Reinhold Heers - Bon Camino - Mit 70 auf dem Jakobsweg

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Bon Camino - Mit 70 auf dem Jakobsweg: краткое содержание, описание и аннотация

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Pilgerausweis, Jakobsmuschel und den Rucksack umgehängt: Los geht es. 800 Kilometer Pilgerwanderung durch Spanien auf dem Camino Francés. Der Weg will bezwungen sein, Herausforderungen warten, aber auch Naturerlebnisse und Freundschaften. Das Ziel: ein Besuch der Messe in der Kathe­drale von Santiago de Compostela.
Unterwegs die stete Frage: Warum eine solche Tortur? Doch am Ende siegt das Glücksgefühl, es geschafft zu haben. Bleibt die Gewissheit: Es lohnt sich! Und bei guter Vorbereitung kann es auch mit 70 noch auf den Jakobsweg gehen …

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2020 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-99064-853-7

ISBN e-book: 978-3-99064-854-4

Lektorat: Dr. Annette Debold

Umschlagfotos: Malienation,

Max Maximov | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Oliver Schweins, Hamburg & grøn Designagentur

www.novumverlag.com

Die Motivation

Teil I

Meine Vorbereitung

Der erste Weg führte mich in meine Buchhandlung. Hier wurde mir klar, dass ich offensichtlich nicht der Einzige war, der sich für den Jakobsweg interessierte, denn die Auswahl an begleitenden Büchern war groß. Ich entschied mich aus praktischen Gründen für einen Führer in Taschenbuchformat, und die Wahl fiel auf das Outdoorhandbuch „Camino Francés“ von Raimund Joos, das gerade frisch überarbeitet worden war.

Übereifrig fing ich an, mir Gedanken zur Umsetzung der Idee zu machen. Doch nach dem Lesen der allgemeinen Anmerkungen wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Es braucht Vorbereitung, es braucht Zeit, und es braucht eine gute Planung!

Hier erschien mir ein Vorbereitungsseminar hilfreich, das im Oktober in Oberdischingen bei Ulm stattfinden sollte, durchgeführt von dem Autor des Buches, der schon seit 1992 regelmäßig auf den Jakobswegen unterwegs ist. Zunächst als Pilger, später auch als Herbergsvater, ist der studierte Pädagoge und Theologe jetzt als Autor unterwegs und macht regelmäßig Updates seiner Bücher. Bei dem Versuch einer Anmeldung kam vom Anrufbeantworter: „Bin auf dem Jakobsweg, melde mich nach meiner Rückkehr.“ Und so war es auch.

Das Seminar im Cursillo-Haus St. Jakobus fand in einer ganz familiären Umgebung statt. Sechs Teilnehmer, davon drei schon mit Erfahrungen auf dem Camino. Viele gute Tipps und Empfehlungen, interessante Vorträge mit vielen Bildern, die eindrücklich die Schönheit, aber auch die Belastungen des Weges aufzeigten. Und gute Gespräche, die verdeutlichten, dass auch so etwas zum Pilgern gehört. In dieser kleinen Gruppe sind wir ein kleines Teilstück des deutschen Jakobsweges gepilgert – und ich hatte meinen ersten Stempel im Pilgerausweis, dem Credencial.

Aufgrund der Hinweise, was etwa Wetter und Belegung des Weges anging, hatte ich meine Reisezeit von Mitte Mai bis Ende Juni 2018 vorgesehen. Und so begann ich Anfang des Jahres mit den konkreten Vorbereitungen.

Da ich vorher noch nie über mehrere Tage wandernd unterwegs war, mussten alle notwendigen Ausrüstungsgegenstände einschließlich der Bekleidung gekauft werden. Besonderes Augenmerk hatte ich auf die Wahl der Schuhe gelegt. Und das hat sich ausgezahlt: Die Trekkingstiefel saßen gut am Fuß, aber nach der ersten längeren Wegstrecke um den Werdersee herum schmerzte der linke Außenknöchel. Selbst der Gang zum Orthopädieschuhmacher mit dem Versuch zu weiten oder die Anfertigung einer kleinen Einlage änderten nichts an dem Problem. Also: Schuhe tauschen, was relativ problemlos ging. Eine kleine Eigenbeteiligung wurde verrechnet, und jetzt hatte ich Halbschuhe von derselben Marke, die den Außenknöchel frei ließen. Ein erneuter Wanderversuch über 22 Kilometer, diesmal sogar mit dem ganzen Gepäck im Rucksack, verlief reibungslos. Die Wanderstrecke führte durch meine alte Heimat: Aschwarden – Rade – Meyenburg – Hinnebeck – Stellerbruch.

Zur weiteren Vorbereitung hatte ich mir aus dem Netz ein Verzeichnis der Unterkünfte, und nicht nur Herbergen, runtergeladen und ausgedruckt, was sich später auf dem Weg als überaus hilfreich herausstellen sollte.

Eine Nacht zu Hause im Schlafsack habe ich als nicht sehr problematisch empfunden, und das gab mir die Sicherheit, auch solche Nächte auf dem Weg zu überstehen.

Da Lufthansa Biarritz nicht anfliegt, erfolgte die Buchung bei Air France, und HOP! flog mich hin. Das Hotel in Bayonne, die Zugfahrt nach Saint-Jean-Pied-de-Port und die Übernachtung in Orisson waren vorgebucht, alles andere musste dann vor Ort entschieden werden.

Die Post und die Zeitung waren abbestellt, Ingrid vom Nachbarhaus in die Pflege der Pflanzen eingewiesen, bei Freunden hatte ich mich telefonisch verabschiedet und der Familie die Nummer des Telefons übermittelt.

Nachdem nun die Ausrüstung zusammen war, die Schuhe eingelaufen, die Vorbuchungen erledigt waren: Es konnte losgehen!

Der Weg Tag 1 24052018 BremenParisBiarritzBayonne Unterkunft Ibis - фото 1

Der Weg

Tag 1 – 24.05.2018

Bremen–Paris–Biarritz–Bayonne

Unterkunft: Ibis Styles Bayonne Centre Gare

Eigentlich sollte man annehmen, dass die Nacht unruhig verlief. Aber nein, gut geschlafen, pünktlich aufgestanden und wie jeden Morgen: ab zum Bäcker und Brötchen geholt. Derweil lief die Kaffeemaschine. Nach einem Frühstück konnte es losgehen. Pünktlich um 09.00 Uhr erschien das Taxi. Mit meinem gepackten Rucksack unter dem Arm startete ich. Das Einchecken problemlos, bei fast voller Maschine war mein Nebenplatz frei. In Paris Charles de Gaulle dann viereinhalb Stunden Wartezeit bis zum Weiterflug nach Biarritz. Hier kam zum ersten Mal eine innere Unruhe auf: Wird alles gut gehen? Bin ich auf dem richtigen Weg? Aber auch: Jetzt geht es endlich los. Konzentriertes Lesen war nicht möglich. Immer wieder habe ich den Pilgerführer in die Hand genommen – aber auch immer wieder in der Hosentasche verschwinden lassen. Dann die Ansage: Der Abflug wird sich verzögern, weil die Maschine aus Biarritz wegen schlechten Wetters verspätet reinkommen wird. Schlechtes Wetter? Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Sollte es etwa gleich mit Regen und Sturm losgehen? Im Pilgerführer waren nur Fotos im Sonnenschein!

Der Flug war ein wenig unruhig. Nach der Ankunft gab es zwar dunkle Wolken, aber es war mild und blieb trocken. Für die Suche nach dem richtigen Bus nach Bayonne fehlte mir der Schwung, also mit dem Taxi Richtung Hotel. Bayonne: eine einzige Baustelle! Straßen gesperrt, Brücke zum Hotel dicht; also Umwege fahren. Nach kurzer Suche fand der Taxifahrer auch den Weg zum Hoteleingang.

An der Rezeption stand bereits ein Paar mit Rucksäcken: auch Pilger. Mein Zimmer wurde mir unkompliziert zugewiesen. Da es ein Doppelzimmer war, konnte ich mich ausbreiten und den Rucksack so packen, wie ich es für sinnvoll erachtete. Irgendwie kam bei mir die Frage auf, ob ich nicht selbst den einfachen Standard des Hotels noch mal auf dem Weg vermissen würde (es sollte so sein!). Das Hotel lag direkt neben dem Bahnhof, und so zog ich los, um mir das bereits bezahlte Bahnticket nach Saint-Jean-Pied-de-Port aus dem Automaten zu holen, was auch problemlos funktionierte. Nach einem Spaziergang Richtung Altstadt aß ich in einem kleinen Restaurant direkt am Fluss Adour zu Abend. So gestärkt ging es zurück ins Hotel und auch pünktlich ins Bett.

Tag 2 – 25.05.2018

Bayonne–Saint-Jean-Pied-de-Port–Orisson

Unterkunft: Albergue de Orisson

Strecke: 8 km, 600 Höhenmeter,

Aufstieg auf 800 m, 3 Stdn.

Um 06.00 Uhr klingelte der Wecker. Das war vor meiner gewohnten Zeit zu Hause. Ich hatte mir fest vorgenommen, nicht den hektischen Aufbruch der Pilger mitzumachen, die zum Teil bereits im Dunkeln starten, um früh am Ziel zu sein und so ein gutes Bett zu bekommen. Aber hier war es etwas anderes: Der Zug sollte um 07.42 Uhr starten, und vorher war ja noch Frühstücken angesagt. Ich saß allein im Frühstücksraum und genoss den Kaffee und das Weißbrot. Und dann den Rucksack umgehängt: schon ein merkwürdiges Gefühl! Unsicherheit machte sich breit: Sitzt er auch richtig, wie stramm muss ich ihn festziehen? Eigentlich noch gar nicht, denn es ging ja nur einige Meter bis zum Bahnhof. Dort angekommen stellte ich fest, dass gar kein Zug fuhr, sondern ein Bus: Schienenersatzverkehr sozusagen, denn in einem Tunnel für den Zug wurde gebaut. Etwa zehn Personen mit Rucksack stiegen ein, einer ohne Gepäck. Auch die Pilger von der Hotelrezeption waren dabei. Kurze Begrüßung, aber noch ohne Pilgergruß. Irgendwie ist man ja noch nicht auf dem Weg. Die Fahrt führte durch reizvolle Landschaften. Als dann die ersten hohen Berge auftauchten, gab es schon ein gewisses Kribbeln im Bauch: Da willst du rüber. Jetzt wird es ernst!

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