»Sehr gern, der Herr. Wohin darf ich …«
May überreicht eine Visitenkarte. Der Wirt liest. »Verbindlichsten Dank, Herr Doktor!«
An diesem Abend arbeitet er weiter an der Geschichte des Försterssohns Brandt, die Feder gleitet. Fünf Seiten, eine Zigarre, eine Pause während der ersten Züge. »Eine gewaltige, hoffnungslose Liebe lag zusammengepreßt in der Tiefe ihres Herzens. Die gewaltige Expansivkraft derselben bedurfte nur eines Funkens, um die Explosion, die Eruption hervorzubringen, welche in dieser Schicksalsstunde sich Bahn brach.« Sechs Seiten, vielleicht mit einem Ruck bis Seite zehn. Er kennt das füllende Mittel der direkten Rede:
»Wozu?«
»Fragt der Mensch auch noch dieses!«
»Nun, was denn?«
»Der Hausers Eduard ist futsch!«
»Ah! Sapristi!«
»Und die Engelchen ist futsch!«
»Oh!«
»Ja, aber zu Hause ist er nicht gewesen!«
»Ja, ich weiß es!«
»Was, Sie wissen es?«
»Ja.«
»Und das sagen Sie so ruhig?«
»Wie soll ich es denn sagen?«
»Brüllen Sie es! Hinausschreien!«
»Wo denn hinaus?«
»Aus dem Forsthaus hinaus!«
»So! Auch noch!«
»Ja, ja!«
Er braucht jetzt nicht das Belebende, Aufpeitschende des Tabakrauchs, er muß die Hand nicht zwingen, leserlich zu bleiben. Keinen Blick wirft er auf das Geschaffene, weiter! Ein Kind stirbt an den Blattern, weil Mund und Nase verkrustet sind – hat er in blinder Kindheit so etwas gehört? Die Großmutter sprach darüber mit einer Nachbarin? Ein Kind ist erstickt, bei den Geschwistern schneidet der Arzt durch die Blattern hindurch. Milch soll den Kindern eingeflößt werden, Bouillon. Aber es gibt keine Milch und kein Geld, die Kinder werden sterben. »Mit einem wilden Aufflackern riß der unglückselige Vater die schmutzstarrenden Bündel … Ein Schluchzen erstickt der Mutter die Stimme: Wenn der Waldkönig nicht hilft …«
In der Erinnerung taucht das Gesicht des Händlers auf, er hört diese Stimme: Herr Doktor May. Protts Lachen: He, May, schreibst die Bibel ab? Verbindlichsten Dank, Herr Doktor. Mörtelgeruch, Kübelgeruch, Strohgeruch. Swallow, mein wackerer Mustang. Der Direktor: Viel Glück in der Freiheit, Herr Doktor! Schriftsteller und Redakteur Dr. phil. Karl May. Kochta: Demut, wir alle müssen demütig sein vor dem Herrn. Das Flämmchen zuckt vor der Zigarrenspitze, Rauch auf der Zunge, über tausend Nervenbahnen wird das Hirn wachgehalten. Die Mutter in der Mangelstube, der Vater am Stammtisch: Mein Sohn, Doktor ist er jetzt! Zuchthausmauern stürzen, Waldheim ist von der Landkarte gelöscht. Aus staubüberhangener Einöde der Hilferuf des Direktors: Bitte, Herr Doktor May! Ein Diener: Gnädige Frau, darf ich Ihnen Herrn Doktor May melden! Eine Dame schreitet auf schwellendem Teppich. Ich habe unendlich viel von Ihnen gehört!
In dieser Nacht schafft er zwölf Seiten.
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