Dauerwald heißt: Wirtschaften ohne Kahlschlag. Anfangs war das auch wirklich so.
Naturnahe Forstwirtschaft in einem Naturschutzgebiet in der Eifel.
Am Rande sei vermerkt, dass Betriebe, die den Dauerwaldbegriff so verwenden, noch ein anderes Wort verfälscht haben. Echte Ökobetriebe (und davon gibt es einige!) wirtschaften naturgemäß. Sie möchten sich in allen Eingriffen an natürlichen Prozessen orientieren und diese in ihrer Entfaltung so wenig wie möglich stören. Konventionelle Betriebe haben das aufgegriffen – allerdings nur verbal. »Naturgemäß« änderten sie ab in »naturnah«, und schon konnten sie sich dieses bedeutungslose Etikett anheften. Tatsächlich behaupten die meisten Kahlschlagsförster, ihre Betriebsweise sei naturnahe Waldwirtschaft. Das beruhigt zumindest das Gewissen der Bürgerinnen und Bürger, die ihren Waldhütern völlig vertrauen.
Hinter den Kulissen wird jedoch bereits auf großer Fläche die Renaissance der Nadelholzplantagen eingeleitet. Während unter dem Eindruck der 1990er-Windwürfe ein großer Umschwung zu mehr Naturnähe einsetzte, ist momentan der gegenläufige Trend zu beobachten. Schon macht das hässliche Wort der »Verbuchung« in der Branche die Runde; Laubbäume werden damit zu Unkraut abgestempelt. Und mit der Verhärtung der Sichtweise gelten nun auch kleinere Kahlschläge wieder als salonfähig, wenn sie zur Umwandlung naturferner Plantagen in Dauerwald dienen.

Ein Zukunfts-Baum – er wird im Dauerwald regelmäßig von seinen Nachbarn »befreit«.
Doch Moment: Führt ein Kahlschlag mit anschließender Bepflanzung nicht wieder zu einem monotonen gleichaltrigen Baumbestand? Ich habe den Eindruck, dass es momentan überwiegend darum geht, den immer rascher wachsenden Holzhunger der Industrie zu befriedigen. Um die Bevölkerung zu beruhigen, werden für diese naturfernen Wirtschaftsweisen sämtliche Vokabeln aus dem Bereich der Ökologie so verbogen, dass sich zumindest in den PR-Broschüren der Forstverwaltungen ein harmonisches und nachhaltiges Bild unserer Wälder ergibt.
Künstlich, aber nahe an der Natur: der Laubplenterwald.
Plenterwald: die urwaldähnlichste Wirtschaftsform
Wenn Sie durch einen Wald spazieren, in dem kleine und große, dicke und dünne Bäume aller Altersgruppen und Durchmesser innig gemischt auftreten, dann sehen Sie einen Plenterwald. Er ist die urwaldnächste Wirtschaftsform. Bäume jeglicher Größe stehen bunt gemischt zusammen und bilden eine pflanzliche Sozialgemeinschaft. In der Regel stehen hier heimische Baumarten wie Buchen, Weißtannen und Eichen, allenfalls gelegentlich durch einzelne Douglasien, Fichten oder Kiefern ergänzt. Einen herkömmlichen Forst in einen Plenterwald zu überführen, dauert etwa 100 Jahre. Anschließend verändert sich das Waldgefüge über viele Jahrhunderte nicht mehr – ganz so wie in einem Urwald. Und doch ist der Plenterwald eine Kunstform. Im Gegensatz zum Urwald fehlt ihm Totholz, selbst wenn der eine oder andere Baum hier sein Leben zu Ende leben darf und dann verrottet. Das meiste Holz soll schließlich geerntet und teuer verkauft werden. Aus diesem Grund fehlen auch ganz alte Exemplare, die ja meist im Inneren schon Pilzbefall aufweisen und dann wirtschaftlich wertlos werden.
Kleine und große Nadelbäume bunt gemischt – so kann im Alpenraum ein Plenterwald aussehen.
Die gesamte Biomasse beträgt in einem Plenterwald höchstens die Hälfte des wilden Vorbilds, sodass es in ihm viel heller ist (weniger Bäume = mehr Licht am Boden). Für manche Urwaldarten unter Käfern und Spinnen ist er dadurch kein geeigneter Lebensraum mehr. Dennoch – ökologischer kann man nicht wirtschaften, und daher sind Plenterwälder, durchsetzt mit Schutzgebieten, die sinnvollste und schonendste Form der Forstwirtschaft. Leider sind sie hierzulande nur auf wenigen Prozent der Waldfläche zu finden.
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