SILVIA
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Jürgen Bruno Greulich
Artcover: Giada Armani
Copyright: BERLINABLE UG
Berlinable lädt dich ein, alle deine Ängste hinter dir zu lassen und in eine Welt einzutauchen, in der Sex der Schlüssel zur Selbstbestimmung ist.
Unsere Mission: Die Welt verändern - Seele für Seele.
Akzeptieren Menschen ihre eigene Sexualität, formen sie eine tolerantere Gesellschaft.
Worte der Inspiration, des Mutes, der Veränderung.
Öffne deinen Geist und befreie deine tiefsten Begierden.
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Eheleben
Wie so oft kam Wolfgang später als erwartet nach Hause. Es war schon nach neunzehn Uhr, zwei Stunden nach seinem Feierab end, und schon längst war das warm gestellte Essen halb verwelkt. Natürlich durfte sie ihm nicht gram sein, wusste sie doch sehr gut, dass für einen Manager der höheren Führungsebene eines Chemiekonzerns betriebliche Belange schwerer wogen als private Interessen. Sein fürstliches Gehalt musste hart erarbeitet werden, so lautete seine Erwiderung auf ihre Klagen, die sie sich inzwischen abgewöhnt hatte. Trotzdem könnte er jetzt allmählich kommen.
Den Nachmittag hatte sie lesend im Schaukelstuhl verbracht und es dabei wohlig gespürt, das leise Kribbeln, das sich manchmal während des Tages regte, wenn sie mit der Zeit nicht viel anzufangen wusste und ihre Fantasie anregende Bilder malte. Sie liebte diese Stunden alleine, noch schöner aber wäre es, wenn die Träume Wirklichkeit würden. Sie hatte sich für Wolfgang reizvoll zurechtgemacht, trug unter dem seidig schwarzen Morgenmantel nur einen winzigen String, einen spitzenbesetzten BH und ein durchsichtiges Hemdchen mit verspielten Rüschen, alles in kobaltblau, dazu hauchzarte schwarze Strümpfe. Dieser Anblick, so hoffte sie, würde ihn aus der sexuellen Lethargie reißen, die sich seit Wochen (oder waren es gar schon Monate?) in ihre Ehe eingeschlichen hatte.
Seit drei Jahren waren sie erst verheiratet und schon schwand der Kitzel wie Wärme aus schlecht isoliertem Mauerwerk, sie hätte nicht gedacht, dass es so schnell gehen könnte. Vielleicht hätte sie doch nicht so früh heiraten sollen und dann auch noch einen Mann, der fast fünfzehn Jahre älter war, in diesem Jahr noch wurde er vierzig. Doch gab es keinen Grund zur Klage. Im Frühjahr war sie mit ihrem Kunststudium fertig geworden, Kontakte waren geknüpft, die Bewerbungsunterlagen soweit gerichtet, im Herbst konnte sie damit anfangen, nach einer Anstellung zu suchen.
Der Schlüssel wurde draußen im Schloss gedreht und die Haustür geöffnet. Wolfgang! Sie trat in die Diele und begrüßte ihn mit einem verheißungsvollen Lächeln.
Abgespannt ruhte sein Blick auf ihr, müde klangen seine Worte. „Hallo, mein Schatz. Hast du schon gewartet?“ In seinem dunklen Anzug, dem weißen Hemd und der modischen Krawatte sah er so seriös und erfolgreich aus, wie er es tatsächlich auch war. Braun getönt war sein glattes, doch markantes Gesicht mit der hervorstechenden Nase, voll und kräftig war das braune Haar, energisch blickten die grünlich braunen Augen, die aber auch liebevoll schauen konnten. Wenngleich nicht jetzt, da sie eher kritisch guckten. „Ist das Essen fertig?“
„Ja, es ist fertig.“ Sie streifte den Bademantel ab. „Und der Nachtisch ist bereit.“ Sie fühlte sich komisch unter seinem verwunderten Blick, ein bisschen schäbig, hatte ihn noch nie so unmissverständlich zu verführen versucht oder sich ihm an den Hals zu werfen, wie man es auch hätte nennen können. Hatte sie das nötig? Anscheinend ja, sonst hätte sie es nicht getan.
Irritiert hauchte er ihr ein Küsschen auf die Stirn. „Du siehst ja richtig appetitlich aus. – Was gibt es denn?“
„Was immer du dir wünschst.“
„Zu essen?“
„Nein, zu essen gibt es Rinderfilet mit Salzkartoffeln und Blumenkohl.“
„Na ja, auch nicht schlecht.“ Er ging mit ihr ins Esszimmer, das Teil des riesigen Wohnzimmers war, durch ein frei stehendes Bücherregal und eine niedrige hölzerne Balustrade davon getrennt. Müde ließ er sich am gedeckten Tisch nieder und sie servierte das Mahl, ohne sich etwas überzuziehen, wovon es aber auch nicht besser wurde. Wenig begeister stocherte Wolfgang in seinem Teller herum. „Das Fleisch ist zu weich. Und der Blumenkohl verkocht.“
„Ich weiß, Liebling. Das liegt daran, dass du so spät nach Hause gekommen bist.“
„Entschuldige, aber es gab in der Firma ein kleines Problem.“
„Was war denn los?“
„Ach, ein Störfall in der Produktion.“
„Sind wieder Schadstoffe ausgetreten?“
„Unwesentlich. Aber du weißt ja, wie viel Ärger das gleich gibt. Die Medienheinis stürzen auf so etwas wie die Geier. – Hast du es in den Nachrichten nicht gesehen?“
„Nein, ich habe ein Buch gelesen.“
„Ach so.“ Welcher Art ihre Lektüre war, interessierte ihn nicht, ebenso wenig erkundigte er sich danach, wie es ihr sonst ergangen war während des Tages. Aber natürlich spielten ihre kleinen Gefühle und Gedanken keine Rolle angesichts der großen Probleme, die ihn Tag für Tag beschäftigten. Es war draußen dunkel geworden, die Frühsommersonne schon längst versunken, romantisch flackerten rote Kerzen im silbernen Kandelaber, die Rollläden waren herabgelassen. Das Glas Burgunder, das Silvia ihm einschenken wollte, lehnte Wolfgang dankend ab. „Ich habe noch einiges zu arbeiten.“
„Ach, Liebling, kannst du dir nicht hin und wieder ein bisschen Zeit für mich nehmen?“ Verheißungsvoll legte sie ihre Hand auf die seine.
„Später.“ Sanft schob er ihre Hand von sich weg und nahm einen Bissen.
„Später bist du müde und schläfst ein.“
„Du kommst schon nicht zu kurz.“ Sinnierend schaute er sie an, schien sie zum ersten Mal an diesem Abend wahrzunehmen, ihre Rundungen unter den Dessous, ihr ebenmäßiges Gesicht, umrahmt von schulterlangem, lockig braunem Haar. „Du kannst mir ja schnell einen blasen.“
„Ich kann was?“
„Mir einen blasen! Du weißt doch, was das ist?“
Ja, sie wusste es. Und sie wusste auch, dass er diesen Ausdruck noch nie gebraucht hatte, jedenfalls nicht ihr gegenüber, und sie wusste weiterhin, dass noch kein Mann so herablassend zu ihr gesprochen hatte. „Du bist unverschämt!“
„Wieso? Erst läufst du mir wie ein rolliges Kätzchen hinterher, und dann, wenn du dürftest, bist du beleidigt. Wer soll das verstehen?“
„Du verstehst nicht, dass ich etwas anderes von dir will?“
„Ach ja, du willst Zärtlichkeit.“ Er sprach das Wort wie einen Spottnamen aus. „Du bist hoffnungslos romantisch. Aber ehrlich gesagt reizt mich dein Blümchensex nicht. – Schon dein Versuch, mich anzumachen! Warum ziehst du dir nicht etwas wirklich Reizvolles an, zum Beispiel Strapse?“
„Ich wollte dir eine Freude bereiten, einen schönen Abend mit dir verbringen, und du … du willst eine Hure aus mir machen.“ Silvia war den Tränen nahe. Noch nie war Wolfgang so gemein zu ihr gewesen, was war nur in ihn gefahren?
„Aus dir eine Hure zu machen, wäre ein hartes Stück Arbeit.“ Er legte Messer und Gabel auf den halb geleerten Teller, tupfte den Mund mit der bordeauxroten Serviette ab, erhob sich achselzuckend und ging in sein Arbeitszimmer, ohne sie noch einmal anzublicken.
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