Jonathan Franzen - Weiter weg

Здесь есть возможность читать онлайн «Jonathan Franzen - Weiter weg» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Год выпуска: 2013, ISBN: 2013, Издательство: Rowohlt Taschenbuch Verla, Жанр: Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Weiter weg: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Weiter weg»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Weiter weg — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Weiter weg», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Der interessanteste Aspekt bei der Frage nach dem Ursprung des Romans könnte die Evolution der Lösungen sein, die die englische Kultur für das Problem der Plausibilität gefunden hat: Sollte man eine seltsame Geschichte für wahr halten, weil sie seltsam war, oder sollte ihre Seltsamkeit als Beweis dafür genommen werden, dass sie nicht stimmte? Die Aufregungen um die Frage sind uns noch vertraut (man denke an den Skandal um James Freys sogenannte Erinnerungen), und bestimmt waren sie auch 1719 im Spiel, als Defoe den ersten und bekanntesten Band des Robinson Crusoe veröffentlichte. Der wahre Name des Autors tauchte darin nirgends auf. Das Buch wurde stattdessen als Das Leben und die seltsamen Abenteuer des Robinson Crusoe … Geschrieben von ihm selbst bezeichnet, und viele seiner ersten Leser hielten es für eine nicht ausgedachte Geschichte. Genug andere Leser jedoch bezweifelten ihre Authentizität, sodass sich Defoe, als er im Jahr darauf den dritten und letzten Band veröffentlichte, genötigt sah, ihre Wahrhaftigkeit zu verteidigen. Er bestand darauf, dass im Gegensatz zu den Romanzen, in denen «die Geschichte vorgetäuscht» sei, seine Geschichte, «obschon allegorisch, auch historisch ist», und bestätigte, dass «da ein Mann am Leben ist, und wohlbekannt zudem, dessen Taten billigerweise der Stoff dieser Bände sind». Angesichts dessen, was wir über Defoes wirkliches Leben wissen — wie Crusoe geriet er durch riskante Geschäfte wie die Aufzucht von Zibetkatzen zur Parfümherstellung in Schwierigkeiten, gründliche Erfahrungen mit der Einsamkeit hatte er im Schuldgefängnis gesammelt, in das ihn der Bankrott zweimal brachte — , und auch angesichts seiner Versicherung andernorts im selben Band, dass «das Leben im Allgemeinen nur ein universaler Akt der Einsamkeit ist oder sein sollte», scheint der Schluss, dass der «wohlbekannte» Mann Defoe selber ist, gerechtfertigt. (Bemerkenswerterweise enden beider Namen auf «oe».) Heute begreifen wir den Roman als Abbild eines Wachtraums des Autors, und in Defoes versuchsweiser Behauptung einer weniger als strikt historischen Wahrheit lässt sich eine entscheidende Wendung hin zu diesem Verständnis erkennen — der «Wahrheit» des Romanciers. In ihrem Essay «The Rise of Fictionality» beschreibt die Literaturwissenschaftlerin Catherine Gallagher ein mit solcher Art Wahrheit verbundenes, sonderbares Paradox: Im 18. Jahrhundert hörten die Schriftsteller (mehr oder weniger angefangen mit Defoe) nicht nur auf zu behaupten, ihre Erzählungen seien nicht erfunden; sondern sie gaben sich auch große Mühe, ihre Erzählungen nicht länger erfunden wirken zu lassen — Plausibilität wurde Pflicht. Gallaghers Erklärung für dieses Paradox weist auf einen weiteren Aspekt der Moderne hin, die Notwendigkeit nämlich, Risiken einzugehen. Sobald ein Geschäft auf Investitionen angewiesen war, musste man diverse mögliche Ergebnisse gegeneinander abwägen; sobald Ehen nicht länger arrangiert wurden, musste man auf die Vorzüge potenzieller Partner spekulieren. Und der Roman, wie er sich im 18. Jahrhundert entwickelte, stellte seinen Lesern ein Spielfeld zur Verfügung, das spekulativ und zugleich risikofrei war. Während der Roman seine Fiktionalität ausstellte, waren seine Protagonisten einerseits typisch genug, um als mögliche Versionen des eigenen Ichs erfahren zu werden, und andererseits spezifisch genug, um zugleich nicht ich zu sein. Die große literarische Erfindung des 18. Jahrhunderts war also nicht bloß eine Gattung, sondern vielmehr eine Haltung zu dieser Gattung. Die Geisteshaltung, mit der wir heute einen Roman aufschlagen — unser Wissen darum, dass es sich um ein Werk der Imagination handelt, unser willentliches Außerkraftsetzen des Zweifels — , macht tatsächlich zur Hälfte das Wesen des Romans aus.

Eine Reihe neuerer Untersuchungen hat die alte Auffassung, das Epos sei zentraler Bestandteil aller, auch der oralen Kulturen untergraben. Literatur, ob Märchen oder Fabel, scheint hauptsächlich etwas für Kinder gewesen zu sein. In vormodernen Kulturen wurden Geschichten um der Information oder der Erbauung oder um des Kitzels willen gelesen, und die anspruchsvolleren literarischen Formen, Dichtung und Drama, bedurften eines gewissen technischen Könnens. Der Roman jedoch lag für jeden, der Stift und Papier hatte, in Reichweite, und das Vergnügen, das er bereitete, war einzigartig und modern. Eine erfundene Geschichte zu durchleben, nur weil es Spaß machte, wurde zu einem Vergnügen, dem sich nun auch Erwachsene nach Belieben hingeben konnten (wenngleich auch manchmal mit Schuldgefühlen). Der historische Wandel hin zum Lesen aus Vergnügen war derart tiefgreifend, dass wir ihn heute kaum noch erkennen können. Weil der Roman subgenerisch in Filme und Fernsehshows und Videospiele gewuchert ist — von denen die meisten ihre Fiktionalität betonen, allesamt aber Figuren präsentieren, die zugleich typisch und spezifisch sind — , ist es tatsächlich wohl kaum übertrieben zu behaupten, dass es die Saturiertheit in Sachen Unterhaltung ist, die unsere Kultur von allen vorangegangenen Kulturen unterscheidet. Der Roman, als Dualität von Sache und Haltung-zur-Sache, hat unsere Haltung so gründlich verändert, dass die Sache selbst Gefahr läuft, nicht länger gebraucht zu werden.

Auf Más Afueras Schwesterinsel — ursprünglich Más Atierra, Näher am Land, nun aber Robinsón Crusoe genannt — hatte ich gesehen, welchen Schaden ein Trio von Festlandpflanzen — Macchie, Guave und Brombeere — anrichtet, das ganze Anhöhen und Stromgebiete monokulturell überrennt. Besonders bösartig sah die Brombeere aus, die selbst hohe einheimische Bäume erdrosseln kann und sich unter anderem verbreitet, indem sie Ausläufer abschießt, die wie dornige Glasfaserkabel aussehen. Zwei einheimische Pflanzenarten sind bereits ausgestorben, und ohne eine massive Renaturierungsmaßnahme werden viele weitere folgen. Unterwegs auf der Insel Robinsón, nach zarten einheimischen Pflanzen an den Brombeerrändern suchend, begann ich, den Roman als einen Organismus zu begreifen, der auf der Insel England zu einem virulenten Invasiv mutiert war und sich von Land zu Land ausgebreitet hatte, bis der Planet erobert war.

In Joseph Andrews spricht Henry Fielding von seinen Figuren als «Arten» — als etwas, das mehr ist als individuell und weniger ist als universell. Aber so wie der Roman die kulturelle Umwelt verändert hat, sind menschliche Arten einer universellen Masse aus Individuen gewichen, deren hervorstechendes Merkmal es ist, identisch unterhalten zu werden. Das war das monokulturelle Monster, das David in seinem monumentalen Roman Unendlicher Spaß hatte kommen sehen und gegen das Widerstand zu leisten er ausgezogen war. Und die Form seines Widerstands in diesem Roman — Anmerkung, Abschweifung, Nichtlinearität, Hyperverlinkung — nahm den sogar noch virulenteren und sogar noch radikaler individualistischen Eroberer vorweg, der jetzt den Roman und dessen Nachkommen ersetzt. Die Brombeere auf der Insel Robinsón Crusoe war wie der Eroberer Roman, ja, aber nicht weniger kam sie mir wie das Internet vor, dieses BlackBerry-geborene Invasiv, das, statt das Ich über eine Erzählung zu legen, das Ich über die Welt legt. Statt der Nachrichten: meine Nachrichten. Statt eines einzigen Fußballspiels: fünfzehn verschiedene, aufgesplittet in die Statistik einer personalisierten Phantasie-Liga. Statt Der Pate : «Meine Katze macht ein lustiges Kunststück.» Das Individuum läuft Amok, jedermann ein Charlie Sheen. In Robinson Crusoe war das Ich eine Insel geworden, und jetzt, so sah es aus, wurde die Insel die Welt.

In der Nacht wachte ich auf, weil die Zeltplane gegen meinen Schlafsack schlug; ein heftiger Wind war aufgekommen. Ich verstöpselte meine Ohren, konnte das Schlagen aber noch hören und, später, ein lautes Klatschen. Als es endlich Tag wurde, fand ich mein Zelt teilweise zerlegt, ein Teil der Zeltstange baumelte vom Vordach. Der Wind hatte die Wolken unter mir zerstreut und den Blick auf den Ozean geöffnet, staunenswert nah, der Morgen dämmerte rötlich über dem bleiernen Wasser. Mit der besonderen Effizienz, die ich auf der Suche nach einem seltenen Vogel aufbringen kann, frühstückte ich schnell, verstaute Funkgerät und Satellitentelefon und genug Proviant für zwei Tage in meinem Rucksack und faltete, weil der Wind so stark war, in letzter Minute mein Zelt zusammen und beschwerte seine Ecken mit großen Steinen, damit es nicht fortwehte. Die Zeit war knapp — die Morgen sind tendenziell klarer als die Nachmittage — , doch am refugio zwang ich mich zu einem Zwischenstopp und markierte dessen Koordinaten auf dem GPS, bevor ich bergauf eilte.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Weiter weg»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Weiter weg» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Jonathan Franzen - Purity
Jonathan Franzen
Jonathan Franzen
Jonathan Franzen - How to Be Alone  - Essays
Jonathan Franzen
Jonathan Franzen
Jonathan Franzen - Freiheit
Jonathan Franzen
Jonathan Franzen
Jonathan Franzen - The Discomfort Zone
Jonathan Franzen
Jonathan Franzen
Jonathan Franzen - Die Korrekturen
Jonathan Franzen
Jonathan Franzen
Отзывы о книге «Weiter weg»

Обсуждение, отзывы о книге «Weiter weg» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x