Udo Scheer - Reiner Kunze. Dichter sein

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Empört gegen das System hat er sich schon früh – der Dichter Reiner Kunze. Mit dem Prosaband »Die wunderbaren Jahre« gelingt ihm der Durchbruch als Weltautor. Das Szenario für seinen Ausschluss aus dem Schriftstellerverband der DDR wird im SED-Politbüro beschlossen, und Hermann Kant ruft ihm nach der erzwungenen Ausreise nach: »Kommt Zeit, vergeht Unrat.« In der Bundesrepublik erhält er Preise und wird attackiert. Udo Scheer erzählt aus persönlichem Erleben und im Zeitlauf der Geschichte von diesem gefeierten, unbequemen Dichter, der polarisiert.

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Als Hitler 33 an die Macht kam, haben meine Eltern das garantiert nicht politisch reflektiert, sondern nur: „Der Führer hat Arbeit geschaffen.“

Irgendwann beim Bier hat einer seiner Arbeitskollegen meinen Vater überredet, in die Partei einzutreten: „Der Führer hat uns Arbeit verschafft.“

Wie stark mein Vater in der nationalsozialistischen Ideologie involviert war, sieht man daran:

Er bekam regelmäßig eine Zeitschrift geschickt, die hieß „Der politische Leiter“. Die Zeitschrift verschwand so, wie sie geschickt wurde, im Nachtkästchen. Er hat niemals auch nur eine Seite aufgeschlagen. Diese Zeitschrift hatte ein schönes festes Umschlagpapier. Eines Tages habe ich mir aus einem Umschlag ein Flugzeug, eine Schwalbe, gebaut und sie auf der Straße fliegen lassen. Als mein Vater von der Schicht kam, nahm er die Schwalbe und gab mir eine Ohrfeige. Es war die einzige Ohrfeige, die ich von ihm je bekommen habe: „Dass du das nie wieder angreifst!“ Es war vermutlich ein Angstreflex.

Mein Vater wurde 1939 eingezogen und kam 1945 als Gefreiter aus dem Krieg zurück.

An der Volksschule erlebt Reiner Kunze Antreten, Trommeln, Fanfaren, Hakenkreuzfahnen. Die Appelle und Aufmärsche gehören dazu. Wie alle anderen ist er in der Hitlerjugend.

Ich ging in Oelsnitz in die Volksschule. Dort habe ich zum ersten Mal erlebt, was eine Generation später Utz Rachowski auf der Oberschule in Reichenbach erlebte – nur mit anderen Uniformen: Jeden Montag Fahnenappell. In dem Buch „Die wunderbaren Jahre“ habe ich darüber geschrieben.

Reiner Kunze sagt, eigentlich sei er kein besonders guter Schüler gewesen, weder im Rechnen noch im Sport. Hervorgetan habe er sich mit dem Sammeln von Altpapier und Buntmetall, wozu die Schüler aufgefordert waren. Wer eine bestimmte Menge zusammenbrachte, bekam ein Heftchen mit einem der Grimms Märchen. Für diese Heftchen zog er mit dem Handwagen von Haus zu Haus. So, sagt er, habe er sich seine erste kleine Bibliothek zusammengesammelt.

Einer der Neulehrer, selbst noch Lernender, wird in der sechsten Klasse sein Deutschlehrer. Er ist beeindruckt von den Aufsätzen und Versen, die sein Schüler schreibt, und er beschließt, ihn in die achte Klasse vorzuversetzen, damit er schneller auf die Oberschule kann. Was er offenbar nicht bedenkt, sind die mäßigen Rechenleistungen seines Zöglings. Und so nimmt er den Jungen nach Unterrichtsschluss ins Lehrerzimmer mit und versucht, ihm die Prozentrechnung zu erklären: Er solle annehmen, fünf sei gleich hundert. Aber der Schüler ist auf der Hut: Fünf sei doch viel weniger als hundert. Als der Lehrer erwidert, alles könne gleich hundert sein, auch eine Million, lacht der Schüler schallend.

Die Eltern denken nicht an höhere Schulbildung. Der Junge soll etwas Ordentliches lernen, einen Beruf, der gebraucht wird. Schuster werden immer gebraucht. Und so vereinbart der Vater eine Schuhmacherlehre für ihn. Der Sohn soll versorgt sein, soll nicht arbeitslos werden wie er in der großen Krise, wenn wieder eine Krise kommt. Und er soll nicht hungern müssen wie in den Jahren, die Reiner Kunze so in Verse fasst:

NACH DEM KRIEG

Die bauern hackten die abgeernteten felder nach,

bis die furchenhügel

gräben waren

Fremden, die dem acker

sich zu nähern wagten, zeigten sie

die pferdepeitsche

Die hacken verborgen im unterholz,

warteten wir im wald,

bis über den niederbrennenden kräutrichfeuern

der mond aufging

und unserem hunger

eine unerreichbare

in heißer asche aufgeplatzte

kartoffel leuchtete 7

Sein Lehrer setzt sich ein, und der Junge bekommt die Chance, in die Aufbauklasse an die Oberschule nach Stollberg zu gehen. Der Vater ist dagegen, doch der Lehrer ringt ihm die Erlaubnis ab. Bevor der Sohn jedoch auf die weiterführende Schule darf, muss er eine Aufnahmeprüfung bestehen:

An der Tafel stand eine Rechenaufgabe mit einem Buchstaben. X oder Y ist gleich … Da habe ich abermals gelacht und in der heiligen Prüfungsraumstille ausgerufen: „Ach, das gibt’s doch gar nicht! Mit Buchstaben kann man doch nicht rechnen.“ Damit war die Sache klar: Ich war durchgefallen.

Wie die Dinge aus Ton

Der Junge fügt sich in die Gegebenheiten: Gut, wenn Abitur nicht möglich ist, dann mache ich eben die Schusterlehre. In dieser Situation bekommen die Eltern im Sommer 1947 unerwartet einen Brief, ihr Sohn sei an der Oberschule in Stollberg angenommen. Er ist glücklich, strahlt. Was auch immer den Ausschlag gegeben hat, er darf sich zu den Auserwählten zählen. In die Schule geht er mit einem Gefühl der Dankbarkeit.

Der nächste Winter, erinnert Reiner Kunze sich, wird außerordentlich streng. In dem Schulgebäude, einem riesigen gelben Klinkerbau, ist es kalt, es gibt keine Kohlen zum Heizen. Sie sitzen in Mäntel gehüllt und schreiben in Handschuhen. Ein Kanonenofen wird aufgestellt und die Bergmannskinder müssen reihum je zwei Briketts mitbringen:

Um es wärmer zu bekommen, haben wir im Klassenzimmer an Holz abgebaut, was sich abbauen ließ, auch die Leisten um den streng geheimen, immer verschlossenen Aktenschrank. Eines Tages brach der Schrank zusammen und alles, die Bücher, unsere Zensurenhefte, das Klassenbuch, fiel heraus. Wir hatten nichts anderes zu tun, als das geheime Klassenbuch zu lesen. So habe ich erfahren, weshalb ich an der Oberschule aufgenommen worden war. Wegen eines überdurchschnittlichen Prüfungsaufsatzes, Thema: „Die Mühle im Tal“. So begann die „Literatur“ meinen Weg zu bestimmen – und sie sollte es das ganze Leben über tun.

Während der Oberschulzeit versucht Reiner Kunze sich auf verschiedenen künstlerischen Gebieten, zeigt Talent fürs Malen und lernt Geige aus Liebe zur Musik, meint aber irgendwann, dass es ihm an musikalischer Begabung fehle. Zudem hat er einen Musiklehrer, der ihn auf seine Weise motiviert. Für einen falschen Ton setzt es einen Hieb mit dem Geigenbogen in den Nacken. Schließlich gibt der Schüler auf.

Die Woche über wohnt Reiner Kunze im Schulinternat. Heute sagt er, die Zeit an dieser Oberschule habe er mit als seine bedrückendste Zeit erlebt. Er sei ohne jedes skeptische Rüstzeug und ohne intellektuelle Vorbildung dorthin gekommen. Wer Reiner Kunze kennt, weiß, dieser Mann retuschiert seine Biografie, auch die politische Naivität in seiner Jugend, nachträglich nicht. 1970 schreibt er, Bezug nehmend auf eine Briefzeile seines mährischen Dichterfreundes Jan Skácel, dieses Gedicht:

WIE DIE DINGE AUS TON

Aber ich klebe meine hälften zusammen

wie ein zerschlagener topf

aus ton.

(Jan Skácel, brief vom februar 1970)

1

Wir wollten sein wie die dinge aus ton

Dasein für jene,

die morgens um fünf ihren kaffee trinken

in der küche

Zu den einfachen tischen gehören

Wir wollten sein wie die dinge aus ton, gemacht

aus erde vom acker

Auch, daß niemand mit uns töten kann

Wir wollten sein wie die dinge aus ton

Inmitten

soviel

rollenden

stahls

2

Wir werden sein wie die scherben

der dinge aus ton: nie mehr

ein ganzes, vielleicht

ein aufleuchten

im wind 8

Dieses Gedicht erzählt davon, wie der Glaube und das Vertrauen einer ganzen Generation missbraucht und zerbrochen wurden. Nur eine ganz, ganz kleine Hoffnung bleibt.

Man muss sich hineinversetzen in die Zeit. Es sind die Hunger- und Aufbaujahre nach dem Krieg. Die Jugendlichen erfahren von den Gräueltaten der Nazis, sehen Bilder aus Konzentrationslagern. Die neue Gesellschaft steht dafür, dass das nie wieder passieren darf. Die Hoffnungsworte heißen Zukunft, Fortschritt, Sozialismus. Alles soll besser werden. Das will auch er.

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