Wolfgang Mebs - Blick ins Kaleidoskop

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Ein Tag irgendwo in Deutschland.
Fünf Menschen durchstreifen die Stadt auf der Suche nach ihrem Leben.
Fünf Schicksale, fünf Träume, fünf Charaktere, deren Wege sich zufällig kreuzen.
Am Ende des Tages ist alles anders …

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Hannah geht zum Briefkasten, um die Zeitung zu holen. In der weiträumigen Diele fällt ihr Blick in den Spiegel. Sie geht noch einmal zurück.

Heute brauchst du erst recht Make-up. Und einen guten Hair-Stylisten. Du siehst aus wie eine Vogelscheuche. Eine verhärmte Vogelscheuche. Nein, Vogelscheuchen sind nicht so dick – und haben keine Waden wie Eichenmöbel.

Sie räumt ein wenig herum, pflückt verwelkte Blätter von den Topfblumen, die sie zwischen den Fingern zerbröselt, fühlt die poröse Substanz, betrachtet den feinen rieselnden Staub, eben noch tanzend im Sonnenlicht, dann gestaltlos und tot auf dem Parkett. Als feiner Blütenstaub durch die hitzig aufgeladene Luft der Provence wirbelt, betört sie der schwere Duft ebenso wie ihre Zweisamkeit.

Drei Wochen schwelgten sie in inniger Symbiose und schwebten auf Wolke sieben, acht, neun, wanderten Arm in Arm durch Pinienhaine und pittoreske Gassen, tranken Kir zwischen ihren Küssen und kühlen Weißwein zu Austern, versanken in ihren Augen und ihrem Schoß, saßen im Garten ihres Ferienhauses, bis in die Haarspitzen verzaubert von Zärtlichkeit, berauscht von ihrem Liebesspiel. Sie hielten sich an den Händen und streichelten die beiden Ringe, die Symbole ihrer Entscheidung, nun das gesamte Leben miteinander zu teilen.

In guten wie in schlechten Zeiten. Wie viel gute Zeiten hatten wir? Es gab gute Zeiten, ja. Diese Farben, dieses Licht. Wir glaubten tatsächlich, dieses magische Licht zu sehen, und ich habe dir begeistert beschrieben, wie Cezanne, van Gogh, Gauguin diese Szenerie gemalt haben. Ist es nicht wunderschön? Ja, wunderschön. Damals hast du noch zugehört. – Es gibt keine Wunder, du hast recht, es gibt nur hormongetränkte Illusionen. Aber warum nicht? Es waren glückliche Momente. Momente. Wieso konnten wir sie nicht festhalten, diese Momente? Warum retteten wir die Magie nicht in unseren Alltag? Sobald wir zurückkamen, warst du wie verwandelt – nicht verspielt und fröhlich, eher ernst und geschäftig. Zielstrebig. Aber deine Ziele galten nicht mir.

Hannah schaltet das Teewasser wieder aus, stellt den Joghurt zurück in den Kühlschrank. Die Luft erscheint ihr plötzlich abgestanden und stickig. Sie schlüpft in ein paar Sandalen und verlässt das Haus. Obwohl es noch relativ früh ist, ist der Park bereits belebt. Jogger und Skater drehen ihre Runden, während Hundebesitzer kleine rote Tüten in Mülleimer werfen. Sie kommt an dem Pappelrondell vorbei. Acht Pappeln hatte man vor langer Zeit im Kreis angepflanzt, dazwischen Parkbänke. Schon von weitem hört man den rhythmischen, hämmernden Bass, zu dem sich ein paar Leute auf die Kommandos eines Fitnesstrainers hin mehr oder weniger sportlich bewegen. Eine Frau mit deutlichem Schwimmring versucht, zwei dicke, lange Seile in Schwingungen zu versetzen, die aber kaum vom Boden abheben; andere ächzen bei einarmigen Liegestützen, wieder andere ziehen an um die Pappeln gewickelten Gummiseilen – oder umgekehrt.

Glaubt ihr wirklich, dass das eine gute Idee ist? Das soll gesund sein? Ihr holt euch ja doch nur Muskelkater und Zerrungen an Stellen, von denen ihr gar nicht gewusst habt, dass es die gibt. Und wie ertragt ihr eigentlich dabei diese grässliche Musik? Ihr seht lächerlich aus, so lächerlich!

»Hannah, du solltest lernen, deine weiblichen Rundungen zu lieben, also hör auf, dich schlecht zu reden. Du brauchst kein Fitnessstudio. Glaub es mir.«

Ach, nein? Monika hat gut reden. Was ist das denn? Ich glaub’ es nicht. Ohne Skier herumstöckeln ist wohl out. Gymnastik mit Nordic Walking-Stöcken! Ihr macht wohl alles mit? Ihr seid wirklich der Gipfel! Und für diesen Blödsinn zahlt ihr auch noch Geld? Wie ihr euch unansehnlich verrenken könnt, kann ich euch auch zeigen.

Hannah setzt sich auf ihre Bank. Wie viele Menschen fühlt auch sie sich vom Wasser angezogen, sitzt gerne am Ufer und lässt die Gedanken treiben. Aber für sie bedeutet es mehr als Abschalten und Entspannung. In ihren schwersten Lebensphasen war der See ihr bester Zuhörer und manchmal ihr Ratgeber und Therapeut. Der morgendliche Rundgang war zu einem Ritual geworden, das ihr überhaupt erst den Tag zu überstehen half, und der Blick über den See bis zur Kastanienallee auf der anderen Seite war der Moment innerer Sammlung und Kontemplation, ohne den sie an sich selbst verzweifelt wäre. Ob flirrende Hitze oder Nebel über dem Wasser hing, ob dicke Regentropfen die Oberfläche zerplatzen ließen oder Eisschollen sich immer weiter hinausdrängten, die stoische Präsenz des Sees gab ihr die Gewissheit, dass das Leben weitergehen würde, gab ihr die Kraft, es immer wieder zu versuchen, immer wieder einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Ungezählte Stunden hatte sie darüber nachgedacht, sich scheiden zu lassen. Aber dann hatte sie erkannt, dass sie kein See war, dass sie sich selbst nicht genug war und sie sich ein Leben, ganz auf sich selbst zurückgeworfen, nicht vorstellen konnte. Das rechtliche Prozedere um Güterteilung und Versorgungsausgleich war schlimm genug, aber dann gäbe es auch all die zermürbenden, fruchtlosen Diskussionen um Fehler und Enttäuschungen und den Zwang, sich rechtfertigen zu müssen.

Vor allem aber erschreckte sie die Ungewissheit, wie es weitergehen sollte, und die schreckt sie bis heute ab.

Auf der Bank oben auf dem Hügel gegenüber sieht sie einen Mann sitzen, der ihr für die Jahreszeit zu warm angezogen erscheint. Für einen Treber sieht er eigentlich zu adrett aus, aber dann steht er auf, schultert einen Rucksack und geht, einen Handkarren hinter sich herziehend, die Wiese hinunter.

Hannah folgt dem Pfad am Ufer entlang.

Ich sollte wieder öfter hierherkommen, frühmorgens, wenn es noch ruhig ist. Vor Roberts Kaffee. »Was soll schon sein? Das Übliche.«

Das Übliche. Catering und Fingerfood.

Rechtzeitig da sein.

Warum eigentlich? Ich könnte auch die Kaffeemaschine einstellen, und eingießen kannst du auch selber. Ich sollte meine Tage anders beginnen. Hier am See. Darf man hier eigentlich schwimmen?

Hannah bemerkt plötzlich den Mann von eben vor sich. Trotz seiner Last geht er aufrecht. Er wendet sich nach rechts und verlässt den Park Richtung Innenstadt, und jetzt, aus der Nähe, sieht sie, wie verschlissen sein Mantel ist, wie ausgetreten seine Schuhe.

»Igitt, guck mal, wie sehen die denn aus?«

»Nicht so laut, Hannah. Und zeig nicht auch noch mit dem Finger auf sie.«

»Aber ich find sie eklig. Und guck mal, die trinken schon Bier, und du sagst doch immer: kein Alkohol vor sechs.«

Ihr Vater lachte. »Stimmt, da hast du recht. Ich finde das auch nicht gut. Aber weißt du, Hannah, wir wissen ja nicht, was denen passiert ist. Die hatten vielleicht schlechte Karten.«

»Schlechte Karten? Wieso Karten?«

»Wegen des Glücks. Das ist wie beim Mau-Mau-Spielen. Wenn du Pech hast, ziehst du einfach immer die falschen Karten, und dann verlierst du eben. Und wo wir geboren werden, darauf haben wir nun mal keinen Einfluss. Das ist der reine Zufall.«

»Mmh.« Sie sah ihren Vater immer noch fragend an.

»Na ja, wir können es uns nicht aussuchen, ob der Storch uns dahin oder hierhin bringt, womöglich sogar aus Versehen fallen lässt, und statt in einem Palast finden wir uns in einer Wellblechhütte wieder. Wir können nichts dafür, aber wir sollten dankbar sein, dass wir mehr Glück hatten als andere. Vergiss das nie!«

»Aber Papa, der Klapperstorch bringt doch gar nicht die kleinen Kinder!«

»Nein.« Ihr Vater lachte. »Nein, der bringt nicht die Kinder.« Er nahm sie in den Arm und drückte sie an sich.

Sie drehte sich noch mal zu den dreien um und sah dann ihren Vater an. »Du machst so was bestimmt nie, stimmt’s? Du bist nicht so eklig.«

»Ich? Nein, bestimmt nicht.«

Dankbar. Wofür? Einfach, weil ich nicht hungern muss und auf der Straße lebe? Dankbar für diese Ehe? Für einen Mann, in dem ich mich getäuscht habe? Für ein Leben, das ich mir nicht gewünscht habe?

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