Anja Röhl - Die Frau meines Vaters

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"Kind sein heißt allein sein, schuld sein, essen müssen, schlafen müssen, brav sein müssen. Kind sein heißt, sich nicht wehren zu können." So erlebt Anja Röhl ihre Jugend in den 1950er und 60er Jahren. Im Arbeiterviertel Hamburg-Barmbek herrscht die Dumpfheit der Nachkriegszeit.
Die Mutter, als geschiedene Alleinerziehende geächtet, ist erst spätabends zu Hause; der Vater, übergriffig und manipulierend, aber von der linken Schickeria hofiert, kommt nur unzuverlässig; die Altnazi-Großeltern bieten bei kurzen Besuchen noch die meiste Wärme. Doch als sie fünf Jahre alt ist, stellt ihr ihr Vater, der Konkret-Verleger Klaus Rainer Röhl, seine neue Freundin vor: Ulrike Meinhof. Für das Kind ist sie die einzige Erwachsene, die es wirklich versteht, die für es gegen den Vater Partei ergreift, bei der es keine Angst haben muss vor Strafe und bei der es sich zugehörig fühlt.
Die Dankbarkeit für diese Erfahrung prägt auch die Beziehung zu Ulrike Meinhof nach deren Trennung von Mann und Kindern. Anja Röhl bleibt ihr verbunden, besucht sie im Gefängnis, schreibt ihr Briefe, allen Anfeindungen zum Trotz und obwohl sie Ulrikes politische Positionen nicht teilt. Ein Dokument der Zeit- und Mentalitätsgeschichte der frühen Bundesrepublik, aus der Perspektive eines Mädchens erzählt.

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Klaus Rainer Röhl am 6.5.2010, im Stern

Es ist Sonntag, der 9. Mai 1976 um 5.10 Uhr, als die junge Frau die Haustür hinter sich zuzieht und sich auf den Weg zur Arbeit macht. Hätte sie an diesem Tag nicht Frühdienst, würde man sie um diese Zeit kaum auf den Straßen von Berlin-Neukölln zwischen wankenden Alkoholikern und unausgeschlafenen Hundebesitzern beobachten können. Wie gewöhnlich nimmt sie die U-Bahn, die sie in den Süden des Stadtteils bringt, vorbei an den grauen Arbeitervierteln, den Fassaden, an denen der Putz abblättert, hin zu Gärten mit zwitschernden Vögeln, violettem Flieder und weißen Obstblüten, hinter denen kleine Reihenhäuschen aneinander kleben. Wie gewöhnlich betritt sie das Neuköllner Krankenhaus durch das vom übermüdeten Pförtner bewachte Tor, fährt mit dem Fahrstuhl in den zweiten Stock zu ihrem Arbeitsplatz und macht sich sogleich daran, die Patienten zu waschen und zu betten, Verbände auszuwechseln und Spuckgläser auszuleeren. Als sie Herrn K. das Frühstück bringt, erzählt er ihr wie jeden Tag mit Handzeichen so viele verschiedene Dinge, dass sie im Nachhinein nicht mehr sagen kann, ob der alte Herr nicht doch von seiner Stimme Gebrauch gemacht hat. Ihre Schicht an diesem Tag ist schon fast vorüber, und während sie auf dem Flur hastig zu Mittag isst, kommt ihr eine andere Schülerin entgegen. Sie hält so viele Gläser in den Armen, dass die junge Frau sich verpflichtet fühlt, ihr Mittagessen auf einem Tisch abzustellen und ihr einige abzunehmen. Gemeinsam betreten sie den Spülraum.

Die junge Frau wäscht gerade ein Glas aus, als die andere ihr beiläufig mitteilt: »Hast du schon gehört, Ulrike Meinhof hat sich in ihrer Zelle erhängt.«

Die junge Frau wendet ihr den Kopf zu, sieht hinter ihr die Sonne gleißend hell durch das Fenster scheinen, vor dem sich die schwarze Silhouette abhebt, und fragt mit tonloser Stimme: »Was?«

»Das kam den ganzen Morgen in den Nachrichten.«

Das eben ausgespülte Glas fällt klirrend zu Boden. Die junge Frau sinkt gleichfalls zu Boden. Aus ihrem Mund dringt ein Schrei. Leute laufen zusammen. Der anderen Schülerin ist die Szene unangenehm. Die junge Frau reagiert nicht mehr, sie hört auch nicht auf zu schreien. Es ist nur ein einziges Wort, was laut auf den Flur hinaus hallt: Nein!

Eine Schwester kommt, eine Spritze in der Hand, die sie der jungen Frau in den Arm sticht.

Einige Zeit später erwacht sie. Noch immer benommen von der Spritze, bemerkt sie die völlige Ruhe, die sie umgibt. Als sie die Augen öffnet, blickt sie in die unangenehm funkelnden Augen der Oberschwester, die sie mit schneidend strenger Stimme etwas fragt, auf das sie keine Antwort bekommen wird: »Was ist denn mit Ihnen los, Schwester Anja?«

Die Worte hallen im Kopf der jungen Frau wider.

DAS KIND

»Anjaaa, lass das! Hör auf, hab ich gesagt!«

Das Kind zuckt zusammen, was hat es falsch gemacht? Es wollte nichts Böses tun, wollte nur etwas ausprobieren. Das Kind ist drei Jahre alt, ein heller Tag. »Das ist unsere neue Wohnung«, sagt die Mutter. In Hamburg-Barmbek stehen sie in der neuen, sonnendurchfluteten Küche. Es riecht nach Farbe. Das Kind ist zu einem weißen Becken gelaufen, ein schönes, großes, weißes Becken. Dort hat es einen Stuhl genommen, war unbemerkt hinaufgeklettert und hatte probiert, den silbernen Aufkleber vom Beckenrand abzuziehen. Dann kam das Zischen der Mutter, drohend. Sofort hat es abgelassen von dem Aufkleber, ist hinuntergestiegen. Das Kind muss aufpassen, auf der Hut sein. Die Stimme der Mutter ist mal scharf und bedrohlich, mal traurig und wütend, manchmal in Eile, unkonzentriert, manchmal freundlich. Das Kind würde sie gern immer freundlich haben.

»Das macht man nicht!«, sagt die Mutter.

Das Kind läuft auf sie zu: »Wieder vertragen?«

»Na klar«, sagt die Mutter.

Das Kind umarmt die Mutter: Anja wieder lieb.

Nachts kommt das Kind verschlafen aus dem Zimmer. Der Vater ist durch die Wand zu hören gewesen, er schimpft. Es ist laut. Das Kind macht vorsichtig die Tür auf. Die Mutter sitzt auf dem Sofa und weint, das Kind läuft zur Mutter, stellt sich vor sie und breitet die Arme aus. Es ruft mit heller, noch etwas verschlafener Stimme: »Papi eisch!« Der Vater tritt zurück. Du bist eisch! Das kennt das Kind von der Oma. Eisch bedeutet, dass man etwas falsch gemacht hat, dass man böse war, unartig, nicht gemacht hat, was die Erwachsenen wollten. Die Erwachsenen sagen es mit erhobenem Zeigefinger, es bedeutet zugleich auch: Schschhh! So ein Wort ist eisch, es kann Ruhe herstellen, es kann Angst machen. Es ist gelungen, das Kind ist stolz. Die Mutter ist gerettet.

Strand und Wasser. Das Kind liebt den Strand, mag aber nicht ins Wasser. Es hat Angst vor den Wellen. Die Erwachsenen lachen, es ist doch flach, sagen sie. Das Kind aber schweigt, starrt aufs Wasser. Das Kind geht nicht tiefer rein als bis zu den Füßen. Die anderen Kinder lachen auch, ein richtiger Angsthase, sagen sie.

Einer lacht nicht mit, er heißt Heiner, er nimmt das Kind an die Hand und geht mit ihm am Strand spazieren. Er zeigt ihm am Boden die Wattwürmer. Das Kind liebt es, mit ihm spazieren zu gehen und auf seinem Schoß zu sitzen. Er ist schon vierzehn Jahre alt. Das Kind erst drei. Sie machen ein Foto davon, es klebt im Fotoalbum. Das Kind spielt gern im Sand. Während die Erwachsenen hinten im Strandkorb sitzen, backt das Kind Kuchen, als sei es eine Mutter und backe für ihre Puppenkinder. Dann dreht sich das Kind um, der Strandkorb ist leer. Wo sind sie? Das Kind läuft zum Wasser, dort sind viele Leute. Es läuft und läuft, an vielen Strandkörben vorbei, am Wasser entlang. Es hat Angst, es weint.

Ein Mann fragt: »Warum weinst du?«

»Meine Eltern sind weg.« Das Kind sagt zum ersten Mal das Wort Eltern.

Der Mann nimmt es an die Hand, das Kind wird ruhiger. Plötzlich weit hinten sieht es die Mutter mit dem Vater in einem Strandcafé sitzen. Beide lachen. Als sie nah dran sind, schüttelt die Mutter den Kopf: »Na, wir haben dir doch Bescheid gesagt!«

Einmal kommen sie an einem Friedhof vorbei, da sagt die Mutter: »Hier ist der Ohlsdorfer Friedhof, wo Friedhelm begraben liegt.«

Das Kind bleibt stehen: »Gehen wir da rein?«

Die Mutter will nicht, sie zieht das Kind mit sich. »Nein, das ist schon so lange her.«

»Wo liegt er?«, fragt das Kind.

Das Kind muss an seine Oma Erna und deren Friedhof denken. Da liegen alle, die wir lieb haben, sagt Oma Erna immer, und das Kind geht oft mit. Auf dem Friedhof riecht es gut, nach Blättern und Blumen und frischer Erde. Das Kind möchte seinen Bruder auch einmal besuchen. Es will auf seinem Grab harken und Blümchen pflanzen.

Als das Kind weiterfragt, zeigt die Mutter ein Foto. Ein Foto von einem Baby, das den Kopf hochhält und traurig aussieht. »Das ist er«, sagt die Mutter. »Er wurde ein Jahr vor dir geboren.«

Er sieht aus wie ich, denkt das Kind. Das Foto legt die Mutter lose ins Album.

»Er war krank«, sagt sie, »er wäre behindert geworden, da war es besser so. Er hatte falsches Blut. Bei dir wäre das auch passiert, weil sich Papis und mein Blut nicht vertragen. Bei dir ist das dann ausgetauscht worden.«

Das Kind wünscht sich, der Bruder hätte leben dürfen. Es hätte ihn gern kennengelernt. Das Kind liebt den Bruder. Sterben ist etwas Schlimmes.

»Warst du nicht traurig, als er starb?«, fragt das Kind die Mutter.

»Da hab ich mich ja schon auf dich gefreut«, sagt die Mutter und wendet den Kopf ab.

Das Kind bekommt Angst, es denkt, vielleicht ist er gestorben, weil sie sich auf mich gefreut hat. Vielleicht ist der Bruder gar nicht tot, und sie haben ihn im Krankenhaus nur verwechselt.

»Du hattest einen guten Appetit, das war dein Glück«, sagt sie noch. »Du warst stark, von Anfang an. Du hast sofort getrunken, im Brutkasten, da war ich beruhigt.«

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