Alexander Kobs
Die zehn
Lebensempfehlungen
des Yoga
Bewusst leben
mit den Yamas und Niyamas
2. Auflage 2018
© 2012 Windpferd Verlagsgesellschaft mbH, Oberstdorf
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Guter Punkt GmbH & Co. KG, München
Bildquelle Cover: il67/shutterstock
Layout und Grafik: Marx Grafik & ArtWork
Lektorat: Doris Wolter
Korrektorat: Barbara Wermann
eISBN 978-3-86410-167-0
www.windpferd.de
Widmung
In Dankbarkeit
für Elke Bürger, Oliver Gerken und Sabine Schimon.
Die Welt in ihrer Tiefe verstehen heißt den Widerspruch verstehen .
FRIEDRICH WILHELM NIETZSCHE 1
Einleitung
Die Bedeutung der Yamas und Niyamas im Yoga
Warum kommen Menschen zum Yoga?
Der königliche Weg des Raja-Yoga
Die zehn Lebensempfehlungen im Überblick
YAMAS – IM EINKLANG MIT DER WELT LEBEN
Ahimsa – Gewaltlosigkeit
Die Gegenspieler der Gewaltlosigkeit: Gier, Täuschung und Zorn
Gewaltlosigkeit – Ein spirituelles Dilemma?
Falsch verstandene Gewaltlosigkeit
Gewaltlosigkeit vs. Anhaftung und Abneigung?
Strategien für die Umsetzung friedlichen Widerstands
Risiken und Potenziale der Gewaltlosigkeit
Zusammenfassung
Satya – Wahrhaftigkeit
Die Inflation der Lügen
Folgen der Nicht-Wahrhaftigkeit
Die Folgen der Wahrhaftigkeit
Grenzbereiche zwischen Wahrheit und Unwahrheit
Lüge vs. Gewissen – Eine Geschichte aus dem Mahabharata
Zusammenfassung
Asteya – Nicht stehlen
Zeitgeist Korruption – Bestechung und Bestechlichkeit
Sich selbst und andere schützen
Zusammenfassung
Brahmacharya – Sinnliches Maßhalten
Sexuelle Energie im Yoga – Ojas
Brahmacharya in verschiedenen Lebensphasen
Zusammenfassung
Aparigraha – Anspruchslosigkeit
Genug ist nicht genug – Die Kraft des „Nein“
Unabhängigkeit und Geschenke
Wahres Loslassen von Besitz – Ein Beispiel aus der Katho Upanishad
Zusammenfassung
NIYAMAS – IM EINKLANG MIT SICH LEBEN
Exkurs: Die drei Gunas – Sattva, Rajas und Tamas
Saucha – Reinigung
Übungsfelder für Reinigung im Alltag
Zusammenfassung
Santosha – Zufriedenheit
Die Entstehung von Verlangen
Die Bilder des Verlangens
Zufriedenheit durch Dankbarkeit
Genügsamkeit im alltäglichen Leben
Zusammenfassung
Tapas – Das Feuer der Selbstdisziplin
Selbstdisziplin vs. Disziplin von außen
Sankalpa Shakti – Die gerichtete Willenskraft
Tapas im Licht der drei Gunas
Die Übungspraxis von Tapas
Zusammenfassung
Svadhyaya – Das Selbst-Studium
Die Essenz von Svadhyaya
Grundzüge der Mantra-Wissenschaft
Zusammenfassung
Ishvara Pranidhana – Hingabe zum Göttlichen
Hin zur Gotteserfahrung – Die vier Yoga-Wege
Zum Instrument des Göttlichen werden – Meditation in Aktion
Zusammenfassung
Üben, Leben und Wirken mit Yamas und Niyamas
Epilog – Unser Bestes geben
ANHANG
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Über den Autor
Danksagung
Wir verfolgen unterschiedliche Ziele im Leben, aber uns verbindet letztendlich ein gemeinsames Bedürfnis: Jeder Mensch versucht Gesundheit und Lebenssinn zu finden, sein Glück und seine Zufriedenheit zu erhöhen, sowie sein Leiden zu vermindern – und dies auf seine ganz persönliche Art und Weise.
Um das zu erreichen, sind jeden Tag Entscheidungen zu fällen, so zum Beispiel:
•wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten wollen,
•welchen Lebensstil wir bevorzugen,
•welcher Tätigkeit wir nachgehen wollen,
•mit welchen Menschen wir Zeit verbringen möchten
•und welche Werte und Visionen für uns essenziell sind.
Unsere komplexe Welt bietet ungezählte Möglichkeiten, die uns täglich viele solcher Entscheidungen abverlangen. Welche ethischen Grundwerte liegen meinen Entscheidungen dabei zugrunde? Wie will ich mein eigenes Leben verwirklichen – und das möglichst auf integere und authentische Weise? Wo kann ich meine individuellen Bedürfnisse mit denen meiner Umgebung verknüpfen, ohne mir selbst oder anderen in irgendeiner Form Gewalt anzutun?
Die zehn Yamas und Niyamas geben Antwort auf solche Fragen – als freiwillige Selbstverpflichtungen, Handlungsregeln oder als Lebensempfehlungen des Yoga. Martin Luther King, Mahatma Gandhi und Nelson Mandela beispielsweise setzten einige dieser yogischen Prinzipien so erfolgreich um, dass die politische und gesellschaftliche Landkarte des letzten Jahrhunderts dadurch entscheidend verändert und nachhaltig geprägt wurde. Eine konsequente Anwendung dieser ethischen Leitlinien könnte transformierende Wirkung auf unseren Planeten haben – wenn wir sie ernst nehmen und im täglichen Leben praktizieren.
Yamas und Niyamas wirken durch unser Wesen und Verhalten, ohne uns selbst und andere dogmatisch zu beeinflussen oder gar zu entmündigen. Bei stetiger Anwendung werden wir durch sie darin unterstützt, das Leben zu vereinfachen. Potenzielle Probleme werden im Vorfeld angegangen und kommen dadurch nicht zur Entfaltung. Stress und Konfusion reduzieren sich, auch für unsere unmittelbare Umgebung. Denn ist es nicht manchmal so, dass wir nicht nur Probleme mit uns selbst haben, sondern das eigene Verhalten gleichzeitig auch ein Problem für andere darstellt?
Das Anwenden dieser yogischen Prinzipien erfordert Mut und Konsequenz, jedoch immer innerhalb der eigenen, individuellen Kapazität. Niemand verlangt „Unmögliches“. Wir sollten in der alltäglichen Umsetzung nicht die eigenen Grenzen oder die der Mitmenschen überschreiten. Gleichwohl besitzt Yoga ein forderndes Element. Yoga ermuntert uns, das Beste zu geben und dennoch „Fehlschläge“ liebevoll zu akzeptieren.
Die Devise lautet also: ausprobieren – Erfahrungen sammeln, diese reflektieren und behutsam ins Leben integrieren. Der Weg des Selbststudiums und der Selbsttransformation kann dem Leben eine Richtung geben und es mit neuer Qualität bereichern. Fortgeschrittene und praktische Spiritualität beginnt und endet für einen Yoga-Praktizierenden mit dem Üben vieler Facetten der zehn Lebensprinzipien.
In jedem Menschen liegt die Kraft und das Potenzial, die Welt positiv zu gestalten – selbst wenn der eigene Beitrag klein erscheinen mag und für andere Menschen unsichtbar ist. Deswegen ist er nicht weniger wert. Wichtig ist, einen Schritt zu tun. In welche Richtung dieser Schritt geht, liegt vollständig bei uns.
Die Yamas und Niyamas bergen eine umfassende Philosophie in sich, die unterschiedliche Yogarichtungen und Yogaschulen unterschiedlich gewichtet interpretieren, teilweise mit weit auseinanderliegenden Polaritäten und Deutungen, die in einem Buch nicht komplett wiedergegeben werden können und sollen. Bitte denken Sie daran, dass kein Weiser oder Heiliger dieses Buch geschrieben hat. Als Autor erhebe ich weder Anspruch auf komplette Vollständigkeit noch auf eine absolute Wahrheit, die letztlich nur meine Wahrheit und Wertigkeit wäre und andere Gedanken und Meinungen über Yamas und Niyamas ausschließt. Die yogischen Lebensempfehlungen ermöglichen uns einen weiten Raum für Dialog und Diskussion.
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