Jetzt ist es passiert und wir kämpfen gegen diese Tatsache an. „Das darf einfach nicht wahr sein!“ „Ich möchte noch eine Chance.“ „Ich will alles anders machen.“ „Bestimmt kommt er wieder zurück.“ , sind Gedanken, die uns bewegen. Wir wünschen uns, alles sei nur ein böser Traum, aus dem wir nur zu erwachen brauchen, und dann finden wir alles beim Alten vor. In dieser Geschwindigkeit können wir nicht all unsere Erinnerungen und Zukunftspläne, die den Partner miteinbeziehen, fallenlassen und vergessen.
In dieser Geschwindigkeit können wir uns weder einen Ersatz für das suchen, was der Partner uns gegeben hat, noch selbständig ohne Partner werden. Wir fühlen uns, als ob wir plötzlich in eine Grube fallen, und wünschen, unser Partner solle uns die Hand reichen und wieder herausziehen. Wir fühlen uns wie gelähmt, können nicht mehr klar denken, so als ob wir schon gestorben seien. Manche von uns brechen bei der Nachricht der Trennung in einen Weinkrampf aus, andere gehen zur Tagesordnung über, als ob nichts geschehen wäre. Sie laufen wie in einem dichten Nebel umher.
Die einzige Rettung, die wir haben, um diese „Katastrophe“ ertragen zu können, ist, sie zunächst zu verneinen.
Verleugnung ist eine normale menschliche Reaktion auf eine Krise, die plötzlich kommt und zu überwältigend ist, um sich ihr zu stellen. Verleugnung schafft Zeit, um Kräfte zu sammeln. Während dieser Zeit ziehen wir uns in die Phantasien zurück, in denen der Verlust noch nicht eingetreten ist oder wieder ersetzt ist.
„Er wird sich nicht von mir trennen. Wenn ich nur ein bisschen warte, wird alles wieder gut werden und mein Partner zurückkommen.“ , sind Gedanken, die uns durch den Kopf gehen. Solange wir auf eine Versöhnung hoffen, verspüren wir keine Trauer und weniger Wut. Ja, wir dürfen keine Wut zulassen, denn Wut würde unseren Partner noch weiter von uns wegtreiben. Solange wir hoffen, brauchen wir nicht von unseren Wünschen Abschied nehmen und uns keine neue Lebensperspektive aufbauen. Wir können in unserem Zustand verharren.
Wir bitten unseren Partner, es doch noch einmal zu probieren. Wir beteuern unsere Liebe zu ihm, und dass wir dachten, eine gute Partnerschaft zu haben. Wir betteln um Bedenkzeit. Unser Partner begründet seine Trennung damit, dass er es nicht mehr aushält in der Partnerschaft. Er würde uns zwar noch mögen, aber nicht mehr lieben. Er hat den Wunsch, nur noch eine gute Freundschaft mit uns zu haben. Er bittet um Zeit, sich über sich selbst klarzuwerden. Er fühlt sich schuldig an unserem Schmerz. Wir wollen an der Partnerschaft arbeiten, der Partner an sich und seiner eigenen Entwicklung.
Bisweilen sind wir im Innern ärgerlich auf unseren Partner, drücken den Ärger jedoch nicht aus, aus Furcht, ihn zu verlieren. Wir sind besonders freundlich zu unserem Partner.
Wir quälen uns in dieser Phase mit der Frage: „Warum nur?“ Wir haben nicht gemerkt, dass unser Partner sich im Stillen schon lange schrittweise aus der Partnerschaft zurückgezogen hat. Wir haben den Ernst der Situation nicht erkannt. Jetzt fühlen wir uns als Versager und seelisch vernichtet. Wir möchten niemandem von der Trennung erzählen aus Scham und aus Furcht vor der Reaktion der Freunde.
Wenn Sie sich in dieser Phase befinden, dann ist der erste Schritt zur Heilung, die Trennung als gegeben anzunehmen. Erst dann können Sie die Gründe für das Scheitern der Partnerschaft analysieren. Erst dann können Sie Schmerz und Wut erleben, die zur Verarbeitung einer Trennung dazugehören. Erst dann können Sie wieder genesen.
Ich weiß, dass es schmerzhaft ist, zuzugeben, dass die Partnerschaft zu Ende ist. Aber dieser Schmerz ist notwendig, um diese Krise als Chance für Ihr inneres Wachstum anzusehen. Trennung und Tod sind die Ereignisse im Leben eines Menschen, bei denen er am meisten seelischen Schmerz verspürt.
Nehmen Sie den Schmerz an, anstatt ihn zu verleugnen.Sie können ihn als Anlass nehmen, um in Zukunft unglücklich und hasserfüllt zu leben. Sie können ihn aber auch als Chance sehen, um mehr über sich zu erfahren und innerlich stärker zu werden.
Wie wollen Sie sich entscheiden?
Wenn Sie sich in der Hoffnung wiegen, wieder zum Partner zurückkehren zu können, werden Sie niemals zu Phase IV gelangen. Sie werden Ihre Abhängigkeit zum Partner beibehalten. Sie werden ihn „brauchen“, um glücklich zu sein. Dann werden Sie auf den Partner warten müssen. Sie riskieren, vergebens auf ihn zu warten.
Vielleicht gibt es wirklich noch eine Chance, wieder mit Ihrem Partner zusammenzukommen. Dieser Weg führt jedoch sicher nicht darüber, dass Sie einfach „wieder gut sind“ und wieder zusammenziehen oder weiter zusammenleben. Wenn ein Partner sich zur Trennung entscheidet, dann ist das ein deutliches Anzeichen, dass die Partnerschaft in ihrer bisherigen Form nicht mehr funktioniert. Um wieder zusammenkommen zu können, benötigen Sie erstens seine Bereitschaft und zweitens Zeit und viele, viele Gespräche, um eine neue Basis für eine beiderseitige Zufriedenheit zu schaffen. Es ist besser, wenn Sie sich erst zu Phase IV vorarbeiten, bevor Sie wieder an ein Zusammengehen denken. Die Angst vor dem Schmerz und der Auseinandersetzung mit dem Alleinsein ist keine gute Basis für eine erfolgreiche Partnerschaft. Möglicherweise verfallen Sie sonst in den Fehler, dem anderen zuliebe alles zu tun, um ja keine Trennung mehr zu erleben. Setzen Sie sich zum Ziel, sich erst alleine glücklich zu fühlen, bevor Sie sich wieder binden. Beschäftigen Sie sich erst damit, was Sie sich von einer Partnerschaft wünschen, bevor Sie darüber reden, ob Ihre Vorstellungen zu denen des Partners passen.
Wenn Sie den Heilungsprozess beginnen möchten, dürfen Sie sich keine Hoffnung auf die Rückkehr des Partners machen.
Ihre Gedanken bestimmen Ihre Gefühle. Wenn Sie sich gedanklich mit der Rückkehr befassen, bekommen Sie Sehnsucht nach Ihrem Partner. Wenn Ihr Partner nicht zurückkommt, erleben Sie immer wieder aufs Neue Schmerz und Enttäuschung. Es ist hart, den seelischen Schmerz zu ertragen, dass die Beziehung zu Ende ist. Aber es ist noch härter, sich immer wieder Sehnsucht nach Ihrem Partner zu machen, und dann die Enttäuschung zu erleben, dass er nicht zurückkommt.
Sie können die Liebe des Partners nicht zurückgewinnen, wenn dieser es nicht möchte, aber Sie können lernen, ohne ihn zufrieden zu leben.
Wie können Sie die Phase der Verleugnung überwinden?
1. Stellen Sie sich in Ihrer Wohnung vor einen Spiegel. Schauen Sie sich in die Augen und sagen Sie sich laut: „Ich bin bereit zu akzeptieren, dass die Partnerschaft zu Ende ist.“
Ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Das ist keine leichte Übung. Sie werden in Ihrem Innern tausend Widerstände verspüren. Sie kommen sich vor, als ob Sie sich belügen. Sie haben den Eindruck, dass Sie die Trennung nie und nimmer akzeptieren können. Dies ist der Stolperstein des Umlernens (siehe Kapitel 2). Vielleicht spüren Sie bei diesem Satz auch Traurigkeit und Tränen. Lassen Sie die Tränen ruhig laufen, aber wiederholen Sie diesen Satz 300 Mal am Tag – mit und ohne Spiegel. Wiederholen Sie den Satz einfach wie einen Reim, den Sie vor sich herbeten, ohne ihn zu glauben. Sie werden ihn anfangs auf keinen Fall gefühlsmäßig bejahen können. Mit der Zeit werden Sie das Ende der Partnerschaft dann auch gefühlsmäßig akzeptieren können. Gefühle sind nur die Folge von Gedanken. Ihre Gedanken im Augenblick bestimmen, was Sie in Zukunft fühlen werden. Setzen Sie sich zum Ziel, das Leugnen aufzugeben und das Ende der Partnerschaft zu akzeptieren.
2. Teilen Sie Ihren Freunden, Bekannten, Eltern und Arbeitskollegen mit, dass Sie und Ihr Partner sich getrennt haben.
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