Uwe Tellkamp - Der Turm

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Hausmusik, Lektüre, intellektueller Austausch: Das Dresdner Villenviertel, vom real existierenden Sozialismus längst mit Verfallsgrau überzogen, schottet sich ab. Resigniert, aber humorvoll kommentiert man den Niedergang eines Gesellschaftssystems, in dem Bildungsbürger eigentlich nicht vorgesehen sind. Anne und Richard Hoffmann, sie Krankenschwester, er Chirurg, stehen im Konflikt zwischen Anpassung und Aufbegehren: Kann man den Zumutungen des Systems in der Nische, der "süßen Krankheit Gestern" der Dresdner Nostalgie entfliehen wie Richards Cousin Niklas Tietze — oder ist der Zeitpunkt gekommen, die Ausreise zu wählen? Christian, ihr ältester Sohn, der Medizin studieren will, bekommt die Härte des Systems in der NVA zu spüren. Sein Weg scheint als Strafgefangener am Ofen eines Chemiewerks zu enden. Sein Onkel Meno Rohde steht zwischen den Welten: Als Kind der "roten Aristokratie" im Moskauer Exil hat er Zugang zum seltsamen Bezirk "Ostrom", wo die Nomenklatura residiert, die Lebensläufe der Menschen verwaltet werden und deutsches demokratisches Recht gesprochen wird.

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Den Urlaub im Sommer 1987 verbrachte Meno nicht im Haus seines Vaters in Schandau, sondern im Museum für Tierkunde, das, wie er zu seinem Erstaunen feststellte, kaum einem Dresdner bekannt war. Dort, in verstaubten Spinden mit Schmetterlingskästen aus den Nachlässen sächsischer Sammler, auf Mikroskopiertischen voller Petrischalen, Zeitschriftenstapel, traurig auf die Elbe blickender ausgestopfter Vögel, in der reichhaltigen, wenn auch unter Säurefraß und Feuchtigkeit leidenden Faunenbibliothek, fand Meno in Überfülle Material für seine Erkundungen. Seit seinen Studententagen hatte er das erste Glück des Forschers, noch untersuchungs- und fragenloses Anschauen der Natur, das sich von dem des Kindes nicht durch Staunen, sondern durch Betroffenheit unterscheidet, nicht mehr so stark empfunden wie in diesen fließenden, schon von Herbstklarheit durchsponnenen Augusttagen. Die Stadt hatte sich geleert, die Kinder hatten Sommerferien, die hitzemelancholisch gähnenden Kinosäle schienen sich selbst die Verzauberungen nicht zu glauben, die, gebannt im Staublicht griesgrämig knarrender Projektoren, über die Leinwände flackerten. Die Elbe war grau und träge wie ein badender Elefant. Das Spinnen-Manuskript und sein Universitätsausweis der Fachrichtung Zoologie Leipzig hatten Meno die Tür zu den Sammlungen geöffnet, und so saß er, ungestört von den Mitarbeitern, in der brütenden Stockstille eines Plätzchens hinter unaufgeräumten Regalen voller schweigender Forscherträume, die nachts, wenn er gegangen war, womöglich über ihn zu wispern beginnen würden — so dachte er manchmal —, denn unkatalogisierte Sammlungen, Kästen voller Schmetterlinge, von denen einer» nicht stimmt«, weil er falsch gesteckt oder klassifiziert wurde, sind wie Umgänger und lechzen nach dem Hals eines Wissenschaftlers, um erlöst zu werden … Hier saß Meno und studierte die Zelle. Cella , las er, Kammer, Raum; kleinste Bau- und isoliert noch lebensfähige Funktionseinheit von Organismen, Stoffwechselleistungen (Meno erinnerte sich an einen Spruch seines Lehrers Falkenhausen: Stoffwechsel ist eine Erkundung verschiedener Formen des Danks), Reizbeantwortung, beweglich und fortpflanzungsfähig; die meisten menschlichen und tierischen Zellen haben eine Größe von 20–30 μ; die menschliche Eizelle dagegen war eine Riesin mit ihren 0,2 mm Größe; dem bloßen Augen schon sichtbar. Wie eine Sonne ging diese Eizelle aus dem Gelbkörper auf, eine Sonne im Mondzyklus, gesteuert von einem komplizierten Wechselbogen von Hormonen (was» antreiben «hieß) und freigewischt von den Fimbrien der Tuben, eingesogen in den Eileiter, wanderte das Ovum in Richtung Uterus, von wo die Gegenzelle, die begeißelten Kampfschwimmer des Spermas, zu erwarten waren. Was meinten all diese Dinge, was hatten sie zu bedeuten, Organellen innerhalb der Membran, die die Zelle begrenzte und ihr als Nähr- und Kommunikationshaut diente? Da war das Endoplasmatische Retikulum, es sah aus wie eine Schicht hastig übereinandergestapelter Kartoffelpuffer, zwischen denen die Proteinbiosynthese stattfand, ein mehrstöckiger, tausendgleisiger, logistisch kaum zu überblickender Weltraumbahnhof aus An- und Ablieferungen, Aufbau, Zuschnitt, Reparatur und Abbau; da gab es den Golgi-Apparat, das sogenannte Binnennetz, das aus mehreren hintereinandergelagerten, konvex-konkav zusammengefalteten Doppelmembransäckchen bestand, die teils zu Kavernen und Vakuolen erweitert waren und dazu dienten, Sekrete zu umhüllen, sie gewissermaßen einzuschweißen in Vesikel, die aus der Zelle über besondere Kanäle geschleust wurden; da waren die Mitochondrien, die Kraftwerkchen im Protoplasma der Zelle, kompakten Räucherwürsten, manche auch Rugbybällen ähnlich; und da war das Geheimnis, wieso das Ei vom Samen wußte (denn so schien es zu sein, die Eizelle schien Lock- und Steuerstoffe auszusenden, ja, sogar sich die Samenzelle auszusuchen, von der sie befruchtet werden wollte; Meno hatte in der» Nature «gelesen, daß das Prinzip» der erste mahlt zuerst «offenbar nicht einschränkungslos gültig war; die Eizelle schien ein Wörtchen einzulegen, wer für sie» der erste «war — nicht immer der lebensrobuste Holzhacker, der als Kraftkerl seinen Bohrer ansetzte, um die Eihaut zu durchdringen, manchmal schien sie ihn auch die Arbeit tun zu lassen, um den weichen Herumtreiber und Bohemien, den liebenswerten Süßmund, im letzten Augenblick hereinzuziehen und dem Vierschrot die Tür vor der Nase zuzuschlagen); da war das Geheimnis der Zusammenhänge, der Bedeutung, die sich der Sprache entzog.

Manchmal schnorchelte eine Kaffeemaschine irgendwo in den Tiefen des Museums, manchmal knackte es in einem der mit Ölfarbe gestrichenen, frei an der Wand laufenden Heizungsrohre, manchmal machte irgendwo, aus den konzentrisch wachsenden, schmarotzerblumenartig entfalteten Feuchtigkeitsflecken an den blaßgelben, vom Craquelé der Jahrzehnte überwurzelten Decken gefallen, ein Wassertropfen» tock«. Bei Schneeschmelze und Regen, hatte Meno erfahren, machte das Wasser nicht nur» tock«; es schnürlte und rieselte durch das schadhafte Dach des Ständehauses mit munterem Gesang die Wände hinunter. Manchmal auch schlief er ein, denn in dem Verschlag, in dem er hockte, herrschten an sonnigen Mittagen 40 °C. Und noch immer berührten ihn diese Lebewesen (auch wenn sie tot waren, Dinge waren es nicht) so seltsam wie als Kind: sinnend und zeitbewegt stand er vor dem Skelett der Stellerschen Seekuh, die ebenso ausgestorben war wie der Tasmanische Beutelwolf, der Carolina-Sittich, die Wandertaube, deren Flugschwärme Audubon so eindrücklich beschrieben und die einst den Himmel über dem Land amerikanischer Farmer verdunkelt hatten; wagte es nicht, einer der Blauraken das türkisfarbene Gefieder glattzustreichen, die Blaurake, die manche»-racke «schrieben und Mandelkrähe nannten, und die er als Junge in der Sächsischen Schweiz, auf den Expeditionen mit Kurt und Anne, noch gesehen hatte. Nun existierte sie hierzulande schon lange nicht mehr, wie die Beschriftungskarte auswies.

Am stärksten aber, er wußte selbst nicht, warum, bewegte ihn das Schicksal eines Fischs, des sächsischen Störs, dessen lateinischen Namen, Acipenser sturio , er wie eine Beschwörungsformel vor sich hinmurmelte. Nachweislich bis 1912 die Elbe aufwärts bis Sachsen und Böhmen gestiegen, war der Stör längst aus den heimischen Gewässern verschwunden; das Museum für Tierkunde besaß das einzige erhaltene Exemplar der Art, und selbst im Vereinshaus der Elbeschiffer, aus dem Hoffmanns Barometer stammte, hätte man den Fisch für Anglerlatein gehalten, wäre dort nicht ein alter Privilegienbrief, das Recht zur Störfischerei beurkundend, über dem Tresen hängengeblieben. — So saß Meno in der Stille inmitten kleiner bunter, aufgenadelter Pharaonen, Überbleibseln längst vergessener Expeditionen in nahe und ferne Tropen, las mit Fernweh und Herzkehraus die Fundorte der Leuchtzikaden, Käfer (von denen das Museum eine bedeutende, in eigensinnigen Schlaf genagelte Abteilung Curculionidae, Rüsselkäfer, besaß), studierte die Kärtchen der in Schiebkästen aufgereihten Vögel, murmelte die Namen: Philippinen, Neuguinea, wußte, daß er dorthin nie würde gelangen können; versuchte die pinselhaft feinen und regelmäßigen Schriftzeichen, die von leichten und lichten Angelegenheiten zu sprechen schienen (vielleicht war es ein Tonabtastsystem, Musik?), andamanischer und neukaledonischer Muscheln zu entziffern, auf der Suche nach einer Sprache, die das sagte, was er im Angesicht dieser an das Ufer der Zeit gespülten Schätze empfand. So lebte er in diesen Tagen. So träumte er.

Christian war wieder bei seiner Einheit in Grün. Er war jetzt über drei Jahre bei der Armee, im Herbst wäre er unter normalen Umständen entlassen worden und hätte in Leipzig Medizin zu studieren begonnen. Nun war er Unteroffizier, hatte Abitur und sonst nichts, befand sich in der Straf-Nachdienstzeit, die bis zum Frühjahr 1988 dauern würde, dann folgten noch anderthalb Jahre reguläre Dienstzeit: Entlassung im Herbst 1989. Von den alten Kameraden war außer Pfannkuchen keiner mehr da — Irrgang entlassen, ebenso Muska und Wanda; er sah fremde Gesichter; Schlückchen und die Berufsoffiziere waren geblieben. Schlückchen sagte zur Begrüßung:»Hoffmann und Kretzschmar — ein Vorkommnis, und Sie landen wieder dort. Verstanden?«Christian war jetzt der Stubenälteste, von den anderen mit einer Mischung aus Scheu und Respekt angesehen; er hatte das Gefühl, außer der Reihe zu laufen, ein lebender Anachronismus zu sein, wie Meno das genannt hätte. Es gab keine Fragen nach Schwedt und Samarkand; er hatte unterschreiben müssen, zu schweigen. Das Reden wurde ihm fremd, er beschränkte sich, wenn es unumgänglich wurde, auf das nötigste. Er hatte unterschrieben. Er wollte nicht zurück. Das Brot schmeckte ihm. Die Kameraden waren nett, besonders der Goldschmied. Die Panzer waren gut. Die Sonne war schön.

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