Harry Voß
Gefangen in Abadonien
Roman
Harry Voß, Jahrgang 1969, ist Referent für die Arbeit mit Kindern beim Bibellesebund. Bekannt wurde er durch die Buchreihe „Der Schlunz“, die 2010 und 2011 auch verfilmt wurde. Seine Kinder sind inzwischen aus dem Schlunz-Alter rausgewachsen.
Für sie und alle anderen Teenager hat er sich mit »13 Wochen« auf neues Land gewagt, und nach dem erfreulichen Erfolg legt er jetzt mit »Gefangen in Abadonien« noch einmal nach.
Mit seiner Familie lebt Harry Voß in Gummersbach.
© 2015 by Verlag Bibellesebund Marienheide
SCM-Verlag GmbH & Co. KG, 58452 Witten
© 2019 der eBook-Ausgabe
Bibellesebund Verlag, Marienheide
https://shop.bibellesebund.de/
Cover: Luba Siemens, Gummersbach.
ISBN 978-3-95568-310-8
Bei den angegebenen Bibelversen handelt es sich um eine freie Übertragung des Autors
Hinweise des Verlags
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise - nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des Textes kommen.
Noch mehr eBooks des Bibellesebundes finden Sie auf
www.ebooks.bibellesebund.de
Titel Harry Voß Gefangen in Abadonien Roman Harry Voß, Jahrgang 1969, ist Referent für die Arbeit mit Kindern beim Bibellesebund. Bekannt wurde er durch die Buchreihe „Der Schlunz“, die 2010 und 2011 auch verfilmt wurde. Seine Kinder sind inzwischen aus dem Schlunz-Alter rausgewachsen. Für sie und alle anderen Teenager hat er sich mit »13 Wochen« auf neues Land gewagt, und nach dem erfreulichen Erfolg legt er jetzt mit »Gefangen in Abadonien« noch einmal nach. Mit seiner Familie lebt Harry Voß in Gummersbach.
Impressum Impressum © 2015 by Verlag Bibellesebund Marienheide SCM-Verlag GmbH & Co. KG, 58452 Witten © 2019 der eBook-Ausgabe Bibellesebund Verlag, Marienheide https://shop.bibellesebund.de/ Cover: Luba Siemens, Gummersbach. ISBN 978-3-95568-310-8 Bei den angegebenen Bibelversen handelt es sich um eine freie Übertragung des Autors Hinweise des Verlags Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise - nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden. Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des Textes kommen. Noch mehr eBooks des Bibellesebundes finden Sie auf www.ebooks.bibellesebund.de
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
»Am Anfang ist das Wort. Mein Wort. Das Wort in mir. In meinen Gedanken. Meine Gedanken werden Wort. Und das Wort kommt durch meine Hand zu Papier. Sobald es aufgeschrieben ist, lebt es. Alle Dinge auf dem Papier sind durch mein Wort erschaffen. Ohne mein Wort gäbe es nichts von all dem, das erschaffen ist.«
Akio ließ seinen Stift sinken und blinzelte in die Sonne. Ihm gefiel das Gefühl, Welten erschaffen zu können, Menschen zu erfinden, sie kämpfen und siegen zu lassen. Zwar nur auf einem Blatt Papier, aber immerhin. Über die Welt, die er auf seinem Papier erschaffen hatte, war er allein der Herr. Er entschied, wann und wie jemand siegte. Er konnte Helden gewinnen, Bösewichte verlieren lassen. Oder umgekehrt. Und niemand konnte ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Zumindest nicht die Helden und Bösewichte seiner Geschichte.
Ein Grinsen machte sich auf Akios Gesicht breit. Wenigstens hier auf dem Papier konnte er beeinflussen und lenken, dass das Gute über das Böse siegte. Ganz anders als in der Welt, in der er und seine Familie lebten.
Akio verbrachte den sonnigen Nachmittag auf einem großen, warmen Stein außerhalb des Dorfes, während Pollum, sein kleiner, geschuppter salamanderartiger Dracolepidus eifrig über den Stein und den Erdboden darunter hin und her kletterte, um nach Insekten und Blutwürmern zu suchen, die er verschlingen konnte. Die Arbeiten im Stall und in der Schmiede seines Vaters waren heute schnell erledigt gewesen. Die paar verbleibenden Stunden bis zum Sonnenuntergang wollte Akio hier draußen verbringen. Weg von den Menschen, die oft misstrauisch, launisch und eigensinnig waren. Außerdem hatte er hier in der Einsamkeit die seltene Gelegenheit, wenigstens für kurze Zeit seine drückende, enge Lederhaut auszuziehen. Die maßgeschneiderte zweite Haut, die seinen kompletten Oberkörper bis kurz vor die Handfläche und seine Beine vom Knöchel bis zum Oberschenkel bedeckte, sollte verhindern, dass ihm jemand in die Haut stach und sein wertvolles Blut stahl. Akios Blut war schon in seiner Kindheit vom Dorfpriester als außergewöhnlich hochwertig eingestuft worden. »Golden« nannten es die Priester, obwohl es natürlich nicht wirklich aus Gold bestand. Aber es war wertvoll genug und damit gewinnbringend für Bluträuber, die es in Abadonien in großer Zahl gab. Darum trug Akio diese zweite Haut wie einen Ganzkörperanzug unter seinem Hemd und unter der Hose, auch wenn sie furchtbar drückte. Hier draußen, weit weg von Dieben, Räubern und anderen Menschen, hatte er sein Hemd und seine Lederhaut ausgezogen und genoss mit geschlossenen Augen, wie die Sonne Brust und Rücken wärmte. Dabei konnte er in aller Ruhe nachdenken, träumen und Geschichten erfinden. Aus Gedanken Worte formulieren, aus Worten Welten erschaffen, aus seinen eigenen Welten Kraft und Hoffnung schöpfen. Hoffnung darauf, dass alles irgendwann auch in dieser Welt besser sein könnte. Ohne Neid, Missgunst, Angst oder Streit.
Akio atmete einmal tief aus, öffnete die Augen und blinzelte in die Ferne. Die Landschaft in Abadonien bestand zum größten Teil aus trockenem Fels und Sand. Rotbraune Erde, wohin man schaute. Gras oder Blumen kannte Akio nur vom Dorfpriester. Der brachte manchmal bestimmte Blumen oder Pflanzen mit, wenn er von weiten Reisen in abgelegenen Bergen zurückkam. Um Berge zu erreichen, musste man sich allerdings von Akios Dorf aus auf einen mehrtägigen Weg machen. Wenn Akio von hier aus in die Ferne sah, konnte er viele Kilometer weit schauen, bis der sandige Boden zu einer verschwommenen Linie unter dem blauen Himmel wurde.
Eine Staubwolke am Horizont erregte seine Aufmerksamkeit. Er sah Staub aus Sand, der durch eine Gruppe galoppierender Pferde aufgewirbelt wurde. Schwarze, gefährliche Hunde rannten laut bellend neben ihnen her. Akio kannte diese Erscheinung und ahnte, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte. Die schwarzen Pferde, die dunklen Reiter, die blutgierigen Hunde – alles klare Zeichen: Bluträuber waren im Anmarsch.
Lautlos glitt Akio von seinem Stein herunter, griff nach der Lederhaut und ging in Deckung. Während er Haut und Hemd anzog, beobachtete er die Horde der dunklen Reiter auf ihrem direkten Weg in sein Dorf: Eisendorf.
»Pollum, komm her«, flüsterte er und streckte seinem Tier den Arm entgegen. Sofort sprang Pollum auf den Arm und verschwand unter dem weiten Ärmel seines Herrchens. Akio steckte Papier und Stift in seinen Gürtel.
Was die Reiter vorhatten, war klar. Sie wollten plündern, morden und vor allem Menschen gefangen nehmen für den Moloch. Menschen mit wertvollem, goldenem Blut. Im selben Augenblick wurde ihm klar, dass nicht nur er, sondern erst recht seine kleine Schwester Adelia mal wieder in großer Gefahr war.
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