Jonathan Franzen - Weiter weg

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(Übersetzt von Wieland Freund)

«I just called to say I love you»

Eines der großen Ärgernisse der modernen Technik ist, dass ich, wenn eine Neuerung mein Leben spürbar verschlechtert hat und immer neue Wege findet, es zu verkomplizieren, nur noch ein Jahr oder auch zwei darüber klagen darf, bevor die Coolness-Bestimmer mir erzählen: Wirst schon drüber wegkommen, Opa — so ist das Leben heute eben.

Ich bin nicht gegen technische Entwicklungen. Digitale Mailbox und Anruferkennung, die gemeinsam die Tyrannei des klingelnden Telefons gebrochen haben, sind für mich zwei der großen Erfindungen des späten 20. Jahrhunderts. Und wie lieb ist mir mein BlackBerry, mit dem ich lange, unwillkommene E-Mails in ein paar atemlosen telegraphischen Zeilen erledigen kann, für die der Empfänger gleichwohl dankbar sein muss, weil ich sie mit den Daumen gedrückt habe. Und meine lärmblockenden Kopfhörer mit ihrem frequenzversetzten weißen Rauschen, das selbst das resoluteste Dröhnen des Fernsehers beim Nachbarn überdeckt: großartig. Und die wunderbare Welt der DVD-Technik und der hochauflösenden Bildschirme, die mir schon so viele klebrige Kinoböden, so viele ungehörig flüsternde Kinogänger, so viele ungehemmt mampfende Popcorn-Knurpser erspart hat.

Für mich bedeutet Privatsphäre nicht, mein Privatleben vor anderen zu verbergen, sondern mir das Eindringen des Privatlebens anderer zu ersparen. Daher bin ich, obwohl meine Lieblings-Gadgets die Privatsphäre aktiv steigern, für so ziemlich jede Entwicklung aufgeschlossen, die mich nicht dazu zwingt, mich mit ihr zu befassen. Wenn Sie jeden Tag eine Stunde damit verbringen, an Ihrem Facebook-Profil zu basteln, wenn Sie keinen Unterschied darin sehen, Jane Austen auf einem Kindle oder als gedrucktes Buch zu lesen, oder wenn Sie Grand Theft Auto IV für das größte Gesamtkunstwerk seit Wagner halten, freue ich mich für Sie, solange Sie es für sich behalten. Was mir viel mehr Probleme bereitet, sind die Beleidigungen, die nicht aufhören wollen, die Verletzungen vergangener Jahre, die uns immer weiter quälen. Beispielsweise das Airport-TV: Ungefähr einer von zehn Reisenden verfolgt es aufmerksam (es sei denn, es gibt Football), für die übrigen neun dagegen ist es eine handfeste Belästigung. Jahr um Jahr, Flughafen um Flughafen, eine kleine, aber offenbar permanente Schmälerung der Lebensqualität des Durchschnittsreisenden. Oder, ein weiteres Beispiel, die geplante Veralterung richtig guter Software und ihre Ersetzung durch schlechte. Ich kann noch immer nicht akzeptieren, dass die beste jemals geschriebene Textverarbeitung, WordPerfect 5.0 für DOS, auf keinem heute erhältlichen Computer mehr läuft. Ja, klar, theoretisch kann man es noch in dem kleinen DOS-emulierenden Fenster auf Windows laufen lassen, aber diese Emulation ist so winzig und hat eine so grobe Graphik, dass es wie eine bewusste Beleidigung Microsofts all derjenigen ist, die nicht mit einem funktionsüberladenen Moloch arbeiten wollen. WordPerfect 5.0 war für Desktop-Publishing hoffnungslos primitiv, für Schreibende aber, die damit nur schreiben wollten, unübertroffen. Elegant, störungsfrei, von der Größe her zu vernachlässigen, wurde es von dem fettleibigen, aufdringlichen, monopolistischen, ständig abstürzenden Word verdrängt. Hätte ich in meinem Büroschrank nicht alte 386er und 486er PCs gesammelt, könnte ich jetzt gar nicht mehr mit WordPerfect schreiben. Inzwischen bin ich schon bei meinem letzten Reservecomputer angelangt! Und doch sind manche so dreist, mir zu verübeln, dass ich ihnen meine Texte nicht in einem für das allmächtige Word lesbaren Format schicke. Wir leben jetzt halt in einer Word-Welt, Opa. Wirst drüber wegkommen, entspann dich.

Doch das alles ist ja bloß lästig. Die technische Entwicklung aber, die dauerhaften Schaden von wirklich gesellschaftlicher Bedeutung angerichtet hat — und über die man nicht klagen kann, ohne sich der Lächerlichkeit preiszugeben, obwohl der Schaden andauert — , ist das Handy.

Noch vor zehn Jahren war New York (wo ich lebe) reich an gemeinschaftlich erhaltenen öffentlichen Orten, an denen die Bürger der Gemeinschaft Respekt bezeigten, indem sie ihr banales Schlafzimmerleben für sich behielten. Vor zehn Jahren hatte das Gequassel die Welt noch nicht vollständig erobert. Es war noch möglich, den Gebrauch eines Nokia als Protzerei oder Affektiertheit Wohlhabender zu sehen. Oder, wohlwollender, als ein Gebrechen, eine Behinderung oder Krücke. Schließlich kam es dann Ende der neunziger Jahre in ganz New York zu einem nahtlosen Übergang von der Nikotin- zur Handykultur. Steckte am einen Tag noch eine Schachtel Marlboro in der Hemdtasche, war es am nächsten ein Motorola. Hielt die schutzlose, weil unbegleitete hübsche Frau am einen Tag noch Hände, Mund und Aufmerksamkeit mit einer Zigarette beschäftigt, führte sie am folgenden ein sehr wichtiges Gespräch mit einer Person, die nicht man selbst war. Scharten sich auf dem Spielplatz am einen Tag noch alle um den ersten Jungen mit einer Schachtel Lucky Strike, umlagerten sie am folgenden den ersten mit einem Farbdisplay. Zückten die Reisenden am einen Tag noch ihr Feuerzeug, sobald sie dem Flugzeug entstiegen waren, drückten sie am nächsten die Kurzwahltasten. Aus der Eine-Schachtel-am-Tag-Sucht wurden Mobilfunk-Rechnungen von hundert Dollar im Monat. Aus Rauchverschmutzung wurde Lärmverschmutzung. Das Ärgernis selbst veränderte sich über Nacht, doch das Leiden der selbstbeherrschten Mehrheit unter einer zwanghaften Minderheit blieb in Restaurants, Flughäfen und anderen öffentlichen Räumen auf unheimliche Weise konstant. Im Jahr 1998, ich hatte kurz zuvor das Rauchen aufgegeben, beobachtete ich in der U-Bahn Mitreisende, die nervös ihr Handy auf- und zuklappten oder an der zitzengleichen Antenne knabberten, die damals alle Handys hatten, oder ihr Gerät einfach still wie eine Mutterhand umfassten, und dann empfand ich fast so etwas wie Mitleid mit ihnen. Damals war für mich die Frage noch offen, wie weit der Trend gehen würde: ob New York wirklich zu einer Stadt aus Telefonjunkies werden wollte, die in abstoßenden kleinen Wolken aus Privatleben auf dem Gehweg schlafwandelten, oder ob die Vorstellung eines zurückhaltenderen öffentlichen Ichs sich doch irgendwie behaupten konnte.

Selbstredend fand ein Kampf nicht statt. Das Mobiltelefon war keine jener modernen Entwicklungen wie Ritalin oder übergroße Regenschirme, gegen die sich nennenswerte Nischen zivilen Widerstands ermutigend halten. Sein Triumph kam rasch und war total. Seine Missbräuche wurden in Essays, Kolumnen und allen möglichen Leserbriefen beklagt und bemeckert und, als die Missbräuche nur noch schlimmer zu werden schienen, noch bissiger beklagt und bemeckert, aber das war’s dann auch. Die Klagen waren registriert, es folgten ein paar kleine symbolische Anpassungen (der «ruhige Wagen» in Amtrak-Zügen, diskrete Schildchen in Restaurants und Fitnesscentern, die eindringlich um Zurückhaltung flehten), aber danach stand es der Mobiltechnologie frei, ihr Zerstörungswerk ohne Furcht vor weiterer Kritik fortzuführen, weil weitere Kritik ungeil und uncool gewesen wäre. Opa.

Aber nur weil uns das Problem jetzt vertraut ist, heißt das noch lange nicht, dass Autofahrer, die hinter einem Kerl festhängen, der auf der Überholspur in sein Handy plappert und dabei genau auf Höhe des Fahrzeugs rechts von ihm bleibt, nicht vor Wut kochen. Trotzdem: Alles in unserer Kommerzkultur sagt dem plappernden Fahrer, dass er im Recht ist, und uns anderen, dass wir im Unrecht sind — dass wir es nicht schaffen, das supergünstige Angebot von Freiheit, Mobilität und unbegrenzten Minuten zu nutzen. Die Kommerzkultur sagt uns, dass wir nur deshalb auf den plappernden Fahrer sauer sind, weil wir nicht so viel Spaß haben wie er. Was ist denn los mit uns? Warum können wir nicht ein wenig locker werden und selber zum Handy mit unserem Freunde-und-Familien-Tarif greifen und selber mehr Spaß haben, da auf der Überholspur?

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