Andreas Eschbach - Wie künstlich ist Intelligenz?

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Seit einiger Zeit beschäftigen sich Wissenschaftler, Journalisten und Politiker immer intensiver mit dem Thema der künstlichen Intelligenz. Für die Science-Fiction ist es nichts Neues: Ob Positroniken oder MechWarriors, ein Leben im Cyberspace oder in der Virtuellen Realität – seit Jahrzehnten zählen künstliche Intelligenzen verschiedenster Ausprägung zum Kern der Science-Fiction.
Wie sieht es die Science-Fiction heute?
Neun Erzählungen und ein Artikel werfen ganz unterschiedliche Blicke auf künstliche Intelligenzen: Science-Fiction von deutschsprachigen Autorinnen und Autoren, mal erdverbunden, mal im All, mal satirisch, mal sehr ernsthaft.

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· Andreas Eschbach · Klaus N. Frick · Stefan Lammers ·

· Gundel Limberg · Michael Marrak · Carsten Schmitt ·

· Nele Sickel · Janis Radeleff · Judith C. Vogt ·

WIE KÜNSTLICH IST

INTELLIGENZ

Science-Fiction-Geschichten

von Morgen und Übermorgen

Herausgegeben von

Klaus N. Frick

Mit einem Nachwort von

Reinhard Karger , DFKI – Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH

Wie künstlich ist Intelligenz - изображение 1

Inhaltsverzeichnis

Vorwort · Klaus N. Frick

Andreas Eschbach · Alles Geld der Welt

Judith C. Vogt · Ausstieg

Klaus N. Frick · Der Reigen der Sandteufel

Stefan Lammers · Johanna

Jannis Radeleff · Crashtestdummys

Nele Sickel · Eine völlig legale Kiste

Carsten Schmitt · Wagners Stimme

Gundel Limberg · Daheim

Michael Marrak · Die Sapiens-Integrale

Nachwort · Reinhard Karger, M.A .,

Deep Future – Erzählte Zukunft

ohne weiße Kaninchen · Unternehmenssprecher, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, DFKI

Autorenporträts

Vorwort

KLAUS N. FRICK

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

zu den Themen, die in den vergangenen Jahren immer wieder neu hochgekocht worden sind, zählt die künstliche Intelligenz. Längst ist der Begriff ebenso wie seine Abkürzung KI in der allgemeinen Medienwelt angekommen, er wird in Zeitungsartikeln ebenso selbstverständlich eingesetzt wie in Fernsehberichten. Und wenn man genau betrachtet, wie der Begriff in all seinen Schattierungen benutzt wird, fällt schnell auf, dass es keine allgemeingültige Definition zu geben scheint.

Die meisten Menschen stellen sich unter einer KI offensichtlich einen besonders guten Computer vor, einen jener Riesenrechner, die viele Daten sammeln und daraus Verknüpfungen ableiten. Ob man bereits von einer künstlichen Intelligenz sprechen kann, wenn einfach nur viele Daten – Stichwort »Big Data« – in einem immer größeren Zusammenhang erfasst werden, ist allerdings fraglich.

Vielleicht kann man wirklich erst von einer KI sprechen, wenn diese in der Lage ist, sich selbst zu optimieren und in ihre eigenen Programmzeilen einzugreifen. Davon sind wir in der wirklichen Welt nach wie vor sehr weit entfernt.

Immerhin arbeiten die großen Konzerne an entsprechenden Programmen und betreiben Grundlagenforschung. Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis es Computer gibt, neben denen die bisherigen Computer so wirken wie die Rechenmaschinen der Fünfzigerjahre. Bis zu einem selbstständig »denkenden« Rechnersystem dürfte trotzdem noch einige Zeit vergehen.

In der Science-Fiction ist das allerdings – wie so oft – ganz anders. Riesige Roboter und ebenso gigantische Rechengehirne spielen in dieser Literaturgattung seit ihren Anfängen immer wieder eine Rolle.

Die Science-Fiction passte sich dabei stets an die Realität an: Mal waren die riesigen Rechner eine Gefahr für die Menschheit, dann wieder wurden sie positiv geschildert, mal wurden sie dämonisiert, mal verherrlicht. Häufig dienten künstliche Intelligenzen in der Science-Fiction – sei es im Film oder im Roman – auch dazu, als Spiegelbild einer Entwicklung zu dienen: Wie würde sich die Menschheit beispielsweise verändern, wenn ihnen eine KI das Denken abnähme oder wenn alle Tätigkeiten des alltäglichen Lebens von einer KI gesteuert würden?

Dabei ist die Science-Fiction kein Mittel, die Zukunft vorauszusagen. Science-Fiction ist kein wissenschaftlicher Blick in die Zukunft, sondern eine »Spiegelung« der Gegenwart. Autorinnen und Autoren versuchen aus ihrer Gegenwart heraus, eine mögliche Zukunft oder eine sonst wie orientierte fiktive Welt zu beschreiben. Dabei greifen sie auf wissenschaftliche Grundlagen zurück, variieren aktuelle Erkenntnisse oder verlagern die Geschichte gleich in eine Siedlung auf dem Mars.

Wie wäre es denn beispielsweise, wenn sich eine KI in das internationale Geldgeschäft einmischen und ihrer eigenen Agenda folgen würde? In seiner Geschichte »Alles Geld der Welt« macht sich Andreas Eschbach seine Gedanken darüber.

Wie würde es sich anfühlen, wenn eine KI in der medizinischen Betreuung an großem Einfluss gewänne? Carsten Schmitt zielt in seiner Geschichte auf ein vergleichbares System, der man sich nicht unbedingt bis zum Ende ausmalen möchte. Und natürlich darf auch eine KI an Bord eines Raumschiffes nicht fehlen, wie sie Michael Marrak in seiner Geschichte »Die Sapiens-Integrale« zeigt.

So unterschiedlich wie die Autorinnen und Autoren sind, so verschieden und abwechslungsreich präsentieren sie ihre Geschichten. Lassen Sie sich auf die Texte und Visionen ein, die Andreas Eschbach, Judith C. Vogt, Klaus N. Frick, Stefan Lammers, Jannis Radeleff, Nele Sickel, Carsten Schmitt, Gundel Limberg und Michael Marrak entwickelt haben. Und lesen Sie auch das Nachwort von Reinhard Karger – er blickt aus wissenschaftlichem Blickwinkel auf dasselbe Thema wie die Autorinnen und Autoren, kommt aber wegen dieses Blickwinkels auf völlig andere Schlussfolgerungen.

Ich lade Sie ein, sich auf die unterschiedlichste Weise dem Thema zu nähern. Lassen Sie sich auf die Visionen ein, die wir in diesem Buch präsentieren. Die Wirklichkeit wird ohnehin – da bin ich mir sicher – einmal ganz anders aussehen. Aber mit Geschichten von morgen oder übermorgen können unsere Gehirne ein wenig Mentaljogging betreiben und somit vielleicht mehr über die potenzielle Wirklichkeit erfahren.

Viel Vergnügen mit unserer Anthologie wünsche ich!

Ihr Klaus N. Frick

Alles Geld der Welt

ANDREAS ESCHBACH

»Mann, Alan – du glaubst nicht, was ich grade gehört habe!«

Alan hob die Hände von der Tastatur und versuchte, den Gedanken wiederzufinden, den Robs plötzliches Hereinplatzen vertrieben hatte. »Ich kenn dich halt zu gut, um dir alles zu glauben«, sagte er.

Rob warf sich in den Sessel neben ihn. »Aber das hier wirst du mir glauben müssen . Es geht um deine Tammy. Um Tammy und Martha, um genau zu sein. Unsere Lieblingskonkurrenten.«

Natürlich. Im Informatikbereich des MIT gab es derzeit nur ein Thema, nämlich den großen KI-Wettbewerb, den einer der Silicon-Valley-Giganten ausgelobt hatte. Mehrere Dutzend Teams waren angemeldet, aber nach Stand der Dinge hatten Rob und er, die momentan anerkannt begabtesten Nerds, nur eine ernsthafte Konkurrenz, nämlich Tamara »Tammy« Lyman, die Tochter des Hedgefonds-Magiers und Milliardärs Jesse Lyman, und ihre Freundin Martha Soames. Die anerkanntermaßen beide ebenfalls höchst begabt waren, aber keine Nerds. Vielmehr hatten sie so etwas wie ein Sozialleben. Was immer das sein mochte.

Alan gab es auf, den Geistesblitz zurückholen zu wollen, und wandte sich seinem Freund zu. Rob Mitchell sah überhaupt nicht wie ein Nerd aus, eher wie ein Footballspieler, der sich ins falsche Gebäude verirrt hatte: groß, breitschultrig, topfit, Waschbrettbauch. Nur seine verhangenen Koboldaugen passten nicht recht dazu.

»Also gut«, sagte Alan. »Ich höre dir zu.«

»Tammy und Martha«, wiederholte Rob. »Hast du eine Vorstellung, was die bauen?«

»Du wirst es mir sicher gleich sagen.«

»Einen Poker-Assistenten.«

»Tammy?« Alan lachte auf. »Tammy hat null Ahnung von Poker.«

Rob nickte wissen. »Aber Marthas Bruder dafür ‘ne Menge. Der hat schon professionell gespielt, in Vegas. Und der hat ‘nen Kumpel, Tim. Von dem weiß ich das.«

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