Jonathan Franzen - Weiter weg
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- Название:Weiter weg
- Автор:
- Издательство:Rowohlt Taschenbuch Verla
- Жанр:
- Год:2013
- ISBN:9783499259517
- Рейтинг книги:5 / 5. Голосов: 1
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Gesellschaftlich Retardierte verhalten sich nicht plötzlich erwachsener, wenn Gesellschaftskritiker unter Gruppendruck zum Schweigen gebracht werden. Sie werden nur unverschämter. Eine gegenwärtig sich verschlimmernde Landplage ist der Käufer, der während des Bezahlvorgangs an der Kasse einfach weitertelefoniert. Die typische Kombination in meinem Viertel in Manhattan ist eine junge Weiße, die gerade an irgendeinem teuren College ihr Examen gemacht hat, und eine Schwarze oder Hispanierin aus der Nachbarschaft, ungefähr im selben Alter, aber weniger begünstigt. Natürlich ist die Erwartung, dass die Kassiererin sich einem widmet oder sich darüber freut, wie gewissenhaft man gewillt ist, sich ihr zu widmen, eine liberale Eitelkeit. Angesichts ihrer monotonen und schlecht bezahlten Arbeit darf sie einen durchaus mal gelangweilt oder gleichgültig behandeln; schlimmstenfalls ist sie dann unprofessionell. Das entbindet einen jedoch nicht von der moralischen Pflicht, sie als Person zur Kenntnis zu nehmen. Und auch wenn es stimmt, dass es manche Kassiererinnen offenbar nicht stört, ignoriert zu werden, sind doch auffallend viele sichtlich irritiert, verärgert oder traurig, wenn eine Kundin sich nicht einmal für zwei Sekunden von ihrem Telefon losreißen kann, um sich ihr zuzuwenden. Selbstredend ist es der Übeltäterin, so wie dem plappernden Fahrer auf dem Highway, überhaupt nicht bewusst, dass jemand ihretwegen sauer ist. Meiner Erfahrung nach bezahlt sie, je länger die Schlange, ihren Einkauf von 1,98 Dollar desto wahrscheinlicher mit der Kreditkarte. Und zwar nicht mit einer Kreditkarte mit einem tap-and-go -Mikrochip, bei dem die Karte kurz auf ein Lesegerät gehalten wird, sondern mit einer Kreditkarte der Sorte Auf-die-ausgedruckte-Quittung-warten-und-dann-(erst-dann)-mit-zombieartiger-Umständlichkeit-das-Handy-vom-einen-Ohr-zum-anderen-verlagern-und-das-Handy-zwischen-Ohr-und-Schulter-klemmen-und-dabei-die-Quittung-unterschreiben-und-dabei-weiter-Zweifel-äußern-ob-ihr-wirklich-danach-ist-sich-am-Abend-mit-diesem-Morgan-Stanley-Typen-Zachary-in-der-Weinbar-Etats-Unis-zu-treffen.
Sicher, eine positive gesellschaftliche Konsequenz aus diesem sich verschlimmernden Benehmen gibt es. Die abstrakte Vorstellung zivilisierter öffentlicher Räume als rarer Ressourcen, die zu verteidigen sich lohnt, mag praktisch tot sein, dennoch findet sich Trost in den flüchtigen Ad-hoc-Mikrogemeinschaften Mitleidender, die schlechtes Benehmen hervorbringt. Durch das Autofenster sehen, wie ein anderer Fahrer vor Wut kocht, oder dem Blick einer angesäuerten Kassiererin begegnen und mit ihr gemeinsam den Kopf schütteln: Da kommt man sich etwas weniger allein vor. Weswegen von allen schlimmer werdenden Varianten schlechten Handy-Benehmens diejenige mich am meisten ärgert, die vermeintlich kein Opfer hat und deshalb niemanden sonst zu ärgern scheint. Ich spreche von der Angewohnheit, vor zehn Jahren noch ungebräuchlich, heute allgegenwärtig, Handygespräche mit einem gekrähten «LIEB DICH!» zu beenden. Oder, noch bedrückender und schriller: «ICH LIEBE DICH!» Da möchte ich dann am liebsten nach China auswandern, wo ich die Sprache nicht verstehe.
Die Handy-Komponente meines Ärgers ist einfach. Ich will eben nicht, während ich bei Gap Socken kaufe oder in einer Ticketschlange stehe und meinen privaten Gedanken nachhänge oder versuche, in einem Flugzeug, das gerade bestiegen wird, einen Roman zu lesen, imaginär in die klebrige Familienwelt eines Menschen in meiner Umgebung hineingezogen werden. Das Wesen der Scheußlichkeit des Handys als gesellschaftliches Phänomen — die schlechte Nachricht, die schlecht bleibt — ist eben, dass es ermöglicht und geradezu dazu ermutigt, das Private und Individuelle dem Öffentlichen und Gemeinschaftlichen aufzudrängen. Und es gibt keine großkalibrigere Äußerung als «Ich liebe dich» — nichts Schlimmeres, was eine Einzelperson einem gemeinschaftlichen öffentlichen Raum aufdrängen kann. Nicht einmal «Fick dich, du Arsch» ist zudringlicher, da es durchaus einmal von einem Wütenden in der Öffentlichkeit geschrien werden kann, und ebenso gut kann es an einen Fremden gerichtet sein.
Elisabeth, eine gute Freundin, versichert mir, dass die neue Landplage der «Lieb dich» s eine gute Sache sei: eine gesunde Reaktion auf die repressive Familiendynamik unserer protestantischen Kindheit einige Jahrzehnte zuvor. Was soll denn schlimm daran sein, fragt Elisabeth, seiner Mutter zu sagen, dass man sie liebt, oder von ihr zu hören, dass sie einen liebt? Wenn nun einer der beiden stirbt, bevor man noch einmal miteinander sprechen kann? Ist es nicht schön, dass man sich dergleichen heutzutage so frei sagen kann?
Ich räume hiermit die Möglichkeit ein, dass ich, verglichen mit allen anderen in einer Abflughalle, ein außergewöhnlich kalter und liebloser Mensch bin und die jähe, überwältigende Empfindung, jemanden zu lieben (einen Freund, eine Ehefrau, einen Vater, eine Schwester), die für mich eine derart wesentliche und ungeheure Empfindung ist, dass ich Mühe habe, die Worte, die sie am besten ausdrücken, nicht zu verschleißen, für andere offenbar so gebräuchlich und routinemäßig und leicht zu haben ist, dass sie an einem einzigen Tag ohne nennenswerten Kräfteverlust immer wieder aufs Neue erfahren und bekundet werden kann.
Möglich ist allerdings auch, dass eine allzu häufige habituelle Wiederholung Wörter ihres Sinns beraubt. Joni Mitchell verwies in der letzten Strophe von Both Sides Now auf das feierliche Erstaunen, «Ich liebe dich» right out loud , «ganz laut» zu sagen: ein so intensives Gefühl stimmlich hervorzubringen. Stevie Wonder singt siebzehn Jahre später in einem Lied davon, jemanden an einem stinknormalen Nachmittag anzurufen, um ihm «I love you» zu sagen, und da er Stevie Wonder ist (wahrscheinlich ein liebevollerer Mensch als ich), kann ich ihm die Aufrichtigkeit auch beinahe abnehmen — jedenfalls bis zur letzten Zeile des Chors, wo er es nötig findet hinzuzufügen: «And I mean it from the bottom of my heart.» Die Beteuerung von Aufrichtigkeit ist mehr oder weniger die Diagnose von Unaufrichtigkeit.
Und so kann ich, während ich bei Gap meine Socken kaufe und die Mami hinter mir in der Schlange in ihr kleines Telefon «Ich liebe dich» schreit, nicht umhin zu glauben, dass da etwas inszeniert wird, überinszeniert, öffentlich inszeniert, trotzig aufgedrängt wird. Ja, viel Familiäres, das nicht für den öffentlichen Gebrauch gedacht ist, wird öffentlich geschrien, ja, die Leute können sich nicht bremsen. Aber der Satz «Ich liebe dich» ist zu wichtig und befrachtet, und er wird als Schlusssatz zu bewusst benutzt, als dass ich glauben könnte, ihn rein zufällig mitzuhören. Hätte die Liebeserklärung der Mutter ein echtes, persönliches, emotionales Gewicht, würde sie dann nicht doch ein wenig darauf achten, es vor öffentlichem Mithören zu schützen? Wenn sie wirklich meinte, was sie da sagte, from the bottom of her heart , müsste sie es dann nicht leise sagen? Wenn ich als Fremder mithöre, habe ich das Gefühl, der aggressiven Behauptung eines Anspruchs teilhaftig zu werden. Zumindest scheint dieser Mensch mir und allen anderen in der näheren Umgebung zu sagen: « Meine Emotionen und meine Familie sind mir wichtiger als eure gesellschaftliche Ruhe.» Und oft genug argwöhne ich auch: «Ihr sollt alle wissen, dass ich , anders als viele, einschließlich meines kalten Schweins von Vater, ein Mensch bin, der seinen Nahestehenden immer sagt, dass er sie liebt.»
Oder ist es womöglich so, dass ich in meinem zugegeben jetzt ziemlich übergeschnappt klingenden Ärger das alles nur projiziere?
Am 11. September 2001 wurde das Mobiltelefon erwachsen. An dem Tag prägte sich unserem kollektiven Bewusstsein das Bild des Handys als Übermittler von Intimität zwischen Verzweifelten auf. Es fällt schwer, nicht in jedem zu lauten «Ich liebe dich», das ich heute höre, ebenso wie in der allgemeineren nationalen Orgie des Verbundenseins — des Imperativs für Eltern und Kinder, einmal, zweimal, fünf- oder zehnmal telefonisch miteinander verbunden zu sein — , ein Echo jener schrecklichen, vollkommen angemessenen, herzzerreißenden «Ich liebe dich» s zu hören, die in den vier todgeweihten Flugzeugen und den zwei todgeweihten Türmen ausgestoßen wurden. Und genau dieses Echo, die Tatsache, dass es ein Echo ist, das Sentimentale daran, ärgert mich so.
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