Jonathan Franzen - Weiter weg
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- Название:Weiter weg
- Автор:
- Издательство:Rowohlt Taschenbuch Verla
- Жанр:
- Год:2013
- ISBN:9783499259517
- Рейтинг книги:5 / 5. Голосов: 1
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Vieles widerfuhr mir in dem Jahr, in dem ich mit Chip Lambert rang, aber zwei Dinge, die ich in diesem Jahr zu hören bekam, ragen ganz besonders heraus. Eines davon sagte meine Mutter, am letzten Nachmittag, den ich mit ihr verbrachte, als wir schon wussten, dass sie bald sterben würde. Ein Kapitel der Korrekturen war im New Yorker erschienen, und obwohl meine Mutter, was ich ihr hoch anrechne, entschieden hatte, es nicht zu lesen, während sie starb, beschloss ich, ihr ein paar Dinge zu gestehen, die ich immer vor ihr geheim gehalten hatte. Es waren keine furchtbar dunklen Geheimnisse — nur mein Versuch, zu erklären, warum ich nicht das Leben führte, das sie sich für mich gewünscht hatte. Ich wollte ihr versichern, dass ich, so seltsam mein Leben für sie auch aussehen musste, schon klarkommen würde, wenn sie nicht mehr da wäre. Und wie im Fall der New Yorker -Geschichte wollte sie meist gar nicht so genau wissen, wie oft ich nachts aus dem Schlafzimmerfenster geklettert war und wie entschieden ich schon immer hatte Schriftsteller werden wollen, auch wenn ich etwas ganz anderes behauptet hatte. Doch spät am Nachmittag machte sie deutlich, sie hatte sehr wohl zugehört. Sie nickte und sagte wie in einer vagen Zusammenfassung: «Na ja, du bist ein Exzentriker.» Teils drückte das ihren Versuch aus, anzuerkennen und zu vergeben, wer ich war. Vor allem aber entsprach dieser Satz, vage und summarisch, wie er daherkam — und mit seinem fast schon abschätzigen Ton — , ihrer Art zu sagen, dass es für sie am Ende keine Rolle spielte , was für ein Mensch ich war. Dass mein Leben mir wichtiger war als ihr. Dass für sie jetzt ihr eigenes Leben, das gerade zu Ende ging, die größte Rolle spielte. Und das war das letzte ihrer Geschenke an mich: Die implizite Anweisung, mich nicht so sehr darum zu sorgen, was sie oder irgendjemand anders von mir denken könnte. Ich selbst zu sein, so wie sie, in ihrem Sterben, sie selbst war.
Der andere wirklich hilfreiche Kommentar kam ein paar Monate später von meinem Freund David Means, dem ich gestand, dass mich Chip Lamberts Sexualleben in den Wahnsinn treibe. David ist ein echter Künstler, und seine hellsichtigsten Kommentare sind meistens zugleich seine dunkelsten und rätselhaftesten. Zum Thema Scham sagte er zu mir: «Man schreibt nicht durch die Scham hindurch, man schreibt um sie herum.» Ich könnte Ihnen immer noch nicht erklären, was genau er mit diesen kontrastierenden Präpositionen meinte, doch mir war augenblicklich klar, dass jene beiden frühen McEwan-Romane Beispiele dafür waren, wie jemand durch die Scham hindurch schrieb, und dass meine Aufgabe mit Chip Lambert darin bestand, auf irgendeinem Weg die Scham in die Erzählung hineinzubringen, ohne von ihr überwältigt zu werden: Es musste mir gelingen, die Scham als Gegenstand zu isolieren und unter Quarantäne zu stellen, idealerweise als Gegenstand einer Komödie, statt sie jeden einzelnen Satz durchdringen und vergiften zu lassen. Von dort war es ein kleiner Schritt zu dem Einfall, dass Chip Lambert während des Techtelmechtels mit seiner Studentin ein illegales Medikament nimmt, dessen primäre Wirkung es ist, Scham zu unterdrücken. Kaum hatte ich diese Idee und konnte endlich anfangen, über die Scham zu lachen, schrieb ich den restlichen Chip-Teil in ein paar Wochen und den Rest des Romans innerhalb eines Jahres.
Das größte verbliebene Problem in diesem Jahr war die Loyalität. Es stellte sich mir besonders, als ich das Kapitel über Gary Lambert schrieb, der eine gewisse oberflächliche Ähnlichkeit mit meinem ältesten Bruder aufwies. Da gab es zum Beispiel Garys Projekt: ein Album mit seinen liebsten Familienfotos. Mein Bruder war auch mit einem solchen Projekt beschäftigt. Und weil mein Bruder das sensibelste und gefühlvollste Mitglied der Familie ist, wusste ich nicht, wie ich Details aus seinem Leben verwenden konnte, ohne ihn damit zu verletzen und unsere gute Beziehung zu gefährden. Ich fürchtete seinen Zorn, fühlte mich schuldig, weil ich über Dinge aus dem wirklichen Leben lachte, die er gar nicht komisch fand, kam mir illoyal vor, weil ich private Familienangelegenheiten in einer Erzählung öffentlich machte, und fand es rundum moralisch dubios, mir das Privatleben eines Nicht-Schriftstellers für meine professionellen Zwecke anzueignen. Aus all solchen Gründen hatte mir «autobiographische» Literatur in der Vergangenheit widerstrebt. Und doch waren diese Details zu bedeutsam, um sie nicht zu verwenden, und ich hatte ja vor meiner Familie auch nie verborgen, dass ich als Schriftsteller ihnen, egal was sie sagten, gut zuhörte. So drehte und wendete ich das Problem und diskutierte es schließlich mit einer klugen älteren Freundin. Zu meiner Überraschung wurde sie wütend auf mich und hielt mir meinen Narzissmus vor. Was sie sagte, ähnelte der Botschaft meiner Mutter an unserem letzten gemeinsamen Nachmittag. Sie sagte: «Glaubst du, das Leben deines Bruders dreht sich um dich ? Glaubst du nicht, dass er ein eigenes erwachsenes Leben führt, voll von Themen, die wichtiger sind als du? Glaubst du, deine Macht ist so groß, dass etwas, was du in einem Roman schreibst, ihm schaden kann?»
Alle Loyalität, ob im Schreiben oder anderswo, ist erst dann bedeutsam, wenn sie auf die Probe gestellt wird. Sich selbst als Schriftsteller treu zu sein ist am schwersten, wenn man gerade erst angefangen hat — wenn einem das Schriftstellerdasein noch nicht genug öffentliche Reaktion eingetragen hat, um die eigene Loyalität ihm gegenüber zu rechtfertigen. Der Wert eines guten Verhältnisses zu Freunden und Familie ist offensichtlich und konkret; der Wert, über sie zu schreiben, ist immer noch größtenteils spekulativ. Es kommt jedoch ein Punkt, an dem sich die Werte angleichen. Und dann lautet die Frage: Will ich es riskieren, einen Menschen, den ich liebe, zu verlieren, um weiter der Schriftsteller werden zu können, der ich sein muss? Lange Zeit, während meiner Ehe, war meine Antwort darauf: nein. Selbst heute gibt es Beziehungen, die für mich so wichtig sind, dass es mir eher Schmerzen bereitet, um sie herum statt durch sie hindurch zu schreiben. Doch ich habe gelernt, im Risiko autobiographischen Schreibens eine Chance zu sehen, nicht nur für das Schreiben, sondern auch für die Beziehungen: Man kann nämlich seinem Bruder oder seiner Mutter oder seinem besten Freund tatsächlich einen Gefallen erweisen, indem man ihnen die Gelegenheit gibt, sich der Tatsache, dass über sie geschrieben wird, gewachsen zu zeigen — weil man darauf vertraut, dass sie einen als Ganzen lieben, den Schriftsteller-Teil eingeschlossen. Was, wie sich herausstellt, zählt, ist, dass man so wahrhaftig wie möglich schreibt. Wenn man den Menschen, über dessen Stoff man schreibt, wirklich liebt, muss das Schreiben diese Liebe widerspiegeln. Das Risiko, dass dieser Mensch die Liebe nicht erkennen kann und dass die Beziehung darunter leiden wird, bleibt bestehen, doch hat man getan, was alle Schriftsteller ab einem gewissen Punkt schließlich tun müssen, nämlich sich selbst treu sein.
Glücklicherweise kann ich, um zum Schluss zu kommen, berichten, dass mein Bruder und ich uns besser verstehen als je zuvor. Bevor ich ihm ein Leseexemplar der Korrekturen schickte, habe ich ihn am Telefon vorgewarnt, er würde das Buch vielleicht hassen, vielleicht sogar mich hassen. Seine Antwort, für die ich ihm immer dankbar sein werde, war: «Hass ist keine Option.» Als ich das nächste Mal von ihm hörte, er hatte das Buch inzwischen gelesen, begrüßte er mich mit den Worten: «Hallo, Jon. Hier ist dein Bruder — Gary .» Wenn er sich heute mit Freunden über das Buch unterhält, macht er kein Geheimnis aus der Ähnlichkeit. Er hat sein eigenes Leben, seine eigenen Prüfungen und Erfüllungen, und einen Bruder zu haben, der Schriftsteller ist, ist nur ein Teil seiner eigenen Geschichte. Wir lieben einander sehr.
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