Nach dem Ende des amerikanisch-mexikanischen Krieges hatte man die Probleme mit der Grenzziehung einer binational zusammengesetzten Kommission anvertraut. John Russell Bartlett, damaliger Leiter der US-amerikanischen Kommission, und sein mexikanischer Kollege Pedro Garcia Conde fanden denn auch für den Grenzverlauf auf dem Abschnitt zwischen Las Cruces und El Paso tatsächlich einen Kompromiss. Nötig geworden war er, weil aus dem Friedensvertrag nicht klar hervorging, wo die Grenzlinie in der Höhe von El Paso in westlicher Richtung weiter verlaufen sollte. Der Kompromiss bestand darin, die Grenzlinie 42 Meilen nördlich El Pasos vom Westufer des Rio Grande abgehen zu lassen. 55Dass damit das landwirtschaftlich fruchtbare, aber mineralienarme Mesilla-Tal, das südlich der 42-Meilen-Grenze lag, mexikanisch blieb, war für Bartlett kein großer Verlust, da die USA dafür die Bergregionen im Südwesten New Mexicos gewannen, die reich an Gold- und Kupfer-Vorkommen waren. 56
Das Innenministerium zeigte sich mit der Lösung zunächst einverstanden. Erst als 1853 der texanische Vermessungsingenieur aus Bartletts Team den Kompromiss vor dem US-Kongress als Katastrophe für die Vereinigten Staaten anprangerte, der Süden sei damit seiner wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten beraubt worden, weil der Bau einer transkontinentalen Eisenbahnstrecke nicht mehr durch das Mesilla-Tal möglich war, kam es zum Eklat. Für die Südstaaten-Abgeordneten war der Kompromiss ein Täuschungsmanöver des mexikanischen Kommissionsleiters, auf den Bartlett hereingefallen wäre. Dieser musste die Leitung der Grenzziehungskommission an William A. Emory abgeben. Während aber der von der Ostküste stammende Bartlett ein gebildeter Mann der Wissenschaften war, der die Grenzziehungsarbeiten durch wissenschaftliche Begleitstudien ergänzt hatte, war der aus den Südstaaten stammende Emory ein kompromissloser Anhänger des amerikanischen Expansionismus.
Die Regierung in Washington verabschiedete sich nun wieder von der Idee, Grenzfragen gemeinsam mit Mexiko auf dem Verhandlungsweg zu klären, und entschied sich stattdessen erneut für die expansionistische Variante der Dollar-Diplomatie. Noch im gleichen Jahr wurden durch den Gadsden-Kauf 30.000 Quadratmeilen zusätzliches Land von Mexiko erworben. Die Transaktion wurde nach James Gadsden benannt, der, bevor er Botschafter in Mexiko-Stadt wurde, Präsident der South Carolina Railroad war, jener Gesellschaft, die die transkontinentale Eisenbahnstrecke vom Golf von Mexiko zum Pazifik bauen wollte. Nachdem der Eisenbahnlobbyist der mexikanischen Regierung den nächsten Grenzkrieg vor Augen geführt hatte, erklärte die sich zur Abtretung des geforderten Gebiets bereit, für das Mexiko im Gegenzug von den USA 10 Millionen Dollar erhielt. Durch den Gadsden-Kauf verschob sich die Grenzlinie noch einmal so weit in den Süden, dass sich das eben noch mexikanische Mesilla nun über sechzig Kilometer tief im Landesinneren der Vereinigten Staaten wiederfand.
Mit der Niederlage 1848 begannen für die in den Vereinigten Staaten ansässige mexikanischstämmige Bevölkerung Jahrzehnte schlimmster Diskriminierung. Eine kleine, weiße, mexikanische Elite tat sich mit der Anpassung leichter, aber dunkelhäutigere mexikanischstämmige Amerikaner mit indianischen Gesichtszügen wurden von nun an immer wieder daran erinnert, dass sie anders waren. 57Und sie hatten mit ihrem Grund und Boden auch jeglichen politischen Einfluss verloren. Südkalifornien war eine Ausnahme. Hier besaßen die mexikanischstämmigen Amerikaner zahlenmäßig bis 1880 gegenüber den Angelsachsen noch Gewicht. Los Angeles hatte in den 1850er Jahren in Antonio Coronel sogar einen mexikanischstämmigen Bürgermeister. Auch in Santa Barbara behielten die mexamericans ihren Einfluss. Mit dem Beginn des Eisenbahnzeitalters aber kehrten sich schließlich auch hier die demographischen Verhältnisse um. Seit 1876 war Los Angeles durch eine Bahnstrecke mit dem Osten der Vereinigten Staaten verbunden, ab 1887 auch San Diego, was in beiden Städten zu einer Zuwanderung von yanquis in bisher nicht gekanntem Ausmaß führte. Ab 1890 spielten mexamericans in Politik und Gesellschaft keine Rolle mehr. 58
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