination ging so weit, daß er, wenn er in ihrer Nähe stand, schlechte Witze riß, die Falk Truschler oder Jens Ansorge zum Lachen bringen sollten, in Wahrheit aber an Verena gerichtet waren, um ihren Widerspruch, sogar Unmut zu provozieren, den er auch oft genug zu hören bekam … Dann fiel ihm manchmal eine besonders schlagfertige Antwort ein — zumindest glaubte er, daß sie schlagfertig sei; das Verstummen von Jens und Falk schien das zu bestätigen. Auch Verena verstummte dann und musterte ihn, und diesen Blick in seinem zu spüren, dieses Schattendunkel, das ohne Kälte war, empfand er als etwas Köstliches, das die Scham über seine Pickel weit überwog. Halt an, bleib da! flackerten seine Augen, doch ihren Blick konnte er nicht deuten: Ob er, Christian, eben seine letzte Chance verschenkt und sich für sie zum unrettbaren Idioten gestempelt hatte … Und nach einem solchen Blick entblödete Jens sich nicht, ihm zu stecken, daß er diesen Moment der Stille und Verblüffung zwischen ihnen ausnutzen und Verena küssen solle.»Das würdest du tun?«hatte Christian angewidert gefragt.

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