Andreas Jungwirth - Wir haben keinen Kontakt mehr

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Berlin, Leipzig, Wien, Zürich – David verschlägt es von einer Stadt in die nächste, mal studiert er Zoologie, dann Germanistik, hat verschiedene Jobs. Er lernt Menschen kennen und verliert sie wieder aus den Augen. Denn trotz seiner Sehnsucht nach einer festen Partnerschaft hält er es nie lange bei einem Mann aus. Die Promiskuität, der schnelle, unverbindliche Sex prägen Davids Sozialverhalten. Doch verborgen unter der Oberflächlichkeit nehmen sich Davids Abgründe immer mehr Raum, wachsen Frustration, Selbstzerstörung und Gewalt. Bis das Ventil krachend in die Luft geht.
Andreas Jungwirth lässt in seinem vielschichtigen Text die Menschen zu Wort kommen, die David für eine kurze Weile nahe waren. Gemeinsam führen sie uns zu sensibel beschriebenen Momenten der Verletzbarkeit einer rastlosen Generation.

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Eine Weile habe ich improvisiert, immer wilder in die Tasten gegriffen, schließlich bin ich bei Rachmaninow gelandet, bis mein Nachbar gegen die Wand gehämmert hat. David und ich haben gelacht und sind aufs Sofa übersiedelt. Wieder geredet: David war in der Mansarde eines Einfamilienhauses aufgewachsen, hat das Zimmer mit seinem älteren Bruder geteilt, ihre Betten standen unter der Dachschräge, über ihm ein Poster von Franz Klammer, Abfahrts-Olympiasieger, Innsbruck 1976, in einem hautengen gelben Rennanzug. Für den Bruder war das einfach nur der Goldmedaillengewinner. 1976 war David neun und schaute ausschließlich auf die Muskeln unter der zweiten Haut. Und ich habe erzählt, wie ich drei Wochen zuvor Besuch von Bea hatte, einer Freundin von früher, aus Baden bei Wien, wo ich groß geworden war. Sie hat damals in Strasbourg gelebt und hat einen Typen mitgebracht, Philippe, und nachts habe ich plötzlich gespürt, wie jemand in mein Bett kriecht. Erst habe ich gedacht, es ist Bea, aber es war nicht Bea, es war Philippe, er hat mich in den Arm genommen.

Willst du es nicht?, hat mich Philippe gefragt.

Doch, habe ich geflüstert, ich will es auch.

Dann musst du auch atmen, sonst erstickst du.

Eine Weile ist es vollkommen still gewesen … zwischen David und mir. Wir haben uns nicht gerührt, aber mein Herz hat wie wild geschlagen.

Es ist fast vier Uhr früh. Wollen wir uns nicht hinlegen? Dann können wir noch besser reden.

David hat den Kopf geschüttelt.

Während er seine Schuhe angezogen hat, habe ich gewusst, dass er es später bereuen würde.

Ich hab mich aufs Bett gelegt, mir vorgestellt, wie er am Donaukanal entlangmarschiert, unter den Brücken durch, die den zweiten Bezirk mit dem ersten verbinden. Vermutlich hat er schon am Weg zu seinem Cousin diesen Brief im Kopf entworfen.

Ich habe mir dann noch einen runtergeholt und dabei abwechselnd an Philippe und an David gedacht, an schulterlange Haare, einen knochigen Körper, weiße Haut, einen samtigen Schwanz, der zu meiner Überraschung ohne jeden Schmerz in mich eingedrungen ist.

Eine Woche später ist dieser Brief an die Adresse meiner Eltern gekommen. Darin hat David geschrieben, wie sehr er es bereut hat, nicht geblieben zu sein, dass ihm erst später klar geworden ist, dass er auch will, was Philippe gewollt hatte, ohne in dem Brief zu sagen, was das war. Er schrieb, dass ich ihm schreiben soll, dass er mich wiedersehen möchte, sobald er nach Wien kommen würde, um zu studieren.

Ich verstehe immer noch nicht, warum der Brief an meine Eltern und nicht an meine Wiener Adresse kam. Kann sein, er hat sie sich nicht gemerkt … aber wenn er die andere Adresse herausgefunden hat, hätte er auch meine … und so weiter, keine Ahnung. Ist ja auch egal. Ist über dreißig Jahre her.

Meine Mutter hat den Brief aufgemacht, mit der Begründung, es könnte ja was Wichtiges sein. Sie hat mich angerufen. Hallo, Matthias. Ihre Stimme klang merkwürdig. Ich war gewarnt, ohne zu ahnen, worauf es hinauslaufen würde.

Hallo, bist du noch da?

Und dann hat meine Mutter mit leiser, ängstlicher, ungläubiger Stimme gefragt: Wer ist dieser David?

SANDRA

David? David hat auf der Treppe zur Galerie des Audimax gesessen, nicht in diesem Traum, den ich vor drei Tagen gehabt habe, in Wirklichkeit, vor, na ja, ich weiß nicht genau wie vielen Jahren. Fünfundzwanzig? Ich habe nie von ihm geträumt, all die Jahre nicht. Und vor drei Tagen plötzlich. Komisch, oder? Und als die Türen aufgegangen und alle in den Saal zur Einführung in die Zoologie geströmt sind, ist David einfach sitzen geblieben, und ich habe mir aus irgendeiner Laune heraus vorgenommen: Ich gehe erst, wenn er geht, er, der eine Stufe tiefer sitzt, dessen Rücken ich sehe, dessen breiten Hinterkopf, das Gesicht nicht. Und da er nicht aufgestanden ist, sind wir noch dagesessen, nachdem die Türen wieder zugegangen waren. Er und ich. Also damals, nicht in dem Traum vor drei Tagen, das war in Wirklichkeit. Seine Arme waren um seine Knie geschlungen, mit dem Oberkörper vor und zurück, vor und zurück, und ich zu ihm: Hör auf damit! Und er hat augenblicklich damit aufgehört, und ich: Warum schwänzt du die Vorlesung? Und er: Ich glaube da nicht mehr dran.

Woran glaubst du nicht mehr? Ein neuer Konrad Lorenz zu werden. Und David hat gelacht, als wäre es überhaupt kein Problem, etwas, das man einmal unbedingt wollte, auf einmal nicht mehr zu wollen.

Auch für mich war Zoologie nicht die Zukunft. Ich wollte Journalistin werden. Ich wollte schreiben. Reiseberichte.

Hast du mal ein Gedicht geschrieben?

Nein.

Da hat er sich zum ersten Mal nach mir umgedreht – was er da gesehen hat, was er in diesem Moment gedacht hat? Ich habe es nie erfahren. Eine Weile hat er mich lächelnd gemustert, dann seine hohe Stirn in Falten gelegt, den kleinen Mund ein wenig schief verzogen und gesagt: Was ich an dir mag, ist das Geheime / jedes Wort zu viel ist schon Gefahr / denn so schnell verfällt ins Allgemeine / was zuvor so ganz besonders war.

Und ich: Ist es deine Stimme / sind es deine Hände / ach – dein ganzes Wesen fesselt mich / um dich zu beschreiben, bräucht es Bände … das ist von Erich Fried.

Nein, von Konstantin Wecker, hat David gesagt.

Stimmt. Scheiße! Der Punkt ging an ihn.

Am nächsten Mittwoch war David wieder dagewesen, ist wieder auf der Treppe sitzen geblieben, statt in die Vorlesung zu gehen. Am selben Abend sind wir zusammen zu einer Lesung von Erich Fried.

Der erste Kuss war gierig, total misslungen, es waren Bisse, unsere Zähne sind gegeneinandergeschlagen, wir haben uns ineinander verkrallt, es war ein Kampf, ein Krampf, ich habe etwas Warmes geschmeckt, einer von uns hat geblutet.

In diesem Traum vor drei Tagen hatten wir ein gemeinsames Kind, das jetzt Mitte zwanzig sein müsste, aber es war erst ein paar Wochen alt, so, als wäre es all die Jahre in meinem Bauch herangewachsen, das kann doch nicht sein, fünfundzwanzig Jahre lang schwanger, habe ich im Traum gedacht und bin deswegen fast verrückt geworden.

Ich bin auch im wirklichen Leben fast verrückt geworden.

An dem Tag, als David mit Tickets für ein Konzert im Musikverein angekommen ist, Orchester mit Klavier, ein damals gerade total gehypter junger Pianist, ein irrsinnig hübscher Kerl, Matthias irgendwer … ich weiß nicht, ob der heute noch eine Rolle spielt. Damals hat er mit seinen blauen Augen und seinen schwarzen Locken in der ganzen Stadt von Plakatwänden heruntergelacht, und obwohl ich noch nie auf Klassik abgefahren bin, war es ein total irres Konzert, auch weil David die ganze Zeit die Hände nicht von mir ließ, und kaum waren wir bei ihm zu Hause, haben wir gevögelt, und danach hat David erzählt, dass er den Pianisten schon länger kennt, persönlich kennt. Kurz nach der Matura, mit achtzehn, hat er ihn kennengelernt, ganz zufällig.

Wie zufällig?

Und David hat von The Beggar’s Opera erzählt und dem dritten Akt der Walküre , dem Spaziergang am Kanal, wie dieser Pianist für ihn auf dem Bösendorfer improvisiert hat und bei Rachmaninow gelandet ist …

Ich wollte in dieser Nacht bei ihm bleiben, aber ich hatte nicht den Mut, sagte David.

Während David erzählt hat, habe ich getrunken: Und wenn du bei ihm geblieben wärst … würdest du jetzt nicht mit mir hier sein? … Und dann wollte ich unbedingt hören, dass er beim Sex an diesen Pianisten gedacht hat, ihn sich vorgestellt hat, statt bei mir zu sein. Meine Hände sind seine Hände. Meine Lippen seine Lippen. Ich bin er. Ich habe David so lange gequält, bis er es zugegeben hat. Meine Küsse sind seine Küsse. Und ich habe geheult, und die Tränen und der Schweiß haben nach Alkohol gestunken, und irgendwann riechst du dich in so einem Zustand dann selbst, und ich habe mich, nicht ihn, ich mich, ich habe mich zum Kotzen gefunden.

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