E.R. Greulich - Grimms Märchen, etwas modernisiert
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Des Teufels goldene Haare;
Hans im Glück;
Die kluge Else;
Der singende Knochen;
Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack;
Rotkäppchen;
Die sieben Raben
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E.R. Greulich
Grimms Märchen, etwas modernisiert
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Inhaltsverzeichnis
Titel E.R. Greulich Grimms Märchen, etwas modernisiert Dieses ebook wurde erstellt bei
Des Teufels goldene Haare
Hans im Glück
Die kluge Else
Der singende Knochen
Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack
Rotkäppchen
Die sieben Raben
ERGE’s LESEBUCH
Impressum neobooks
Des Teufels goldene Haare
Eines Burschen Pfiffigkeit setzt dem König Hörner auf
Es war einmal eine arme Frau, die gebar ein Söhnlein mit einer Glückshaut, und der Hebamme gefiel das Knäblein so, dass sie ihm weissagte, es werde einst die Königstochter heiraten. Es trug sich zu, dass bald darauf der König, als einfacher Mann angetan, ins Dorf kam, und er fragte die Leute, was sie vom König hielten. Dazu sagten sie vorsichtshalber gar nichts, und sie erzählten statt dessen, dass in der ärmsten Kate ein Knäblein mit einer Glückshaut geboten sei, dem sei geweissagt worden, es werde einmal die Königstochter heiraten. Übel, übel, dachte der König, ich habe zwar noch keine Tochter, doch was nicht ist, könnte werden, denn meine Gemahlin ist ja sehr jung. Bringe ich das Wurm um die Ecke, so kann es mir niemals Schaden stiften. Also ging er zu den Eltern und sprach: "Gebt mir euren Knaben, er soll keine Not leiden und in die besten Schulen gehen. Als Schmerzensgeld bekommt ihr von mir einen goldenen Batzen." Die Mutter dachte, was könnte einem armen Kind besseres geschehen, als viel zu lernen. Der Vater dachte, ein goldener Batzen ist kein schlechtes Pflaster für Notfälle. Und beide dachten, außerdem hat der Bengel eine Glückhaut, was kann ihm schon Übles geschehen.
Der König tat das Kind in eine Schachtel und ritt damit fort, bis er zu einem tiefen Wasser kam. Da warf er die Schachtel hinein und sprach wohlgelaunt: "Wer ersoffen ist, der kann nicht mehr heiraten." Die Schachtel ging aber nicht unter, sondern schwamm auf dem Wasser wie ein Schiffchen weiter, bis drei Meilen vor die Hauptstadt, wo sie am Wehr einer Wassermühle hängenblieb. Der Müllergeselle zog die Schachtel an Land, denn es konnte wohl ein Schatz darin liegen. Leider war es nur ein wunderschönes, gesundes Knäblein. Erbost wollte der Finder den Findling zurück in den Fluss werfen. Das sah die Müllersfrau, die keine Kinder hatte. Sie nahm den Kleinen an sich, freute sich sehr und sagte, was man so spricht, wenn man keine andere Erklärung hat: "Gott hat ihn uns beschert." Sie pflegte den Findling sorgsam, und er wurde ein prächtiger Bursche. Er liebte die Müllersfrau wie die eigene Mutter, denn sie war seine Retterin. Eigentlich waren alle Frauen Retterinnen. Seine leibliche Mutter hatte ihn aus der Unendlichkeit in die Endlichkeit gerettet, die Hebamme hatte ihn ans Licht gebracht, und die Müllersfrau hatte ihn aus den Pfoten des habgierigen Müllergesellen befreit. So liebte er die Frauen, das spürten sie, und deshalb waren sie gut zu ihm.
Es trug sich zu, dass der König einmal bei einem Gewitter in der Mühle Schutz suchte, und so fragte er die Müllersleute, ob der treffliche Bursch ihr Sohn sei. "Nein", antworteten sie, "er ist ein Findling, er kam damals in einer Schachtel ans Wehr geschwommen, und wir haben ihn an Kindes Statt aufgezogen." Nun wusste der König, wer der junge Glückspilz war, und scheinheilig bat er die Müllersleute, ihn mit einem Brief an die Königin in die Hauptstadt schicken zu dürfen. In dem Brief stand, sobald der Bursche mit diesem Brief angelangt sei, solle er getötet werden.
Der Bursche machte sich auf den Weg, verirrte sich in einem großen Wald, und im Abenddunkel sah er in der Ferne ein Licht. Er ging darauf zu und gelangte an ein Häuschen. In der Stube saß eine alte Frau beim Feuer, und fragte erschrocken: "Wo kommst du her, wo willst du hin?" Der Bursche erzählte alles der Wahrheit gemäß und sie sprach: "Du bist in ein Räuberhaus geraten, wenn sie heimkommen, bringen dich die Räuber um." Sie nahm eine Laterne, zeigte ihm den rechten Weg. So ward er wieder einmal von einer Frau gerettet und kam heil in der Hauptstadt an.
Die Königin, als sie den Brief gelesen hatte, dachte, mein Herr Gemahl wird altersschwach. Wie kann ich einen wildfremden Menschen umbringen lassen, der mir nichts getan hat?
Da ihr der Wildfremde gefiel, sprach sie: "Helfe dem Obergärtner als Gärtnergehilfe, und bringe mir jeden Morgen, Mittag und Abend die Blumen." Es geschah so, und als der Bursche die Abendblumen brachte, verführte ihn die Königin. Es war ihm nicht sehr unrecht, denn sie war eine schöne Frau und wurde vom König arg missachtet. Am nächsten Morgen verführte der Bursche die Königin, am Mittag sie ihn, und so ging das etliche Tage lang. Ei, der Daus, dachte der Bursche, vor den Räubern hat mich die alte Frau gerettet, und vor der Einsamkeit rettet mich eine junge Königin. Da soll einer die Frauen nicht mögen. Leider gibt es noch zu viele im Lande wie den König. Wenn ich König werde, erlasse ich ein Gesetz, Frau und Mann sind gleich. Und wer das Gesetz missachtet, dem wird von Königs wegen der Hintern versohlt.
Die Königin dachte, mein Griesgramgemahl ist ein richtiger Meuchelmörder, und mir will er den Mord anhängen. Am liebsten würde ich ihm Gift in den Schnupftabak tun, aber man soll nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Ich muss von meinem Vertrauten, dem Kämmerer, einen Brief schreiben lassen, worin der König den Burschen als Gärtnergehilfen empfiehlt.
Nach einiger Zeit kam der König zurück und war über den neuen Gärtnergehilfen bass erstaunt. "Wie ist das zugegangen?" fragte er, "ich habe in meinem Brief einen ganz andern Befehl erteilt." Da reichte ihm die Königin den Brief und sagte, er solle selbst sehen, was darin stände. Der König las, und dann schrie er: "Wenn ich den schnappe, der den Brief vertauscht hat, den erwürge ich mit eigenen Händen." Zu dem Gärtnergehilfen sprach er: "Wenn du noch einmal so davonkommen möchtest und nicht magst, dass meiner Gemahlin etwas geschieht, dann hole mir aus der Hölle drei goldene Haare des Teufels." Damit hoffte der König ihn endlich, und für immer loszuwerden. Der Bursche antwortete: "Gern will ich drei Haare des Teufels bringen, damit der Königin nicht eines gekrümmt werde."
Der Weg zum Teufel führte den Burschen durch eine Stadt, wo ihn der Wächter am Tore fragte, ob er vielleicht wisse, warum der Marktbrunnen, aus dem bisher Wein geflossen war, versiegt sei. "Das sollt ihr erfahren", antwortete er, "wartet nur, bis ich wiederkomme."
Am nächsten Stadttor fragte ihn der Wächter, ob er sagen könne, weshalb der Baum vorm Rathaus am Verdorren sei, der vorher goldene Äpfel getragen habe. Der Bursche, in Eile, versprach Bescheid zu geben, wenn er wiederkomme, und als er an einen Fluss kam, fragte ihn der Fährmann, ob er wisse, warum er immerzu hin- und herfahren müsse, ohne je abgelöst zu werden. "Das sollst du erfahren, wenn ich wiederkomme", antwortete der eilige Reisende.
Bald hinter dem Fluss fand er den Eingang zur Hölle. Der Teufel war nicht zu Haus, aber seine Schwiegermutter saß da in einem bequemen Sorgenstuhl. "Was willst du?" fragte sie ihn. "Ich brauche drei goldene Haare von des Teufels Kopf', antwortete er, "andernfalls geht es um den Kopf mit dem goldenen Haar meiner Liebsten." "Potzsapperment", sagte sie, "wenn der Teufel heimkommt und findet dich, so geht dir's an den Kragen; aber um dich frischen Bursch wäre es schade, ich will sehen, dass ich dir helfen kann." Sie verwandelte ihn in eine Ameise und er verbarg sich in den Falten ihres Rocks. Nun hatten sie beide Langeweile und so fragte er, ob sie ihm Rat schenken könne für die drei Fragen, die man ihm unterwegs gestellt habe.
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