Uwe Tellkamp - Der Turm

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Hausmusik, Lektüre, intellektueller Austausch: Das Dresdner Villenviertel, vom real existierenden Sozialismus längst mit Verfallsgrau überzogen, schottet sich ab. Resigniert, aber humorvoll kommentiert man den Niedergang eines Gesellschaftssystems, in dem Bildungsbürger eigentlich nicht vorgesehen sind. Anne und Richard Hoffmann, sie Krankenschwester, er Chirurg, stehen im Konflikt zwischen Anpassung und Aufbegehren: Kann man den Zumutungen des Systems in der Nische, der "süßen Krankheit Gestern" der Dresdner Nostalgie entfliehen wie Richards Cousin Niklas Tietze — oder ist der Zeitpunkt gekommen, die Ausreise zu wählen? Christian, ihr ältester Sohn, der Medizin studieren will, bekommt die Härte des Systems in der NVA zu spüren. Sein Weg scheint als Strafgefangener am Ofen eines Chemiewerks zu enden. Sein Onkel Meno Rohde steht zwischen den Welten: Als Kind der "roten Aristokratie" im Moskauer Exil hat er Zugang zum seltsamen Bezirk "Ostrom", wo die Nomenklatura residiert, die Lebensläufe der Menschen verwaltet werden und deutsches demokratisches Recht gesprochen wird.

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«Mal sehen«, sagte der Brigadier. Pfannkuchen hob den Kopf, blickte sich rasch um.

«Könnt mir’s doch aufheben. Ich hol’s mir, wenn ich wieder draußen bin. Soll auch Ihr Schade nicht sein.«

«Erst mal kriegst du deine siebzehn Prozent.«17 % des normalen Lohnes standen den Strafgefangenen zu, wenn sie die Norm erfüllten. Wenn der Brigadier so mit sich reden ließ, mußte es schlimm stehen um die Arbeitskräftesituation und damit um die Planbilanz. Christian kam ins Ofenhaus Gustav.

Karbid. Er hatte von diesem Stoff schon gehört, den Film» Karbid und Sauerampfer «gesehen, er wußte, daß an Großvater Arthurs» Wanderer«-Fahrrad eine Karbidlampe steckte; wie sie aber genau funktionierte, wußte er nicht. Darüber klärte ihn Asza Burmeister auf, Abstichmann am Ofen 8 im Ofenhaus Gustav, ein schon älterer Arbeiter, der seit zweiundzwanzig Jahren» im Karbid «arbeitete, gelernter Zimmermann und» vor dem Mast «zur See gefahren war. Er nahm ein Bröckchen Karbid und ließ Wasser darüberlaufen.»Siehste, Krischan«(er nannte ihn wie Libussa, was Christian gefiel),»und jetzt wird draus Azetylen. Schweißgas ist das, Schweißgas. Und wenn ich jetzt meinen Stumpen dranhalte«(er rauchte» Jägerstolz«-Zigarren),»gibt’s ’nen Knall und ’s wird hell. So funktioniert die Karbidlampe. Wasser tropft auf ’n Stückchen Karbid. Bloß knallen, knallen sollte ’s nich. «Asza sprach sehr schnell, man hatte Mühe, ihn zu verstehen, wiederholte oft einzelne Worte, rollte das» r «in einem Dialekt, den Christian noch nie gehört hatte.»Ich bin ’n Sudeten-Läusekraut«, sagte Asza ausweichend. Asza: seltsamer Name, aber Christian fragte nicht. Er durfte nicht viel fragen. Fragen war verboten. Unterhaltungen waren verboten, Fraternisierung. Die Arbeiter und die Strafgefangenen sollten so wenig wie möglich miteinander zu tun haben, die Strafgefangenen aber mußten angelernt werden, da begannen die Schwierigkeiten. Gottschlich sollte kontrollieren, tauchte aber, wie Christian bald bemerkte, nur selten auf. Das hatte seine kühlen Gründe. Die kühlen Gründe, in denen kein Mühlrad, sondern die Walzentrommel ging und das flüssige Karbid aus den Abstichschnauzen aufnahm, hießen: Hitze und Staub. Was ist Hitze? Asza, wenn er nicht so schweigsam bei der Arbeit gewesen wäre (in den Pausen saß er, das linke Bein über einem Stuhl, mit seiner» Jägerstolz «und einer Flasche Rhabarbersaft, die es für die Karbidarbeiter verbilligt gab, und murmelte» Piräus, Färöer, Bordoh«: die Häfen, die er gesehen hatte), Asza hätte sagen können: Die Hitze, Bruder, kannst du nicht erklären. Der Ofen hat ein weißes Herz, und jeder Pulsschlag kommt geflogen wie ein glühendes Bügeleisen. Die Schicht dauerte zwölf Stunden. Einerseits war das gut, denn danach mußten die Strafgefangenen nicht mehr auf den Acker: Exerzieren, Sturmbahn, Taktik, Schutzausbildung. Andererseits waren es zwölf Stunden in einer Atmosphäre, wie sie Christian nicht für vorstellbar gehalten hätte. Wenn Ron Siewert, FDJ-Sekretär der» Thälmann«-Brigade, vom Nachbarofen herüberkam, sah Christian ihn erst, wenn Siewert noch zwei, drei Meter entfernt war. King Siewert, wie er genannt wurde, war neben Asza der beste Abstichmann: keine Fehlschichten, keine Bummelei, keine Sauferei am Arbeitsplatz, kein Leichtsinn. Leichtsinn war, Karbid und Wasser zusammenzubringen; Leichtsinn war, keinen Schutzhelm zu tragen, Leichtsinn war, ohne Schweißerbrille zu arbeiten. Siewert kam aus den grünlichen (Tellerlampen an meterlangen, vollständig verkrusteten Leitungen, die im Inneren des Titanic-Wracks zu hängen schienen) Staubschleiern, öffnete seinen Vollbart, so daß man das weiße Gebiß sah, und schrie Asza zu, wie der Ofen gefahren werden solle.

Karbid. Das Wort verfolgte Christian in den Schlaf, denn hier träumte er nicht. Wenn er von Schicht kam, war er fertig . Er fiel auf die Pritsche und schlief ein, Pfannkuchen mußte ihn wachrütteln, wenn Gottschlich die Runde machte.

Karbid. Was war das? Bäume (es gab veraschte Weiden am Saaleufer) waren Lebewesen, sie empfanden Hitze und Kälte, Werden und Vergehen, sie blühten und welkten. Aber das, dies graue Zeug, Karbid? Zeit ist aus Wasser, Zukunft aus Karbid, hieß es in Samarkand. Der Ofen war mehrere Stockwerke hoch, und er produzierte Karbid, Karbid, immer wieder die grellweiße Schmelze, wenn Asza mit der über Laufketten dirigierten Brennmaschine ein Loch in die Haut des zähflüssigen Karbids brannte, damit es über den» Fuchs«, wie Asza die Abstichschnauze nannte, in die» Seekuh«(die wassergekühlte Walzentrommel) rann. Christian dachte: Das halte ich nicht durch. Christian dachte: Aber hier kommst du nicht raus. Christian dachte: Meno würde sagen: Siehst du, das ist nun völlig unironisch. Christian dachte: So wie Pfannkuchen müßte man sein. Immer an der Wand lang. Immer auf die Füße fallen. Die Dinge nehmen, wie sie kommen, und die Achseln zucken. Der regt sich gar nicht darüber auf, daß er hier eingesperrt ist, sondern darüber, daß er sowenig Geld verdient. Die Schweinerei sind die siebzehn Prozent Lohn, nicht die hundert Prozent Karbidinsel. Immerhin, Christian war klüger geworden . Klüger sein hieß: die Klappe halten. Einige Zellengenossen waren immer noch nicht klüger geworden, sprachen von Irrtum und Unglück , wollten Anwaltssprecher und Berufungen und Haftbeschwerde und Besuch . Es gab aber keinen Besuch auf der Karbidinsel. Sie jammerten, anstatt zu schlafen. Sie waren angeknackst . Sie kamen ins U-Boot. Dort ging es korrekt zu.

Karbid. Wenn der Wind nach Süden drehte, blies er den Staub auf die Insel. An der Südmauer blühten Rosen. Christian hätte gern erfahren, welche Farbe sie hatten. Sie dufteten nicht. Die Blüten sahen aus wie aus Gips gemacht; selbst die Blätter und Rosenranken waren hellgrau bestäubt, eine stuckartige, schlafschwere Schönheit.

Asza sagte:»Wer einen Sommer im Karbid durchhält, der bleibt. «Karbid. Was war das, wozu brauchte man das? Christian erfuhr: Koks braucht es und Branntkalk, das Gemisch wurde Möller genannt. Damit wurde ein Rundofen beschickt. Unter Ofen hatte sich Christian bisher Kohlen auf einem Rost vorgestellt, durch den die Asche in den daruntergeschobenen Aschkasten fiel, und er hatte gedacht, daß es hier, im Karbid, genauso funktioniere. Aber solch einen Ofen hatte er noch nie gesehen, geschweige denn: gehört. Drei mehrere Meter hohe Söderberg-Elektroden, zu einem gleichseitigen Dreieck angeordnet, ragten in das Ofengefäß, wurden unter Strom gesetzt, und da das Material, aus dem sie bestanden, dem Strom Widerstand leistete, wurden die Elektroden heiß, ein bis zu 3 000 °C heißer Lichtbogen entstand. Darin reagierte der Möller zu Kalziumkarbid. Der Lichtbogen war grellweiß und brummte in der Ofenöffnung, die Asza das Nasenloch der Hölle nannte. Das Brummen wurde durchsetzt vom Stampfen der Koksbrecher, denn Kalkstein und Kohle mußten, bevor sie in den Mischturm kamen, um dort zu Möller vermengt zu werden, eine bestimmte Korngröße haben. Es klang, als ob eine Bisonherde durch die Halle gejagt würde, Klopfen und Knattern, manchmal ein ohrenstechendes Scheppern, als hätte man Waggons voller Bleche ausgeschüttet. Die Öfen soffen Strom — so viel, daß an manchen Tagen in Halle-Neustadt, wenn die Frühschicht aufstand, das Licht erlosch und Hochhausklötze wie verärgerte Bergtrolle in der Dämmerung standen. Der Ofen 8 war ein bösartiger Drachen. Asza kannte ihn gut und hatte Respekt vor ihm. Wenn Asza die Karbidkruste aufbrannte, klang es wie ein Schallplattenabtaster, den man quer über die Schallplatte riß, saftig und gefährlich, und keineswegs war es immer Karbid, was in den Fuchs schoß, es gab Verunreinigungen, Rückstände aus dem Branntkalk und dem Koks, die es nicht hätte geben dürfen. Die Schichtleiter wußten das und schwiegen; der Plan drückte, und zweiundzwanzig Abstiche pro Schicht waren die Norm, zweiundzwanzigmal mußte aus den Drachennüstern der weißglühende Schnupfen schnauben. Davor aber hatte der Gott des Hüttenwesens die Klumpen gesetzt. Die Schmelzmasse des Möllers neigte auch bei 2 200 °C zum Verklumpen, und dann drohte der Stillstand der chemischen Reaktion. Den Stillstand zu verhindern war Christians Aufgabe. Mit meterlangen Eisenstangen, genannt Ruten, stocherte er in der Glut herum. Was wog eine solche Eisenstange? Genug, daß es nach einer halben Stunde zuviel war. Es gab ein Stahl-Thermometer neben der Treppe zum Ofenkopf, es war seit Zeiten von immer neuen Schichten Flugstaub bedeckt worden und glich nun eher einem Stalagmiten als einem Thermometer. Christian hatte, wenn er vor dem Ofen die Ruten bediente, das Gefühl, zu einem neuartigen Lebewesen, einem Zwitter aus Fischotter (Schweiß, die ofenabgewandte Seite) und Broiler (zur Ofenöffnung) geschmolzen zu werden. Die Hitze machte müde, trotzdem mußte man auf der Hut sein. Manchmal spritzte heißes Öl aus einer undicht gewordenen Leitung, traf die derbe Baumwollkleidung, von der Brennmaschine sprühten Funken, entzündeten den Stoff. Einmal stand Asza in Flammen, aber Ruscha, der zweite Abstichmann (sie arbeiteten zu viert pro Ofen und Schicht) warf ihm ruhig eine Decke über und erstickte den Brand. Pfannkuchen, mit Christian an den Ruten, war erschrocken zur Seite gesprungen. Der Staub kratzte in den Kehlen, bald kam der Husten, ein unabstellbares Würgen und Anbellen gegen die Karbidpartikel; drüben im Chlor, sagte Asza, war es noch schlimmer, drüben im Chlor überschritten sie die amtlich zulässige Luftverschmutzung um 100 Prozent. Die Hitze machte Durst.

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