Die Schlacht bei Königgrätz 1866. Die preußischen Armeen siegen über das österreichische Hauptheer. In der Bildmitte König Wilhelm, Helmuth von Moltke und Otto von Bismarck. Gemälde von Christian Sell
Klaus-Jürgen Bremm ist Historiker mit dem Spezialgebiet Militärgeschichte und Publizist. Er veröffentlichte zahlreiche Bestseller bei der wbg.
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Klaus-Jürgen Bremm
Bismarcks deutscher Krieg
Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
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wbg Paperback ist ein Imprint der wbg.
© der 2., überarbeiteten Auflage 2021 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt)
Neuausgabe der 2016 bei wbg Theiss unter dem Titel «1866.
Bismarcks Krieg gegen die Habsburger» erschienenen Ausgabe
Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht.
Redaktion: Kristine Althöhn, Mainz
Einbandabbildung: Schlacht bei Königgrätz, Farbdruck, 1894,
nach Aquarell von Carl Röchling © akg-images
Einbandgestaltung: Andreas Heilmann, Hamburg
Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de
ISBN 978-3-534-27350-8
Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:
eBook (PDF): 978-3-534-27392-8
eBook (epub): 978-3-534-27393-5
Einleitung
I. Der Weg in den Krieg
Eine vertane Chance – Der Deutsche Bund von 1815
Bismarck und das Trauma von Olmütz 1850
Italien und das Risorgimento 1815–1866
Reformen ohne Ziel – Österreichs Armee von 1848–1866
Zwischen Pickelhaube und Zündnadelgewehr – Preußens Armee als Säule der politischen Reaktion und Speerspitze des modernen Krieges
Exkurs: Vom Vorbild zur Verdammung – Der Preußische Generalstab von Massenbach bis Moltke
II. Entscheidung in nur sechs Wochen – Custoza, Königgrätz, Langensalza und Lissa
Anlauf zum großen Krieg – Kalkulationen und Planungen
Exkurs: Auszug mit Hindernissen – Die Preußische Garde verlässt Berlin
Preußens Feldzug gegen Hannover und Kurhessen – Grundzüge eines neuen Kriegsbildes
Auf den Spuren Radetzkys – Österreichs Sieg in der zweiten Schlacht von Custoza
Nutzloser Achtungserfolg der Hannoveraner – Die Schlacht bei Langensalza
Vorwärts nach alter Sitte – Nachod, Trautenau, Skalitz und Gitschin
Exkurs: Ein Stiefkind der preußischen Armee – Die elektrische Telegrafie
Königgrätz – Die Preußen im Nacken und die Elbe im Rücken
Vormarsch auf Wien
Die Operationen der preußischen Mainarmee in Süddeutschland
Exkurs: „Ich will keinen preußischen Pardon“ Die – Schlacht bei Kissingen am 10. Juli 1866
Exkurs: Österreicher alleingelassen – Die Schlacht bei Aschaffenburg am 14. Juli 1866
Italienischer Epilog – Österreich behauptet das Trentino und die Isonzo-Linie
Exkurs: Lissa 1866 – Antike Seekriegsführung an der Schwelle zur Moderne: Panzerschiffe im Rammeinsatz
III. Die Neugestaltung Mitteleuropas
Die „Revolution von oben“ Ein Monarchist stürzt Monarchien
Exkurs: „Weder die Ehre Englands noch seine Interessen sind betroffen.“ Apeasement und Kalkül – Großbritanniens Neutralität im Krieg von 1866
1866 – Triumph der Ungarn und Trauma der Deutsch-Österreicher
Nationalstaat oder Föderation? – War Bismarcks militärische Reichsgründung alternativlos?
Anhang
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Impressum
„Graf Bismarck hat neben sich einen zögernden Souverän mit einem unsicheren Gewissen, das unter verschiedenen gemischten und gearteten Einfüssen handelt; er hat ferner eine feindliche Nation vor sich und hinter sich eine Sache, die, bis zu einem gewissen Grade in ihrem Ziel volkstümlich, doch in der Form und der Methode dem öffentlichen Gefühl widerstrebt.“
Francis Napier of Merchistone, Britischer Botschafter in Berlin, am 14. Oktober 18651
Am 3. Juli 1866 stürmte das I. Bataillon des 7. Westfälischen Infanterie-Regimentes Nr. 56 gegen 14.30 Uhr die Ortschaft Problus, den südlichen Eckpunkt der österreichisch-sächsischen Stellung bei Königgrätz. Gut 1500 Meter offenes Gelände hatten die Angreifer unter heftigem Gewehr- und flankierenden Kartätschenfeuer bis zum Ortsrand zu überwinden. Die preußischen Verluste waren beträchtlich: 18 Offziere sowie 317 Unteroffiziere und Mannschaften des in Köln stationierten Regimentes waren am Abend entweder tot oder verwundet.2
Zu den ganz übel Zugerichteten zählte auch ein gewisser Johann Konrad Adenauer aus der Domstadt, ein stattlicher Mann in den Dreißigern, der in 15 Dienstjahren zum Feldwebel aufgestiegen war. Schon im folgenden Jahr musste Adenauer, der zuvor noch ehrenhalber zum niedrigsten Offizierdienstgrad (Sekonde-Lieutenant) befördert worden war, wegen seiner Blessuren als „Ganzinvalide“ mit einer monatlichen Pension von zehn Talern aus der Armee ausscheiden. Johann Konrad Adenauers tapferes Verhalten in der Schlacht von Königgrätz fand immerhin Würdigung in der Regi mentsgeschichte, die Behauptung aber, dass der Vater des späteren ersten Kanzlers der deutschen Westrepublik im Kampf eine österreichische Fahne erbeutet haben soll, erwies sich als aus der Luft gegriffen.3 Hätte sich aber der Feldwebel Johann Konrad Adenauer im Jahre 1866 je träumen lassen, dass einer seiner Söhne einmal in einer unvorhersehbar fernen Zukunft zum Nachlassverwalter jenes Reiches werden würde, an dessen Entstehung er bei Königgrätz als Soldat mitgewirkt hatte?
83 Jahre und eine ganze Epoche später war der auf dem böhmischen Schlachtfeld gegründete preußisch-deutsche Machtstaat schon wieder Geschichte und der jüngste Sohn des Veteranen von Königgrätz freute sich als Regierungschef des soeben konstituierten westdeutschen Teilstaates geradezu diebisch, dass er anlässlich der Vorstellung seines ersten Kabinetts vor der Alliierten Hohen Kommission am 21. September 1949 auf dem Bonner Petersberg den roten Teppich hatte betreten können, ohne von den argwöhnischen Kommissaren zurechtgewiesen worden zu sein.4
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