Dies ist poetische Sprache, ein wunderschönes Bild der Art und Weise, wie Gott uns lehrt, im Geist zu „fliegen“, und es stimmt mit dem Rest unserer prophetischen Analogie überein. Naturforscher wissen aber, dass es nicht so ist, obwohl die Adlereltern ihre Jungen mit ihren starken Flügeln schützen, wie der Vers davor zeigt:
Er fand ihn in der Steppe, in der Wüste, im Geheul der Wildnis. Er umfing ihn und hatte acht auf ihn. Er behütete ihn wie seinen Augapfel (5 Mose 32,10).
Adler schauen nie über ihre Schultern zurück und machen sich keine Sorgen um Konkurrenten. Sie sind wunderbar selbstbewusst und hochkonzentriert. Weißt du noch, was Jesus darüber sagte, dass man die Hand an den Pflug legen und nicht zurückschauen soll (vgl. Lk 9,61-62 1)?
Andrew Murray, ein produktiver südafrikanischer Autor und Pastor des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, verfasste einst ein Buch mit dem Titel With Wings as Eagles („Mit Flügeln wie Adler“). Darin erklärte er:
Wie hat der Adler seine Flügel bekommen? Durch seine Geburt. Er wurde als Königsadler geboren. Er ist königlicher Abstammung … Wir alle werden mit Adlerflügeln geboren; wir haben eine göttliche Natur in uns; wir haben den Geist Jesu Christi in uns, der uns in den Himmel zieht. 2
Unabhängig davon, ob du dich für einen Propheten hältst oder nicht, das ist es, was du bist. Du hast eine Verbindung um Himmel, die du täglich erneuern kannst. Du kannst den Himmel durch deine Worte und Taten auf die Erde bringen. Du bist berufen, höherzufliegen. Als ein ewiges Wesen bist du dazu berufen, im Himmel zu wohnen. Du – ja, du! – bist berufen worden, mit Adlerflügeln aufzusteigen, damit du den Himmel zu deinem kleinen Fleckchen Erde bringen kannst.
Der Prophet Jeremia erwähnte „Wenn du dein Nest hoch baust wie der Adler …“ (Jer 49,16). Obadja schrieb: „Wenn du dein Nest auch hoch bautest wie der Adler …“ (Obd 4). Es ist dein Geburtsrecht, auf den Höhen bei Gott zu wohnen. Deine Stellung ist bei ihm, also entscheide dich, sie zu besetzen! Er erhebt dich in die höchsten Höhen, also sei nicht töricht oder nachlässig oder rebellisch und verliere deine herrliche Stellung bei ihm.
„Seid still und erkennt, dass ich Gott bin!“, sagte der Psalmist (Ps 46,11 SLT). Man muss nicht angespannt sein, um Prophet zu sein. Du kannst dich auf wirklich natürliche Weise vom Natürlichen zum Geistlichen bewegen. Ein Adler wartet auf den perfekten Zeitpunkt, um in die Luftströmungen zu starten, damit er aufsteigen kann, ohne unnötig mit den Flügeln zu schlagen. Sei still und warte einfach auf diesen perfekten Moment, der zu seiner Zeit kommen wird. Adler fliegen nicht die ganze Zeit weit oben, und das solltest du auch nicht.
Die mächtigsten prophetischen Worte sind personenbezogen, nicht professionell. Jemandem auf freundliche und gütige Weise zu dienen, ist vielleicht der beste prophetische Dienst von allen, und du musst sicherlich nicht jedes Wort mit „So spricht der Herr“ unterstreichen. Fühle dich frei, deine Sprache zu ändern und sie weniger religiös und mehr normal, zugänglich zu halten. Dazu werde ich in den folgenden Kapiteln noch viel mehr zu sagen haben.
Lasst die Liebe euer Ziel sein (vgl. 1 Kor 14,1). Die Liebe ist der Kanal, der den Glauben transportiert. Du brauchst kein Besserwisser zu sein. Sei einfach ein aufrichtiger Mensch, der sich um die Menschen kümmert. Stelle Fragen und lerne die Menschen kennen. Lerne, in den Gaben des Geistes zu wirken, während du in der Frucht des Geistes wächst (Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung – vgl. Gal 5,22-23).
Es ist ein Prozess. Wie ein Adler wusstest du bei deiner Geburt noch nicht, wie man aufsteigt oder jagt. Selbst wenn du eine gewisse Reife erlangt hast, wirst du immer noch neue Dinge lernen müssen. Vergiss nicht, dass du den besten Lehrer hast, den du haben kannst, und dass er versprochen hat, das Werk zu vollenden, das er in dir begonnen hat (vgl. Phil 1,6). Er wird dich auf dem ganzen Weg erneuern, ähnlich wie er die Federn eines sich mausernden Adlers erneuert.
Vergiss niemals dein Ziel – das Ziel eines jeden, der bei seinem Namen gerufen wird: Jesus zu verherrlichen. Nachdem Johannes in den himmlischen Thronsaal eingeladen wurde, schrieb er diese Worte auf: „… das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung“ (Offb 19,10). Nicht deine Flügelspannweite oder die Genauigkeit deines Auges ist das, was zählt, sondern dass du deine Adleraugen trainierst, dich auf Jesus selbst zu konzentrieren. Gibst du als ein Adler Gottes sein Zeugnis weiter?
Vater, in Jesu großem Namen wollen wir eine prophetische Gemeinschaft aufstehen sehen, deren Herzen auf dich gerichtet sind. Hilf uns, nach der Liebe zu streben und dennoch ernsthaft die Gabe der Prophetie zu begehren. Schenke uns prophetische Herzen, damit wir das Zeugnis Jesu für alle, mit denen wir in Kontakt kommen, freisetzen können. Mögen wir die Augen von Adlern haben, um unsere Beute zu erkennen und zu lernen, für den Fang herabzustoßen. Vergrößere unsere Flügelspannweite, damit wir zu neuen Höhen aufsteigen können. Wir erklären, dass wir keine gefährdete Art mehr sind und dass wir nicht in Angst leben müssen. Ja, wie die Adler wagen wir es jetzt, höher zu fliegen als je zuvor! Amen.
1 „Es sprach aber auch ein anderer: Ich will dir nachfolgen, Herr; vorher aber erlaube mir, Abschied zu nehmen von denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes“ (Lk 9,61-62).
2Andrew Murray, With Wings as Eagles (New Kensington, Penn.: Whitaker House, 1993), 63-64.
Kapitel 2: Die Geschichte des prophetischen Dienstes
… von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.
Apostelgeschichte 3,21
Gott hat durch seine prophetische Stimme seit der Zeit der Schöpfung gesprochen. Gott spricht auch heute noch. Es liegt in seiner Natur, mit seinem Volk zu kommunizieren. Die Verfasser der Evangelien und der Briefe des Neuen Testaments verwiesen mehrfach auf die „alten Propheten“ und bauten auf dem Fundament auf, das noch jahrhundertelang gelegt wurde:
Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren (Mt 5,12).
[Ihr] sagt: Wären wir in den Tagen unserer Väter gewesen, so würden wir uns nicht an dem Blut der Propheten schuldig gemacht haben. Deswegen siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; einige von ihnen werdet ihr töten und kreuzigen, und einige von ihnen werdet ihr in euren Synagogen geißeln und werdet sie verfolgen von Stadt zu Stadt, damit über euch komme alles gerechte Blut, das auf der Erde vergossen wurde, von dem Blut Abels, des Gerechten, bis zu dem Blut Secharjas, des Sohnes Berechjas, den ihr zwischen dem Tempel und dem Altar ermordet habt (Mt 23,30; 34-35).
… wie er geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Ewigkeit her (Lk 1,70).
Freut euch an jenem Tag und hüpft! Denn siehe, euer Lohn ist groß in dem Himmel; denn ebenso taten ihre Väter den Propheten (Lk 6,23).
… das er durch seine Propheten in heiligen Schriften vorher verheißen hat (Röm 1,2).
Gott aber hat so erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten vorher verkündigt hat, dass sein Christus leiden sollte. So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn und er den euch vorausbestimmten Jesus Christus sende! Den muss freilich der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat. Mose hat schon gesagt: „Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken, gleich mir. Auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wird! Es wird aber geschehen: Jede Seele, die auf jenen Propheten nicht hören wird, soll aus dem Volk ausgerottet werden.“ Aber auch alle Propheten, von Samuel an und der Reihe nach, so viele geredet haben, haben auch diese Tage verkündigt. Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott euren Vätern verordnet hat, als er zu Abraham sprach: „Und in deinem Samen werden gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“ Euch zuerst hat Gott seinen Knecht erweckt und ihn gesandt, euch zu segnen, indem er einen jeden von euch von seinen Bosheiten abwendet (Apg 3,18-26).
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