Dass ich in meinen frühen Jahren immer müde und anfällig für Krankheiten war, hielt mich besser aus Schwierigkeiten heraus, als es jeder Hausarrest gekonnt hätte. Unter der Woche, wenn Schule war, ging ich freiwillig um acht Uhr abends ins Bett und schlief auf dem Schulweg im Bus, anstatt mit den anderen Kindern meines Alters Poker zu spielen. Und anstatt in der Pause herumzurennen oder mit den Rauchern abzuhängen, zog ich es vor, mir einen ruhigen Ort zu suchen, an dem ich meine Hausaufgaben machte. Zum Unfug-Machen war ich viel zu müde. In Verbindung mit einer gewissen angeborenen Streberhaftigkeit und meinem Ehrgeiz führte dies dazu, dass sich meine Energie auf die Schularbeiten und auf das Geigenspiel konzentrierte. Da ich es gar nicht anderes kannte, arbeitete ich hart, obwohl ich mich die meiste Zeit weder vom Antrieb her noch rein körperlich wohlfühlte. Eigentlich führte mein ständiges Unwohlsein zu einem dickköpfigen Drang, noch härter zu arbeiten. Ja, sogar zu der Entschlossenheit, absolut alles dafür zu tun, um bei allem, was ich mir vornahm, erfolgreich zu sein. Und es führte zu der Gewohnheit, mir immer neue Wege zu suchen.
Ich begann meine akademische Laufbahn auf dem Gebiet der Physik und erwarb 1999 einen Bachelor of Science mit Auszeichnung an der University of Victoria, Kanada. Im Alter von sechsundzwanzig Jahren promovierte ich 2003 an der University of Western Ontario, Kanada, in medizinischer Biophysik und verbrachte die nächsten vier Jahre als Postdoktorandin in der medizinischen Forschung; zuerst in der kardiologischen Abteilung des St. Michael’s Hospital in Toronto und dann in der Abteilung für Zellbiologie an der Universität von Arizona.
Während meiner Ausbildung und Forschungslaufbahn wechselte ich wiederholt das Fachgebiet – von Physik zu medizinischer Biophysik, dann zu Physiologie und weiter zu Zellbiologie. Meine Schwerpunkte reichten von Immunologie über Gefäßgesundheit, Gentherapie bis hin zu Krebsbiologie. Die spezifischen Ziele meiner Forschung erstreckten sich von der einfachen Verbesserung des grundlegenden wissenschaftlichen Verständnisses eines bestimmten Systems bis hin zu medizinischer Forschung, die präklinische und klinische Studien einschloss. Ja, ich mag unkonventionelle und ziemlich weitreichende berufliche Veränderungen. Normalerweise baut jeder Schritt in einer akademischen Laufbahn auf dem Wissen und der Erfahrung auf, die in den vorangegangenen Schritten erlernt wurden. So wie ich es gemacht habe, hatte ich zwar jedes Mal, wenn ich einen neuen Abschluss machte oder eine neue Position antrat, Erfahrungen, auf die ich zurückgreifen konnte. Ich musste mir aber immer einen ganzen Bachelorstudiengang an Wissen beibringen und neue Labor- und Versuchstechniken erlernen, um weiterhin qualitativ hochwertige Forschung auf dem Niveau betreiben zu können, das ich von mir selbst erwartete.
Trotz dieser zusätzlichen Hürde habe ich während meiner akademischen Laufbahn eine Vielzahl von Auszeichnungen erhalten, darunter Auszeichnungen für herausragende Forschungsleistungen, viele Stipendien und Forschungsstipendien und sogar ein eigenes Forschungsbudget. Ich war in diesen Jahren sehr produktiv, veröffentlichte vierzehn Arbeiten in von Fachkollegen begutachteten wissenschaftlichen Zeitschriften (darunter sieben Arbeiten als Hauptautorin, von denen einige auch heute noch häufig zitiert werden) und referierte auf fünfundzwanzig internationalen Konferenzen.
Aber meine akademische Karriere wurde frühzeitig beendet. Obwohl ich es noch nicht wusste, litt ich zusätzlich zu den beiden sekundären Autoimmunkrankheiten, die meine Haut betreffen (Psoriasis und Lichen planus), auch an Hashimoto-Thyreoiditis und Fibromyalgie. Als ich dreißig Jahre alt war, am Ende meines zweiten Postdoktorandenstipendiums, wurde meine erste Tochter geboren, und mein Körper konnte plötzlich den Anforderungen meiner gerade beginnenden akademischen Laufbahn nicht mehr standhalten. Ich war krank und nicht mehr dazu in der Lage, ein Gleichgewicht zwischen meinen Ambitionen als Wissenschaftlerin und meinen Ambitionen als Mutter zu finden. Daher traf ich die Entscheidung, zu Hause bei meinem Kind zu bleiben und meine akademische Karriere auf Eis zu legen. Ja, eine weitere unkonventionelle Entscheidung.
Zu Hause bei meinen Töchtern zu bleiben (drei Jahre später bekam ich eine weitere Tochter) gab mir den Raum, den ich brauchte, um mich auf meine Gesundheit zu konzentrieren. Ich nahm 45 Kilo ab, wurde fit und lebte glücklich und zufrieden bis an mein Lebensende – na ja, oder auch nicht. Ich nahm zwar 45 Kilo ab und wurde körperlich aktiv, aber obwohl sich mein Blutzuckerspiegel und mein Blutdruck verbesserten, blieb es um die anderen Dinge schlecht bestellt. Ich empfand eine tiefe Frustration darüber, dass ich immer dünner und dünner wurde und mich dabei zunehmend schlechter fühlte – was sich darin äußerte, dass mein Energieniveau sank, meine Kopfschmerzen immer häufiger wurden, meine Gelenke sich jeden Morgen steif und wund anfühlten und meine Haut so viele Probleme aufwies, dass sie auch immer schlechter aussah. Und genau das motivierte mich dazu, tiefer zu graben und meinen wissenschaftlichen Hintergrund und meine breite Wissensbasis auf das Problem meiner Gesundheit anzuwenden – was mich schließlich zur Paleo-Ernährung und zum Autoimmun-Protokoll brachte.
Innerhalb von zwei Wochen nach der Umstellung auf eine Paleo-Ernährung konnte ich sechs verschreibungspflichtige Medikamente absetzen, von denen ich eines seit zwölf Jahren eingenommen hatte. Die weitere Optimierung meiner Ernährung mit der Anwendung des Autoimmun-Protokolls ermöglichte es mir, meine Autoimmunkrankheiten in Remission zu bringen: Mein Gewicht stabilisierte sich, meine Haut verbesserte sich, mein Energieniveau stieg an, mein Körper schmerzte nicht mehr ständig, und die Symptome, die ich fast drei Jahrzehnte lang hatte ertragen müssen, verschwanden. Daher muss ich wohl kaum erwähnen, dass meine schnelle gesundheitliche Verbesserung mich von der Heilkraft der richtigen Lebensmittel überzeugt hat.
Dass ich eine Lösung für meine Gesundheitsprobleme gefunden hatte, entfachte ein Feuer in mir. Vor allem, da die Lösung einfach nur darin bestand, die von mir eingenommenen Nahrungsmittel zu ändern. Ich konnte mich anschließend mit meinem Wissen nicht einfach nur zurücklehnen und mich meiner besseren Gesundheit erfreuen; ich musste es der Welt mitteilen und anderen helfen, die dasselbe durchmachten wie ich. Deswegen startete ich meinen Blog The Paleo Mom , in dem ich all meine Interessen kombinieren konnte: Wissenschaft, Gesundheit, Kochen und Kunst. Ich machte es zu meiner Aufgabe, darüber aufzuklären, dass es zwei verschiedene Arten von Lebensmitteln gibt: Einige Lebensmittel können die Gesundheit unterstützen, weil sie eine Fülle und Vielfalt an essenziellen und nicht essenziellen Nährstoffen liefern. Andere hingegen können die Gesundheit untergraben, weil sie das Darmmikrobiom stören, Hormone dysregulieren oder Entzündungen hervorrufen. Ich wollte die Menschen dabei unterstützen, zu verstehen, wie Schlaf, Stress und körperliche Aktivität die gesundheitliche Balance beeinflussen. Und – was vielleicht noch wichtiger war – ich wollte Ressourcen schaffen, damit die Menschen ihre Entscheidungen zur Verbesserung der Gesundheit auch tatsächlich umsetzen konnten.
Und so ist nun die Heilende Küche entstanden, mein drittes Buch, das sich mit dem Paleo-Autoimmun-Protokoll befasst. Das Ziel dieses Buches ist es, eine gesunde Ernährung so unkompliziert, budgetfreundlich, schnell und einfach wie möglich zu gestalten. Und ich hätte mir keine bessere Mitautorin und Partnerin für dieses Projekt wünschen können. Alaena und ich haben ein Meisterwerk geschaffen, das keine von uns allein hätte schaffen können. Und ich bin mir ganz sicher, dass Sie nicht nur begeistert sein werden, weil die hier enthaltenen Rezepte eine gute Gesundheit fördern, sondern dass Sie sie auch wegen ihres Geschmacks lieben werden.
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