Jonathan Franzen - Weiter weg

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Ich selbst habe den 11. September anormal erlebt, also nicht vorm Fernseher. Morgens um neun Uhr rief mich mein Verleger an, der von seinem Büro aus gerade beobachtet hatte, wie das zweite Flugzeug in den Turm raste. Sofort ging ich zum nächsten Fernseher, im Besprechungsraum des Immobilienmaklers ein Stockwerk tiefer, und sah zusammen mit einer Gruppe Makler mit an, wie erst der eine und dann der andere Turm einstürzte. Dann kam meine Freundin nach Hause, und wir verbrachten den Rest des Tages damit, Radio zu hören, im Internet zu surfen, unsere Familien zu beruhigen und von unserem Dach aus und mitten auf der Lexington Avenue (die voller Fußgänger war, die Richtung Norden strömten) zu beobachten, wie Staub und Qualm im unteren Manhattan sich zu einem erschütternden Leichentuch ausbreiteten. Abends gingen wir zur 42nd Street, trafen uns mit einem Freund von außerhalb und fanden schließlich in den West Forties ein Restaurant, das tatsächlich Essen servierte. Alle Tische waren voll besetzt mit Leuten, die kräftig tranken; es herrschte eine Stimmung wie im Krieg. Als wir dann durch die Bar des Restaurants hinausgingen, erhaschte ich noch einen kurzen Blick auf einen Fernseher, in dem das Gesicht George W. Bushs zu sehen war. «Er sieht aus wie eine ängstliche Maus», sagte jemand. In einem Zug der Linie 6 am Grand Central, wir warteten darauf, dass er sich in Bewegung setzte, beschwerte sich ein New Yorker Pendler wütend bei einem Schaffner darüber, dass kein Expresszug in die Bronx fuhr.

Drei Tage später saß ich von elf Uhr nachts fast bis drei Uhr morgens bei ABC News in einem eisigen Raum, von dem aus ich meinen Mit-New-Yorker David Halberstam sehen und per Videoschaltung mit Maya Angelou und weiteren Schriftstellern von außerhalb sprechen konnte, während wir darauf warteten, Ted Koppel eine literarische Einschätzung der Angriffe vom Dienstagmorgen zu geben. Wir warteten ziemlich lange. Immer wieder wurden Aufnahmen der Angriffe und der nachfolgenden Einstürze und Brände gezeigt, dazwischen lange Beiträge über die emotionalen Auswirkungen auf Normalbürger und deren leicht zu beeindruckende Kinder. Immer wieder bekam dann der eine oder andere von uns Schriftstellern sechzig Sekunden, um etwas Schriftstellerisches zu sagen, bis die Berichterstattung weitere Schlachtfelder zeigte und herzzerreißende Interviews mit Freunden und Familien der Toten und Vermissten brachte. Während der dreieinhalb Stunden sagte ich viermal etwas. Beim zweiten Mal wurde ich gebeten, weit verbreitete Berichte zu bestätigen, dass die Angriffe vom Dienstag das Wesen der New Yorker tiefgreifend verändert hätten. Ich dachte an den wütenden Pendler und konnte diese Berichte nicht bestätigen. Ich erzählte von Leuten in meinem Viertel, die am Mittwochnachmittag Herbstsachen shoppen gegangen waren. Ted Koppel stellte in seiner Antwort darauf klar, dass ich an der Aufgabe, die zu erfüllen ich die halbe Nacht gewartet hatte, gescheitert sei. Stirnrunzelnd sagte er, sein Eindruck sei ein ganz anderer: Dass nämlich die Angriffe das Wesen der Stadt New York tiefgreifend verändert hätten.

Natürlich nahm ich an, dass ich die Wahrheit sagte und Koppel nur die gängige Meinung wiedergab. Doch Koppel hatte ferngesehen, ich aber nicht. Und weil ich keinen Fernseher hatte, begriff ich nicht, dass dem Land der schlimmste Schaden nicht vom Erreger, sondern von der massiven Überreaktion seines Immunsystems zugefügt wurde. Im Kopf verglich ich die Zahl der Opfer vom Dienstag mit anderen Zahlen gewaltsamer Tode — in den dreißig Tagen vor dem 11. September kamen 3000 Amerikaner bei Verkehrsunfällen ums Leben — , glaubte ich doch, da ich die Bilder nicht gesehen hatte, es komme auf die Zahl an. Ich verwandte einige Energie darauf, mir vorzustellen bzw. der Vorstellung zu widerstehen, wie grauenhaft es gewesen sein musste, auf einem Fensterplatz in einer Maschine zu sitzen, die tief über dem West Side Highway flog, oder im 95. Stockwerk eingeschlossen zu sein und zu hören, wie die Stahlkonstruktion darunter plötzlich ächzt und knarrt, während das übrige Land ein tatsächliches Echtzeittrauma erlebte, indem es dieselben Beiträge immer wieder sah. Und so bedurfte ich der nationalen Fernseh-Gruppentherapie nicht — war mir ihrer eine Zeitlang nicht einmal bewusst — , nicht der marathonartigen Techno-Umarmung, die sich in den folgenden Tagen, Wochen und Monaten als Reaktion auf das Trauma entwickelte, Fernsehbildern ausgesetzt zu sein.

Was ich hingegen sah, war die plötzliche, mysteriöse, katastrophale Sentimentalisierung des öffentlichen Diskurses in Amerika. Und genauso, wie ich die Schuld dafür, dass Leute elterliche oder kindliche Zuneigung in ihr Telefon gießen und jeden Fremden in Hörweite mit Grobheiten überschütten, nun mal der Mobilfunktechnik gebe, gebe ich die Schuld an der nationalen Betonung des Persönlichen nun mal der Medientechnologie. Anders als etwa 1941, als die Vereinigten Staaten auf einen furchtbaren Angriff mit kollektiver Entschlossenheit, Disziplin und Opferbereitschaft antworteten, hatten wir 2001 fürchterliche Bilder. Wir hatten Amateuraufnahmen und konnten sie Bild für Bild analysieren. Wir hatten Bildschirme, auf denen die Gewalt in ihrer ganzen Brutalität in jedes Schlafzimmer im Land gebracht wurde, die Mailbox, die verzweifelte letzte Anrufe der Todgeweihten aufzeichnete, und wir hatten die neueste Psychologie, die unser Trauma erklärte und heilte. Darüber aber, was die Angriffe tatsächlich bedeuteten und wie eine vernünftige Reaktion darauf aussehen könnte, gab es unterschiedliche Ansichten. Das war das Wunderbare an der digitalen Technologie: Jetzt fand keine verletzende Zensur von Gefühlen mehr statt! Jeder hatte das Recht, seine oder ihre Meinung zu sagen! Ob Saddam Hussein den Entführern persönlich die Flugtickets gekauft hatte oder nicht, blieb daher Gegenstand lebhafter Debatten. Stattdessen waren sich alle darin einig, dass die Familien der Opfer vom 11. September das Recht hatten, Pläne für das Denkmal an Ground Zero zu befürworten oder abzulehnen. Und alle konnten den Schmerz der Familien der gefallenen Cops und Feuerwehrleute teilen. Und alle waren sich darin einig, dass die Ironie erledigt war. Die faule, leere Ironie der neunziger Jahre war nach 9/11 schlicht «nicht mehr möglich»; wir waren in ein neues Zeitalter der Aufrichtigkeit eingetreten.

Gut war, dass die Amerikaner 2001 zu ihren Kindern um einiges besser «Ich liebe dich» sagen konnten als ihre Väter oder Großväter früher. Aber wirtschaftlich mithalten? Sich als Nation zusammenreißen? Unsere Feinde schlagen? Starke internationale Bündnisse schließen? Daran fehlte es vielleicht doch ein wenig.

Meine Eltern lernten sich zwei Jahre nach Pearl Harbor kennen, im Herbst 1943, und binnen weniger Monate schickten sie einander Karten und Briefe. Mein Vater arbeitete bei der Great Northern Railway und war oft in Kleinstädten unterwegs, inspizierte oder reparierte Brücken, während meine Mutter in Minneapolis blieb und als Empfangsdame arbeitete. Der älteste seiner in meinem Besitz befindlichen Briefe an sie ist vom Valentinstag 1944. Er war gerade in Fairview, Montana, und meine Mutter hatte ihm eine Valentinskarte geschrieben, die im Stil aller ihrer Karten aus dem Jahr, das ihrer Hochzeit voranging, gehalten war: niedliche gemalte Babys, Kleinkinder oder Tierbabys, die niedliche Empfindungen ausdrückten. Vorn auf der Valentinskarte (die mein Vater ebenfalls aufbewahrte) sind ein kleines Mädchen mit Zöpfen und ein errötender kleiner Junge zu sehen, sie stehen nebeneinander, die Blicke züchtig abgewandt, die Hände verschämt auf dem Rücken.

I wish I were a little rock,
’Cause then when I grew older,
Maybe I would find some day
I was a little «boulder».

Auf der Innenseite der Karte ist eine Zeichnung derselben Kinder, nun aber halten sie Händchen, und zu Füßen des Mädchens findet sich in Schreibschrift der Namenszug («Irene») meiner Mutter. Eine zweite Strophe lautet:

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