Der Autor
Prof. Dr. Norbert Herriger, Erziehungswissenschaftler und Soziologe, lehrt an der Hochschule Düsseldorf, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften (HSD SK). Schwerpunkte seiner Lehr- und Forschungstätigkeit sind: Soziologie sozialer Probleme, Soziologische Biographieforschung sowie Empowerment in Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit. Ein zweites Standbein des beruflichen Engagements ist die Weiterbildung und ressourcenorientierte Qualifikation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Sozialen Feld.
Norbert Herriger
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.
Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.
Dieses Werk enthält Hinweise/Links zu externen Websites Dritter, auf deren Inhalt der Verlag keinen Einfluss hat und die der Haftung der jeweiligen Seitenanbieter oder -betreiber unterliegen. Zum Zeitpunkt der Verlinkung wurden die externen Websites auf mögliche Rechtsverstöße überprüft und dabei keine Rechtsverletzung festgestellt. Ohne konkrete Hinweise auf eine solche Rechtsverletzung ist eine permanente inhaltliche Kontrolle der verlinkten Seiten nicht zumutbar. Sollten jedoch Rechtsverletzungen bekannt werden, werden die betroffenen externen Links soweit möglich unverzüglich entfernt.
6. Auflage 2020
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-034146-3
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-034147-0
epub: ISBN 978-3-17-034148-7
mobi: ISBN 978-3-17-034149-4
1 Vorwort
2 Vorwort zur sechsten Auflage
3 1 Begriffliche Annäherungen: Vier Zugänge zu einer Definition von Empowerment
4 2 Spurensuche: Eine kurze Geschichte des Empowerment-Konzeptes
5 2.1 Neue Soziale Bewegungen und Empowerment
6 2.2 Individualisierung und Empowerment
7 3 Klientenbilder im Wandel: Auswege aus der Entmutigung
8 3.1 Biographische Nullpunkt-Erfahrungen: Der Verlust von Lebensregie und erlernte Hilflosigkeit
9 3.2 Der Defizit-Blickwinkel: Inszenierungen der Hilfebedürftigkeit in der Sozialen Arbeit
10 3.3 Gegenrezepte gegen erlernte Hilflosigkeit: Die Philosophie der Menschenstärken
11 3.4 Kritische Anfragen und Antworten
12 4 Reisen in die Stärke: Empowerment auf der Ebene der sozialen Einzelhilfe
13 4.1 Der Ressourcen-Begriff in der Diskussion
14 4.2 Motivierende Gesprächsführung
15 4.3 Ressourcendiagnostik
16 4.4 Ressourcenorientierte Beratung
17 4.5 Stärkenorientiertes Case Management
18 4.6 Biographisches Lernen und Kompetenzdialog
19 5 Empowerment auf der Ebene der kollektiven Selbstorganisation
20 5.1 Zur Struktur und Entwicklung des bürgerschaftlichen Engagements im Prozeß der Modernisierung
21 5.2 Eigeninitiierte Prozesse der Selbstorganisation – Stationen kollektiver Reisen in die Stärke
22 5.3 Selbsthilfe-Förderung und Netzwerkarbeit im intermediären Raum
23 6 Empowerment auf der Ebene von Organisation und institutioneller Struktur
24 6.1 Ehrenamt, Konsumentenkontrolle und politische Teilhabe der Bürger
25 6.2 Organisationsentwicklung und »innere Reform« in der Sozialen Arbeit
26 7 Empowerment auf der Ebene von Stadtteil und sozialräumlichen Kontexten
27 7.1 Dynamiken sozialräumlicher Segregation
28 7.2 Kollektive Ressourcen stärken: Offene Horizonte einer Empowerment-Arbeit im Stadtteil
29 8 Zielstationen: Psychologisches und Politisches Empowerment
30 8.1 Psychologisches Empowerment: Die Entwicklung von psychosozialen Schutzfaktoren
31 8.2 Politisches Empowerment: Politische Selbstvertretung und Umweltgestaltung
32 9 Stolpersteine: Hindernisse und Widerstände einer Umsetzung von Empowerment-Perspektiven im Alltag der Sozialen Arbeit
33 10 Profile einer neuen professionellen Identität
34 Literatur
»Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selbst tun können« (Abraham Lincoln)
»Empowerment aims at spreading the power around a bit more… and to do so where it matters: in people’s control over their own lives« (Berger/Neuhaus)
Beginnen wir mit einem Bild: Sozialwissenschaftliche Theoriebildung und psychosoziale Praxis sind eine Börse von Ideen. Auf dieser Börse werden Theoriebestände und paradigmatische Orientierungen, Handlungsprogramme und methodische Rezepturen gehandelt. Der Kurswert dieser Handelswaren variiert. Manche Begriffe und Konzepte verlieren in kurzlebigen konjunkturellen Zyklen ihren Marktwert und verblassen. Andere avancieren auf den Kurszetteln, sie besetzen den Dialog der Marktteilnehmer und werden zum Bezugspunkt von konzeptionellen Neuerungen und alternativen Praxisentwürfen. Das Konzept des Empowerment (»Selbstbemächtigung von Menschen in Lebenskrisen«) gehört mit Sicherheit zu den Kursgewinnern auf diesem sozialwissenschaftlichen Ideenmarkt. Aus dem angloamerikanischen Sprachraum importiert, ist dieses Konzept binnen kurzer Zeit zu einem neuen Fortschrittsprogramm für die Soziale Arbeit avanciert, das mit liebgewonnenen Gewißheiten der helfenden Profession bricht und der psychosozialen Praxis neue Zukunftshorizonte eröffnet. Das Empowerment-Konzept richtet den Blick auf die Selbstgestaltungskräfte der Adressaten sozialer Arbeit und auf die Ressourcen, die sie produktiv zur Veränderung von belastenden Lebensumständen einzusetzen vermögen. Empowerment ist so programmatisches Kürzel für eine veränderte helfende Praxis, deren Ziel es ist, die Menschen zur Entdeckung ihrer eigenen (vielfach verschütteten) Stärken zu ermutigen, ihre Fähigkeiten zu Selbstbestimmung und Selbstveränderung zu stärken und sie bei der Suche nach Lebensräumen und Lebenszukünften zu unterstützen, die einen Zugewinn von Autonomie, sozialer Teilhabe und eigenbestimmter Lebensregie versprechen.
Die Rezeptionsgeschichte des Empowerment-Konzeptes im deutschen Sprachraum ist noch kurz – erst seit wenigen Jahren werden Empowerment-Gedanken auch bei uns aufgegriffen und praktisch umgesetzt. In dieser kurzen Zeit aber hat dieses neue Konzept auf breiter Front Eingang in die psychosoziale Reformdebatte gefunden und vielfältige Versuche stimuliert, den theoretischen Gehalt und den praktischen Gebrauchswert einer Perspektive zu erproben, die vom Vertrauen in die Stärken der Menschen geleitet ist. Der Siegeszug dieses neuen Orientierungsrasters ist nicht ohne Grund. Denn ohne Zweifel: Das Empowerment-Konzept ist für die Soziale Arbeit von hoher Attraktivität. Mit seiner Akzentuierung von Selbstorganisation und autonomer Lebensführung formuliert es eine programmatische Absage an den Defizit-Blick, der bis heute das Klientenbild der traditionellen psychosozialen Arbeit einfärbt. Der Blick gilt nicht mehr (allein) den Lebensschwierigkeiten, Unzulänglichkeiten und Unfähigkeiten der Menschen, denen wir in der Sozialen Arbeit begegnen. Im Brennpunkt der Aufmerksamkeit stehen vielmehr die Stärken, Fähigkeiten und Ressourcen, mit denen sie auch in Lebensetappen der Schwäche und der Verletzlichkeit die Umstände und Situationen ihres Lebens selbstbestimmt gestalten können. In dieser programmatischen Hülle artikuliert sich so eine veränderte professionelle Grundhaltung, eine neue Kultur des Helfens, die den allzu selbstverständlichen pädagogischen Blick auf die Unfertigkeiten und die Defizite von Menschen überwindet, ihre Selbstverfügungskräfte stärkt und sie zu Selbstbestimmung, sozialer Einmischung und eigeninszenierter Lebensgestaltung ermutigt. Empowerment – auf eine einprägsame Formel gebracht – ist das Anstiften zur (Wieder-)Aneignung von Selbstbestimmung über die Umstände des eigenen Lebens.
Читать дальше