Diese alten Propheten waren nicht nur diejenigen, nach denen Bücher in der Bibel benannt sind. Lukas bezieht sich auf Abel als einen Propheten: „… damit das Blut aller Propheten, das von Grundlegung der Welt an vergossen worden ist, von diesem Geschlecht gefordert werde: von dem Blut Abels an bis zu dem Blut des Secharja, der zwischen dem Altar und dem Haus umkam; ja, sage ich euch, es wird von diesem Geschlecht gefordert werden“ (Lk 11,50-51, vgl. auch 1 Mose 4,4.10). Das ist eine der Stellen in der Schrift, die das unvermeidliche Leiden der Propheten erwähnt.
Sogar der Prophet Jeremia, der heute selbst als einer der wichtigsten „Propheten von einst“ gilt, bezog sich auf seine Vorgänger, als er sagte: „Die Propheten, die von alters her vor mir und vor dir gewesen sind, die haben auch über viele Länder und über große Königreiche geweissagt von Krieg, von Unheil und von Pest!“ (Jer 28,8). Dabei ging es ihm nicht nur um seine eigene Generation, sondern er erkannte, dass er zu einer langen Reihe von Propheten gehörte, die in die Weltgeschichte hineingesprochen hatten. Sie beschränkten sich bei Weitem nicht darauf, zu den religiösen Leuten und Institutionen zu sprechen, sondern sprachen auch zu der Kultur um sie herum.
Die ganze Zeit über sucht Gott nach Propheten, deren Perspektive von jenseits ihrer menschlichen Begrenzungen kommt. Er sucht nach „prophetischen Problemlösern“, die Gottes Antwort auf Probleme liefern können, die mit menschlicher Weisheit und Anstrengung allein nicht zu lösen sind.
Die Aufgabe des Prophetischen ist noch nicht abgeschlossen, und sie wird nicht abgeschlossen sein, „bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens“, wie wir hier sehen:
Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Maß der vollen Reife Christi (Eph 4,11-13).
Offensichtlich ist dies noch nicht geschehen. Doch im perfekten Augenblick wird das zweite Kommen des Herrn Jesus Christus eintreten, wenn der Vater „Jesus senden wird“ – um die Worte von oben zu wiederholen – „damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn und er den euch vorausbestimmten Jesus Christus sende! Den muss freilich der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat“ (Apg 3,20-21).
Unabhängig davon, ob du männlich oder weiblich bist, bist du einer der „Söhne der Propheten“ (vgl. Apg 3,25), der dazu berufen ist, bei der Wiederherstellung des Königreichs Gottes auf der Erde mitzuwirken. Es kommt nicht so sehr darauf an, was deine geistlichen Gaben sind, sondern vielmehr darauf, wie du deine Berufung, eine Gabe zu sein, in seinem Namen auslebst. Gleichzeitig ist es von entscheidender Bedeutung zu erkennen, dass keine der fünffachen Dienstgaben – Apostel, Prophet, Evangelist, Hirte und Lehrer – sich im Ruhestand befindet. Viele Christen glauben, dass wir heute nur die Gaben des Hirten (Pastors), Lehrers und Evangelisten in voller Funktion sehen, aber nicht die Gaben des Propheten oder Apostels. Aus dieser Bibelstelle begründe ich, dass alle fünf Gaben des Dienstes bis zum Ende der Geschichte gebraucht werden. Wie sonst sollen wir dort unversehrt ankommen?
Der beste Weg, um dir die Geschichte der Prophetie auf einen Blick zu vermitteln, ist, die Jahrhunderte in bestimmte Epochen prophetischen Wirkens zu unterteilen und die charakteristischen Propheten aufzulisten, deren Namen dir bekannt sein werden:
Propheten vor den Patriarchen (4000–1450 v. Chr., also vor Mose)
• Abel (vgl. Lk 11,50-51)
• Henoch (vgl. Judas 14-15; in 1. Mose 5,18.21 berichtet)
• Noah: prophezeite über die Sintflut und seine eigenen Nachkommen (vgl. Hebr 11,7; 1 Pt 3,20; 1 Mose 9,25-27)
Patriarchalische Propheten
• Abraham (vgl. 1 Mose 20,7; Ps 105,9-15)
• Joseph: prophezeite den späteren Auszug aus Ägypten (vgl. 1 Mose 50,24-25)
• Andere sind z. B. Isaak und Jakob.
Propheten der mosaischen Zeit (1450–1050 v. Chr.)
• Mose: „Und es stand in Israel kein Prophet mehr auf wie Mose, den der HERR gekannt hätte von Angesicht zu Angesicht“ (5 Mose 34,10).
• Miriam: die erste weibliche Prophetin, die in der Heiligen Schrift erwähnt wird (vgl. 2 Mose 15,20)
• Deborah (vgl. Ri 4,4)
• Andere sind z. B. Aaron und Hanna.
Propheten der frühen Monarchie (1050–931 v. Chr.)
Das prophetische Ersuchen war hauptsächlich national; es ging um Buße und Umkehr.
• Samuel (vgl. 1 Sam 1; Apg 3,24)
• Nathan (vgl. 2 Sam 7,2-17; 1 Kön 1,8-45)
• Gad der Seher (vgl. 1 Sam 22,5; 1 Chr 21,9-19)
• David (vgl. Apg 1,16; 2,29-31; 4,25)
Propheten der geteilten Monarchie (931–845 v. Chr.)
• Ahija: vollzieht eine prophetische Handlung in Bezug auf die Teilung des Königreichs (vgl. 1 Kön 11,29-32)
• Jehu (vgl. 1 Kön 16,1-7)
• Elia (vgl. 1 Kön 17; 2 Kön 1)
• Elisa (vgl. 2 Kön 2–13)
• Andere sind z. B. Schemaja, Iddo, Jahasiël, Hanani, Sacharja und Micha.
Propheten der kanonischen Periode (845–400 v. Chr.)
Die Propheten mahnten zur Buße dafür, dass das Königreich geteilt war. Einige Propheten und ihre Schriften wurden als Teil des Kanons der Heiligen Schrift akzeptiert. Die apokalyptische Stoßrichtung und die Offenbarung der zukünftigen Gemeinde entwickelten sich.
• Vorexilisch: Obadja, Joel, Jona, Amos, Hosea, Micha, Jesaja, Jeremia, Nahum, Zephanja und Habakuk
• Exilisch: Hesekiel und Daniel
• Nachexilisch: Haggai, Sacharja und Maleachi
Propheten der Periode zwischen dem Alten und Neuen Testament und NT (400 v. Chr. – 33 n. Chr.)
• Johannes der Täufer (Lk 1,76)
• Zacharias (Lk 1,67)
• Hanna, eine Prophetin (Lk 2,36)
• Jesus Christus (Joh 6,14; Lk 4,24; vgl. auch Jes 61,1)
Propheten der neutestamentlichen Gemeinde (33–100 n. Chr.)
• Zahlreiche anonyme Propheten (Apg 11,27)
• Agabus (Apg 11,27-28)
• Gewisse Propheten und Lehrer (Apg 13,1; inklusive Barnabas, Simeon [Niger], Luzius von Kyrene und Manaën).
• Judas und Silas (vgl. Apg 15,32); offensichtlich wirkten einige Apostel auch prophetisch, wie z. B. Johannes und Paulus.
Die meisten dieser Leute wurden erst als Propheten bekannt, als andere die Früchte ihres Lebens sehen konnten. Im Lauf der Zeit und auf verschiedene Weise sprachen sie für Gott, und die Menschen wurden aufmerksam. So ist es bei jeder Geistesgabe. Wenn du in den kleinen, verborgenen Aufgaben treu bist, hält es Gott für angebracht, dich zu mehr zu befördern. Treue bringt Zuwachs.
Ich selbst fing schon früh in meinem eigenen Leben an zu prophezeien. Tatsächlich kam die erste Prophetie, die ich je hörte, aus meinem eigenen Mund. Ich prophezeite, bevor ich jemals in der Öffentlichkeit betete oder sprach oder in Zungen betete. Heißt das, dass ich als Prophet beauftragt war? Nein, ich wurde zunächst Pastor. In dieser Rolle wurde ich schließlich Lehrer. Mein Ziel war es, ein guter Lehrer zu werden, was viel Arbeit und Zeit erfordert. Heute bin ich im Wesentlichen ein Pastor für Pastoren und ein Lehrer für Propheten. Ich finde es wunderbar und interessant, wie Gott uns ein Leben lang führt.
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