Gemeinsames Anliegen.Alle Teammitglieder sollten sich einem gemeinsamen Anliegen verschreiben, das deutlich größer ist als ein Projektziel und vielleicht auch größer als die Firmen-Vision. Dieses Anliegen ist im Grunde unerreichbar, bündelt aber gemeinsame Werte und Vorstellungen der Beteiligten. Dessen kollektives Verfolgen beflügelt die Teammitglieder beim Voranschreiten von Projektziel zu Projektziel und regt an, deutlich kreativer, anders und weiter zu denken, als es für die bloße Zielerreichung notwendig wäre. Außerdem schützt es vor einer Leere, die entstehen kann, wenn wir unsere großen Ziele und Visionen erreichen (Hüther, 2018).
Gemeinsame Anliegen könnten sein: „Menschen sollen durch Spaß und Spannung zum lebenslangen Lernen finden.“ − Betreiber Online-Lernplattform. „Der Alltag wird in jedem Alter mit unseren hochwertigen, einfach zu bedienenden Hilfsmitteln selbstbestimmt und lebenswert bleiben.“ − Hersteller technischer Produkte für Senioren.
Gemeinschaft.Findet sich ein Team, besteht immer die Gefahr, dass sich die anfängliche Euphorie mit wachsenden Aufgaben und Konflikten neutralisiert. Deshalb ist es notwendig, sich in der Gruppe immer wieder gegenseitig zu ermutigen, sich mit der Idee zu identifizieren, ins Tun und in die eigene Kraft zu kommen. Das ist bedeutend mehr als die bloße Teilnahme am Vorhaben, das einfache Zusammensuchen vorhandener Informationen und das Herstellen einer Passfähigkeit zu den eigenen Erwartungen. Es ist das „Was will ich?“ als inneres Anliegen und das vorbehaltlose Sich-Öffnen für Neuland. Es gilt, für sich persönlich und im Team einen Weg zu finden, sich ständig an neuen Aufgaben zu begeistern und die Entdeckerkultur zu bewahren − um letztlich als richtige Entscheidung für sich zu treffen, die ganze Zeit in der Unternehmung dabeizubleiben. Mit gegenseitigem Vertrauen und Inspiration, in persönlicher Freiheit und aus der Souveränität der Gruppe heraus erwächst dann das Potenzial jedes Einzelnen und es entstehen in der Gruppe völlig neue und unerwartete Dinge.
Wir brauchen die Interaktion mit anderen Menschen, um über Versuch und Irrtum, also über eigene Erfahrungen, zu dem zu werden, was uns als Person ausmacht.
Kohärenz erschüttern.Das Selbstbild, das eine Person von sich aufgebaut hat, ist immer einzigartig. Es bildet den Kern der Individualität und fügt sich in den erstrebten Zustand der eigenen Kohärenz ein. Wenn wir bei Erschütterung unserer Kohärenz bewusst den „scheinbar einfacheren“ Weg vermeiden, uns durch weitere Selbstoptimierung oder Selbstausbeutung noch effizienter zu agieren bzw. uns selbst die Schuld geben, dann können wir unser Selbstbild in Frage stellen, Neues dazulernen, selbst verschuldete Fehlentwicklungen korrigieren und uns weiterentwickeln.
Gemeinschaften und Organisationen laufen ebenfalls Gefahr, in ihrem Bestreben nach Kohärenz in ihrer Entwicklung zu erstarren. Auch für erfolgreiche Teams gilt: Je länger der Erfolg mit gleichen Mitteln andauert, desto mehr werden flexible zu festeren Strukturen. Stehen Gemeinschaften dazu noch unter Druck, dann wird eine Veränderung als äußere Bedrohung wahrgenommen.
Für die Zukunft einer Organisation in Veränderung braucht es aber das komplette Gegenteil: möglichst viele Ideen vieler Köpfe und die Entfaltung der Potenziale der Mitarbeitenden in der Gemeinschaft. Dazu sind Strukturen immer wieder zu hinterfragen und die Freiräume für die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden zu erweitern.
Freiwilligkeit statt Druck.Anstrengungen gegen Belohnung oder wegen Vermeidung von Strafe formen immer noch unsere Verhaltensmuster. Sie führen zur Unterdrückung der intrinsischen Motivation − oder anders ausgedrückt − unserer ureigenen Freude an dem, was wir tun. Je mehr unter Druck gesetzt wird, desto weniger wird auf Dauer herauskommen. Freiwilligkeit, Neugierde, Lernwille und Befähigung sind die Schlüssel für eine Potenzialentfaltungsgemeinschaft.
Weiterentwicklung.Der Fokus sollte nicht primär auf das Ernten von Erfolgen ausgerichtet sein, sondern darauf, Gelingensbedingungen für Erfolge zu erhalten, zu pflegen und zu schützen. Dies geschieht durch Maßnahmen, die eine Weiterentwicklung der einzelnen Mitarbeitenden und des Teams, sowie das Öffnen für neue Denkweisen gewährleisten. Je länger bislang erfolgreiche Szenarien genutzt werden, desto wahrscheinlicher wird das Scheitern damit.
Kontakt aufnehmen.Wir können durch entscheidende positive Erfahrungen, durch Wiederentdeckung der eigenen Gestaltungskraft und frische Verbundenheitsgefühle mit anderen Menschen neu starten. Wir sollten mit dem persönlichen Gespräch beginnen; erspüren, wie das Gegenüber tickt, was sein Anliegen ist, warum es hier ist und was es erreichen will. Wir sollten auch Platz zur Selbstreflexion bieten, wodurch eigenes Hinterfragen angeregt wird und sich neue Zugänge zeigen.
Gemeinsame Werte.Lernen wir einander kennen, mit unseren Wünschen und persönlichen Zielen, gehen wir auf die Suche nach Verbindungen und Überschneidungen. Aus diesem Geflecht der Wertvorstellungen können wir anstelle eines Ziels ein gemeinsames größeres Anliegen zur Identifikation schaffen. Gemeinsame Motive sind der beste Klebstoff. Kleine Schritte reichen für den Anfang aus. Sind eine gewisse Verbundenheit und Vertrauen in der Organisationskultur entstanden, kann ein wirksames gemeinsames Anliegen gefunden werden.
Grenzerfahrung.Potenzialentfaltung setzt ein, wenn wir uns in einer Gemeinschaft zugehörig, geborgen, verbunden und sicher fühlen. Dazu müssen wir Erfahrungen durch Erlebnisse machen, die an individuelle Grenzen führen, deren Überwindung aber gemeinsam im Team erfolgt. Das Meistern kollektiver Grenzerfahrungen schweißt zusammen. Unternehmensinterne Team-Wettbewerbe sind eine Möglichkeit, ebenso jedwede Art von Spielen oder sportlicher Ertüchtigung, solange diese in gemeinschaftlicher Teamarbeit erfolgen können. Einzige Bedingungen sind die gemeinsame Zielerreichung und das gegenseitige Unterstützen der Teilnehmer (Hüther, 2018). Ein moderierender Begleiter kann helfen, dieses Gleichgewicht zu wahren und nötige Unterstützungsleistungen anzuregen.
Interdisziplinarität fördern.Komplexität in der Aufgabe und Diversität in der Teamgestaltung (d.h. unterschiedliche Disziplinen und Persönlichkeiten) lassen sich als Chance für Innovationskraft nutzen. Statt alte Vorstellungen noch konsequenter und noch effektiver umzusetzen, sollten wir Begegnungen mit Menschen bevorzugen, die von uns abweichende Vorstellungen haben, um das eigene Selbst- und Weltbild zu relativieren. Geben Sie den Mitarbeitenden die Möglichkeit, in den interdisziplinären Austausch zu gehen.
Talente-Kompass.Mit dem Talente-Kompass kann ein Bewusstsein für eigene Potenziale geschaffen werden. In biografischer Arbeit notieren wir zu Wissen, Eigenschaften, Fähigkeiten/Tun die persönlichen Kompetenzen als „Kraftfelder“ (Was kann ich?); dann analog die eigenen Interessen, Werte, das gewünschte berufliche Umfeld als „Magnetfelder“ (Was zieht mich an?). Alle Notizen zu Kraft- und Magnetfeldern hinterfragen wir intensiv und priorisieren diese je Einzelfeld. Zur Visualisierung hilft ein Kreis unterteilt in sechs Scheiben − links Wissen, Eigenschafen, Tun, rechts Interessen, Werte, berufliches Umfeld. Wir übertragen in jedes Feld die drei höchst priorisierten Notizen − fertig ist der Kompass. Für jede mögliche Kombination der Unterpunkte „Interessen“ vs. „Tun“ können wir Ideen für eine Handlung bzw. neue berufliche Ambition entwickeln, diese anschließend vs. der Wirklichkeit auf realistische Ansätze für die eigene Weiterentwicklung prüfen. Eine Idee daraus ist auszuwählen, für die wir das Zukunftsbild imaginieren, sowie Hürden und Bewältigungsstrategien in einen Plan mit den nächsten Schritten als unsere Agenda zusammenfassen. Wir wissen damit viel genauer, wer wir sind und wohin wir uns entwickeln können. Aufgrund der neuen Optionen gehen wir direkter auf Menschen zu und knüpfen neue Netzwerke.
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