Ava Farmehri - Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen

Здесь есть возможность читать онлайн «Ava Farmehri - Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Sheyda Porroyas Tage sind gezählt. Sie sitzt im Todestrakt eines iranischen Gefängnisses – es ist das Jahr 1999, sie ist zwanzig Jahre jung. Ihre Erzählung, die zwischen Rückblicken auf ihre Kindheit und Jugend und dem barbarischen Alltag im Gefängnis hin- und herwechselt, ist nicht ganz zuverlässig: Ist sie wahnsinnig? Wachsen ihr wirklich Engelsflügel aus den Schulterblättern? Und hat sie wirklich ihre Mutter getötet?
Schon als Kind flüchtet sich Sheyda in eine Traum- und Wahnwelt und gewinnt in der repressiven Umgebung, in der sie aufwächst, immerhin eine Art Narrenfreiheit. Ungeliebte Tochter unglücklicher Eltern, Sonderling ohne Freunde und einzig zur grenzenlosen Liebe begabt, schafft sie sich ein Alter Ego ausgerechnet in Gestalt von Dantes Beatrice – folgerichtig ist auch der Romantitel aus Dantes «Inferno» entliehen.
In berückend schöner, kraftvoller Sprache entfaltet Ava Farmehri eine Geschichte von politischem Aufruhr, von Realitätsflucht, Unterdrückung und Isolation – makaber und magisch zugleich.

Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Das Erste, was ich sah, als ich kopfüber zur Welt kam, war das verschwommene Fernsehbild. Ich schrie nicht, und ich atmete nicht. Am liebsten wäre ich gleich wieder zurück in den Schoß meiner Mutter gekrochen und dort für immer geblieben. Ich wollte weiter in der sicheren Dunkelheit vor mich hindämmern, weit weg von dieser unbarmherzig grellen Welt. Doch die Hebamme schlug mir dreimal hart auf den Rücken, und mir blieb nichts anderes übrig als zu schreien. Der körperliche Schmerz war realer als die Ungewissheit meiner Zukunft. Als mein Vater schließlich von der Arbeit kam und mich in eine Decke gewickelt im Arm hielt, weinte er, und dieselben Glücks- und Sorgentränen, die ihm damals übers Gesicht liefen, liefen auch meiner Mutter jedes Mal übers Gesicht, wenn sie mir die Geschichte meiner Geburt erzählte. Und immer endete sie mit folgenden Worten: »Meine liebeskranke Nachtigall, der Tag, an dem du auf die Welt kamst, war der schönste und schmerzhafteste Tag meines Lebens.«

Mütter und Väter sind pathologische Sünder. Sie verdammen unzählige Seelen zu einem Leben im Exil, zu gescheiterten Träumen und Ehen, zu selbstmörderischen Geliebten, zu Tod und Gefängnis, und das alles nur aus Liebe und hoffnungsloser Zuversicht, aus einem egoistischen Bedürfnis, als wüssten sie es nicht besser, als hätte das Leben sie nicht eines anderen belehrt. Eltern sind wirklich und wahrhaftig die schlimmsten Verbrecher.

5

Bekommen Mörder eigentlich einen Nachruf?

Und wie würde meiner wohl lauten?

Frau Sheyda Porroya aus Teheran, Iran, starb am 11. März 1999 an einem gebrochenen Genick, nachdem sie zum Tode durch den Strang verurteilt worden war .

Sheyda Porroya wurde am 1. April 1979 geboren, als einzige Tochter von Rustam (†) und Aresu (†) Porroya, die beide unter verschiedenen, aber ähnlich tragischen Umständen ums Leben gekommen sind. Nach ihrem Abschluss am Fatima-Zahra-Gymnasium bestand sie den Konkour mit Bestnoten und wurde zum

Studium zugelassen. Während ihres ersten und einzigen Jahrs an der Universität war sie eine fleißige Studentin, die Seminare in Persischer Geschichte und Mythologie, Englisch und Lyrik belegte und bei allen Kommilitonen und Dozenten, die das Glück hatten, diese unkonventionelle und leidenschaftliche junge Frau kennenzulernen, einen tiefen Eindruck hinterließ .

Sheyda war als unverbesserliche Träumerin bekannt. Sheyda, die ein äußerst freundliches Naturell besaß, war ein lebensfrohes, abenteuerlustiges Ding und erzählte furchtbar gern Geschichten. Sie glaubte unbeirrbar an die Liebe, an den Triumph der Liebe, an ewiges Glück und an rührselige Happy Ends. Und obwohl ihr frühzeitiger Tod, der durch das gerechte Urteil des Erhängens erfolgt ist, bedeutet, dass Sheyda ihren Traum, die ganze Welt zu lieben und sie auf ihre eigene fehlgeleitete Art zu retten, nicht verwirklichen konnte, war sie der festen Überzeugung, dass jeder Einzelne von uns irgendwann seine Sternstunde erlebt, und dass der Tod ihre Sternstunde sein würde .

In ihrer Freizeit widmete sich Sheyda mit bemerkenswertem Eifer ihren beiden Hobbys, dem Sammeln von Engelsfiguren und dem von Büchern, vor allem solchen, die von dem ebenso geheimnisvollen wie brillanten Mustafa Jafari übersetzt worden sind. Sie hatte eine große Begabung fürs Schreiben, auch wenn keiner ihrer Texte jemals veröffentlicht worden ist, aus politischer Korrektheit und wegen kultureller und religiöser Sensibilitäten. Einigen ihrer Texte wurde vorgeworfen, Hass und Feindseligkeit gegen das islamische Regime zu schüren, weshalb sie nach ihrem Tod verbrannt worden sind. Sheyda war eine leidenschaftliche Beobachterin sowohl von Vögeln als auch von Menschen, wobei ihr bewusst war, dass Vögel, was die Freiheit angeht, immer die Oberhand haben werden, oder in diesem Fall, wenn man so will, den Oberflügel .

Sheyda Porroya hinterlässt einen Teddybär, der auch ihr Zellengenosse war, eine treue Stoffpuppe namens Laleh, ein Universum, das für niemanden auch nur einen Moment innehält, und viele wunderschöne unsterbliche Träume .

ZWEITES KAPITEL

1

»Dann ist sie eben etwas seltsam. Jedes Kind ist anders!«, sagte meine Kinderärztin. Sie gab mir einen Lutscher, und ich wickelte ihn aus und schob ihn mir in den Mund. Das orange Papier warf ich auf den Boden. Mein Vater beugte sich vor, hob es auf und bedachte mich mit einem missbilligenden Blick, den ich ignorierte. Stattdessen sah ich aus dem Fenster. Draußen stand ein Apfelbaum, der aussah wie gekreuzigt. Oder wie der Buchstabe T. Seine Äste bogen sich unter der Last reifer Früchte, der Rasen war mit verfaulten Äpfeln übersät. Ich saß zwischen meinem Vater und meiner Mutter auf einer hellbraunen Ledercouch, die nach Kleinkindkotze stank. Meine Eltern blickten sich an und wussten nicht, was sie sagen sollten. Schließlich fragte Dr. Vafa, wohl aus professionellem Pflichtgefühl oder aus dem Bedürfnis, ihre Patienten zu beruhigen: »Worum geht es denn? Imaginäre Freunde? Angst im Dunkeln?«

Ich schenkte Dr. Vafa ein Lächeln und ersetzte ihren Anblick dann wieder durch das T, das seine blutigen Arme beschwörend gen Himmel reckte. Ich stand auf und wollte gehen, aber mein Vater zog mich zurück auf die Couch. »Setz dich.«

Ich gehorchte.

Mein Vater räusperte sich. »Nein, es geht um etwas Ernsteres.« Er warf meiner Mutter einen Seitenblick zu, aber sie saß nur zurückgelehnt auf der Couch und starrte ausdruckslos auf das Gemälde an der Wand gegenüber. Das Bild in dem kostbaren geschnitzten Holzrahmen zeigte eine Gruppe schmaläugiger Jäger mit Turbanen, die eine Löwin mit Speeren durchbohrten. Vielleicht hatte meine Mutter Mitleid mit dem verwundeten Tier und wünschte, sie könnte sich zwischen die blutrünstigen Jäger und die Löwin werfen und den Männern, indem sie die Speere in ihr eigenes Fleisch eindringen ließe, zeigen, dass sie die wahren Tiere waren. Ich weiß es nicht, aber meine Mutter stierte auf das Gemälde, als wollte sie seine ganze Grausamkeit in sich aufnehmen. Als wäre das Gemälde der einzige Grund, warum wir in diesem kühlen Zimmer saßen. Ihr Haar, das sie sich zu Hause oft um den Finger wickelte, ihr Haar, auf dessen Spitzen sie gern herumkaute, war von einem schwarzen, lose gebundenen Kopftuch verhüllt.

Da meine Mutter weiter beharrlich schwieg, blieb meinem Vater nichts übrig, als verschämt zu murmeln: »Unsere Tochter ist sieben Jahre alt und macht immer noch ins Bett, und sie –« Er starrte beschämt zu Boden und warf meiner Mutter wieder einen Blick zu: »Aresu, vielleicht solltest du es ihr erklären. Sag doch auch mal was.« Meine Mutter erwachte aus ihrer Trance und drehte sich halb zu meinem Vater um, der sich müde die Augen rieb. An seinem Mittelfinger prangte der schwere Silberring mit dem gelben Edelstein.

Dr. Vafa klappte den Mund auf, aber bevor sie etwas sagen konnte, ergriff meine Mutter das Wort: »Sheyda dschan «, sagte sie und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar, »warum gehst du nicht nach draußen und spielst ein bisschen, bis Papa und ich hier fertig sind?«

Ich sprang auf und wollte zur Tür laufen, aber sie packte mich am Ellbogen, griff nach meinem Kinn und zog mein Gesicht dicht an ihres heran. Der Lutscher, den ich immer noch im Mund hatte, schlug klackernd gegen meine Zähne. »Bleib von der Straße weg und sprich nicht mit Fremden.« Dann küsste sie mich auf die Wange und wischte die braune Lippenstiftspur mit dem Daumen ab.

Ich nickte und rannte nach draußen.

Dort stand ich unter dem Baum, berührte sein Rückgrat und blickte hoch zu einem knallroten Apfel, der weit oben an einem Ast hing. Mit in den Nacken gelegtem Kopf überlegte ich, wie ich am besten an dem Stamm hochkäme, wo ich die Füße hinsetzen und an welchen Ästen ich mich festhalten musste. Nach drei gescheiterten Versuchen ließ ich mich ins Gras fallen, das vom Dauerregen am Vormittag noch feucht war, und lehnte meinen Rücken an den Stamm. Ich atmete angriffslustig, wickelte mir Grashalme um den Finger und kaute auf dem Rest meines Lutschers herum, der zerbröselte und nach Pappe zu schmecken begann. Der widerlich süße Geruch verfaulter Äpfel vernebelte mir den Kopf, und ich musste mich aus diesem Dämmerzustand befreien, bevor er mich ganz und gar überwältigte. Ich reckte den Hals und beschwor den Apfel, versuchte, ihn zum Herunterfallen zu überreden, sang ihm die Lieder vor, mit denen meine Mutter mich abends in den Schlaf wiegte, versprach, ihn niemals zu essen, und beteuerte gleich darauf, ich würde ihn mit der allergrößten Zärtlichkeit verspeisen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen»

Обсуждение, отзывы о книге «Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x