Ava Farmehri - Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen

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Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen: краткое содержание, описание и аннотация

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Sheyda Porroyas Tage sind gezählt. Sie sitzt im Todestrakt eines iranischen Gefängnisses – es ist das Jahr 1999, sie ist zwanzig Jahre jung. Ihre Erzählung, die zwischen Rückblicken auf ihre Kindheit und Jugend und dem barbarischen Alltag im Gefängnis hin- und herwechselt, ist nicht ganz zuverlässig: Ist sie wahnsinnig? Wachsen ihr wirklich Engelsflügel aus den Schulterblättern? Und hat sie wirklich ihre Mutter getötet?
Schon als Kind flüchtet sich Sheyda in eine Traum- und Wahnwelt und gewinnt in der repressiven Umgebung, in der sie aufwächst, immerhin eine Art Narrenfreiheit. Ungeliebte Tochter unglücklicher Eltern, Sonderling ohne Freunde und einzig zur grenzenlosen Liebe begabt, schafft sie sich ein Alter Ego ausgerechnet in Gestalt von Dantes Beatrice – folgerichtig ist auch der Romantitel aus Dantes «Inferno» entliehen.
In berückend schöner, kraftvoller Sprache entfaltet Ava Farmehri eine Geschichte von politischem Aufruhr, von Realitätsflucht, Unterdrückung und Isolation – makaber und magisch zugleich.

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»Sheyda dschan , sei nicht dumm«, zischte meine Mutter.

»Der ist nicht zu verkaufen«, rief der Junge wütend, und ich war heilfroh, dass ich den Apfel schon an mich genommen hatte.

»Warum lässt du den Sittich nicht eine Prophezeiung für dich aussuchen?«, sagte meine Mutter. »Du hast doch bestimmt eine Frage, auf die du eine Antwort möchtest, Schatz?«

»Nein. Ich will den Vogel.«

»Den kannst du aber nicht haben. Junger Mann, bitte lass deinen Vogel ein fal für meine Tochter aussuchen«, sagte mein Vater mit wachsender Ungeduld und einem Anflug von Ärger in der Stimme. »Stell eine Frage, Sheyda. Aber behalte sie für dich. Oder formuliere einen Wunsch.«

»Wie viele Wünsche habe ich denn?«

»Einen.«

Ich schloss die Augen und dachte an etwas, was mir damals sehr bedeutsam vorkam. Nachdem der Vogel mit schiefgelegtem Kopf alle Möglichkeiten durchgegangen war, zog er mit dem Schnabel einen kleinen Umschlag hervor. Meine Mutter bat ebenfalls um ein fal . Wir bezahlten den Jungen und gingen mit den beiden Umschlägen davon; der eine war orange wie der Lolli, den ich von der Kinderärztin bekommen hatte, der andere himmelblau wie die Augen des Jungen. Im Taxi nach Hause öffnete meine Mutter ihren Umschlag und las das Gedicht, faltete das Papier dann sorgfältig wieder zusammen und schob es in ihre Handtasche. Dann öffnete sie meinen und las, was darauf geschrieben stand.

»Was um Himmels willen hast du dir gewünscht?«, fragte meine Mutter, die Hafis’ Prophezeiungen viel zu ernst nahm. Das Papier zitterte in ihren Händen.

»Ich habe geschummelt. Ich habe mir mehrere Sachen gewünscht.«

»Das macht nichts. Was hast du dir gewünscht?«

»Ich habe mir gewünscht zu verschwinden. Oder in einem Apfel zu leben wie ein Wurm.« Ich starrte auf die glänzende Schale des Apfels und versuchte, mein Spiegelbild darin zu erkennen. »Und du, maman ? Was hast du dir gewünscht?«

Mein Vater drehte sich vom Beifahrersitz zu uns um. Er hielt eine halb abgebrannte Zigarette zwischen zwei angespannten Fingern, atmete den Rauch aus und sagte: »Sie hat sich gewünscht, du wärst normal.«

»Ich habe mir auch noch den Vogel gewünscht«, sagte ich und starrte weiter auf meinen Apfel.

Meine Mutter zerknüllte das orange Papier und warf es kurzerhand aus dem Fenster des fahrenden Taxis.

Ich habe nie erfahren, was in Dr. Vafas Sprechzimmer gesagt worden war. Aber ich kann es mir denken, denn drei Wochen später saß ich in einer anderen Praxis auf einer anderen Couch und sah aus einem anderen Fenster. Diese Couch stank nach teurem Parfüm, freien Assoziationen und Albträumen, und ich saß zwischen denselben Eltern, die fest überzeugt waren, dass ich verrückt war. Dr. Fereydun ist bis heute mein treuer Psychiater. Dr. Vafa hatte ihn meinen Eltern empfohlen, weil er große Erfolge mit schweren Fällen vorzuweisen hatte, und so einer war ich offenbar.

Die Wände seines Büros rochen nach verschämten Geständnissen und bösen Erinnerungen. Das Büro war zweimal so groß wie unser Wohnzimmer, und auf Dr. Fereyduns Schreibtisch standen viele schöne Dinge. Dinge, die in unserem Wohnzimmer, so fand ich, noch schöner ausgesehen hätten, zum Beispiel in einem der beiden Glasschränke, in denen meine Mutter das gute Geschirr und ihre Sammlung Porzellanengel aufbewahrte. Diesmal saß ich zwei lange Stunden still und wartete darauf, dass der Doktor mir einen Lutscher schenkte. Aber das tat er nicht. Er sprach die ganze Zeit mit meinem Vater und bombardierte mich mit Fragen zu meinem Spielzeug. An viel mehr kann ich mich nicht erinnern. Am besten im Gedächtnis geblieben ist mir der Geruch seiner Couch, aber das liegt vor allem daran, dass er über die Jahre hinweg derselbe geblieben ist. Den Geruch von Erinnerungen bekommt man nicht so leicht wieder raus.

Der Glasschrank mit den Engeln war immer verschlossen. Meine Mutter versteckte den Schlüssel, aber ich wusste, wo ich suchen musste. Jeden Freitag schloss sie die Tür auf, um die Engel abzustauben und neu zu arrangieren. Sie nahm jeden einzelnen zärtlich in die Hand, hüllte ihn in ein feuchtes schwarzes Tuch und rieb ihn ab. Manche Engel beteten im Knien, andere blickten gütig auf mich herab, füllten meine Augen mit Wärme und segneten mich mit ausgebreiteten Armen. Ein weiblicher Engel spielte Harfe, zwei andere hielten arrogant die Augen geschlossen. Der Schlüssel befand sich in der Küche, in einem leeren Porzellankrug, in dem meine Mutter auch sämtliche Hemdknöpfe aufbewahrte, die mein Vater bei der Arbeit verlor.

Drei Tage später bemerkte meine Mutter die schwarze Katze, die trotzig zwischen all den monoton weißen Engeln stand, den Schwanz aufgerollt wie eine Peitsche, eine Pfote erhoben, als wollte sie ihrem Gegenüber das Gesicht zerkratzen oder einfach nur hallo sagen, ein Auge arglistig zusammengekniffen, die Zunge spöttisch rausgestreckt. Ihr geöffnetes Auge folgte mir gelb und hypnotisch durchs Zimmer. Meine Mutter knallte die Katze vor mich auf den Küchentisch. Ich war gerade damit beschäftigt, Erdbeermarmelade auf ein knuspriges Stück taftun zu schmieren. Ich sah lächelnd von meinem Frühstück auf, weil ich dachte, meine Mutter wollte sich bei mir bedanken. Falsch gedacht.

»Wann hast du die Katze an dich genommen? Wie hast du das angestellt?«, brüllte sie. »Wir saßen doch die ganze Zeit neben dir!«

Ich machte ein langes Gesicht. Leckte den Teelöffel ab, tauchte ihn erneut ins Glas, träufelte weiter Marmelade auf mein Brot.

»Meine Tochter ist eine Diebin! Was hast du noch gestohlen?« Meine Mutter riss mich vom Stuhl, ging vor mir auf die Knie und schüttelte mich. »Was hast du noch mitgenommen? Antworte!«

»Nichts. Nur die Katze.« Meine Mutter sah mich mit irren Augen an. Mir wurde klar, dass ich etwas sehr Schlimmes angestellt hatte, auch wenn ich nicht genau wusste, was daran so verwerflich war. »Ich wollte sie dir zum Muttertag schenken. Papa …«

Sie gab mir eine Ohrfeige, die nicht besonders wehtat. Vor Schreck begann ich zu weinen. Sofort zog sie mich in ihre Arme und rief atemlos: »Tut mir leid, Schätzchen, tut mir leid.« Ihr Haar geriet mir in die Augen und in den Mund, und ich musste husten. Es war ein trockener Husten, der mir im Hals wehtat und den ich mit Absicht übertrieb. Meine Mutter nannte mich ein dummes Mädchen und zog mich ins Badezimmer. Ich hielt immer noch den Löffel in der Hand und stolperte schluchzend hinter ihr her, während die Marmelade auf den Boden tropfte. Im Badezimmer hielt sie meinen Kopf über das Waschbecken und seifte mir Gesicht und Hände mit einer bitter schmeckenden grünen Seife ein. Die ganze Zeit über ließ ich den Löffel nicht los. Ich spuckte einen rötlichen Schaum voller kleiner schwarzer Samen ins Waschbecken. Dann hob ich den Blick. Das war die schlimmste Strafe: Meine Mutter zwang mich, im Spiegel mitanzusehen, wie ihr Tränen über das Gesicht liefen. Sie wollte mir zeigen, was ich ihr angetan hatte. Damals wusste ich nicht, ob es die Seife oder die Tränen meiner Mutter waren, die mich von meinen Sünden reinwuschen.

Jetzt weiß ich es.

»Wirst du es Papa sagen?«, fragte ich, während sie mir eine Jeans anzog und sie über meinem Bauchnabel zuknöpfte.

»Nein«, antwortete sie ohne jede weitere Erklärung.

Dr. Fereydun sagte, ich dürfe die Katze behalten. Er habe nicht einmal gemerkt, dass sie weg sei. Meine Mutter entschuldigte sich immer wieder und zerquetschte mir die Hand, damit ich dasselbe tat, damit ich wiederholte, was wir im Taxi einstudiert hatten: »Es tut mir leid, dass ich die Katze genommen habe, ohne Sie um Erlaubnis zu bitten. Ich verspreche, dass ich beim nächsten Mal vorher frage und dass ich nie wieder etwas stehlen werde.« Der Doktor sagte lächelnd, ich solle die Katze als Geschenk dafür betrachten, dass ich so ein mutiges Mädchen sei und meinen Fehler zugegeben hätte. Mit hochrotem Gesicht eilte meine Mutter mit mir aus dem Sprechzimmer.

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