Esther Becker
Supertrumpf
Ein Stück für Kinder ab 10 Jahren
FELIX BLOCH ERBEN
Verlag für Bühne, Film und Funk
Inhaltsverzeichnis
Title Page Esther Becker Supertrumpf Ein Stück für Kinder ab 10 Jahren FELIX BLOCH ERBEN Verlag für Bühne, Film und Funk
Personenverzeichnis Personenverzeichnis 4 DarstellerInnen (vermutlich 3 D, 1 H) spielen: Lou, 9 Maya, 14, Lous große Schwester Roberta und Jonas, Lous Freunde / Mutter und Vater PflegerInnen Herr Hannes
1. Gefasst machen
2. Erbsen zählen
2.1. Messerlein und Gäbelein
3. Nicht vergessen
4. Nichts und
5. Schach Sport
6. Das Blaue
7. Und dann
7.1. Waage und Wackerstein
8. Schwester gesehen
9. Längst aus
9.1. Schatz und Spiegel
10. Schon wieder
10.1. Schwesterlein und Schwesterlein
11. Für dich
12. Nicht einmischen
13. Jetzt besser
Über die Autorin
Über das Stück
Impressum
4 DarstellerInnen (vermutlich 3 D, 1 H) spielen:
Lou, 9
Maya, 14, Lous große Schwester Roberta und Jonas, Lous Freunde / Mutter und Vater PflegerInnen Herr Hannes
Lou, Roberta und Jonas.
LOU (ruft) Marie-Louise! Wenn mich jemand so ruft Dann ist es was Ernstes. Wenn mich jemand so ruft Dann ist es was Ernstes Ich höre nämlich nur auf „Lou“: Das wissen alle. Alle. Meine Familie, meine Klasse und auch die Lehrer. Wenn mich jemand so ruft
ROBERTA UND JONAS (rufen) Marie-Louise!
LOUDann ist irgendwas nicht gut. Ich sitze auf der Bank im Pausenhof, und spiele mit
ROBERTARoberta
JONASund Jonas.
LOUWir spielen Quartett, das absolute Lieblingsspiel Zumindest von Roberta und mir Zwei sind mehr als einer Da ist die Sache klar. Power Traktor – Neue Karten Zur Belohnung Weil ich immer so geduldig bin, wenn wir Maya besuchen. Ich habe schon: Ultra Jets Starke Panzer und Ozean Riesen Ich bin: Weltmeisterin im Warten! Weltmeisterin mit den Karten! In der Klinik spiele ich mit den Pflegern. Hier spiele ich mit:
ROBERTARoberta
JONASund Jonas.
LOUWir spielen immer Quartett Supertrumpf Woanders heißt das Megatrumpf Oder Leben und Tod. Also wir spielen und ich bin dran Ich habe den New Holland T8040 und sage: Länge: Fünf Meter dreiundachtzig Und bevor die Anderen vergleichen können, ruft jemand
JONAS (ruft) Marie-Louise!
LOUEs ist Herr Hannes aus dem Sekretariat. Ich tue so, als würde ich ihn nicht hören, aber Herr Hannes läuft eilig auf mich zu.
JONAS ALS HERR HANNESMarie-Louise, kommst du bitte kurz mit.
LOUWas ist denn? Ich gewinne gerade!
JONAS ALS HERR HANNESDeine Eltern sind am Telefon.
LOUIch folge ihm nach drinnen zu seinem Schreibtisch, nehme den Hörer ans Ohr und als Papa am anderen Ende „Marie-Louise“ sagt, hole ich tief Luft, um mich auf was gefasst zu machen.
JONASMaya kommt nach Hause.
LOUSagt Papa.
ROBERTADu musst heute den Bus nehmen, wir machen uns gleich auf den Weg zur Klinik.
LOUSagt Mama.
JONASWir werden abends mit Maya zurück sein.
LOUIch lege auf.
ROBERTALou legt auf und schnappt nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen.
LOUIch werde den Bus nehmen.
JONASLou wird den Bus nehmen.
ROBERTASie wird wie ein Roboter zur Haltestelle laufen.
JONASSie wird wie eine Schlafwandlerin einsteigen.
ROBERTASie wird wie betäubt nach Hause fahren.
LOUIch muss mich auf etwas gefasst machen. Ich muss mich auf Maya gefasst machen.
Lou, Maya. Roberta und Jonas als Mutter und Vater / PflegerInnen
LOUDer Tisch ist gedeckt mit Kerzen und allem. Blumen. Ein bisschen wie Geburtstag. Maya, die vor ihrem Teller sitzt. Sie ist das Paket, dessen Schleife gleich geöffnet wird. Sie lächelt konzentriert.
MUTTER UND VATERWir beginnen zu essen. Wir essen schweigend.
LOUIch sage irgendwann: Hast du schon meine neuen Karten gesehen? Niemand beachtet mich. Soll ich noch mal fragen, einfach lauter? Soll ich noch mal fragen, einfach lauter?
MAYAWas, Stöpsel, was hast du gesagt?
LOUVergiss es. Und nenn mich nicht so.
MUTTER UND VATERLou, lass gut sein.
LOUUnd ich lass gut sein.
MUTTER UND VATERWir essen weiter. Wir essen schweigend.
LOUMaya, die vor ihrem Teller sitzt. Darauf sind noch die Erbsen übrig. Sie isst die Erbsen. Einzeln. Erbse für Erbse für Erbse. Sie zählt sie, denke ich. Maya zählt Erbsen! Ich muss lachen.
MUTTER UND VATERWas ist denn so komisch?
LOUNichts. Sage ich Auch wenn das nicht stimmt.
MAYADarf ich aufstehen und in mein Zimmer gehen?
MUTTER UND VATERDarf sie aufstehen? Oder besser nicht? Stand was dazu in den Büchern? Keine Ahnung. Stand da was dazu? Und wenn ja, in welchem? Aufstehen lassen? Nicht aufstehen lassen? Zwang? Keinen Zwang? Aber so ganz ohne geht’s ja auch nicht …
MUTTERUnd so weiter.
VATERUnd so fort.
LOUBei den Pflegern in der Klinikküche war Zwang. Aber richtig.
PFLEGER I NNENWährend dem Essen gelten folgende Regeln
Keine Jacken und Pullover |
Ärmel hochgekrempelt |
Haare zusammen |
Keine langen Fingernägel |
Sonst verstecken die was |
Die verstecken das Essen überall |
Schmieren es sich in die Haare Fünfundzwanzig Minuten Zeit. |
Schokolade unter den Nägeln Dann muss alles aufgegessen sein. |
LOUZu mir waren die Pfleger immer sehr freundlich und haben mit mir Karten gespielt. Aber ich war ja auch nur zu Besuch und habe mir in meinem ganzen Leben noch nie absichtlich Essen in die Haare geschmiert. Ich bin ja nicht bescheuert!
MUTTER UND VATERLou!
MAYADarf ich bitte aufstehen?
MUTTER UND VATERMama und Papa nicken
MAYAMaya steht auf und geht in ihr Zimmer. Langsam. Die Tür bleibt angelehnt.
2.1. Messerlein und Gäbelein
Es war einmal eine Klinik. In der Küche stand ein weiß gedecktes Tischlein mit zehn kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, dazu zehn Messerlein, zehn Gäbelein, und zehn Becherlein. Um das Tischlein herum saßen auf zehn kleinen Hockern zehn Klappergestelle, die waren so dünn und dürr und klapperig, dass es nicht zu beschreiben ist. Jedes Tellerlein war gefüllt mit derselben Anzahl Erbsen, es waren genau einhundert Stück. Doch die Klappergestelle waren entsetzt, das erste rief: Wer hat mir all diese Erbslein auf mein Tellerlein gefüllt? Es sind viel mehr als bei den Anderen. Das ist ungerecht! Und es begann unter lautem Gezeter und Geschrei zu zählen. Erbse für Erbse für Erbse. Genauso begann das zweite Klappergestell zu zählen, wie auch das dritte, vierte, fünfte und so fort. Aber es wollte ihnen nicht so recht gelingen, und sie mussten immer wieder von vorne anfangen. Da ließ das erste Klappergestell sein Gäbelein fallen und schrie: Es sind zu viele. Die esse ich nicht. Da kam die Pflegerin und schob ihr die Erbsen durch einen langen, gelben Gummischlauch durch das rechte Nasenloch direkt in den Magen, bis alles aufgegessen war.
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