Die Menschen waren gekommen, um Erfahrungspunkte zu sammeln oder auch nur, um sich von ihrem Frust abzulenken, hier in dieser Welt gefangen zu sein. Karl zeigte auf das Loch in der Festung.
— Wir werden sie hier zurückdrängen!
Oh ja, wir werden sie zurückdrängen! Unser Würgegriff wird sie so eng umschließen, wie die Hand eines Noobs seinen ersten Diamanten. Wenn uns das nicht gelingt, werden sie das Dorf stürmen, und das Spiel wäre aus, sie würden alles zerstören … sogar den Eiscremestand.
Der Eiscremestand?!
Nur das nicht! Bitte nicht den Eiscremestand mit seinen acht kleinen Plakaten, die angeblich essbar sein sollen! Nicht ihn! Alles, aber nicht ihn! Ihr könnt mein Zimmer zerstören, den Brunnen in die Luft sprengen! Aber diese kleine Holzbude packt ihr nicht an!
Wo könnte ich dann hingehen, um das Eis mit den Diamantsplittern zu genießen, seine cremige Konsistenz mit der einzigartigen, betörenden Geschmacksmischung?
Würden sie es wagen, diesen Eistempel zu zerstören? Natürlich sind es Monster, aber gibt es für sie denn keine Grenzen? Es gibt Dinge, die darf man einfach nicht tun, oder?
Ich biss in einen Keks und ließ sie keinen Moment aus den Augen. Wir lassen sie heute Nacht auf gar keinen Fall hier eindringen. Sie werden nicht durch das Loch kommen, egal wie zahlreich sie sind. Und wir sollten zu Notch beten, dass sie zur Verstärkung keine Endercreeper schicken. Oh, und wir müssen Zombies verhauen. Sehr viele Zombies.
Erfahrungspunkte wirbelten nur so durch die Luft. Durch den Rauch, der mit jedem getöteten Zombie entstand, konnte man kaum hindurchblicken. Es flogen fast mehr Pfeile durch die Luft als Regentropfen. Brio kämpfte geschickt mit je einem Schwert in jeder Hand. Perce benutzte eine mit Schärfe V verzauberte Axt. Alice verteilte einen todbringenden Schlag nach dem anderen und flog förmlich durch die Luft. Esmeralda und Karl kämpften Seite an Seite, als seien sie die dicksten Freunde der Welt. Max und Mastoc nahmen sich einen super irren Zombie mit schwarzer Haut und leuchtend grünen Augen vor.
Mastocs Augen waren groß wie Kekse.
— Was ist das für ein Ding?!
— Wahrscheinlich ein Vampir, antwortete Max. Der entsteht, wenn ein Zombie … Ach, egal, du musst nur verhindern, dass er dich berührt.
— Beim Notch, darauf kannst du dich verlassen!
Selbst der Bürgermeister hatte ein Schwert in der Hand … Es war aus Gold und nicht verzaubert. Normalerweise wird es nur bei Festivitäten getragen. Tja, die Dinge haben sich zum Schlechten gewandelt.
Natürlich war Pierre auch dabei, er kämpfte in der ersten Reihe. Natürlich! Was für ein Held! Manchmal warf er sich rettend vor die Leute. Manchmal tötete er einen Zombie mit einem einzigen tödlichen Schlag. Manchmal räumte er andere aus dem Weg, um selbst mehr zu töten. Er war ständig darauf bedacht, auf sich aufmerksam zu machen.
So mutig!
So stark!
Schaut ihn an!
Manchmal schaute er zu mir herüber. Ich war nur froh, dass er mir nicht zu nahe kam. Um ehrlich zu sein, am liebsten hätte ich ihn in die Zombiemeute gestoßen.
Warum hat er das nur getan und einen Teil der Mauer in die Luft gesprengt? Er hat sogar versucht, mich in die Luft jagen. Natürlich wusste ich, dass er ein übler Typ war, aber so schlimm … Er wird doch nicht etwa Herobrines Sohn sein?!
Und was wird nach der Schlacht passieren? Werden alle ihm dann glauben? Ganz sicher. Er hat viele Freunde, die zu ihm halten.
Aber im Augenblick gibt es erst mal Wichtigeres. Wenn die Monster uns hinauswerfen …
Ich wurde immer wütender. Ein Zombie nach dem anderen fiel um wie ein gefällter Baum. Aber für jeden umgelegten Zombie nahm ein neuer seinen Platz ein.
Es zog sich lange hin. Meine Arme wurden allmählich müde, wie vom stundenlangen Graben.
Ja, wir waren vollkommen fertig. Mein Gehirn verabschiedete sich schon ab und zu. Ich gebe es ungern zu, aber … irgendwann habe ich mich tatsächlich gefragt, ob man ein Haus aus Kuchen bauen kann.
SAMSTAG
DIE SCHLACHT - TEIL II
94 Zombies, 95, 96, 97…
Kuchen … Schloss … äh? … 98, 99…
Ich traf gerade auf meinen 100. Zombie, als sich ein Schüler vordrängelte und den Zombie tötete, den ich mir bereits vorgenommen hatte. Ich warf ihm einen bösen Blick zu.
— Hurrr! Zombiedieb!
— Zombiedieb?, lachte er. Du bist in meiner Zone, Milchgesicht! Hau ab!
Ich erkannte den Typen. Es war Hartmut, ein ebenso brutaler Kerl wie Pierre.
Er kämpfte seit einiger Zeit mit seinem Ranking, lag so im Mittelfeld, auf dem 66. oder 67. Platz. Aber seitdem er von dem Weg des Diamanten gehört hatte, tat er alles, um besser zu werden.
Darum hat er mir auch meinen Zombie weggeschnappt, denn dieser Kampf wird seinen Kampfscore verbessern. Ich glaube, er will nur Kapitän werden, weil er dann anderen Befehle erteilen kann. Er ist ein Betrüger und ein Dieb. Ihn interessieren nur Smaragde und Wertsachen. Wenn er erst einmal Kapitän ist, wird er von seinen Untergebenen kleine Zuwendungen und Geschenke fordern. Das werde ich nicht zulassen. Außerdem hat er meinen Zombie abgestochen! Also drängte ich ihn weg … und tötete seinen.
— Du kleiner Noob!, zischte er und schubste mich.
Es dauerte nicht lange, bis wir uns gegenseitig mit unseren Fäusten und Füßen beharkten, während wir gleichzeitig die Zombies bekämpften. Ich trat ihm heftig auf seine Hühneraugen.
— Bauerntölpel!
— König der Noobs!
— Blockkopf!
– Nussflüsterer!
— Schleimklecks!
— Fledermausbauer!
Fledermausbauer?! Jetzt war er zu weit gegangen!
Ich ging einen Schritt zurück und überließ den Zombie großzügig ihm. Aber als er ihm den tödlichen Schlag versetzen wollte, zog ich meinen Bogen und tötete das Monster mit meinen Pfeilen.
LOL! LOL! LOL!
Da habe ich dich reingelegt, du Noob!
Hat er wirklich geglaubt, ich überlasse ihm den Zombie? Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen! Wow! Eigentlich wollte ich es zeichnen, aber ich konnte einfach nicht aufhören zu lachen.
Er war voll genervt:
— Sobald mein Team und ich euch eingeholt haben, werde ich dafür sorgen, dass Alice unter meinem Befehl steht! Dann muss sie die ganze Schmutzarbeit für uns übernehmen! Ich werde sie an die Leine nehmen!
Er stieß ein letztes „Hurr!“ aus und stapfte wütend davon, zweifellos um anderen ein paar Zombies zu klauen.
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