Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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«Nach zehn Tagen kannst du das Krankenhaus verlassen«, sagte sie.»Gil und ich werden dich abholen. Du wirst bei uns wohnen, bis du wieder gehen kannst.«

«Kann ich nicht gehen?«

Der Arzt erklärte es mir anhand eines Modells: Beim Aufprall war ich auf dem Beifahrersitz nach vorne gerutscht und mit dem rechten Knie gegen die Ablage unter dem Armaturenbrett gekracht. Durch die Wucht war der Oberschenkel wie ein Rammbock in das Hüftgelenk gestoßen worden; das hatte sich verrenkt, und die Gelenkpfanne war zerborsten. Die Schalen der Beckenknochen mußten bei der Operation erst wieder in die richtige Position gebracht und mit einer Platte und mit Schrauben stabilisiert werden.

«Und mach dir keine Sorgen wegen des Geldes.«

«Muß ich mir Sorgen machen?«

«Mr. McKinnon — an den erinnerst du dich, oder? — hat gesagt, ein Teil wird auf alle Fälle von der Vereinigung — ich habe jetzt den Namen vergessen — bezahlt, vielleicht sogar alles. Er schaut dazu, hat er versprochen. Vorläufig bist du auf jeden Fall bei uns. Sonst müßtest du in eine Rehabilitationsklinik. Hier bleiben kannst du nicht, hat Dr. Miller gesagt.«

Eine Minute lang war ich mir nicht sicher, ob ich einen Mr. McKinnon kenne, und wer Dr. Miller war, hatte ich keine Ahnung.

Drei Wochen würde ich auf alle Fälle Ruhe geben müssen, dürfe aber im Rollstuhl herumgeschoben werden, damit ich etwas von draußen sähe, das sei für die Genesung wichtig. Für den Kopf vor allem sei es wichtig. Dr. Miller befürchtete, ich könnte in Schwermut verfallen. Das entspräche der Norm. Becky solle sich auf alle Fälle nach einem Psychotherapeuten umsehen. Sobald ich die ersten Schritte tun könne, müsse ich mich außerdem einer intensiven physiotherapeutischen Behandlung unterziehen. Man werde versuchen, erst mit einem Gehbock, dann mit Krücken mir den Gebrauch meiner Beine wieder beizubringen.»Das organisiert alles Gil«, sagte Becky. Nach sechs Monaten, wenn es keine Komplikationen gäbe, sei ich wiederhergestellt.

«Was ist mit Maybelle?«fragte ich.

«Mum ist tot«, sagte Becky, und wie sie es sagte, ziemlich genervt nämlich, erschrak ich, weil mir in diesem Augenblick endgültig bewußt wurde, daß mir die gleiche Frage schon mehrere Male beantwortet worden war. Nun würde ich nicht mehr fragen.

2

Gil und Becky überließen mir ihr Schlafzimmer, es lag im zweiten Stock des Hauses, die Fenster zeigten in einen kleinen Innenhof, der von Efeu zugewuchert war. Sie selbst schliefen für die Zeit meines Besuchs in dem Anbau, in dem Maybelle gewohnt hatte. Becky meinte, es würde mir» bestimmt zu fest weh tun«, in Maybelles Bett zu schlafen. Daraus schloß ich, daß sie wußte, daß ich schon einmal hiergewesen war. Ich war eigentlich davon ausgegangen, daß Maybelle mit ihrer Tochter ebensowenig über mich sprechen würde, wie sie mit mir über Becky sprach. Daß sie eine Tochter habe, deren Vater beim Verschieben von Güterwaggons ums Leben gekommen sei — das hatte sie erzählt, mehr nicht. Ein paarmal hatte ich weitergefragt, aber sie hatte keine Antwort gegeben. Sie wollte ihre Familie aus unserem Verhältnis heraushalten. Ich hatte das respektiert. Daß sie dagegen alles wissen wollte, was mit Dagmar und mir und meinem Sohn zu tun hatte, und auch alles über meine Mutter, darin sah ich keinen Widerspruch, zumal ich gern erzählte und es ja doch in erster Linie für mich tat — eigentlich um Heimweh-Dampf abzulassen. Becky und Gil wußten alles über mich und Maybelle; daß wir auf halbem Weg nach Texas umgekehrt waren, weil wir uns gestritten hatten; daß wir zusammen in Europa gewesen waren; auch daß unsere erste Liebesnacht im Hudson Valley in einem türkisfarbenen Motel in der Nähe von Hyde Park stattgefunden hatte, wußten sie; auch, daß ich Maybelles Ehre vor einem Rassisten hatte retten wollen; sogar über den Vorfall auf dem Platz hinter der Hühnerbraterei, als mir ein Bursche ein Feuerzeug an den Kopf geworfen und Maybelle sich aus der Sache herausgehalten hatte, wußten sie Bescheid — und daß ich verheiratet gewesen war und einen Sohn hatte und daß mein Vater sich das Leben genommen hatte und daß ich Schriftsteller war und an einer Universität in West-Germany eine Sprache studiert hatte, die niemand auf der Welt mehr spricht. Aus Beckys Mund klang das alles nach einer filmreifen Romanze in Schwarzweiß (!), und ich fragte mich, ob sie selbst sich das so zurechtlegte oder ob Maybelle tatsächlich in dieser Art über uns gesprochen hatte — was ich mir nicht vorstellen konnte, dazu hätte ich — wieder einmal! — mein Bild von ihr übermalen und neu aufsetzen müssen.

Übrigens: Becky war nicht dick, sie war schwanger, im sechsten Monat. Sie war eine überaus gut aussehende, gepflegte, stets effektvoll gekleidete Frau um die Dreißig — gerade zwei Jahre jünger als ich —, sehr groß — sie überragte ihren Mann um gut einen halben Kopf —, die jeden Tag ein anderes Parfüm auflegte — Veilchen, Patschuli, Maiglöckchen und etliche Düfte, die ich nicht beim Namen kannte.

Und, wovon mir Maybelle nie erzählt hatte: Gil und Becky hatten bereits ein Kind. Ein Mädchen im Alter von fünf Jahren. Wanda.»Wanda-May «wurde sie gerufen, weil sie der Liebling ihrer Großmutter gewesen war. Ich lag bereits seit drei Tagen im Schlafzimmer der Clancys, als ich Wanda kennenlernte. Die Tür ging auf, ich dachte, es sei Becky oder Gil oder einer der Boxer (die allesamt großen Anteil an der Katastrophe nahmen und die einer nach dem anderen mich gleich am ersten Tag besucht hatten und von denen keiner daran Anstoß nahm, daß Maybelle mit einem jungen Weißen zusammengewesen war, der obendrein in einem holpernden und krachenden Akzent redete). Ich richtete mich auf, sah aber niemanden. Ich sagte:»Hallo?«Ein heiseres Stimmchen antwortete:»Hallo, Mr. Luke!«Sie trat neben mein Bett und betrachtete mich eine Weile; ein schmales Geißlein in einem gelben, langärmeligen Kleidchen, das wahrscheinlich ihre Grandma geschneidert und mit roten Rosen an Ärmeln und Saum bestickt hatte. Die Haare waren in engen Zeilen über das Köpfchen geflochten. Ihre Augen blickten ohne Scheu, aber auch ohne allzu große Neugier auf mich. Ihr Gesicht war so rein, als wäre sie erst am Morgen aus dem Backofen Gottes geholt worden. Sie hob und senkte ihre zarten Schultern und verzog den Mund; einiges an mir schien ihr zu mißfallen. Ich konnte es ihr nicht verdenken, mir mißfiel auch einiges, wenn ich an mich dachte. Plötzlich drehte sie sich um und lief zur Tür hinaus; kam aber gleich mit ihrem Puppenwagen zurück. Sie war die Mama von drei Puppen: Monica, Johanna, Helena. Sie fragte, ob ich eine in meinen Armen halten möchte. Ich sagte, gern. Sie gab mir die weiße mit den blonden Haaren.»Hat Grandma das Kleidchen genäht?«Sie nickte.»Und dein Kleid auch?«Sie nickte.»Weißt du, wo Grandma ist?«Sie zuckte wieder mit den Schultern, schüttelte den Kopf und zog ein tiefernstes Gesicht, das deutlich ihrer Mutter abgeschaut war. Am Abend sagte ich zu Becky, ich hätte heute Bekanntschaft mit einer jungen Lady gemacht. Sie rief:»Wanda-May! Ich habe dir doch verboten, Mr. Lukasser jetzt schon zu stören!«Ich aber hatte den Eindruck, wenn es nach Becky gegangen wäre, hätte ich die Kleine gar nie zu Gesicht bekommen. Maybelle hatte sie vor mir verschwiegen, und auch Becky wollte vermeiden, daß ihre Familie meinen Lebenskreisen allzu nahe käme.

Gil war einer, der nicht viel redete. Er war um die Fünfzig, ein bulliger Mann mit einer Glatze und einem grauen Haarkranz und einem sorgfältig ausrasierten und gestutzten grauen Bart. Er wich meinem Blick aus. Die obere Hälfte seines Gesichts wirkte sehr positiv, kraftvoll und brutal, die untere Hälfte schlaff, hämisch und immer ein bißchen beleidigt. Aus dem, was ihm Maybelle über mich erzählt hatte, schloß er wahrscheinlich, ich sei einer, der gern viel redete. Er wollte mir ein Gespräch anbieten, aus Gastfreundschaft sozusagen. Vielleicht hatte ihn Becky geschickt. Er brachte einen Sessel mit und setzte sich verkehrt herum darauf, stützte die Unterarme auf die Lehne. Er war verlegen, weil ihm nichts einfiel, was er für bedeutend genug hielt, um es einem Schriftsteller vorzusetzen. Ich suchte in seinem Gesicht nach irgendeiner Spur eines großen Themas, einem Fingerabdruck Gottes auf seiner Wange oder seiner Stirn oder seiner eingeschlagenen Nase oder seinem struppigen, verschrumpelten Kinn, der ein Beleg dafür wäre, daß Gott uns alle und zu jeder Zeit in seinen Händen hält, um uns ständig nachzukneten, nachzujustieren, in Form zu halten. Er glaubt nicht an ein Leben nach dem Tod, dachte ich; er geht davon aus, daß Maybelle für ewige Zeiten verschwunden war. Mir fiel ein, was Maybelle einmal zu mir gesagt hatte, nämlich, daß sie an Jesus glaube und daß es in Brooklyn viele Menschen gebe, die an Jesus glaubten. Ich konnte mir durchaus vorstellen, daß Gil zu denen gehörte; ebenso, wie ich mir vorstellen konnte, daß Maybelle nie an eine Auferstehung, nie an ein Jüngstes Gericht, nie an ein Jenseits geglaubt hatte. Gil bot mir einen seiner Zigarillos an. Solange wir rauchten, waren wir vom Reden befreit. Im Gym unten spielten sie Beethoven, den lieben Tag lang Beethoven. Natürlich die Eroica . Was denn sonst! Was für eine andere Musik würde sich besser als Soundtrack zu einem Boxkampf eignen? Außer: Also sprach Zarathustra — und das war auch tatsächlich die zweite Nummer, die gespielt wurde. Erst Ludwig van Beethoven, dann Richard Strauss, erst Eroica , dann Zarathustra . Die Bruderschaft der Kämpfer dort unten in dem Verlies drehte den Verstärker so weit auf, daß ich diesen pathetischen Bullshit bis in den zweiten Stock hinauf hörte.

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