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Die Zwillinge der Zeit
Dana S. Lublow
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Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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© 2020 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
Mühlstraße 10, 88085 Langenargen
Lektorat: Sandy Penner + Melanie Wittmann
Cover gestaltet mit Bildern von © Chorazin – Fotolia lizensiert und Alexey Pavluts – Adobe Stock lizensiert
Illustrationen: Dana S. Lublow
Alle Rechte vorbehalten.
Taschenbuchauflage erschienen 2013
Herstellung: Redaktions- und Literaturbüro MTM
ISBN: 978-3-86196-242-7 - Taschenbuch
ISBN: 978-3-96074-311-8 - E-Book
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Inhalt
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Ich widme dieses Buch all denen,
die mich beim Schreiben unterstützt haben,
aber vor allem meinen Eltern.
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„Nur sie können, dank der Magie der Drachen,
den Ring der Macht finden
und die geteilte Welt von der Dunkelheit befreien.“
Letzte Strophe der Prophezeiung
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Prolog: Der Anfang vom Ende
In einer Nacht, die jeder anderen zu gleichen scheint, werden zwei Kinder geboren. Sie sind Zwillinge und die Töchter des Königs und der Königin der Elfen von Baril, dem Königreich der geteilten Welt, dessen Krieger immer noch für das Gute kämpfen.
Baril und Darilon, das Land der Dunkelheit, führen einen erbitterten Krieg gegeneinander. Denn das Gute kann nicht ohne das Böse existieren, genauso wie der Schatten ohne das Licht nicht existieren kann.
Sind es diese beiden Kinder, die es dennoch schaffen werden, das Böse zu besiegen und der Welt wieder Frieden zu bringen?
***
Die Kristallburg, der Mittelpunkt von Baril, lag in tiefer Nacht. Alles war ruhig. Nur die Raben kreisten Unheil bringend über dem Schloss. Eine Wolke verdunkelte den Mond und dann geschah es. Ein Schatten kletterte den Turm hinauf, schwang sich durch ein Fenster und schaute sich um. Er hatte es geschafft. Er war drinnen. Doch das war nicht die Zeit, sich darüber zu freuen.
„Bring mir die Tochter meiner Schwester“, hatte Laika, die Königin von Darilon, gesagt.
Der Schatten befand sich direkt im Zimmer der Königsfamilie von Baril. Wie leichtsinnig derjenige doch gewesen war, der das Fenster offen gelassen hatte. Der Schatten schaute sich um. In einem größeren Bett lag die Königin. Aber in dieser Mission ging es nicht um sie. Es ging um ihre Tochter. Er trat näher an die Wiege der Prinzessin und jetzt erst bemerkte er es.
Es war nicht eine Prinzessin, es waren zwei. „Zwillinge“, murmelte der Schatten.
Da hörte er plötzlich Schritte auf dem Gang. Er musste sich entscheiden. Er nahm ein Kind und kletterte aus dem Fenster. Gerade rechtzeitig.
Als er auf dem Boden ankam, rannte er über die Ebene bis zum schützenden Wald. Jetzt wurde in der Kristallburg Alarm geschlagen, doch der Schatten wusste, dass er es geschafft hatte. Nun musste er zur Königin von Darilon zurückkehren.
Miyu, die Königin von Baril, hielt das ihr verbliebene Kind im Arm und drückte es fest an sich. Ihre Gedanken kreisten um das geraubte kleine Mädchen. Hoffentlich hatte man ihm nichts angetan. Sie war erschüttert. Wer tat so etwas? Wie hatte so etwas überhaupt passieren können? Bei den vielen Wachen?
„Der Schatten“, flüsterte sie. „Verdammt!“ Erneut hatte ihre Schwester Laika, die Königin von Darilon, sie überlistet.
„Eure Hoheit, was tun wir jetzt?“, fragte Yuuko, der oberste General der Drachenkrieger.
„Wir müssen meine zweite Tochter fortbringen, um sie zu schützen. Wenn sie alt genug ist, wird sie es verstehen“, antwortete Königin Miyu. Ihr Verstand gab vor, was zu tun war, doch ihr Herz wollte sich nicht von dem kleinen Wesen trennen.
„Ich kenne jemanden, der sie gewiss aufnimmt und sich gut um sie kümmert. Ich kann das Kind persönlich bringen“, erklärte General Yuuko.
Die Königin rang mit sich, küsste das Kind auf die Stirn und drückte es noch einmal an ihr Herz. Als sie es ihm dann vorsichtig reichte, lief eine Träne über ihr Gesicht.
„So verliere ich beide Kinder in nur einer Nacht. Ich erwarte dich morgen wieder hier“, entschied die Königin.
„Verstanden. Ich sage meinem Herrn Bescheid.“
Miyu schüttelte den Kopf. „Ich sage es ihm. Geh und bitte ihn herzukommen.“
General Yuuko verbeugte sich und verließ den Raum, um die einzige Hoffnung der geteilten Welt zu verstecken.
*
Teil 1: Die Magierin – Kapitel 1: Seron
16 Jahre später
Die Sonne ging über der Ebene auf und überflutete Seron mit Licht. Die Vögel fingen an zu zwitschern und erhoben sich in den strahlend blauen Himmel. Ein leichter Wind wehte, drückte das grüne Gras zu Boden und ließ die Blätter der Bäume an den Ästen tanzen. In Seron erwachte das Leben.
Die Händler bauten ihre vielen Stände auf und öffneten ihre Läden. Die Arbeiter fingen an, ihr übliches Tagewerk zu verrichten.
Ayuma Shino erwachte. Licht fiel auf das Ende ihres Bettes und ließ sie mit einem Mal hellwach werden. Das Mädchen sprang aus seinem Bett und rannte nach unten, wo sein Vater Izores schon in seiner Schmiede arbeitete. Izores war der Einzige in Seron, der dieses Handwerk ausübte, und deswegen lebten sie für ihre Verhältnisse nicht gerade schlecht.
„Guten Morgen“, rief Ayuma fröhlich und hüpfte zum Schrank, in dem sie einen Laib Brot fand. Sie riss sich ein großes Stück davon ab und legte den Rest zurück auf die Ablage. Es war ein wunderschöner Morgen und Ayuma genoss die frühen Sonnenstrahlen, sie lächelte vor sich hin.
„Da ist aber jemand fröhlich! Was hast du heute vor?“, fragte Izores, den Ayumas gute Laune ansteckte.
„Ich mach irgendwas mit Airo und Mornan.“
„Aber geht nicht zum Sperrgebiet. Man hört derzeit immer wieder, dass dort merkwürdige Dinge vor sich gehen. Es ist gefährlicher denn je. Ihr wisst ja eh, dass ihr da nicht hindürft.“
„Ja, wissen wir, aber wir wollen sowieso zum Wald.“
Izores war beruhigt.
Ayuma, Airo und Mornan waren andauernd in der Nähe des Sperrgebiets, obwohl sie damit gegen den ausdrücklichen Willen ihrer Eltern verstießen. Noch nie war ihnen irgendetwas passiert.
„Ach ... du bist mit der Küche dran!“ Izores drehte sich zu ihr um.
Ayuma verdrehte die Augen. „Vater, ich war ...“
„War nur ein Scherz! Jetzt beeil dich!“
„Ich bin dann weg!“ Sie umarmte ihren Vater und stürmte aus dem Haus.
Airo Seram und Mornan Daiko warteten schon am Stadttor auf Ayuma. Es war gefährlich, in Kriegszeiten im Wald zu spielen, aber zum Glück hatten die Gefechte Seron noch nicht erreicht. Doch das war nur eine Frage der Zeit.
„Du bist zu spät“, maulte Mornan.
„Tut mir leid, aber mein Vater musste mir wieder einmal sagen, dass wir nicht zum Sperrgebiet gehen sollen“, sagte Ayuma.
Die drei zogen los.
„Ja, das hat meine Mutter heute auch erwähnt“, meinte Airo.
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