Frederic Wianka - Die Wende im Leben des jungen W.

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Ein Wenderoman. Ein Berlinroman. Ein Künstlerroman. Ein Roman über eine lange Reise.
Der Protagonist berichtet von den Verzweigungen seines Lebens, beginnend mit der Kindheit, seinem Heranwachsen in der DDR, einer Sozialisation für ein System, das es mit einem Mal nicht mehr gab. Von seiner Flucht in die Stadt, die niemals ist, die immer nur wird, die vor dem Ereignis des Mauerfalls verspätet erscheint. Zu spät für ihn? Ein Lebensbericht von reflektorischer Kraft. Die Erzählung eines nur vermeintlich Gescheiterten. Ein Roman in bildhafter Sprache, assoziationsreich und schwungvoll erzählt.

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„Gut. Wenn Sie nicht anders wollen …“, sagt der Zugbegleiter schließlich, dreht sich weg und will gehen. Ich finde langsam in die Gegenwart zurück und sehe hinter ihm das Gesicht des Mannes, dessen Gepäck ich im Schlaf vernachlässigt hatte, seine von einem Grinsen zu Strichen gespannten Lippen, die gedunsenen Wangen zu den Ohren hin verblüffend straff, die Augen schmal wie Schlitze. Ein Gesichtsausdruck als schaute ich in eine Clownsmaske von grotesk überzeichneter Schadenfreude. Ich rufe dem Zugbegleiter hinterher, dass er mein Ticket sehen könne. Von meiner Stimme erschrocken, erinnere ich mich an das Ohropax. Der Zugbegleiter scheint über den Fortlauf seiner Arbeit erfreut. Der Andere hingegen, der aufgestauten Schadenfreude überführt oder um das erhoffte Spektakel betrogen, bläht seine Wangen auf und lässt die gestaute Luft mit dem Trotz eines pubertierenden Zöglings aus allerbestem Hause verpuffen. Gouvernantenhaft dagegen die folgende Drehung des Kopfes, mit der er sich abwendet, die sogleich den ganzen Körper erfasst und ihn mit dem Schwung maßloser Enttäuschung in den Sitz vor mir befördert.

Ich fummele das Ohropax aus den Ohren und suche in den Jackentaschen nach dem Ticket. Mir war, als hätte ich es dorthin gesteckt. Ich greife in meine Gesäßtaschen, wo es auch nicht ist, während der Zugbegleiter meiner Suche bereits in der Art zuschaut, als hätte er doch nur dieses Schauspiel erwartet. Zunehmend peinlicher nimmt sich meine Selbstabtastung aus. Noch einmal durchsuche ich meine Jacke, meine Erinnerung an den Ticketkauf bereits in Zweifel ziehend: Vielleicht war es bloß ein Traum gewesen … Bis mir endlich einfällt, es in die Reisetasche getan zu haben. Nun sehe ich auch den Zugbegleiter enttäuscht, dies neben seiner wiederholten und gleichzeitigen Erleichterung. Sogleich gleiten die Laserstrahlen seiner Apparatur über mein Ticket. Der Scan weist mich in der Tat als ordentlichen Fahrgast aus. Er reicht das Ticket zurück und wünscht mir in einem Ton als sei es bloße Vorschrift eine gute Weiterfahrt. Ohne mein eventuelles Dankeschön abzuwarten, wendet er sich dem nächsten Fahrgast zu, welcher vom Geschehen abgelenkt, längst sein Laptop hat unbeachtet vor sich hinflimmern lassen. Ich setze mich, forme aus meiner Jacke wieder das Kopfkissenbündel, knete das Ohropax und stecke es mir in die Ohren, dankbar für die Weltabgeschiedenheit von dieser Seite. Ruhe. Nur noch dumpf und wie aus der Ferne höre ich das Rascheln einer Zeitung vom Sitz vor mir, das hektische Fliegen ungelesener Blätter …

Die Kontrolle war wie in einem Traum abgelaufen, der Schlaf hatte mich nicht ganz verlassen, ihm wollte ich mich wieder anvertrauen. Ich schloss die Augen und war allein. Aber der Schlaf war nicht sehr tief. Und ob es Zufall war oder ob er auf ein sicheres Indiz gewartet hatte, mein eigenes Schnarchen störte nur einmal kurz meine Ruhe, flackern plötzlich Blitze durch meine Lider. Stroboskopartig zuckendes Licht reißt mich aus dem Schlaf. Erschrocken sehe ich die Sonne durch Baumwipfel hasten, teils streicht sie über ihnen hinweg, teils bricht sich in ihnen das Licht. Er hatte die Jalousie hochgeschoben. Ich schiebe sie wieder runter. Sofort greift seine Hand danach, tabakgelbe Finger mit schwarzen Nägeln im Gegendruck. Mein verdoppelter Unwille stoppt die Jalousie auf halber Höhe, bevor sie die Sonne wieder freigeben wird. Durch das Wachs in meinen Ohren höre ich die eigene Stimme verzerrt wie die eines Fremden: „Zum Lesen reicht das Licht.“ „Ich bin Filmemacher und will was von der Landschaft sehen“, sagt er laut genug für meine Ohropax. Oder für alle Reisenden in unserem Abteil. Im Augenwinkel, schräg über den Gang hinweg, bemerke ich eine weitere Unterbrechung der Bildschirmarbeit. Eine Hand, die von der Tastatur lässt, die irritiert oder in Selbstvergewisserung die Krawatte auf Bauchmitte schiebt und glattstreicht.

„Filmemacher … Warum erzählen Sie mir das?“

„Und Sie? Was machen Sie? Träumen?“

Nicht nur diese Frage, seine Erscheinung vor allem war es, die mich erkennen ließ, dass im Festhalten an einem falschen Selbstbildnis die Möglichkeit eines kuriosen, zuweilen tragischen Scheiterns liegt.

картинка 3

Die Freude über die Tage, die folgen sollten, hatte mich gefangen, dass sie enden würden, daran wollte ich nicht denken. Oder ich konnte es nicht. Diese Erfahrung fehlte mir, zwei Wochen ohne Eltern, der erste Urlaub mit einem Freund. (Auf Sommerfrische, wie sie immer sagten und die stolzen FDGB-Heimaufenthalte meinten. Rennsteig, Binz oder Oberwiesenthal - Intelligenz bevorzugt im Arbeiter- und Bauernstaat.) Die sich jährlich wiederholenden Wochen hatten sich in mein Gedächtnis gebrannt als eine nicht enden wollende Abfolge von Spaziergängen. Tägliche, tagfüllende Wanderungen, auf denen er mit der Karte in der Hand immer vorweg geschritten war, ein unbeirrbarer Eroberer, seine Nachhut keines Blickes würdigend. Ich lief am Ende, beladen mit Fotoapparat, Fernglas und Proviant, den von ihm geschnitzten Spazierstock nutzlos unter den Arm geklemmt oder fest in der Hand, einem Sturmgewehr beim Angriff gleich. Zwischen uns, im freien Raum wie ein Melder zwischen zwei Truppenteilen, ging meine Mutter einsam entschlossen ihr eigenes Tempo. Wenn sie schneller wurde, rückte sie zu ihm auf, ging sie langsamer, fiel sie zu mir zurück. Die Hoffnung ein Bindeglied zu sein, zwischen ihm und mir, hatte sie längst aufgegeben. Unsere Wanderungen verbanden in täglicher Steigerung meiner Langeweile Museen, Kirchen, Höhlen, Ruinen, Aussichtspunkte. Und stets hatte ich die Ausrüstung bereitzuhalten. Fotoapparat und Fernglas hingen mir an zu langen Lederriemen vom Hals herab, bedrohlich nah dem Schritt. Gekreuzt darüber und einen Arm hindurch gesteckt, lag der Riemen der Brottasche, damit beides beim Gehen nicht allzu sehr hin und her schlug, dass beides gebremst wurde vom Gewicht der belegten Brote, Äpfel, Kohlrabis oder was ich sonst in dieses peinliche Relikt aus meinen Kindergartenzeiten zu stopfen hatte. Wenn er auf diesen Wanderungen plötzlich stoppte und so reglos dastand, als könnte die kleinste Bewegung einem imaginären Feind unsere Anwesenheit verraten, wenn er wortlos, vor Wichtigkeit fast platzend, irgendwohin schaute, auf eine Lichtung, einen Fluss, eine Straße, einen Steinbruch oder sonst etwas Belangloses, das bloß deshalb von Bedeutung war, weil es auf einmal vor ihm lag, dann wartete er, bis wir aufgerückt waren, bis er unvermittelt seine Hand nach hinten strecken und das Fernglas von mir verlangen konnte. Sofort legte ich den Spazierstock zu Boden, hob den Riemen der Brottasche über den Kopf, klemmte sie mir zwischen die Beine, entwirrte die beiden anderen Riemen und gab es ihm. Er, nun mit dem Fernglas vor den Augen, die Ellenbogen parallel zum Horizont, beobachtete die Landschaft, um meiner Mutter, der gelernten Fotografin, ein geeignetes Ziel zuzuweisen. Damit sie, ob Weitwinkel oder Fokus, es festhielte, zum Beweis der Schönheit unseres Urlaubsortes. Aber ich, der hinter ihm stand, die Hände längst am Fotoapparat, bereit ihn meiner Mutter zu geben, wenn er als ausreichend erachtete, was er sah, stellte mir seine ausgestellten Ellenbogen als Flügel vor. Ich sah ihn von geheimnisvollen Winden in die Luft gehoben, auf Höhe der Baumwipfel in die Weite getragen, wo ihn der Zauber meiner Phantasiewelt stets verließ.

Einmal aber ist mir alles durcheinandergeraten. Ich war aus seinem Schatten getreten und stand neben ihm. Ich hielt das Fernglas fest, während ich den Riemen des Fotoapparats über den Kopf hob und talwärts schaute. Vor mir die Tiefe, die meine Augen verzweifelt absuchten: Ein friedlich scheinender Bach zerschnitt das steile Massiv, waghalsiges Fachwerk ränderte die Ufer, ein klappriges Wasserrad drehte sich, wie sich seiner Bestimmung erinnernd. Türme von Holzscheiten, wo die letzten Freiflächen gewesen waren. Nirgends ein ordentlicher Platz für den erträumten Absturz. Enttäuscht glitt mir der Riemen aus der Hand, und der Fotoapparat schlug auf den Fels. Als ich das abgebrochene Objektiv auf dem Boden vor mir sah, daneben den Apparat mit der geborstenen Fassung, das schwarze Loch, in das dieses unergiebige Tal hatte gebannt werden sollen, überlegte ich, ob es noch sinnvoll sei, ihm das Fernglas zu geben. Ich muss gleichgültig ausgesehen haben. Aber vielleicht war mir auch eine heimliche Freude anzusehen: Kein Absturz – keine Urlaubsfotos. Meine Genugtuung war so schlicht, wie seine Reaktion darauf. Meine Mutter hatte neben uns gestanden und kurz seiner Wut zugesehen, bevor sie etwas sagte. Ich weiß nicht, ob sie erst überlegen musste, wem ihre Abneigung in diesem Moment galt, ihrem Mann oder mir. Schließlich hatte ich ihren Fotoapparat fallen lassen, ein Erbstück ihres Meisters. Materiell ersetzbar in einem antiquarischen Land. Ideell aber ein Verlust, der wenigstens so schwer wog, wie ihre kleine Illusion eines Familienlebens mit seiner Aufgabenteilung, die, von mir zerbrochen, vor ihr lag.

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