Wie kann es gelingen? Schauen Sie nicht voller Selbstmitleid zurück, sondern schauen Sie nach vorne. Zeigen Sie Ihren Eltern, dass Sie bereit sind, sich den Herausforderungen zu stellen und am Leben lernen wollen. Bitten Sie Ihre Freunde, Sie im Studium, im Strukturgeben und im Grenzenwahrnehmen zu unterstützen und erlauben Sie ihnen ein ehrliches Feedback. Nur so können Sie etwas gegen das Jammern unternehmen. Und untermauern Sie dieses Verhalten mit Ihrem festen Glauben an Gott, dass er derjenige ist, der Sie liebt und Ihnen beim Lebenlernen zur Seite steht, damit es gut wird. Nach dem Motto: glauben und tun. Dazu wünsche ich Ihnen Gottes Segen und alles Gute.
Frank Pahnke
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BEZIEHUNGEN 
»IN MEINER GEMEINDE GEHT ES NUR UM FAMILIEN«
»Ich gehöre seit einigen Jahren zu einer christlichen Gemeinde. Bisher haben mich die Predigten meistens sehr angesprochen, ich empfand sie als alltagstauglich und für meine Lebenssituation passend. In den letzten Monaten ist der Gottesdienst jedoch fast nur noch auf Familien ausgerichtet, und als Single kann ich mit vielen Themen überhaupt nichts anfangen. Was mich wirklich interessiert, kommt so gut wie gar nicht mehr vor, und ich merke, wie der Gottesdienstbesuch für mich immer mehr zur Pflichtübung wird und ich nur noch aus Gewohnheit hingehe. Was kann ich tun, damit sich das wieder ändert?«
In den meisten christlichen Gemeinden stehen Ehe und Familie hoch im Kurs – und das ist auch gut so. Denn in Zeiten, in denen immer mehr Familien zerbrechen, werden Räume gebraucht, in denen Menschen ein positives Bild von Ehe vorgelebt und wo ihnen Mut zur Familie gemacht wird. Problematisch wird dieser Fokus dann, wenn Ehe und Familie als einzig wahres »christliches Lebensmodell« vermittelt werden. Denn vor allem das Neue Testament stellt den Singlestand gleichwertig neben Ehe und Familie, ja, erhebt ihn sogar zur speziellen Gabe (1. Korinther 7,25-40).
Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Pastor und der Gemeindeleitung und sprechen Sie ehrlich an, wie es Ihnen geht und was Ihnen im Gottesdienst fehlt. Vielleicht hilft Ihnen dabei der Gedanke, dass sicher keine böse Absicht dahintersteckt, wenn Singles in ihrer Lebenssituation und mit ihren Bedürfnissen übersehen werden. Vielmehr liegt der Grund oft darin, dass Pastoren und Gemeindeleiter, zumal sie häufig selbst verheiratet sind, diese »Zielgruppe« schlichtweg nicht im Blick haben. Bestimmt kennen Sie noch weitere Singles in Ihrer Gemeinde, die Sie zu einem solchen Gespräch einladen könnten. Dabei sollte es nicht darum gehen, der Gemeindeleitung Vorwürfe zu machen, sondern ihr zu helfen, auch solche Menschen in der Gemeinde wahrzunehmen, die in einer völlig anderen Lebenssituationen als Familien stehen. Erzählen Sie aus Ihrem Leben als Single und erklären Sie, welche Themen Sie als Single beschäftigen und welche Fragen Sie bewegen. Lassen Sie sie teilhaben an Ihrem Leben und suchen Sie gemeinsam nach Themen, die sowohl für Familien als auch für Singles gleichermaßen interessant gestaltet werden können.
Darüber hinaus tut es gut, ab und zu über den Rand der eigenen Gemeinde hinauszuschauen. Halten Sie Ausschau nach anderen Quellen, die Sie in Ihrem Glauben inspirieren können. In vielen Städten gibt es mittlerweile Gemeinden, die regelmäßig spezielle Gottesdienste für Singles veranstalten, die Sie entweder besuchen oder sich im Internet anschauen könnten. Außerdem gibt es zahlreiche Anbieter von christlichen Singletagen sowie Seminare und Konferenzen zu unterschiedlichen Themen, die Singles beschäftigen.
Inge Frantzen
»ICH KANN IHN NICHT VERGESSEN!«
»Vor einigen Jahren hatte ich zum ersten Mal eine Beziehung zu einem jungen Mann, in den ich damals sehr verliebt war. Nach sechs Monaten hat er die Beziehung mit der Begründung beendet, dass er mich nicht mehr lieben würde. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Aber seit einigen Wochen holt mich plötzlich aus heiterem Himmel die Erinnerung an diese Beziehung wieder ein, und alte Gefühle kommen hoch, obwohl inzwischen so viel Zeit vergangen ist …«
Wenn eine Beziehung zu Ende geht, ist das immer schmerzhaft – besonders für den, der die Beziehung gerne weitergeführt hätte. Hinzu kommt in Ihrem Fall noch, dass es die erste Partnerschaft war, die Sie eingegangen sind und die dann zerbrochen ist. »Die erste große Liebe« ist etwas ganz Besonderes, hinterlässt aber leider auch besonders tiefe Wunden, wenn sie endet.
Wir verlieren nämlich in dem Moment nicht nur einen Menschen, sondern auch so manche Illusion, die wir uns bis dato gemacht hatten. Falsche Vorstellungen und Wünsche werden offenbar und müssen ehrlich angeschaut und verarbeitet werden. Wir brauchen Zeit zum Trauern, denn wir haben vieles verloren. An manchen Stellen müssen wir unsere Sicht der Dinge überdenken und korrigieren: Wo haben wir zu viel oder Falsches erwartet? Wo sind wir verletzt, enttäuscht? Was wollen wir beim nächsten Mal anders machen? All diese Fragen gehören zu einem Entwicklungsprozess, der wichtig ist und uns reifen lässt.
Wenn wir uns diese Zeit zum Trauern in der jeweiligen Situation nicht nehmen, sondern einfach »zur Tagesordnung« übergehen und den Schmerz wegschieben, meldet er sich irgendwann zurück. Schmerz verlangt, dass wir uns ihm widmen und uns mit ihm auseinandersetzen. Da, wo Altes und Unbearbeitetes plötzlich – wie in Ihrem Fall nach einigen Jahren – hochkommt, ist das meist ein Zeichen dafür, dass Dinge nicht abgeschlossen wurden und man ein Stück Trauerarbeit, die damals dran gewesen wäre, nicht geleistet hat.
Nehmen Sie Ihre Gefühle auch in Bezug auf diese längst vergangene Beziehung ernst und holen Sie das Abschiednehmen und Trauern nach. Die Unterstützung eines Seelsorgers oder Beraters, mit dem Sie die Beziehung noch einmal durchgehen können, kann dabei vielleicht eine Hilfe sein.
Inge Frantzen
»ICH WILL NICHT VERGEBEN MÜSSEN!«
»Ein Mann aus meiner Gemeinde hat fälschlicherweise etwas über mich verbreitet. Und obwohl herauskam, dass alles nur ein dummes Gerücht war, musste ich mich vor vielen Leuten erklären. Ich werde jetzt noch wütend, wenn ich an diese Person denke. Ich habe ihn zur Rede gestellt – doch er entschuldigte sich nicht einmal! Ich weiß zwar, dass ich ihm vergeben sollte, aber ehrlich gesagt: Ich finde das eine unfaire Forderung von Gott!«
Den biblischen Aufruf zur Vergebungsbereitschaft empfinden Sie als eine Zumutung. In der Tat, manchmal ist es das. Doch es ist eine Zumutung Gottes zu unserem Besten! Denn wie sähe die Alternative aus?
Wer nachtragend ist, muss viel schleppen. Wer sich der Vergebungsbereitschaft verweigert, schadet sich letztlich selbst. Bitterkeit und unterschwellige Wut können den Organismus nachhaltig belasten; das Unrecht im Herzen lebendig zu erhalten verbraucht Lebenskraft, ohne dass sich dadurch an der Lebenssituation etwas ändert. Wer vergibt, lebt gesünder.
Bitterkeit ist ein schlechter Tröster. Wer verletzt wird, sucht Trost. Manche nehmen dabei Zuflucht zu bitteren Gefühlen, die sie als gerechtfertigt empfinden und durch die sie ein Stück Trost erleben. Doch wenn Bitterkeit sich im Herzen verfestigt, wird sie zu einem Bumerang: Sie vergiftet die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Suchen Sie den Trost am richtigen Ort: Teilen Sie Ihr Leid und den Zorn mit Gott. Lassen Sie vertraute Menschen Anteil nehmen an Ihrem Ergehen, ohne sich hinter Bitterkeit zu verschanzen.
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