Nils Doescher - Die Fabrik der Zeitmaschinen

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Die Menschen besitzen das Monopol für die Herstellung der Zeitmaschinen. Nur sie können diese Ware in der gesamten Galaxis verkaufen, welche sie dadurch mit grausamer Härte beherrschen.
Doch zwei junge Männer wollen nun diesem brutalen System ein Ende machen.
Denn sie wissen: Die Zeit der Menschen läuft ab.

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Die Fabrik der Zeitmaschinen

Imprint

Die Fabrik der Zeitmaschinen

Nils Döscher

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2013 Nils Döscher

ISBN 978-3-8442-5243-9

Für alle, die, von Anfang an, an mich und

diese (düstere) Geschichte geglaubt haben.

Über die Nutzung von Zeitmaschinen

Nach dem Gesetz Nr. 101-1, Punkt I bis III, verfasst am 11. Dezember des Jahres 5742 (dem Tag der Inbetriebnahme der Fabrik der Zeitmaschinen), hat sich ein jedes Volk, welches sich durch das große galaktische Menschenreich in den Besitz einer Zeitmaschine gebracht hat, dazu zu verpflichten, diese hoch komplizierten technischen Anlagen nur zu folgenden Zwecken zu verwenden.

PUNKT I

Zeitmaschinen dürfen von Völkern nur dazu verwendet werden, um begangene Fehler in der Geschichte auszubessern.

Dies zählt NURfür die Fehler, die ein Volk in Ihrer eigenen Geschichte begangen hat, ganz gleich wie viele Tausende, oder gar Millionen Jahre diese zurückliegen .

Unter dem Ausbessern von Fehlern ist nur zu verstehen, dass ein Volk Naturkatastrophen voraussehen/verhindern und/oder gewaltsame Alleinherrscher, Massenmörder, sowie kriegerische Auseinandersetzungen aus ihrer vergangenen oder zukünftigen Geschichte entfernen dürfen.

PUNKT II

Zeitmaschinen dürfen ansonsten nur zur wissenschaftlichen Erforschung der Vergangenheit oder der Zukunft verwendet werden. In diesem Fall ist jeder Eingriff in die Geschichte, der eine Veränderung der Vergangenheit, Gegenwart, oder der Zukunft hervorruft, strengstens untersagt.

PUNKT III

Jeder Eingriff in die Geschichte eines Volkes darf auf gar keinen Fall dazu genutzt werden, um einzelnen oder mehreren Personen finanzielle oder machtpolitische Vorteile zu verschaffen.

Prolog

Unsere Zukunft hängt davon ab, wie wir unsere Gegenwart gestalten.

Tenzin Gyatso,

seine Heiligkeit der XIV. Dalai Lama

Eine Eiswüste so weit das Auge reichte. Mehr konnte Jorg Safox aus dem kleinen Fenster des zweitklassigen und völlig überfüllten Passagiertransporters nicht erkennen.

Endlich, nach über zwölf Stunden Flugzeit aus seinem Halbschlaf erwacht, stierte der zweiunddreißig Jahre alte Mann nun nicht mehr in das endlose Schwarz des Weltalls. Vor ihm erschienen nun Gebirge, Gletscher und tiefe Täler. Alles beschienen durch das unheimliche und dunkelrote Licht des großen Planeten Jupiter, der am Abendhimmel stand.

Dann durchbrach plötzlich die übliche, bei jedem Raumflug vorkommende Lautsprecherdurchsage die Stille, die sich in der Kabine während des langen Fluges gebildet hatte.

>>Herzlich willkommen auf dem Jupitermond Europa!

In wenigen Augenblicken setzen wir zur Landung

auf der Verteilerstation dreiundneunzig an.

Wir hoffen sehr, Sie hatten einen angenehmen Flug und

wünschen allen Fluggästen einen wunderschönen

Aufenthalt auf Europa!<<

Überall in der Kabine erwachten nun, laut gähnend und sich übellaunig beschwerend, Männer, Frauen und Kinder aus ihrem Schlummer.

>>Wie viele Jahrhunderte hören wir Menschen uns nun schon diesen Schwachsinn nach jeder Landung an!<<, spottete ein ziemlich dicker Kerl einige Reihen hinter Jorg. Niemand aber schien sich für diese Äußerung zu interessieren, denn danach blieb es auch weiterhin verhältnismäßig still. Jorg reckte seinen durch die Entbehrungen der letzten Jahre geschundenen und mageren Körper in dem trotzdem noch immer zu engen Sitz, froh darüber nach seiner langen Reise endlich das lang erwartete Ziel erreicht zu haben.

Zur selben Zeit verringerte der Transporter seine Geschwindigkeit und begann mit dem Landeanflug. Jorg schaute, noch immer nicht richtig erwacht, erst einmal auf die Holouhr, die im vorderen Teil der Kabine durch die Luft schwebte, und stellte fest das es schon spät am Abend war. Zumindest nach terranischer Zeitrechnung.

Mitteleuropäische Erdzeit:

23:42 Uhr

Freitag, 03. August 10759

Dieser Schriftzug schwebte mit wechselnden Farben durch den Raum, um den Passagieren immer wieder die aktuelle Uhrzeit und das Datum anzuzeigen.

Die Zeitrechnung nach dem sich alle Lebewesen im großen Imperium der Menschen zu richten hatten, auch wenn es hier draußen im Weltall wenig Sinn ergab.

Der Transporter legte sich nun sanft in eine leichte Kurve und neigte sich dabei etwas zur rechten Seite. Auf diese Weise konnte Jorg aus seinem kleinen Fenster die Oberfläche von Europa wesentlich besser erkennen. Sie flogen auch schon längst nicht mehr so hoch wie bei seinem letzten Blick nach draußen. Jetzt konnte der junge Mann die Eislandschaft unter sich viel besser sehen, und erkannte dabei auch sein eigenes, erschöpftes Gesicht wie es sich im Glas der Scheibe spiegelte. Er sah einfach nur müde aus. Seine Wangen waren eingefallen und sein schwarzes Haar breitete sich zerzaust in alle Richtungen aus. Die vergangenen Anstrengungen ließen Jorg Safox schneller altern, als es sonst üblich war.

Draußen war die von großen Bergen übersäte Landschaft, nun einer flachen gewichen, die vereinzelt nur von Spalten durchzogen war. Spalten die so breit und tief waren, dass man nicht bis auf den Grund hinuntersehen konnte. Man erkannte nur ein undurchdringliches schwarz. Genauso schwarz wie das All aus dem der Transporter gerade angereist war. Und dann endlich, sah Jorg das lang erwartete Ziel. Direkt unter sich.

Die Verteilerstation dreiundneunzig. Eine riesengroße, trapezförmige Anlage aus Stahl und Beton, die direkt aus dem Inneren des Planeten gewachsen zu sein schien. Die gesamte Anlage mutete absolut glatt an, bis auf den Landeschacht auf der südlich gelegenen Seite. Der Transporter hielt jetzt genau darauf zu. Ohne seinen Flug noch weiter zu verlangsamen steuerte er präzise in die fünfzig Meter breite und fast zwanzig Meter hohe Öffnung der Verteilerstation mit der Nummer dreiundneunzig zu. Eine von insgesamt zweihundertundachtzig Anlagen, die die Menschen hier auf Europa im Laufe der Jahrtausende errichteten.

Der Transporter flog in die Öffnung und die Sicht auf das ewige Eis des Planeten war somit nach nur wenigen Minuten wieder verschwunden. Dafür gab es jetzt wieder neue Bilder für die Menschen an Bord zu sehen. Ein mehrere Kilometer langer Einflugschacht aus Stahlbeton, der in einem steilen Winkel in die Tiefe führte. Dieser graue Schacht war gespickt mit Leuchtmarkierungen, Sonden, Scannern und Warnhinweisen in der Muttersprache aller Menschen.

Für die meisten Reisenden an Bord waren diese Anlagen nichts Besonderes mehr, sie saßen einfach nur regungslos da und starrten in die Luft, anstatt aus den Fenstern. Reine Routine bei Vielfliegern zwischen den vielen Monden auf denen Menschen arbeiteten und lebten. Ob als Siedler, Bergarbeiter oder reiche Kolonisten. Landeanflüge auf derartigen Stationen gehörten einfach zum Alltag dazu.

Für Jorg allerdings traf das nicht zu. Er fristete sein Leben bislang nur in einem weit entfernten Doppel-Sonnen-System. Einem kleinen Planetensystem mit zwei Sonnen und nur einer bewohnbaren Welt, die dummerweise auch noch zum Großteil nur mit Wüsten und Gebirgen bedeckt war. Diese Welt, die die Menschen Argon 4 nannten, wurde ausschließlich von armen Siedlern bewohnt, die versuchten in jenen Welten zu überleben, indem sie sich bemühten trockenen Boden fruchtbar zu machen.

Dies war selbstverständlich notwendig, um das Überleben der Menschheit zu gewährleisten, die sich nun schon seit hunderten von Generationen unkontrolliert ausbreitete, ohne dabei auf Geburtenkontrolle und Ernährungsfragen zu achten. Hunderte von Milliarden Menschen, die auf trostlosen Planeten ein armseliges Leben führten, nur um zu versuchen den Hunger der Galaxis zu stillen.

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