Ähnlich erbauend war es mit Hanns Dieter Hüsch, der, genau wie ich, aus der kleinen Stadt Moers am Niederrhein stammte. Er war über 50 Jahre auf Bühnen, im Radio und im Fernsehen präsent als philosophischer Kabarettist und Wanderprediger. Für ihn gehörten Vertrauen auf Gott und Jesus Christus und politisches und gesellschaftliches Engagement untrennbar zusammen. Unermüdlich polemisierte er gegen Krieg, Hass und Gewalt, gerne in Form von komischen bis ätzenden Texten oder in fröhlich-poetischen Erzählungen, die einen zum Nachdenken zwangen. Unvergesslich, wie er zur Musik seiner kleinen Philicorda-Orgel seine modernen Psalmen über die Erhabenheit Gottes präsentierte. Das hat ihm vonseiten seiner Kabarettkollegen immer wieder auch Kritik und Spott eingebracht. Hanns Dieter Hüsch stand für einen fröhlichen Glauben, der das Lachen nicht verlernt hat, ein Glaube, der im Namen der Liebe Gottes tätig wird, der sich einmischt und augenzwinkernd von Gott und den Menschen erzählt. Seine Suche hat offensichtlich zum Ziel geführt, wenn er schreibt:
Was macht, dass ich so furchtlos bin an vielen dunklen Tagen.
Es kommt ein Geist in meinen Sinn, will mich durchs Leben tragen.
Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält,
weil mich mein Gott das Lachen lehrt wohl über alle Welt. 18
Mir scheint es kennzeichnend für unsere Zeit, dass Stimmen dieser Art eher selten geworden sind. Die Suche nach dem Sinn des Lebens wird im Lärm des Lebens vertagt, ignoriert, in unzähligen esoterischen Varianten vermarktet und nicht zuletzt lächerlich gemacht. Es scheint für viele Menschen wie das Pfeifen im dunklen Wald zu sein, mit dem man sich selbst Mut machen will.
Im Roman »Per Anhalter durch die Galaxis« von Douglas Adams wird ein Computer namens Deep Thought von einer außerirdischen Kultur speziell dafür gebaut, die Antwort auf die Frage aller Fragen, nämlich die »nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest« zu errechnen. Obwohl er unvorstellbar leistungsfähig ist, benötigt er 7,5 Millionen Jahre Rechenzeit, um eine Antwort zu ermitteln, und verkündet dann, sie laute »42« und sei mit absoluter Sicherheit korrekt. Absurd, geheimnisvoll! In der Folgezeit wurde besonders in der Internetgemeinde heftig spekuliert, was diese Zahl wohl zu bedeuten hätte. Aber entgegen aller erwartungsvollen Fragen nach dem Sinn dieser Zahl antwortete der Autor:
Die Antwort ist ganz einfach. Es war ein Scherz. Es musste eine Zahl sein, eine ganz gewöhnliche, eher kleine Zahl, und ich nahm diese. Binäre Darstellungen, Basis 13, tibetische Mönche – das ist totaler Unsinn. Ich saß an meinem Schreibtisch, starrte in den Garten hinaus und dachte: »42 passt«. Ich tippte es hin. Das ist alles. 19
So treibt die Suche nach Gott, nach dem Sinn des Lebens, die Frage, ob es, unterschieden von unserer Welt eine andere ewige Welt gäbe, auch allerlei skurrile, tragische und spekulative Blüten. Das passiert eben, wenn sie nicht auf den stößt, der gesagt hat: »Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.« (Matthäus 7,8) Es gibt dieses Mehr, nur die entscheidende Frage ist, wo wir danach suchen.
Erkenntnisgegenstand – Erkenntnismethode
Zu Jesus kamen Leute, die ernsthaft nach Gott gesucht haben. Sie forderten Jesus auf, Beweise zu liefern. »Zeige uns Gott! Wo ist er?« Selbst die Jünger waren an dieser Stelle verunsichert und fragten nach. Philippus, einer der Zwölf, bat geradezu um eine wegweisende Antwort: »Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.« (Johannes 14,8)
Jesus nahm sich Zeit für sie, hörte sich an, was sie zu sagen hatten, und antwortete auf eine Weise, die zutiefst irritierte. »So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater. Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater?« (Johannes 14,9)
Offensichtlich trat Jesus mit dem Anspruch auf, das Ziel aller Suche zu sein. »Wer mich sieht, der sieht den Vater.« Schon vorher hatten daraufhin viele Menschen aus dem erweiterten Jüngerkreis ihn verlassen, denn die damit verbundene Frage war offensichtlich: »Woher sollen wir wissen, ob das stimmt? Das kann doch jeder sagen!« Ist Jesus wirklich derjenige, der uns Gott zeigt, der selbst Gott ist und der uns den Sinn für unser Leben schenkt? Wie bekomme ich das heraus?
Nun, hier gilt, was wir immer tun, wenn wir einer Sache auf den Grund gehen. Bewusst oder unbewusst befolgen wir dabei eine wissenschaftliche Grundregel, die lautet: »Der Erkenntnisgegenstand bestimmt die Erkenntnismethode.« Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach, wie es ein simples Beispiel deutlich machen kann:
Was machen Sie, wenn Sie wissen wollen, ob die Pizza, von der Ihr Freund so schwärmt, wirklich so gut schmeckt, wie er behauptet? Klar, Sie probieren sie. Es nützt Ihnen wenig, wenn er davon schwärmt, und es nützt Ihnen auch wenig, wenn Sie sich von ihm erzählen lassen, aus welchen Zutaten sie besteht. Noch skurriler wäre es, wenn Sie mit dem Hammer auf die schöne Pizza einschlagen würden, um ihre Konsistenz zu prüfen. So bekommen Sie niemals heraus, ob sie schmeckt oder nicht. Wenn Sie wissen wollen, wie sie schmeckt, müssen Sie die Methode anwenden, die der zu untersuchende Gegenstand vorschreibt.
Und da sind wir wieder bei der Regel: »Der Erkenntnisgegenstand bestimmt die Erkenntnismethode.« Heißt in diesem Fall schlicht: Probieren Sie die Pizza! Dann wissen Sie, ob sie wirklich so gut ist, wie versprochen. Oder, ein noch simpleres Beispiel: Wenn Sie wissen wollen, was am Morgen in der Zeitung steht, dann sollten Sie die Zeitung lesen, nicht essen!
Das sind ziemlich banale Vergleiche, aber sie sollen ein Prinzip deutlich machen, dass letztlich auch für unsere Suche nach Gott Gültigkeit besitzt. Wenn wir wissen wollen, ob es ein Leben nach dem Tod gibt; wenn wir wissen wollen, ob unsere Suche nach Gott einen Sinn ergibt, wenn wir grundsätzlicher fragen, ob es Gott überhaupt gibt, dann sollten wir den Weg beschreiten, den er vorgibt. Deshalb antwortet Jesus: »Wenn ihr wissen wollt ob es Gott wirklich gibt, dann müsst ihr in der Bibel lesen. Sie erzählt von mir!« (frei nach Johannes 5,39)
1981 starb der französische Philosoph und Theologe Emile Cailliet, der unter anderem das Buch »Reise ins Licht« geschrieben hat. Cailliet war in Frankreich aufgewachsen, ohne jemals etwas von der Bibel oder dem christlichen Glauben gehört zu haben. Er war bewusster Atheist. Bei seiner Hochzeit hatte er seiner Frau verboten, irgendetwas Religiöses ins Haus zu holen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er verwundet wurde, fasste er einen Entschluss: Er wollte ein Buch schreiben, das »mich von Furcht und Angst zur Befreiung und höchster Freude führen würde« 20. Er schrieb dieses Buch – eine Anthologie, eine Sammlung vieler guter Gedanken und Ideen. Es war so etwas wie eine eigene Bibel, ein Buch, so schrieb er, »das mich verstehen würde«. Als es gedruckt war, wartete er eine Zeit und nahm es dann an einem schönen sonnigen Tag in die Hand, setzte sich im Garten auf eine Bank und begann zu lesen. Doch nach einiger Zeit schlug er das Buch enttäuscht zu und ging zurück in Haus. Mit jedem Satz in diesem Buch verband er seine Geschichte. Er konnte damit überhaupt nichts mehr anfangen. Genau an diesem Tag bekam seine Frau eine französische Bibel geschenkt und brachte sie mit nach Hause. Weil sie die Einstellung ihres Mannes kannte, traute sie sich kaum, ihm die Bibel zu zeigen. Cailliet nahm die Bibel in die Hand und hörte gar nicht mehr auf das, was seine Frau ihm erzählen wollte. Er ging damit in sein Arbeitszimmer, schlug sie auf und landete »zufällig« bei der Bergpredigt Jesu. Er schreibt:
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