Julia Franck - Die Mittagsfrau

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Die Mittagsfrau: краткое содержание, описание и аннотация

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Eine idyllische Kindheit in der Lausitz am Vorabend des ersten Weltkriegs, das Berlin der goldenen Zwanziger, die große Liebe: So könnte das Glück klingen, denkt Helene. Aber steht ihr die Welt wirklich offen? Helene glaubt unerschütterlich daran, folgt ihren Träumen und lebt ihre Gefühle — auch gegen die Konventionen einer zunehmend unerbittlichen Zeit. Dann folgt der zweite große Krieg, Hoffnungen, Einsamkeit — und die Erkenntnis, dass alles verloren gehen kann. Julia Franck erzählt in ihrem großen neuen Roman ein Leben, das in die Mühlen eines furchtbaren Jahrhunderts gerät, und die Geschichte einer faszinierenden Frau.

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Vater sagt, dass du immer schweigst, weil du kalt bist.

Helene blickte ihrem Peter in die Augen, die Leute sagten, er habe ihre Augen, glasklar und blau; es war schwierig, im Liegen den Kopf zu schütteln. Sie streichelte jetzt seine Schultern, und Peter drückte seine Stirn gegen ihre Brust.

Aber das glaube ich nicht, sagte Peter an ihrer Brust. Ich hab dich lieb, Mutter. Helene streichelte ihrem Jungen den Rücken. Es war schwer, den Arm zu bewegen. Vielleicht hatte sie über den Tag zu viele Kranke gehoben. Sie fühlte sich schwach. Was konnte sie ihrem Peter sein? Und wie konnte er ihr Peter sein, wenn sie ihm nichts sein konnte, nicht sprechen, noch erzählen, einfach nichts sagen konnte? Eine andere Frau würde weinen, vermutete Helene. Vielleicht stimmte, was Wilhelm behauptete, vielleicht war ihr Herz ein Stein. Kalt, eisig, eisern. Sie weinte nicht, weil ihr nicht zum Weinen war; ihre Füße taten ihr weh, der Rücken schmerzte, sie war den ganzen Tag gelaufen, sie wusste, dass sie nur noch fünf Stunden zum Schlafen hatte, ehe sie aufstehen, die Wäsche bügeln, die Küche wischen, für Peter das Frühstück richten, ihn wecken und zur Schule schicken würde, ehe sie selbst ins Krankenhaus arbeiten ging. Ihr Arm, mit dem sie Peter gestreichelt hatte, der jetzt auf ihm lag, auf ihrem schlafenden Kind, schmerzte. Eine Sehnenentzündung konnte sie nicht gebrauchen. Eine Schwester wurde nicht krank. Wilhelm hatte am Sonntag zum Abschied zu ihr gesagt: Alice, du bist eisern und zäh. Du brauchst mich nicht. Es war ihr nicht möglich, seine Worte zu deuten. War er stolz, war er beleidigt, war er zufrieden, weil seine Abkehr hierdurch eine gewisse Berechtigung erfuhr? Vielleicht kränkte es ihn, dass sie ihn nicht brauchte. Ein Mann wollte gebraucht werden, keine Frage. Die Eisenfaust wollte ihr Ziel nicht verlieren, nicht abprallen vom Ziel, Eisen auf Eisen, und gewiss nicht ihrer Exis tenzberechtigung beraubt werden. Und verhielt es sich mit einer Frau anders? Lag ihr nicht auch alles daran, jeden Tag rechtzeitig im Krankenhaus zu sein? Das Eiserne, war das ein Kriterium, eine Eigenschaft, eine Eigenart? Die eiserne Disziplin. Wie oft machte sie Überstunden. Keine Schwester ging, wenn sie sah, dass sich die Bettpfannen auf dem Wagen stapelten, wenn eine Patientin sich auf das Hemd gebrochen hatte und eine andere im Sterben lag. Das eiserne Mitgefühl. Auch Peter hatte sie angewöhnt, nicht krank zu werden. Die eiserne Vernunft. Als er klein war, hatte er die Windpocken und die Masern gehabt, sie hatte die Kozinska bitten müssen, auf ihn aufzupassen, damit sie selbst rechtzeitig zur Arbeit kam. Die Kozinska hatte es über den Tag nicht einmal geschafft, ihren Peter zu waschen, sie hatte vergessen, ihm die kalten Wickel zu machen, auch getrunken hatte er am Abend zu wenig. Vermutlich war sie mit dem Singen beschäftigt gewesen.

Helene wurde am Morgen von Peter geweckt, es war schon hell, er drückte sich an seine Mutter, er schlang seine Arme um sie, er flüsterte: Ich hab dich so lieb, Mutter. Plötzlich lag er auf ihr und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. Sein seidiges Haar kitzelte sie. Er sollte nicht auf ihr liegen, wusste er das nicht? Und während sie ihn von sich schob, sagte er: Deine Haut ist so weich, Mutter, du riechst so gut, ich will immer bei dir bleiben, immer, und er versuchte, sich nicht von ihr runterschieben zu lassen, er hielt sie fest, seine Hand berührte ihre Brust, und sie spürte etwas Kleines, Hartes an ihrem Schenkel, das nur eine Erregung sein konnte, seine Erregung. Helene stieß ihn von sich und stand auf.

Mutter?

Beeil dich, Peter, du musst dich waschen und in die Schule gehen, sagte sie mit dem Rücken zu ihm. Mehr sagte sie nicht, sie wollte sich nicht zu ihm umdrehen, sein Gesicht nicht sehen.

Viele schickten ihre Kinder jetzt im Krieg auf das Land, aber wenn sie ihn auf das Land schicken würde, würde man sie nach Obrawalde schicken, in ein Lazarett oder nach Ravensbrück. Helene wollte nirgendwohin geschickt werden, also konnte sie auch Peter nicht aufs Land schicken.

Die Sonne geriet in die Schieflage, herbstliche Schieflage zur Erde. Der Wind blies, er wimmerte, er pfiff. Einmal hängte Helene die Wäsche im Hof auf, als sie die Kinder spielen und rufen hörte. Sie jagten einander, sie ärgerten sich. Deutlich konnte Helene die Stimme von Peter aus den Stimmen der anderen Kinder heraushören.

Jude Itzig Lebertran

hat geschissen Marzipan

Marzipan ist ungesund

Jude ist ein Schweinehund.

Das Laken hing ihr im Weg, der Wind schlug es ihr ins Gesicht, der Wind war frisch, sie konnte die Kinder nicht sehen, nur ein Mädchen aus dem Nachbarhaus stand unschlüssig in der Toreinfahrt. Helene heftete die letzte Wäscheklammer an das Laken und drehte sich um. Wo war er nur, der Lausebengel? Oft war sie froh, wenn er allein um die Häuser rannte und sie in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen konnte, er hatte Freunde, er wurde selbständig, er sollte sie eines Tages nicht mehr brauchen, aber jetzt wollte sie wissen, wo er war. Wie kam er nur auf diesen Reim? Marzipan ist ungesund. Wegen der Bittermandeln? Zyankali? Es gab seit fast drei Jahren keine Juden mehr in Stettin, keinen einzigen, sie waren alle weggebracht worden.

Hast du meinen Peter gesehen? Helene fragte das Mädchen in der Toreinfahrt. Sie schüttelte den Kopf, nein, sie wusste nicht, wo er hingelaufen war.

Helene wartete mit dem Abendessen auf ihn. Die Lebensmittel wurden rationiert, die Krämerin hatte ihr ein Ei gegeben und einen viertel Liter Milch und einen Salatkopf, von der Tochter der alten Fischfrau unten am Bollwerk hatte sie eine Makrele bekommen, die hatte sie mit dem letzten Stück Butter und einem getrockneten Salbeiblatt gestopft und im Ofen gebacken. Peter mochte gebackenen Fisch. Als er zur Tür hereinkam, waren seine Knie beide aufgeschürft, am Ellenbogen hatte er Schorf, der aufgesprungen war. Seine Hände waren schwarz, auf der Nase hatte er einen Strich aus Kohle. Seine Augen glitzerten, offenbar hatte er Spaß gehabt.

Du gehst dir jetzt bitte die Hände waschen, sagte Helene. Peter fiel es kaum ein, sich seiner Mutter zu widersetzen. Er wusch sich die Hände, schrubbte seine Fingernägel mit der Bürste und setzte sich an den Tisch.

Die Kohle im Gesicht, sagte Helene, wäschst du die bitte auch ab?

Schwarzer Peter, sagte Peter und lachte. Er liebte das Spielen, wenn sich die anderen über ihn lustig machten, lachte er mit ihnen.

Vorhin habe ich dich einen Spottreim rufen hören. Helene legte Peter die obere Hälfte der Makrele auf den Teller und schnitt den Kanten Brot entzwei.

Mich?

Weißt du eigentlich, was Juden sind?

Peter zuckte unsicher die Achseln. Er wollte seine Mutter nicht verärgern, nichts lag ihm ferner. Menschen?

Na also, warum machst du dann einen Spottreim auf sie?

Peter zuckte wieder mit den Schultern.

Ich möchte das nicht, Helene sagte es streng und nüchtern, ich möchte das nie wieder hören. Ist das klar?

Peter sah unter seinem Pony hervor, er musste lächeln, verschmitzt sah er aus, wenn er so lächelte, er mochte nicht glauben, dass seine Mutter wegen eines Spottreims so aufgebracht war.

Was sind Juden für Menschen? Peter lächelte noch immer. Er wollte es wirklich wissen, er fragte und würde sich damit abfinden müssen, dass Helene ihm nicht antwortete. Helene empfand ein Ungenügen, ein peinigendes Ungenügen. War sie feige? Wie sollte sie ihrem Sohn erklären, was die Juden für Menschen waren, wer sie war, warum sie nicht sprechen konnte? Niemand wusste, wohin so ein Kind sein Wissen trug, am nächsten Tag konnte es in der Schule mit dem Lehrer oder den anderen Kindern darüber sprechen. Das wollte Helene nicht. Sie wollte ihn in keiner Gefahr wissen. Er verstand schon, da war sich Helene sicher, Peter war ein kluges Kind. Menschen, das reichte doch als Erklärung, nicht wahr? Helene erwiderte sein Lächeln nicht, sie aßen schweigend den Fisch.

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