Frederic Wianka - Die Wende im Leben des jungen W.

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Ein Wenderoman. Ein Berlinroman. Ein Künstlerroman. Ein Roman über eine lange Reise.
Der Protagonist berichtet von den Verzweigungen seines Lebens, beginnend mit der Kindheit, seinem Heranwachsen in der DDR, einer Sozialisation für ein System, das es mit einem Mal nicht mehr gab. Von seiner Flucht in die Stadt, die niemals ist, die immer nur wird, die vor dem Ereignis des Mauerfalls verspätet erscheint. Zu spät für ihn? Ein Lebensbericht von reflektorischer Kraft. Die Erzählung eines nur vermeintlich Gescheiterten. Ein Roman in bildhafter Sprache, assoziationsreich und schwungvoll erzählt.

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Wie viele Jahre sind seitdem vergangen? Noch immer sehe ich Dich in der offenen Zugtür stehen, während der Schaffner von außen dagegen drückt, die baumelnde Kelle am Handgelenk. Wie er sie zu schließen versucht und es nicht schafft, weil Du von innen dagegenhältst mit einem so ernsten, von mir nie zuvor gesehenen Gesicht. Wie Du seine albernen Drohungen wortlos über Dich ergehen lässt, solange bis ich endlich angerannt komme, meinen Rucksack zwischen Deinen Beinen in den Zug schiebe, mit einem einzigen Schritt über alle Stufen hineinspringe, Du die Tür hinter mir zuziehst. Ich musste mich fast übergeben, so war ich gerannt. Ich hatte mich auf den Boden fallen lassen, während Du durch das Türfenster den Schaffner in seinem Versuch beobachtetest, die Fassung zurückzugewinnen, sein reichsbahnuniformiertes Selbstverständnis. Erst als ich das Trillern der Pfeife hörte und die Schaffnerkelle am Fenster vorbeischwenken sah, sah ich ein kurzes Lächeln in Deinem Gesicht. Bloß das sichtbare Zeichen Deiner Freude über den Streich oder darüber, dass ich es doch noch geschafft hatte? Ich wusste es nicht. Es erstarb sofort, als der Zug sich in Bewegung setzte und unter dem Bahnhofsdach hervorrollte, auf einem scheinbar unendlichen Gleis durch die tiefstehende Vormittagssonne, durch das Zucken der Giebelschatten. Du hattest meinen Rucksack genommen, so selbstverständlich als wenn er Deiner gewesen wäre, und warst im Zug verschwunden. Von vorn das wilde Singen der Taigatrommel und von der Seite die Sonne, die so schnell über die Dächer jagte, als hätte sie sich entschlossen, mit uns nach Ungarn zu reisen.

Den Zug nach München habe ich knapp verpasst. Mir bleiben somit zwei Stunden, die ich in einem Internetcafe darauf verwende, mir ein Zimmer zu buchen. Ich finde in einer St.-Stephan-Straße bei München eine bezahlbare Pension, die Zum Eber heißt. Weiß derselbige, wo das ist, denke ich, aber nach einer Stunde ungeahnter Mühsal und nie für möglich gehaltener Geschmacklosigkeiten ist mir das egal.

Den nächsten Zug erreiche ich in gelassener Ruhe. Er rollt aus seiner Röhre auf dem unterirdischen Bahnsteig ein. In einem fast leeren Abteil suche ich mir einen Platz, möglichst entfernt von anderen Reisenden. Ich wuchte meine Tasche in die Ablage und hänge die Jacke so, dass sie mir zwischen Kopf und Fenster als Kissen dienen kann. Der Sitz ist bequem, die Lehne verstellbar, und kaum dass ich sitze, fühle ich schon meine Müdigkeit. Es ist Mittag, seit Wochen die Zeit meines tiefsten Schlafs. Von irgendwoher kommt ein Piepen, ein Alarmton, der endet, als die Türen schließen. Ein Geräusch, tief und satt, als wolle es die zugrundeliegende Mechanik offenbaren. Stille im Zug. Kein Geräusch von außen. Das Neon ist durch die Tönung der Scheibe zum Licht einer südlichen Sonne verfälscht. Der Hauptbahnhof wie eine ferne Animation. Der Zug rollt lautlos an, ohne jedes Rucken, mit geschlossenen Augen unmöglich, Stillstand und Bewegung zu unterscheiden. Er verlässt die Tiefebene, gleitet in das Dunkel der Röhre. Er offenbart nur allmählich seinen Zweck – Bewegung, und verheimlicht bislang den Sinn seiner Konstruktion – Geschwindigkeit. Erst als er den Tunnel verlässt und in die Herbstsonne gleitet, die zerfetzt von Bäumen und Masten durch das Fenster zuckt, lässt sie sich erahnen. Aber weil mein Körper sie nicht spürt, schauen meine Augen genauer hin. Sie sehen Brachland rosten, junge Birken durch Schwellen brechen, Strauchwerk parallele Gleiskörper erobern, alles wie in einem zu schnell abgespulten Film. Zerfallende Waggons unter rostverschalten Brücken. Eine Tankstelle hoch über dem Zug, wie auf eine Klippe gebaut. Werbung für Produkte, die man nicht mehr kaufen kann, auf bröckelnden Fassaden, die so tun, als sei nur der straßenseitige Flaneur ein Betrachter – Hobrechts letzter Hinterhof … Ich sehe die Stadt aus der Perspektive eines Abreisenden.

Südkreuz wird erreicht, so die Ansage. Und ebenso unmerklich wie der Zug beschleunigt hatte, bremst er ab, schwebt in den sorglos errichteten Beton hinein. Seine Eisenhaut teilt kühn die graue Nachlässigkeit. Sie steht zur Weiterfahrt bereit zwischen allen Richtungen. Ja. Fort , denke ich. Weg von hier: Flucht – was für eine Möglichkeit. Ich war nie hier. Mit mir fährt die Erinnerung. Ich verwische meine Spuren. Ich lösche mich aus. Ich tilge die letzten Jahrzehnte, nichts bleibt von mir. Ich bin schuldlos, ich bin ungebunden, in nichts verstrickt, ohne Vergangenheit bin ich nur ich. Frei .

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UNGARN. Du warst mit meiner Tasche verschwunden. Ich saß auf dem Boden. Mir war noch immer schlecht. Ich zitterte am ganzen Körper, meine Beine gehorchten mir nicht. Unter mir spürte ich die Drehgestelle in Weichen rasten. Sie schlugen hart in die Spur, bis in meinen Rücken hinauf. Ich sah meine Beine bei jedem der Gleiswechsel wackeln, die Sonne auf ihnen, ein Leuchten, das anfänglich nur ein Flackern war. Als die Häuser in lockerer Bebauung, flacher zudem und weniger nah dem Bahndamm standen, der in eine scheinbar grenzenlose Weite ragte, spürte ich ihre Wärme, bevor sie allmählich auch das Innere des Zugs aufheizte.

Die Ferne Ungarns war mir damals nicht begreiflich. Ich war nie zuvor soweit gereist. Du wohl auch nicht? Ich weiß es nicht mehr. Unsere Reise war ein unglaubliches Abenteuer. Fast eintausend Kilometer lagen vor uns. Auf dem Weg waren zwei Grenzen zu passieren. Ich hatte das naive Gefühl, frei zu sein. Ich durfte ein anderes Land sehen, andere Menschen treffen, andere Laute hören, andere Dinge essen, einen andersfarbigen Himmel sehen. Ich genoss das monotone Rattern der Gleise, das Baumkronenflackern der Sonnenstrahlen, das Auf und Ab der Telegraphenleitungen. Ich sah und spürte die Bewegung. Sie brachte mich weg von dort. Weg von was? Zu Beginn unserer Reise hatte ich noch keine Worte. Ich hätte es nicht beschreiben können. Ich wusste es nicht, ich fühlte ganz unbestimmt – die Energie eines Aufbruchs.

Wieder das Piepen, das darauffolgende Schnappen der Türen, der umsichtige Blick des Zugbegleiters, wie er heute wohl heißt. Und bevor er, allen Sicherheitsvorschriften genüge getan, die Fahrt des ICE freigibt und selbst einsteigen will, kommt ein Mann herangelaufen. Mit seinem Kurzreisegepäck zwängt er sich durch den enger werdenden Spalt dieser letzten offenen Tür. Ich weiß, es ist natürlich albern, aber er war mir in diesem Moment, seiner Verspätung wegen sympathisch. Die Abteiltür fährt zur Seite, und er tritt ein. Aber vielmehr war mir, als trete eine Frisur ein. Ich sah über der Lehne des Vordersitzes nicht mehr als seinen Kopf, die unspektakuläre, ja langweilige Physiognomie seines Gesichts. Die leichenähnliche Blässe. Die von Alkohol, Psychopharmaka oder sonstigen Substanzen aufgedunsenen Wangen. Die Augen, die dagegen tief in den Höhlen lagen. Sie waren so stumpf und glanzlos wie abgestoßenes Schildpatt, dass ich schlecht sagen kann, sie schauten hinter ihren dicken Gläsern hervor, durch das eckige Großgestell von ähnlicher Schwärze wie das mutmaßlich gefärbte Haar. Dieses stand trotz aller gekämmten Mühe wie elektrisiert von seinem Kopf ab, als wollte es nicht zu ihm gehören.

Die Tür ist längst hinter ihm zugefahren und allmählich nimmt sein Körper die Bewegungen des anrollenden Zuges auf. Er steht breitbeinig, wie ich mir vorstelle, und balanciert jeden Gleiswechsel, jedes sanfte Rucken und Schlagen. Seine leblosen Augen tasten derweil das Abteil ab, die leeren Sitze, die vier oder fünf anderen Fahrgäste, die keine Notiz von ihm nehmen. Schließlich sieht er mich, der ich tiefer in die Polster rutsche, mich schnell noch zu verstecken suche … Zu spät. Ich ahne schon, wieder einmal Opfer meiner Neugierde geworden zu sein, ebenso meiner selbstbezogenen Sympathiezuteilung. Mit einem übertriebenen Schwung wirft er den Riemen des einseitig getragenen Rucksacks auf die Schulter zurück und kommt geradewegs auf mich zu. Eine Sitzreihe vor mir bleibt er stehen, schaut mich an, einen kurzen Moment nur, aber mir ist, als musterte er mich, mit seinen matten Augen, durch geweitete Pupillen. Soll ich aushalten oder wegschauen? Wie reagiert dieser Mensch in dem einen oder anderen Fall? Aber wahrscheinlich ist es egal, die Neugierde hat mich meinen Fehler längst machen lassen. Ich frage mich bloß noch, jetzt auf andere Art interessiert, wie er ihn nutzen wird. Seine Augen lassen von mir ab, wandern zur Gepäckablage hoch, verweilen auf meiner Reisetasche. Mit erstarrtem Blick, so als erwecke sie seinen Unwillen, lässt er seinen Rucksack von der Schulter gleiten und macht sich mit sprunghaften Bewegungen daran, unter gleichzeitigen, kräftigen Stößen, sie in meine Richtung zu schieben, um schließlich seinen Rucksack über dem anvisierten Platz abzulegen. Dann aber setzt er sich nicht. Er bleibt stehen und schaut mich wieder an. Ich überlege bereits, wie viele Stunden die Fahrt nach München dauern wird, und ob es nicht klug wäre, mich für mein nachlässiges Abstellen der Tasche zu entschuldigen. Worte wie: Es tut mir leid für Ihre Mühe . Oder: Ich hätte daran denken müssen, dass ich nicht allein reise . Vielleicht: Hätten Sie doch etwas gesagt . Aber wären das Entschuldigungen gewesen? Ich hätte ihn möglicherweise noch provoziert. Immer weitere Varianten vorauseilender Demut schießen mir durch den Kopf. Ich sage keine. Sie scheinen mir alle übertrieben oder nicht schlüssig, schließlich weiß ich nicht, ob er tatsächlich etwas von mir will. Vielleicht erscheine ich ihm nur so komisch wie er mir, starre ich ihn doch genauso unverwandt an. Und während ich noch über die letzte, bestimmt beste Möglichkeit nachdenke, diese Situation aufzulösen, indem ich ihm einfach einen Guten Tag wünsche, öffnen sich seine Lippen. Sie ziehen die kaffeebraun verklebten Mundwinkel auseinander, legen tabakgelbe Zähne frei. Und hinter diesen, unerwartet mühelos, formt seine Zunge die Frage: „Können Sie auf mein Gepäck aufpassen?“ Wieder einmal zu keinem eindeutigen Ja oder Nein imstande, sage ich, dass das durchaus möglich sei, vorausgesetzt, ich schliefe nicht. Scheinbar zufrieden, ohne einen Dank, verlässt er das Abteil in Richtung Speisewagen. Ich stopfe mir Ohropax ins Ohr, ziehe die Jalousie runter, lehne den Kopf an meine Jacke und schließe die Augen.

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