»Ich hatte echt eine tolle Zeit dort und Mathe habe ich da auch verstanden«, versucht sie es noch einmal.
»Klingt doch super«, meint jetzt auch Papa und lächelt mich aufmunternd an.
Wie bitte? Ich finde, das klingt
Wozu sollen denn die Ferien gut sein, wenn man da in die Schule muss? Das ist sicher verboten! Das ist Kinderquälerei! Aber das traue ich mich nicht zu sagen.
»Vielleicht können wir ja so die Sache mit der Förderklasse lösen. Ich glaube, wir sollten uns diese Superschule am Wochenende mal anschauen«, schlägt Papa vor.
Super Idee! Warum ins Freibad gehen oder grillen, wenn man sich auch eine Ferienschule anschauen kann? Ist Papa verrückt geworden? Ich zucke mit den Schultern. Was für eine schreckliche Nacht, erst der Albtraum und jetzt auch noch das …
Papa bemerkt mein finsteres Gesicht. Also steht er auf, packt mich, wirft mich über seine Schulter und dreht sich mit mir im Kreis. Das macht er immer, wenn er mich zum Lachen bringen will, und obwohl ich eigentlich zu alt für so etwas bin, funktioniert es auch dieses Mal: Ich kann nicht anders, als loszugackern. »Nein, hör auf!«, schreie ich lachend.
»Zu spät. Ab ins Bett mit dir, Prinzessin!«, sagt er und hüpft mit mir über der Schulter in Richtung Kinderzimmer.
»Gute Nacht, Milla. Schlaf gut!«, ruft mir Greta hinterher und winkt. Ich winke zurück. »Gute Nacht, Greta.«
Als Papa mich zudeckt, erinnere ich mich an etwas.
»Was hat Greta gesagt? Wie heißt das Dorf, wo die Ferienschule ist?«
»Bergaudorf«, antwortet Papa leise und irgendwie wehmütig.
»Da waren wir schon mal, oder?«
»Ja, das ist das Dorf, wo deine Mama herkommt«, erklärt er und ich bekomme ein komisches Gefühl in der Brust.
noch eine Woche bis zu den Sommerferien
Heute fahren Papa und ich also zu dieser Superschule in den Chiemgau. Das ist in Oberbayern – OBER, weil es eben OBEN ist, wegen der hohen Berge und so
.
Lupo ist auch dabei und wir schauen gut gelaunt aus dem Fenster, um den ersten Blick auf die Berge nicht zu verpassen. Ich liiiebe die Berge!
»Warum ist Greta nicht mitgekommen?«, will ich wissen. Aber Papa zuckt nur mit den Schultern. Dann bellt Lupo, er hat die Berge zuerst gesehen. Kühe gibt es hier auch. Eine ganze Wiese voller dicker brauner Kühe, die uns genauso anstarren wie wir sie. »Muuuh!« Papa grinst.
»Du, da gibt es noch etwas, das ich mit dir besprechen muss«, sagt er irgendwie schuldbewusst. Oh nein, bitte nicht noch eine böse Überraschung! Ich runzle die Stirn und er schaut mich im Rückspiegel an.
»Nichts Schlimmes, also eigentlich etwas Gutes. Ich habe das Angebot bekommen, bei einer Zeichentrickserie mitzuarbeiten, zusammen mit Greta. Ist das nicht toll? Ein absoluter Traumjob!«
Von so was hat Papa immer geträumt, denn er ist der aller-aller-größte Cartoon-Fan, den es gibt.
»Aber die Sache hat natürlich einen Haken«, fügt er vorsichtig hinzu. Ich hab’s geahnt.
»Der Traumjob fängt schon nächste Woche an, das heißt: Unsere Sommerferien würden flachfallen.«
Papa könnte also nur mitmachen, wenn ich in dieses Sommerinternat gehe?

»Super, Papa!«, sage ich trotzdem und versuche, es nicht ironisch klingen zu lassen.
Als wir den Berg zu diesem Internat hochfahren, merke ich schon, wie sich meine Kehle zuschnürt.
Papa sagt, dass es ganz früher mal ein Kloster war, und so sieht der alte Kasten auch aus. Irgendwie voll gruselig, wahrscheinlich spukt es dort sogar und es gibt mit Efeu bewachsene Mauern, schwere alte Holztüren, vergitterte Fenster und Gemälde von alten Nonnen. Grrr! Schauder! Der Kloß in meinem Hals wird immer dicker. Wir parken im Hof und betreten das alte Gebäude.
Der Direktor des Internates, Herr Dr. Sauerhansel (der heißt wirklich so und sieht auch so aus!), führt Papa und mich durch die Schule und zeigt uns alles. Dabei räuspert er sich nach jedem zweiten Wort, als wenn er einen Frosch verschluckt hätte.
»Also, Pünktlichkeit, Ordnung,
, und Disziplin sind bei uns überaus,
, wichtig. Neben dem Unterricht,
, stehen tägliche,
, Dauerläufe auf dem Programm.«
Papa schaut mich an – und ich schaue Papa an.
»Zucker ist,
, verboten, Unterhaltungselektronik,
, ist verboten. Handys sind,
, hrmm …«
»Verboten?«, ergänzt Papa und Dr. Sauerhansel nickt. Sobald sich der Direktor umdreht, zeigt Papa mir einen Vogel. Piep-piep-piep! Ich muss kichern.
»Darf ich denn meinen Hund mitbringen?«, frage ich vorsichtig und Dr. Sauerhansel verschluckt sich fast. »
,
, nein, nein, natürlich,
, nicht. Haustiere sind streng,
, ver-
-ver-
-boten!«
Und das finde ich jetzt gar nicht mehr komisch. Ohne Lupo in dieses spaßbefreite Gruselinternat? In den Sommerferien?
Neinnn! Bitte nicht!
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